Kontrollierte Medikation: Julia Krajewskis Samourai du Thot bei EM positiv getestet

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Julia Krajewski mit Samourai du Thot beim Vet-Check der EM in Strzegom 2017. (© Pauline von Hardenberg)

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat bekannt gegeben, dass Julia Krajewskis Samourai du Thot bei den Europameisterschaften der Vielseitigkeitsreiter in Strzegom positiv getestet wurde.

Man hat in der Probe von Samourai du Thot die Substanz Firocoxib gefunden. Dabei handelt es sich um einen Wirkstoff, der in die Gruppe der „Controlled Medication Substances“ fällt, also Mittel, die im Training erlaubt, im Wettkampf jedoch verboten sind. Es handelt sich also nicht um Doping. Firocoxib wirkt schmerzstillend und entzündungshemmend.

Die FN hat die Öffnung der B-Probe beantragt. Das Ergebnis wird in Kürze erwartet. Bestätigt sich der Verdacht, muss die deutsche Mannschaft ihre Silbermedaille zurückgeben.

Auch Probe der NADA positiv

Samourai du Thot war in Polen am letzten Tag der EM, den 20. August, getestet worden. Kurz nachdem Pferde und Reiter wieder in Deutschland waren, stand die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA in Warendorf vor der Tür, um unangekündigte Trainingskontrollen durchzuführen. Auch bei dieser Beprobung wurde Firocoxib gefunden und die NADA setzte die FN Mitte September davon in Kenntnis. Die Substanz war nicht im Behandlungsbuch eingetragen gewesen.

Schon damals sei man am Deutschen Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) in Sorge gewesen, teilt die FN mit. Man hörte Julia Krajewski dazu an, aber bislang konnte keine Erklärung für die positive Probe gefunden werden.

Entscheidung

Sobald das Ergebnis der B-Probe da ist, hat Julia Krajewski im Falle eines ebenfalls positiven Ergebnisses 21 Tage Zeit, sich zu entscheiden, ob sie die Strafe annehmen will oder ihren Fall an das FEI-Tribunal übergibt.

Nimmt sie die administrative Strafe an, muss sie mit einer Geldbuße rechnen, aber nicht mit einer Wettkampfsperre. Prof. Dr. Jens Adolphsen, Equipechef der deutschen Vielseitigkeitsreiter und langjähriger, ehemaliger Vorsitzender des FEI-Tribunals erklärt: „Der Gang vor das Tribunal macht aber nur Sinn, wenn Julia Krajewski nachweisen kann, wie die Substanz ins Pferd gelangt ist. Die Aberkennung ihres Einzelergebnisses und die damit verbundene Rückgabe der Mannschaftssilbermedaille wären bei einer positiven B-Probe nach Vorgabe des internationalen Regelwerks aufgrund der vorhandenen positiven Wettkampfprobe unausweichlich – unabhängig von Schuld oder Unschuld.“

Stellungnahme von Julia Krajewski

Auf ihrer Facebook-Seite nimmt Julia Krajewski, die neben ihrer eigenen Karriere auch die deutschen Nachwuchsbuschreitern as Bundestrainerin betreut, ausführlich Stellung:

Das ist unbestritten die schwierigste Phase meiner bisherigen sportlichen Laufbahn und die Umstände treffen mich sehr schwer. (…)

Unabhängig davon, dass weder ich noch mein Team erklären können wie diese Substanz in mein Pferd gelangen konnte und wir entschlossen jedes eigene Zutun von uns weisen, würde dieser Befund unweigerlich zu meiner Disqualifikation und damit zum Verlust unserer hart erkämpften Silbermedaille führen. Das tut mir irre leid für unsere tolle Mannschaft, die sich so sehr reingehängt hat für diesen Erfolg. Dass ich nicht erklären kann wie, wann und auf welchem Wege der Wirkstoff in mein Pferd gelangt ist, beunruhigt mich zutiefst und gibt uns ein riesiges Rätsel auf.

Was ich bisher weiß ist, dass die Substanz Firocoxib nur in zwei Medikamenten vorkommt – Equioxx für Pferde und Previcox für Hunde. Equioxx ist in meinem Stall noch nie benutzt worden, weder bei meinen noch bei anderen Pferden. Mein Heimtierarzt wendet es nicht bei meinen Pferden an. Auch unser Mannschaftstierarzt Carsten Rohde hat bestätigt, das Medikament nicht bei den Kaderpferden anzuwenden und es nicht mit zum Trainingslager oder zum Championat nach Polen gebracht zu haben. Des Weiteren gab es zu keinem Zeitpunkt während des Trainingslagers oder der EM den Anlass, Sam (Samourai du Thot, Anm. d. Red.) mit einem Schmerzmittel zu behandeln. Nachfragen bei verschiedenen Tierärzten haben ergeben, dass Equioxx bei Sportpferden ein eher unübliches Medikament ist, da es sehr lange nachweisbar ist. Laut ADMR (Anti-Doping und Medikationskontrollregeln) hat es eine Karenzzeit von 30 Tagen. Mit einer positiven Medikationskontrolle ist also immer zu rechnen, wenn das Medikament kurzfristig verabreicht wird – und somit für Championatsreiter ein „No Go“.

Ich bin mittlerweile in der Lage den Zeitraum, in dem die Substanz aufgenommen wurde, anhand von zwei Gründen einzugrenzen. Zum einen wurde 13 Tage vor Beginn der EM am 3. August eine Prä-Probe entnommen, welche negativ war. Diese führt das DOKR standardmäßig vor Championaten bei allen Pferden durch, die für einen Start in einem deutschen Team nominiert wurden. 
Zum anderen wurden nicht nur Spuren, sondern eine relativ große Menge der Substanz im Blut von Sam nachgewiesen. Diese Menge, im Zusammenhang mit den zugehörigen Abbauzeiten, lässt den Rückschluss zu, dass das Medikament vermutlich zwischen Freitagmittag und Samstagmorgen (also nach der Dressur und vor dem Gelände) verabreicht oder aufgenommen wurde. Mit dem Ergebnis der B-Probe erhalten wir weitere Dokumente, die möglicherweise noch mehr Aufschluss über den genauen Zeitpunkt der Verabreichung geben. Da es leider in Strzegom, wie auf anderen Championaten durchaus üblich, keine Videoüberwachung der Boxen gab, können wir für den vermutlichen Zeitraum keine Bilderanalyse anfertigen und sind daher auf die Medizinischen Daten angewiesen.
Da diese Substanz als verschreibungspflichtiges Arzneimittel nicht in die Futtermittelherstellung gelangt und auch nicht in Gräsern oder Heu zu finden ist, ist eine Kontamination über das Futter auszuschließen. Sam wurde zusätzlich einer freiwilligen Trainingskontrolle unterzogen, die negativ war. Da keines meiner Pferde je mit diesem Medikament behandelt oder getestet wurde, erscheint mir eine zufällige Kontamination im Stall als sehr unwahrscheinlich. In Previcox, das ein gängiges Medikament für Hunde ist, ist Firocoxib in einer weitaus höheren Dosierung enthalten als in Equioxx für Pferde. Ob es möglicherweise einen Zusammenhang zwischen Hunden und der positiven Probe meines Pferdes gibt, prüfen wir momentan noch.

Soweit alle Informationen, die ich zu diesem Zeitpunkt habe – zwar aufschlussreich, aber keine ausreichende Erklärung dafür was wirklich passiert ist. Als Teil des deutschen Teams, welches als Mitfavorit nach Strzegom gereist ist, bin ich davon ausgegangen getestet zu werden. Ich stehe absolut hinter dem geltenden Dopingreglement und bin mir meiner Sorgfaltspflicht und möglicher Konsequenzen bewusst. Durch eine unerlaubte Behandlung eine potentielle Medaille absichtlich aufs Spiel zu setzen, wäre grob fahrlässig. Außerdem ist der Gedanke für mich völlig absurd, meinem Pferd während des Championats ein Medikament zu verabreichen, welches mehrere Wochen positiv ist. Ich werde euch über alle weiteren Erkenntnisse auf dem Laufenden halten, aber im Moment sind wir ratlos und einfach nur schockiert, dass so etwas passieren konnte…air jordan 1 mid outlet | ACADEMIE-AGRICULTURE ᐈ Одяг, Взуття, Аксесуари, вигідні ціни в Києві у Україні

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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