Der International Jumping Riders Club zur FEI Generalversammlung

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Auch FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach versuchte bei der FEI-Generalversammlung, Werbung für die Rückkehr zum alten Format zu machen. (© FEI)

In St.GEORG 1/2022, den wir soeben an die Druckerei übergeben haben, hat sich Steve Guerdat in einem Interview zu den Ergebnissen der FEI-Generalversammlung geäußert. Gerade kommt auch eine weitere Stellungnahme des International Jumping Riders Club.

De facto ist es nach der FEI-Generalversammlung mehr oder weniger beschlossene Sache, dass auch in Paris 2024 nur drei Reiter-/Pferd-Kombinationen pro Nation eine Mannschaft bilden und es kein Streichergebnis gibt. 70 der anwesenden Nationen hatten sich dafür ausgesprochen, 30 dagegen (aus Europa, Nord- und Südamerika und zum Teil aus Afrika).

Der International Jumping Riders Club (IJRC) als Vertreter der Aktiven ist entschieden dagegen. Die Direktorin, Eleonora Ottiviani, hat dazu ein Statement verfasst. Darin stellt sie fest, dass von den 30 Nationen, die sich gegen das neue olympische Format ausgesprochen haben, 90 Prozent an den Olympischen Spielen in Tokio teilgenommen haben. Umgekehrt waren von denjenigen 70 Ländern, die die Drei-Reiter-pro-Mannschaft-Formel behalten wollen, nur 10 Prozent in Tokio dabei.

Ottivianis Rückschluss: „Es scheint, dass der Konflikt um das olympische Format nicht zwischen den europäischen Nationen und dem Rest der Welt besteht, sondern zwischen denen, die an den Spielen teilgenommen haben, und denen, die nicht teilgenommen haben.“ Mit anderen Worten also zwischen denen, die live erlebt haben, welche Konsequenzen ein fehlendes Streichergebnis für die Pferde hat und jenen, die das eben nicht mitgemacht haben.

Ottiviani mutmaßt, dass die Länder, die sich gegen die Rückkehr zum alten Format mit vier Reitern ausgesprochen haben, sich der Argumentation des IOC-Sportdirektors Kit McConnell angeschlossen haben. Der hatte einen Brief an FEI-Präsident Ingmar de Vos geschrieben, in dem er seine Wertschätzung für die Arbeit der FEI ausdrückt, was die Umsetzung der olympischen Agenda 2020 angeht, und in dem er erklärt hat, worin er die Vorteile des neuen Konzepts sieht.

Ottiviani nennt dies „Ansichten, die richtige Konzepte ausdrücken und die wir respektieren und die von unseren Institutionen auch anerkannt wurden“. Gleichwohl weist sie darauf hin, dass in besagtem Brief ein wichtiges Wort fehlte: Pferd(e). Das kam nicht einmal vor.

„Die Pferde sind der Grund, warum wie alle, die sich mit dem Pferdesport beschäftigen, hier sind. Sie sind unsere Partner im Sport und im Leben.“

Entscheidende Fragen

Ottiviani stellt die Frage, die für viele im Raum steht: „Warum sollen die Länder, die an den Olympischen Spielen teilnehmen, Regeln befolgen, di von Verbänden diktiert werden, die keinerlei olympische Erfahrung haben und von denen sich die große Mehrheit nicht für Paris 2024 qualifizieren kann?“

Die Antwort ist zunächst simpel: aufgrund des Demokratieprinzips, nach dem die Mehrheit gewinnt. Ottiviani gibt allerdings zu bedenken: „Wenn jedoch Minderheiten nicht respektiert werden (die Minderheit in der FEI-Generalversammlung repräsentiert 85 Prozent der Pferdesportler), besteht die Gefahr, dass es zu einer diktatorischen Demokratie wird, wie Aristoteles sagt.

Es ginge nicht darum. die Abstimmung grundsätzlich abzulehnen, sondern vielmehr das System. Das sollte sich eher an anderen großen internationalen Verbänden wie Tennis- und Skiverband orientieren, wo zwar alle Nationen eine Stimme haben, aber nur die die Nationen mit sehr vielen Sportlern, die an internationalen Turnieren und Championaten teilnehmen, das Recht auf zusätzliche Stimmen haben.

Ottiviani stellte ferner folgende Fragen in den Raum, von denen eigene beinahe rhetorisch anmuten, es aber wohl nicht sind, wie sich abzeichnet:

  • „Qualität („more flags“, Anm. d. Red.) oder Quantität? Und was werden unsere Sponsoren denken, wenn wir die Qualität opfern?
  • Sollte der Respekt vor den Pferden oder eine größere Medienrespekt im Vordergrund stehen?
  • Sind wir sicher, dass wir die Regeln ändern wollen, weil einige Länder ihre Wahl damit begründen, dass es einfacher ist, drei Pferd-Reiter-Kombinationen zu finden, als vier?
  • Sind wir wirklich sicher, dass wir wie Boxen, Basketball oder Tennis werden wollen, Sportarten, in den Athleten und Fans die Olympischen Spiele nicht mehr als Mythos und Traum eines jeden betrachten?
  • Kann man sich vorstellen, dass die Leichtathletik die 400×100 Meter-Staffel ändern wird, weil einige Verbände keine vier Sprinter haben?
  • Und was ist, wenn uns in Zukunft einige nationale Verbände mitteilen, dass sie nur zwei Reiter haben? Werden wir dann Mannschaften mit zwei Reitern zulassen?“

Ottiviani schließt ihren Beitrag mit zwei Vorschlägen, einem der recht vage ist, und einem, für den es bereits Beispiele gibt:

1. Die Idee des Russen Maxim Kretov, der vorschlägt, dass „alle zusammenarbeiten, Konflikte überwinden und es vielleicht schaffen sollten, die Zahl der Teilnehmer an den Olympischen Spielen so zu erhöhen, dass alle zufrieden sind“.

2. Der Vorschlag von Steve Guerdat, „die Olympischen Spiele nicht herabzustufen, sondern den Ländern, die keine Pferdetradition haben, zu helfen, ihr Niveau zu erhöhen.

Letzteres hat ja in der Vergangenheit auch schon geklappt (z. B. 2012 in London, wo Saudi-Arabien Bronze im Springen gewann). Anm. d. Red.: Allerdings sollte sich die Unterstützung dann auch in Nachhilfe in Sachen Horsemanship ausdrücken und nicht nur darin, Pferde dorthin zu verkaufen und Reitunterricht zu geben.

In diesem Duktus schließt auch Ottiviani ihr Schreiben mit einem Appell: „Wir sind einzigartig, wir haben Pferde. Lassen Sie uns die Pferde wieder zum Subjekt und nicht zum Objekt unseres Sports machen!“air jordan 1 low outlet | jordan 1 lows for cheap

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.