Holsteiner Körung 2023: 22 gekörte Hengste

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Holsteiner Körung 2023

Holsteiner Körung 2023 (© st-georg.de)

In Elmshorn sind kurz vorm dritten Advent die Entscheidungen bei der Holsteiner Körung 2023 gefallen. Aus einem Jahrgang mit breitem Abstammungsspektrum wurden 22 Hengste gekört. Die Ernennung der Prämienhengste sowie die Auswahl des Siegerhengstes finden am morgigen Samstagvormittag statt.

Bei der Holsteiner Körung 2023 wurden Hengste aus acht Vaterlinien, geht man davon aus, dass Casall und Corrado zwar auf Cor de la Bryère zurückgehen, aber beide eigene Dynastien haben aufbauen können, gekört. Die Thiedemann Halle in Elmshorn bot weihnachtlich geschmückt ein besonderes Ambiente, die Holstenhallen vermisste niemand. Die Hengste gingen an zwei Tagen Freispringen vor Publikum. Gestern noch niedrig, heute am Tag der Körtentscheidungen dann so hoch wie die Leitlinien es vorsehen. Mit dem Publikum nur auf einer Seite waren die Hengste wenig abgelenkt. 22 schafften das erwünschte Etappenziel und dürfen in 2024 decken.

Hengste ins Hengstbuch ohne Leistungstest

In Abweichung zur Zuchtverbandsordnung hatte die Delegiertenversammlung des Holsteiner Verbandes zum Auftakt der Holsteiner Körung 2023 entschieden, dass die im Dezember gekörten Hengste aus dem Geburtsjahrgang 2021 sich vor ihrem ersten Deckeinsatz keines Hengsttests unterziehen müssen. Eine Entscheidung, die zwar den Statuten der Zuchtverbandsordnung (ZVO) der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) widerspricht, aber als Bestimmung pro Junghengst verstanden wird: Schließlich würden bei den dann Dreijährigen im Prinzip innerhalb kurzer Zeit ganz ähnliche Kriterien ein weiteres Mal abgeprüft wie bei der jetzigen Körung. Eine unnötige Doppelbelastung. Erst vierjährig müssen sich die Hengste dann auch unter dem Sattel in einer Leistungsprüfung beweisen.

Die gekörten Hengste der Holsteiner Körung 2023

Mit zwölf Junghengsten, die ihn im Vaterstamm führten, lag der weiße Riese Corrado im Ranking der Hengstlinien hinter Casall an Platz zwei. Fünf verschiedene Vatertiere aus vier Populationen – neben den Holsteinern Corniolo und Cahil (je 3 Junghengste bei der Holsteiner Körung 2023) noch deren belgischer Erzeuger Cornet Obolensky sowie dessen westfälisch registrierter Sohn Comme il faut und der Niederländer Grandorado – standen zu Buche. Vier Hengste wurden davon gekört: Einer von drei erschienenen Söhnen des ehemaligen Siegerhengstes Cahil, zwei ehrgeizige Nachkommen von Corniolo aus Müttern von Christo und Cassini sowie ein gut durch den Körper springender Brauner v. Cornet’s Balou-Kannan.

Casall stempelte auch diesen Jahrgang

Der im Sport hart geprüfte Vorzeigeholsteiner war mit drei direkten Söhnen sowie zehn weiteren Enkeln und Urenkeln der am stärksten vertretene Vater bei der Holsteiner Körung 2023. Sechs verschiedene Väter legten für diese so aktuelle Renomméelinie der Holsteiner Zucht Ehre ein. Neben der Sport- und Zuchtlegende selbst waren es Cascadello, Chezarro, Chinchero, Chopin und Cieran. Gekört wurden aus dieser Abstammungssektion insgesamt fünf Vertreter. Zwei direkte Casall-Söhne, von denen einer (M. v. Cornet Obolensky) über eine Großmutter verfügte, die eine Vollschwester zu Meredith Michaels-Beerbaums Olympiastute Bella Donna ist. Und die wiederum hatte unlängst bei der westfälischen Körung zum zweiten Mal den Siegerhengst stellen können. Der zweite stammte aus der Familie von Cardento, Stamm 741, über seine Mutter v. Lasino-Contender.

Aus dem ersten Jahrgang des Reservesiegers Chinchero v. Chopin erhielten zwei Hengste ein Go für den Zuchteinsatz. Beide aus Müttern aus anderen Populationen, aber mit Holsteiner Genetik: einmal aus einer Hannoveraner Stute v. Sir Shutterfly – damit auf Sandro zurückgehend – und zum anderen aus der OS-Stute Greya v. Colestus. An die Geschmeidigkeit, die ihren Vater bei seiner Körung ausgezeichnet hatte, kamen die Söhne (noch?) nicht heran. Ehrgeiz zeigten sie aber alle. Das „Casall-Quintett“ komplettierte ein aus einer Emerald-Mutter gezogener Sohn des Chinchero-Erzeugers Chopin.

Ein Capitol-Trio

Aus der für Vermögen bekannten Hengstlinie des Capitol erhielten drei Junghengste bei der Holsteiner Körung 2023 grünes Licht für den Zuchteinsatz: Einerseits waren das zwei Söhne des Christian aus Stuten, die von Dinken und Diamant de Semilly abstammten. Andererseits ein Clarimo-Sohn, dessen Mutter v. Connor wiederum mütterliche Schwester zu Rolf Göran Bengtssons international erfolgreichem Crunch ist. Der Schimmel, der über viel Rahmen verfügte, was man nicht allen Hengsten des Jahrgangs attestieren konnte, steht im Besitz des Holsteiner Verbandes.

Das Keaton-Festival

100 Prozent Körquote! Drei Söhne des Hengstes Keaton v. Kannan hatten es in den Katalog der Holsteiner Körung 2023 geschafft. Auch wenn sie in unterschiedlichem Format in der Thiedemann Halle erschienen, so hatten sie doch auch viel gemeinsam. Drahtig und ambitioniert am Sprung, ausgestattet mit Vermögen und Vorsicht. Dazu ein waches Auge aus ausdrucksstarken Köpfen. Ihre Mütter stammten von Casall, Quinar und Cormint ab.

Keaton geht über Vater Kannan auf Furioso II zurück. Die sonst stark in Holstein vertretene Vaterlinie des Diamant de Semilly war dreifach vertreten. Decken dürfen ab sofort zwei davon. Ein Sohn v. Don Z-Kannan, ein hochbeiniges Pferd mit einer Vorderbeintechnik, wie sie bei Hunterfreunden in den USA begehrt ist. Ein echter Hingucker war der zweite Vertreter dieses Blutstroms, ein Brauner v. Manchester v’t Paradijs aus einer Comme il faut-Mutter, wohl ein Vertreter des Stutbuchs „Holstein Global“. Der Hengst vereinte viele Attribute, die im internationalen Parcours begehrt sind: kraftvoll im Abdruck, schnell in den Reflexen, gut in der Balance und immer durch den ganzen Körper springend.

Mehrere Hengste sprangen „nicht ganz zu Ende“, fingen gut an, brachen dann aber im letzten Teil der Flugkurve hinten ab.

Internationale Leistungshengste

Vier weitere Hengste komplettieren die Liste der „gekörten“ bei der Holsteiner Körung 2023. Ein auf Landgraf zurückgehender Livello-Cascadello-Sohn, ein Schimmel v. United Way, der in der Geschmeidigkeit, gerade in der Galoppmechanik, seinen Muttervater For Pleasure nicht immer verleugnen konnte und ein Sohn des Uricas van de Kattenvenne. Dieser kompakte Dunkelbraune aus einer Cormint-Mutter war in Sachen Energie und Einstellung sowie guten Reflexen ein weiteres Pferd, das man sich später gut im Top-Sport vorstellen kann. Ein Zuccero-Canto-Sohn machte den Abschluss.

Die Prämierung findet ab 11 Uhr am Samstag, 16. Dezember statt. Die Auktion soll im Anschluss starten.

Weitere Infos finden Sie hier.

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).