Irische Vielseitigkeits-Bevollmächtigte Corscadden von Barr-Vorwurf freigesprochen – ein bisschen

Von
IMG_7729

Szene aus dem Video, das zu einer Untersuchung der Trainingsmethoden der irischen Vielseitigkeits-Equipechefin Sally Corscadden geführt hat. (© independent.ie/videos)

Irische Vielseitigkeits-Equipechefin Sally Corscadden sieht sich mit Barr-Vorwurf konfrontiert. Expertengremium uneins in Bewertung. Funktionär: „Weder Stacheldraht, noch mit Beton gefüllte Eisenstangen“.

Hat sie? Oder hat sie nicht? Sally Corscadden, beim irischen Pferdesportverband Horse Sport Ireland (HSI) „High performance director“ Vielseitigkeit und Chef d’Equipe der irischen Eventer, stand im Verdacht, beim Barren gefilmt worden zu sein. Von einem Unbekannten aufgenommene Filmaufnahmen zeigten, dass im Training Metallstangen auf Sprüngen gelegen haben sollen. Es ist von Metallstangen und Aluminiumstreifen die Rede. Wie genau diese „Hilfsmittel“ eingesetzt wurden, wird nicht vollends deutlich. Damit auch nicht, ob der Barr-Vorwurf berechtigt ist.

Einstmals höchster irischer Richter hat über Barr-Vorwurf zu entscheiden

Ein Dilemma, vor dem auch Frank Clarke stand. Der ehemals höchste Richter Irlands und Pferdefreund war von HSI mit dem Vorfall betraut worden. Er spricht in seinem abschließenden Statement von der „,attached aluminium plank‘ training method“, also frei übersetzt der „(mit dem Hindernis) verbundenen Aluminiumplanken Trainingsmethode“. Da nicht abschließend zu klären sei, ob es sich dabei um Barren handele, habe er, so Clarke, zu untersuchen gehabt, ob das Training „einen Verstoß von Miss Corscadden gegen ihre vertraglichen Verpflichtungen“ darstellt. Barren verstieße gegen das Reglement des Weltreiterverbandes (FEI). Diese haben auch Gültigkeit für Menschen, die vom Sportverband Horse Sport Ireland bezahlt werden.

Die Trainerin hatte behauptet, der einzige Grund, warum Metallstangen auf den Hindernissen positioniert waren, bestünde im Geräusch, das beim Berühren dieser Stangen entstehe. Im März hatte der Irish Independent die heimlich aufgenommenen Videos veröffentlicht und damit die Untersuchung in Gang gebracht.

Weder Schuld- noch Freispruch

Ein eindeutiger Schuldspruch wurde am Ende nicht formuliert. Ein Freispruch aber genauso wenig. „Es ist wichtig zu betonen, dass der Sachverständigenbericht zu dem Schluss kam, dass die Beweise dafür, dass die Praxis einem Pferd unnötige Schmerzen oder Unannehmlichkeiten bereiten würde, nicht abschließend zu klären waren“, steht auf der Homepage von Horse Sport Ireland.

Dem gegenüber stehen aber Aussagen von Dr. Andrew Mclean. Der Verhaltensforscher war als Experte hinzugezogen worden. Er fand den Barr-Vorwurf gerechtfertigt, da der Einsatz von Metallstangen „sehr wahrscheinlich umfassenden Schmerz auslöse und damit eine unmenschliche Methode darstelle, ein Pferd zu einem besseren Sprungablauf zu veranlassen.“

urist Frank Clarke kam zu dem Schluss, dass „die angemessene Sanktion eine schriftliche Abmahnung wäre, die darauf hinweist, dass jeder weitere wesentliche Verstoß gegen die Vertrauenspflicht durchaus zur Entlassung führen könnte.“ Erschwerend käme hinzu, dass gegen Corscadden parallel zu diesem Verfahren noch eine andere Untersuchung über angewandte Trainingsmethoden lief. Um welche genau es sich dabei handelte, darauf wird in den Presseberichten nicht weiter eingegangen.

„Weder Stacheldraht noch mit Beton gefüllte Eisenstagen“

Die Website eventingnation zitiert aus einem Artikel der Tageszeitung Irish Independent, in der ein nicht namentlich genannter HSI-Offizieller seine Einschätzung des Sachverhalts darstellt. Interessant, welche anderen Kategorien sich der Verbandsfunktionär offensichtlich hätte vorstellen können: „Es handelte sich um eine leichte Latte, kein Stacheldraht, keine Dornen, keine mit Beton gefüllten Eisenstangen. Es hat kein Anzeichen von Schmerz gegeben.“ Nun seien Kosten, geschätzte 200.000 Euro, entstanden. Dabei „waren viele unter uns, die meinten, man hätte sie (Corscadden) einbestellen und ihr mal auf die Finger klopfen sollen. Das ist so als sei man in einer 30-Zone mit 35 km/h erwischt worden.“

Horse Sport Ireland hatte die Entscheidung am 20. September bekanntgegeben. Eventingnation hatte als erstes Pferdesportmedium ausführlich darüber berichtet.

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

  1. Heidi

    Wieder mal eine Chance verpasst, so wird das wohl nichts mit der Social License für den Pferdesport…. Wer Pferde nur dann trainieren kann, in dem man dem Tier Schmerzen zufügt, hat im Sport nichts zu suchen. Wie da die „tröstliche“ Aussage des Herren vom irischen Verband passt, alles ist ok, solange es keine Stacheldraht oder Beton ist… Da weiss man, was in Irland abläuft…..Traurig für die Pferde und für die Reiter, die das Pferd nicht als Sportgerät betrachten.

  2. Tim Bold

    Züchter-Stolz – ohne Fohlen keine Pferde – kein Reitsport.
    ich empfinde es als sehr schade, dass die Berichterstattung zum Bundeschampionat in der neusten Ausgabe des STG sehr kurz gehalten wird. Besonders die Züchter, aber auch die Ausbilder und Reiter hätten eine ausführliche Kommentierung mehr als verdient. es wurde auf allen Plätzen top Sport geboten und einmal mehr entdecken wir alle doch hier auf die Stars der Zukunft.


Schreibe einen neuen Kommentar