Sie war nach ihrem Sieg in der Qualifikation Favoritin – dennoch gelang es Damon’s Delorange unter Helen Langehanenberg, für eine kleine Sensation bei den Bundeschampionaten zu sorgen: Mit der Rekordnote 9,8 ging, nein schwebte die elegante Dunkelfuchsstute aus dem Viereck. Dahinter ein dicht gedrängtes Feld viel versprechenden Nachwuchses – das war ein guter Jahrgang!
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben… diese Weisheit hat sich heute am Dressurviereck bewahrheitet, als die fünfjährigen Dressurpferde zu ihrem Finale antraten. Denn wer das das erste Starterpaar verpasste, dem entging der Siegesritt der Olympiasilbermedaillengewinnerin Helen Langehanenberg im Sattel von Damon’s Delorange (Züchter: Christian Becks, Senden). Kommentator Christoph Hess kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus, lobte den „Tanz zu Pferde“ überschwänglich und stimmte die Zuschauer ein auf die spätere Rekordnote. Insgesamt dreimal wurde die Note 10,0 vergeben: verdient für den taktreinen, weit überfußenden Schritt, für die sehr viel versprechende Perspektive – und für die Durchlässigkeit des Pferdes. Gerade bei dieser Note waren die Richter eher großzügig, denn die beiden Paraden zum Halten auf der Mittellinie und auch ein zögerliches Durchparieren am Ende der Aufgabe vom Galopp zum Trab fiel absolut nicht ins Gewicht. Sei’s drum, verdient war der Sieg allemal. Die Damon Hill-Tochter, die dreijährig für Proteststürme sorgte, als sie nicht ins Finale der dreijährigen Reitpferde kam, hat sich unglaublich sicher in allen drei Gangarten gezeigt (Trab und Galopp: 9,5), ihr aktives Hinterbein sucht seinesgleichen, die Balance war in jeder Lektion gegeben. So gab es gleich zum Auftakt einen Rekord zu verzeichnen, den niemand mehr zu brechen vermochte: Erst einmal zuvor ist ein Pferd mit einer derart hohen Note Dressur-Bundeschampion geworden (Placido unter Dr. Ulf Möller im Jahr 2000). Endnote 9,8, das ist die Messlatte, die es künftig zu überwinden gilt.
Die zierliche Reiterin hatte ein Mammut-Programm zu bewältigen, das „nur mit einem super Team“, wie sie sagte, zu schaffen ist. Allein drei Pferde hatte Langehanenberg bei den fünfjährigen Dressurpferden ins Finale gebracht, bei insgesamt nur 15 Startern eine logistische Herausforderung, die der Pferdewirtin aber keinen Schweiß auf die Stirn trieb. Ausgerechnet mit der Favoritin zu beginnen, „das war Gefühlssache“, begründete Langehanenberg ihre Entscheidung, die elegante Fuchsstute zuerst ins Viereck zu bringen. Rang zehn wurde es am Ende mit Zweitpferd Filaro, einem in Oldenburg gezogenen Fidertanz-Sohn, dessen insgesamt gute Benotung durch einen etwas gebundenen Schritt in die Tiefe ging (8,3), Rang 14 erreichte Diamigo, ein zarter dunkelbrauner Hengst v. Dimaggio, der sich besonders im Trab sehr leichtfüßig präsentierte, im Außengalopp aber mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte (Endnote 7,8).
Ein weiteres Paar überschritt die magische 9-er-Grenze: Der westfälische Vizeweltmeister Revolverheld v. Rockwell (Z: ZG Könemann, Gronau) unter Pferdewirtschaftsmeisterin Ann-Christin Wienkamp wurde Vizebundeschampion mit der Endnote 9,3. Als Vierjähriger war er ebenfalls auf dem Warendorfer Gelände zu sehen, aber noch nicht so gefestigt wie im Jahr 2012. Der Schritt des Westfalen-Champions von 2011 ist gefestigt, taktsicher bei viel Übertritt (9,5), Trab und Galopp gleichermaßen elastisch, in die Hand hineingeritten und mit viel Potenzial (9,0), wenngleich Kommentator Hess sehr geschickt formulierte, dass der Galopp „mit der Hilfe der Reiterin“ so einen guten Eindruck machte – hier zog der Hengst nicht so selbstständig an die Hand der Reiterin wie im Trab. Die Richter bescheinigten dem imposanten Hengst große Durchlässigkeit, was sich besonders in einer beispielhaft sicheren Anlehnung zeigte.
Gleich zweimal wurde Rang drei vergeben, jeweils mit der Endnote 8,8, für zwei sehr unterschiedliche Paare: Da war einmal der Breitling-Sohn Bobcat (Z: Hans-Heinrich Oltmann, Borstel), ein imposanter Dunkelfuchswallach, den Isabel Bache in Szene setzte. Die Bereiterin im Stall von Holga Finken hob die Stärken des Fuchses gut hervor, präsentierte ihn in elastischem Trab, ergiebigem Schritt mit weit vorfußendem Hinterbein (beides 9,0), der Galopp hätte etwas mehr Durchsprung vertragen können (8,5). Besonders im Galopp tendierte der Wallach auch dazu, sich etwas eng zu machen, weswegen die Note für die Durchlässigkeit bei 8,5 blieb.
Und da war Don Darius (Z:Claus Quast, Hamburg), ein schicker brauner Sohn von Don Frederico, der zwar in Privatbesitz ist, aber dem Landgestüt Celle zur Verfügung steht und von Pferdewirtschaftsmeister Mike Habermann reiterlich exzellent präsentiert wurde. Das Paar brauchte für seinen Vizerang allerdings einen Anlauf mehr als die anderen: In der ersten Qualifikation noch nicht voll konzentriert, verpassten sie knapp den direkten Einzug ins Finale, mussten den Umweg über das kleine Finale nehmen. Da ging es schon deutlich bergauf, diese Prüfung entschied das sympathische Paar, das von Hans-Jürgen Armbrust trainiert wird, mit 8,5 für sich. Don Darius kennt das Warendorfer Gelände, im Vorjahr war er Vizechampion der vierjährigen Hengste.
Mit einer sehr dynamischen Vorstellung erreichte der Viertplatzierte der WM in Verden, der Oldenburger Wallach Discovery v. Dimaggio (Z: Josef Böckmann, Garthe) unter Heiner Schiergen Rang fünf (Endnote 8,7). Der schwingende, dynamisch aus dem Hinterbein über den Rücken in die Hand gerittene Trab (9,0), ein ausgesprochen im Bergauf gesprungener Galopp (9,0) waren die Highlights in der Vorstellung dieses Paares, das in der Qualifikation noch auf Rang sechs gelegen hatte und vielleicht noch ein Quäntchen hätte drauflegen können, wenn der Hengst nicht gelegentlich etwas eng geworden wäre und die Übergänge ein wenig dezenter in der Hilfengebung ausgefallen wären.
Das Feld der Fünfjährigen zeigte sich in diesem Jahr stark, von den 15 Finalisten erreichten zwölf die Note 8,0 und besser, das konnte sich sehen lassen. Feines, gefühlvolles Reiten wurde außerdem stark hervorgehoben und belohnt. Die Ergebnisse im Überblick finden Sie hier.
Liebe Frau Pochhammer, es ist so schade, dass Sie aufhören, wobei man es natürlich auch verstehen kann. Dennoch, es wird ein ganz großer Teil von St. […]
Sehr schade, gerade die Berichte von den Championaten fand ich immer so unterhaltend und kurzweilig geschrieben als wäre man selbst vor Ort. Hoffentlich lässt sich
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