Studie: Bedeutende historische Vererber weisen Fehlbildungen an Halswirbel C6/C7 auf

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Symbolbild (© slawik.com)

Sind Fehlbildungen an der unteren Halswirbelsäule (C6/C7) vererbbar? Eine erste Studie gibt nun Hinweise auf die Vererbung des Merkmals. Fünf Skelette von für die deutsche Voll- und Warmblutzucht bedeutenden Hengsten wurden dazu von einem Forscherteam untersucht.

Fehlbildungen der Wirbelsäule im Bereich des Übergangs vom Hals zum Rumpf, werden nicht nur bei modernen Pferden beschrieben, sie sind auch bei Skeletten von bekannten Pferden zu finden, die in Museen ausgestellt sind. In einer Studie untersuchten Wissenschaftler der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover in Zusammenarbeit mit Tierärztin Dr. Katharina Ros fünf historische Skelette auf Anzeichen von Fehlbildungen an der Wirbelsäule. Genauer an der Stelle der Wirbelsäule, an denen die Halswirbel in die Brustwirbel übergehen. Sie sahen sich die Skelette der vier englischen Vollblüter Dark Ronald XX, Der Loewe XX, Birkhahn XX und Le Destrier XX an sowie das Skelett des Hannoveraner Wallachs Dux. Bei drei Pferden konnten sie Fehlbildungen an C6/C7 feststellen: bei Dark Ronald XX, der als Stempelhengst der deutschen Vollblutzucht gilt, sowie dessen Ur-Enkeln Der Loewe XX und Birkhahn XX . Die Fehlbildung war bei den drei recht unterschiedlich ausgeprägt. Alle drei waren einflussreiche und vielgenutzte Hengste in der deutschen Pferdezucht.

Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass Blutanteile dieser Hengste in heute lebenden deutschen Warmblutpferden zu finden sind und diese entfernten Nachkommen teilweise Fehlbildungen an C6/C7 haben und teilweise nicht. Damit zeigt die Studie, dass C6/C7-Fehlbildungen innerhalb einer Pferdefamilie aus historischen Vollblut- und modernen Warmblutpferden unterschiedlich ausfallen kann. Außerdem entdeckten die Forscher neue Variationen, die bisher nicht in der Literatur beschrieben wurden.

„Dies ist die erste Studie, die Hinweise auf die Vererbung des Merkmals liefert“, lautet das Fazit der Wissenschaftler. Übrigens: Da es nur begrenzt Informationen über die Leistungen der drei Hengste gab, konnten die Forscher keine Rückschlüsse ziehen, inwieweit die Fehlbildungen ihre Leistungen einschränkten. Was uns aber auffällt: Ein Blick auf Geburts- und Sterbejahr der drei Hengste zeigt, dass die Fehlbildung wohl wenig Einfluss auf die Lebenserwartung hat: Dark Ronald (1905–1928) wurde 23 Jahre alt, Der Loewe (1944–1973) 29 Jahre und Birkhahn (1945–1965) 20 Jahre.

Quelle: „Historic Horse Family Displaying Malformations of the Cervicothoracic Junction and Their Connection to Modern German Warmblood Horses“, Elisa Zimmermann, Katharina B. Ros, Christiane Pfarrer und Ottmar Distl, Animals 2023, veröffentlicht 3. November 2023.

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Kerstin WackermannRedakteurin

Die Redakteurin hinter den großen Ratgeberthemen. Expertin für Pferdemedizin, von Atemweg bis Zysten. Gut vernetzt mit Tierärztinnen und Tierärzten, Universitäten, Hochschulen, Experten und Sachverständigen ist sie die Fachjournalistin, die sich auch seit mehr als 20 Jahren beim St.GEORG mit Pferdehaltungsthemen intensiv auseinandergesetzt und dazu recherchiert hat.