Holsteiner Pferdetage: Riesendamen mit Charme und Schick

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Holsteiner Siegerstute Zisterne v. Cormint

(© Janne Bugtrup)

Dreijährige Stuten, Fohlen  junge Reit- Dressur- und Springpferde stellten sich den Richtern auf der Elmshorner Rennbahn, auf dem Gelände des Holsteiner Verbandes.

Holsteiner Pferdetage

 

Juni ist Heuerntezeit und im Juni sind die Elmshorner Pferdetage. Wenn es nach Regen aussieht, und das tat es in diesem Jahr, müssen die Holsteiner Züchter sich nicht entscheiden zwischen Pflicht und Vergnügen, sondern können auf das Rennbahngelände an der Verbandszentrale in  Elmshorn fahren. Dort bekommen sie an zwei Tagen alles zu sehen, was zur Zeit los ist in ihrer Zucht, Fohlen, junge Reitpferde, Dressurpferde, Springpferde natürlich und schließlich die besten jungen Stuten des Jahrgangs.

Sie wurden auf allen Eintragungsplätzen des Landes gecastet, 79 an der Zahl trabten Holsteins Next Top Models den Richtern vor, aufgeteilt in acht Ringe zu neun bis zehn Pferden. Zwei kamen jeweils weiter in den Endring. Nach welchen Überlegungen sich die Ringe zusammensetzen, ist ein Geheimnis, das Holsteins Zuchtleiter Dr. Thomas Nissen fein für sich behält. Ein paar Details ließ er sich aus der Nase ziehen: Also wir sehen zu, dass die Besten nicht schon gleich im ersten Ring gehen, weil da noch nicht alle Leute da sind und dass in den letzten Ringen noch mal eine Steigerung möglich ist. Dann wird, wie beim Tennisturnier, darauf geachtet, dass die Schausiegerinnen im Lande nicht bereits in der ersten Runde miteinander konkurrieren müssen und eine vorzeitig ausscheidet, die vielleicht noch Chancen auf einen Titel hätte. Auch auf die Größe wird geachtet: Ganz große und ganz kleine Stuten in einem Ring sieht nicht so gut aus, sagt Nissen. Ganz Große gab es viele in diesem Jahr, ein Drittel der Stuten maß 1,70 Meter und mehr. Pferde unter 1,65 Meter waren in der Minderzahl. Manche am oberen Rand der gewünschten Größe, sagte Friedrich Jahncke. Der Ehrenvorsitzende des hannoverschen Verbandes, nach dem jetzt die größte Stutenschau in Hannover Friedrich Jahncke-Schau heißt, verfolgte von der Tribüne aus das Geschehen im Nachbarzuchtland Ich stelle eine gewaltige Verbesserung in den letzten Jahren fest, sagte er, vor allem in der Bewegung.

Der Trakehner Zuchtleiter Lars Gehrmann als offizieller Kommentator stieß in dasselbe Horn: Hier sehen wir Stuten von extremer Qualität, sagte er, modern, großzügig, typstark und sich federleicht bewegend.

Tatsächlich flogen die meisten Stuten leichtfüßig dahin im Trabe, und das nicht nur, wenn sie aus ausgewiesenen Dressurlinien stammten (die ja ohnehin in Holstein nur sehr dünn gesät sind). Großrahmige, energische Pferde mit sportlicher Figur, selten zu fett. Den meisten sah man an, dass sie auch geritten sind, nicht allen zum Glück so deutlich wie der Finalring-Stute, an deren Seite bereits Sporen ihre Spuren hinterlassen hatten. Viele hatten bereits den Stutentest absolviert, die Voraussetzung, um sich mit dem Titel Staatsprämienstute zu schmücken.

Bei Pferden ist es wie beim Wein, es gibt sone und sone Jahrgänge. Galt der Holsteiner Junghengstjahrgang 2007, der sich im vergangenen Herbst der Körkommission stellte, als eher durchschnittlich, liefen ihnen die gleichaltrigen Stuten diesmal den Rang ab: Das qualitätsvollste Feld seit Jahren, so die Einschätzung der Holsteiner Führungsriege, wurde angeführt von der besten Stute, an die sich Zuchtleiter Dr. Thomas Nissen in den letzten 25 Jahren erinnern kann, der Cormint-Athlet Z-Tochter Zisterne. die mit 57 Eintragungspunkten höchstbewertete Stute seit 25 Jahren. Die stattliche 1,70 Meter große Schwarzbraune, Siegerin der Stutenschau in Nordfriesland, hat auch die Richter der Leistungsprüfung überzeugt, erhielt durchweg Noten von 9,0 und besser. Aus dem Stamm 504 stammen auch so erfolgreiche Pferde wie der Hengst Lantaan oder das Springpferd Operette. Sie komme dem Ideal schon sehr nahe, so Nissen. Was heißt: Makelloses Fundament, drei sehr gute Grundgangarten, Springtalent sowieso und in Holstein besonders wichtig eine starken tragfähigen Rücken. Gezogen wurde das Prachtstück von Johann Peter Lass aus Leck.

 

 

 

 

Schöner und bewegungsstärker, als es die renommierte Springabstammung auf den ersten Blick vermuten ließ, war auch die erste Reservesiegerin, die Canturo-Coriano-Tochter Ziave, gezogen vom Vorsitzenden der Körkommission Jochen Ahsbahs, heute im Besitz von Ahsbahs und seiner Tochter Deike, die beim Vortraben Ziave sportlich nicht nachstand. Zur zweiten Reservesiegerin ernannte die Kommission die dunkelbraune Aljano-Dream of Glory-Tochter Zamia, Züchter Hans-Peter Petersen, Tating, Besitzer Martin Heim, Busdorf. Auch sie wie die Siegerin 1,70 Meter groß, desgleichen die bewegungsstärkste Stute, Zanett v. Canturo-Corofino, Züchter und Besitzer Günther Fielmann, Schierensee.

Etliche dieser Riesendamen würden sich zur Anpaarung mit einem Vollblüter eignen, Gebrauch gemacht wird von den Blütern in den letzten beiden Jahren angeblich etwas mehr, aber in Elmshorn reichte es diesmal wieder nicht zu einem eigenen Ring. Gerade mal zwei Halbblutstuten hatten es zur Verbandsschau geschafft, eine Lauries Crusader xx-Tochter und eine feine trockene Estaban xx-Tochter.

Es war eine Schau, die mit der Legende aufräumte, Springhengste könnten keine bewegungsstarken Kinder zeugen. Allen voran überzeugte Canturo mit zwei prämiierten Töchtern im Endring. Gehrmann ließ eine Nekton- und eine C-Indoctro-Stute als Beispiele für Sportlichkeit und Bewegung herausstellen. Acolord und Singulord Joter als Väter, Calido, Dream of Glory und Athlet Z als Großväter bestätigten darüber hinaus die starke Stellung, die die Privaten neben den Verbandshengsten verteidigen.

Die 79 Stuten hatten 40 verschiedene Väter. Casall war mit zehn Stuten am stärksten vertreten, Cormint und Caretino brachten es auf je fünf, Nekton , Canto und Cassini I auf vier. Die 18 Endringstuten stammten von 17 Vätern, nur Canturo hatte dort zwei Töchter. Ein breit gefächertes Blutbild könnte man meinen. Aber Vorsicht, in der zweiten und dritten Generation häuft sich dann C, C und noch mal C.

58 Stuten hatten einen C-Vater, entweder von Cor de la Bryère oder Capitol (Cottage Son xx), nur sechs Stuten einen L-Vater (Ladykiller xx), was wohl auch langsam die Zuchtleitung nervös macht. Jedenfalls erging an die Körkommissare die Empfehlung, das L-Blut, jahrlang neben die C die Säule der Zucht,  stärker zu berücksichtigen.

Außer den Stuten tummelten sich auch die jungen Spring- und Dressur- und Reitpferde in ihrem Landeschampionat. Eine fiel besonders auf, die Championesse der Dreijährigen, die  Canto-Contender-Tochter Emma, Züchter Hermann Gloy, Siezbüttel,  Ihr Name verrät ihre Geschichte: Emma wurde einst bei der Springreiter-EM in Mannheim von den Holsteiner Züchtern der Siegerin, Meredith Michaels-Beerbaum geschenkt. Die von Anna-Sophie Fiebelkorn professionell vorgestellte sportliche Braune punktete in jeder Hinsicht und überrundete dabei den Verbandshengst Catoo, der vielleicht aufgrund seiner Größe und seines Kalibers noch nicht ganz so ausgereift schien. Und unter Prüfungsbedingungen lässt der Schritt auch noch zu wünschen übrig., sonst soll er besser sein.

Mit den Fohlenpreisen konnten die Züchter zufrieden sein. Für 7617 Euro versteigerte Auktionator Uwe Heckmann die 23 Fohlen, das sind 600 Euro mehr als im vergangenen Jahr. Das teuerste Stutfohlen von Contender-Cassini I-Caretino ging für 16.000 Euro nach Polen.

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