Oldenburger Körung 2024: OS-Siegerhengst v. Cornet’s Carpaccio, sieben Prämien

Von
Header Körung_St.Georg Kopie

Oldenburger Körung 2024 in Ankum. (© OLD Art)

Bei der Oldenburger Körung 2024 wurde im Springbereich ein brauner Westfale v. Cornet’s Carpaccio zum Siegerhengst ernannt. Insgesamt wurden zwei Drittel der 33 erschienenen Springhengste gekört. Sieben wurden prämiert.

Oldenburger Körung 2024 mit neuem Ort, dem Sporthotel Ankum, und 22 gekörten Hengste aus dem Lot des Springpferdezuchtverbandes Oldenburg International. Der Siegerhengst ist ein Westfale und stammt von Cornet‘s Carpaccio ab.

Vier der sieben prämierten Hengste stellte die Körkommission besonders heraus. Neben dem vom Zuchthof René Tebbel ausgestellten Sieger waren das noch Söhne von Uricas van de Kattenvenne, Etoulon und Conthalou.

Springhengste-Prämienlot bei Oldenburger Körung 2024 aus sieben Hengstlinien

Die prämierten Hengste beim Springpferdezuchtverband Oldenburg International ließen sich auf sieben verschiedene Stammväter zurückverfolgen. Wobei wiederum vier davon, Caletto I und II, Calypso II und Cornet Obolensky, alle auf den legendären Cor de la Bryère zurückgingen. Außerdem erschienen Diamant de Semilly (über Emerald van het Ruytershof), Nimmerdor (über Heartbreaker – Etoulon) und Almé (über Uricas van de Kattenvenne) im Hintergrund der Abstammung der Prämienhengste.

Springstatistik Oldenburger Körung 2024

Insgesamt waren 34 Hengste erschienen, einer schied nach dem ersten Freispringen aus, sodass am letzten Springtag der Oldenburger Körung 2024 33 Hengste um die Zuchtzulassung konkurrierten.

Die 22 Springhengste stammten von 17 unterschiedlichen Vätern ab. Diese kamen aus zehn unterschiedlichen Hengstzweigen: Cor de la Bryère (über besagte vier Zweige insgesamt zehn Vatertiere mit Söhnen), Diamant de Semilly (über Emerald van’t Ruytershof und La Costa), Nimmerdor (über Etoulon), Furioso II (über Ogrion des Champs), Narcos II (über Tangelo van de Zuithoeve) sowie Almé (Uricas van de Kattenvenne).

Dreimal Ogano Sitte

Eine Hengstlinie fehlt noch in der Statistik: die der belgischen Springurgewalt Darco, ursprünglich mit hannoverschen Genen. Darcos Sohn Ogano Sitte stellte mit drei gekörten Söhnen mehr zukünftige Hengste als alle anderen Vererber bei den Springpferden der Oldenburger Körung 2024.

Die Hengste kamen aus fünf Zuchtverbänden. Dabei dominierte der „Heimatverband“, der Springpferdezuchtverband Oldenburg International, mit 13 neu gekörten Hengsten. Weiterhin wurden vier KWPN-Hengste, drei Belgier sowie ein Holsteiner und ein Westfale gekört. Letzterer war der Siegerhengst. (Eine Beschreibung der Prämienhengste lesen Sie weiter unten).

Erstmals zweimal Freispringen

Ruhe und Konzentration standen im Vordergrund der beiden Beurteilungsrunden beim Freispringen. Erstmals mussten die Körkandidaten in Oldenburg an zwei Tagen ihr Können über den Stangen unter Beweis stellen. Am ersten Tag folgte auf zwei In-Outs nach einem Galoppsprung ein Oxer. Beim Finaltag galt es dann ein „klassisches Körungs-Freispringen“ zu abolvieren, zwei Steilsprünge gefolgt von einem Oxer mit jeweils einem Galoppsprung dazwischen.

Einige Hengste übersprangen sich am ersten Tag noch etwas, allerdings nicht in dem Maße, wie man es auf anderen Körungen teilweise zu Gesicht bekommen hat. Dennoch gab es einige wenige Hengste, die sich auffällig verkrampften. Sie wurden nicht gekört.

Bernhard Thoben, der scheidende Zuchtleiter, betonte in seiner kurzen allgemeinen Zusammenfassung, wie positiv die Kommission das zweimalige Freispringen empfunden hat: „Wir haben da schon viel sehen können“.

Siegerhengst Oldenburger Körung 2024, Springpferdezuchtverband Oldenburg International

Dunkelbrauner Westfale v. Cornet’s Carpaccio-Los Angeles
Z.: Wolfgang Schütte, Spelle

Wer glaubt, ein Springhengst müsse heutzutage nicht mehr schön sein und über einen gut gebauten Körper verfügen, wurde bei der Oldenburger Körung 2024 eines besseren belehrt. Der Siegerhengst konnte nicht nur überm Oxer, sondern auch im Modell überzeugen.

Zuchtleiter Thoben lobte: „ein Hengst mit viel Typbrillanz“. „Viel Ausdruck und schönes Gesicht“, der schon „auf dem Pflaster aufgefallen“ sei.

Beim ersten Freispringen war er zunächst über den In-Outs noch etwas festgehalten, zeigte aber dann das, was ihn auch am zweiten Tag auszeichnete: Schnelle Reflexe und geschmeidiges Springen durch den gesamten Körper. Noch-Zuchtleiter Thoben: „An beiden Tagen das Freispringen perfekt umgesetzt, immer gleichmäßig im Ablauf“ und außerdem „sehr intelligent, dabei fokussiert auf die Sachen die bevorstehen“.

Züchterisch noch interessant: Sein Vater Cornet’s Carpaccio geht auf die Holsteiner Stute Thyra zurück. Diese ist nicht nur eine Urenkelin von Fritz Thiedemanns Retina v. Ramzes (Großmutter des Holsteiner Stempelhengstes Capitol) und vertritt damit den Holsteiner Stamm 104a, sondern ist auch Mutter des profilierten Springpferdevererbers Corland.

Los Angeles und Monte Bellini, die beiden Hengste im fallenden Pedigree sind beide international auf schwerstem Terrain unterwegs gewesen.

Der Hengst wurde für 125.000 Euro auf der Auktion verkauft.

Reservesiegerhengst Brauner, Belgier, v. Uricas van de Kattenvenne-Kannan
Z.: Kevin Luyckx, BEL-Ham

Ein unwahrscheinlich sympathisch gemachtes Pferd mit schönem Gesicht. Der mittelrahmige Braune aus Belgien zeigte sich stets sportlich, sprang am zweiten Tag noch souveräner durch den Körper als am ersten Tag. Und an eben jenem Tag zwei legte er insgesamt gleich noch mindestens eine Schippe drauf: Als der Oxer seine Maximalabmessung erreicht hatte, fing er erst an, seine ganze Qualität unter Beweis zu stellen.

„Beide Tage sehr gleichmäßig, mit sehr viel Abdruck versehen“, attestierte der Zuchtleiter. „Ein Pferd, das wir unheimlich gut in der Zucht gebrauchen können, auch von den Attributen, die er mitbringt: Großes Auge, viel Übersicht – wach dabei, aber nie kopflos“ – damit brachte es Bernhard Thoben genau auf den Punkt. Der Reservesiegerhengst stand nicht zum Verkauf. Er wird auf der Station Klatte in Klein Roscharden im oldenburgischen Lastrup seinen Einstand ins Zuchtgeschehen geben.

Ic-Prämienhengst: Schimmel, KWPN, v. Etoulon-Baltic,
Z.: S. Hazenberg, NED-Opende

Das niederländische Gestüt VDL-Stud ist eine feste Größe im internationalen Springzirkus. Zur Körung in Ankum hatte das Gestüt einen in den Niederlanden gezogenen Schimmel gebracht, der den unter Jur Vrieling (NED) international erfolgreichen Etoulon v. Toulon zum Vater hatte. Was ihn auszeichnete: ein schnelles Vorderbein und viel Selbstverständnis bei der Bewältigung der an ihn gestellten Aufgaben. Zuchtleiter Thoben stellte die „hohe Schnellkraft“ heraus, sprach von einem kompletten Hengst. Er stand nicht zum Verkauf.

Id-Prämienhengst: Brauner, OS, v. Conthalou-Ustinov
Z.: Arndt Schwierking, Barver

Schon seinen Vater, den Siegerhengst Conthalou v. Conthargos-Ustinov,  hatte Arndt Schwierking einst auf die Körung vorbereitet. Der im mittleren Rahmen stehende Braune wusste vor allem durch seine innere Ruhe und Überlegenheit zu überzeugen. Schon am ersten Tag sprang er geschmeidig durch den Körper, ging äußerst konzentriert zu Werke. Am zweiten Tag stellte er unter Beweis, dass er auch aus etwas höherem Tempo gut mit den Stangen zurechtkommt. Der Contender-Nachfahre wurde im Auktionsring für 75.000 Euro zugeschlagen.

Unrangierte Prämienhengste Oldenburger Körung 2024
Brauner, Belgier, v. Camargo-Kashmir van het Schuttershof
Z.: N. Schulpen, NL-Maria-Hoop

Ein Belgier aus prominenter Verwandtschaft. Der Vater des noch etwas hageren Braunen heißt Camargo und ist ein Canturo-Sohn von Luciana Diniz‘ unvergessener Fuchsstute Fit for Fun. Der Mutterstamm des Braunen hat viele bis 1,60 Meter Springen erfolgreiche Pferde hervorgebracht. Den Braunen kann man sich später sehr gut in schwersten Springen vorstellen. Bernhard Thoben sagte, der Hengst habe die Körkommission „unheimlich überrascht“, weil er sich „enorm positiv entwickelt“ habe seit der Vorauswahl. „Jugendlich im Körper, muss er noch auslegen“. Sein erstes Springen sei unwahrscheinlich gleichmäßig gewesen. Auch die Balance in der Galoppade würdigte der Zuchtleiter, „ein Sportler durch und durch“. Bei 45.000 Euro fiel der Auktionshammer.

Dunkelbrauner Holsteiner v. Chopin-Calido
Z.: Manfred von Allwörden, Grönwohld

Der Mutterstamm dieses Holsteiners ließ (nicht nur) die Oldenburger aufhorchen. Denn der in den 1990er Jahren populäre Landadel stammte aus dieser Familie. Dazu der Vater Chopin, der nun unter dem schwedischen Mannschafts-Olympiasieger Peder Fredricson international unterwegs ist und der den in Holstein populären Chinchero gezeugt hat. Züchter Manfred von Allwörden ist hingegen für Negativ-Schlagzeilen bekannt. Aber das veränderte nicht die Qualität dieses Braunen. Hohe Elastizität am Sprung gepaart mit „etwas offenem Vorderbein, aber unwahrscheinlich viel Abdruck“, so fasste Bernhard Thoben die Eindrücke der Körkommission zusammen.

Brauner, OS, v. Emerald von Ruytershof-Cornet Obolensky
Z.: ZG Blüggel, Hamm

Ein großes Pferd für ganz große Aufgaben: Ohne viel Fantasie kann man sich diesen Braunen unter Henrik Sosath in großen Arenen vorstellen. „Bedeutend, nicht nur aufgrund seiner Größe. Vermögend und schlau dabei,“ fasst der Zuchtleiter zusammen, was diesen OS-Hengst ausmacht. Beeindruckend, wie dieser Braune trotz seiner Größe – 1,80 Meter drei Wochen vor seinem dritten Geburtstag – sich patent aufzunehmen wusste und es niemals eng wurde. In Sachen Vermögen und Kraft ein Hingucker! Er wird auf der Station Sosath in Lemwerder an der Weser sein Zuchtdebüt geben.

Hier findet sich der Überblick der Körentscheidungen im Bereich Springen der Oldenburger Körung 2024.

Ab Samstag, 20. Januar 2024, stehen die Dressurhengste der Oldenburger Körung 2024 in Ankum auf dem Programm.

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).