Christoph Koschel ist Dressur-Derbysieger 2009

Von
Christoph Koschel und Jochen Vetters Fanano

Hamburg Klein-Flottbek 24.05.2009 Deutsches Spring- und Dressurderby hier Deutsches Dressurderby mit Pferdewechsel: Foto: Julia Rau (© Julia Rau)

In einem Finale, in dem mitunter herzlich gelacht wurde – auf Seiten der Reiter wie des
Publikums – konnte Christoph Koschel das 49. Deutsche Dressurderby für sich
entscheiden. Das blaue Band fürs beste Pferd trug Jochen Vetters Fanano bei der
großen Ehrenrunde.

Dabei ging der Derbysieger, der als Junge in Klein Flottbek aufgewachsen ist, sogar noch mit einem gewissen Handicap an den Start. Da sein Pferd Fantomas noch wenig Erfahrung hat und auch konditionell nicht dreimal den geforderten Kurz-Grand Prix hätte bewältigen können, saß er auf einem Leihpferd. Ullrich Kasselmann hatte Neoliet zur Verfügung gestellt. Der Sohn des internationalen Dressurtrainers Jürgen Koschel, der selbst 1991 Dritter im Derby war, musste sich also auf drei Pferde einstellen.
Nach der ersten Runde, in der die Konkurrenten ihre eigenen Pferde vorstellten, lag noch der Berlin-Brandenburger Landestrainer Jochen Vetters mit Fanano vorne. Das Paar war vor drei Jahren schon einmal im Derbyfinale. Der Wallach, der im letzten Jahr pausiert und im Mai 2009 sein Comeback mit Siegen u.a. in Redefin gefeiert hatte, punktete vor allem in der Passage-Piaffe-Tour. Für die Piaffen gab es vereinzelt sogar Neunen. 73,053 Prozent standen zu Buche. Mit ihrem erst neunjährigen De Niro-Sohn Daquino, der auch erst drei Grand Prix Turniere in seinem Leben gegangen ist, rangierte Alexandra Bimschas auf Rang zwei (70,167). Die Ausgeglichenheit und Harmonie des Paares begeisterte. Sehr gute Pirouetten, losgelassene Serienwechsel zählten zum Besten, was man zu sehen bekam im diesjährigen Finale. Nur in der Passage mangelt es noch an Kraft, das sieht man dem Newcomer an. Der spätere Sieger ritt auf dem geliehenen Niederländer Neoliet vorerst auf den dritten Platz (69,722).
Wie viel Spaß der Pferdewechsel machen kann und wie besonders diese Traditionsprüfung ist, das zeigte am besten Alexandra Bimschas‘ Ritt auf Neoliet. Das Paar fing gut an: schwungvolle Verstärkungen, gut zentrierte Pirouetten, auch die erste Piaffe – nicht gerade die Schokoladenlektion von Neoliet – gelangen. Aber dann. Zu den Grand Prix spezifischen Lektionen zählen nun einmal auch die Serienwechsel von Sprung zu Sprung. Und da hielten alle die Luft an. Die Zuschauer, vor allem aber Neoliet. Der sprang gehorsam um, brauchte aber kaum mehr als 20 Meter für die geforderten 15 Einerwechsel. Alexandra Bimschas atmete spürbar aus, als die Diagonale beendet war, strahlte übers ganze Gesicht. Der Applaus nach dem abschließenden Gruß galt ihr, sie aber bedankte sich überschwänglich bei Neoliet. Dressur von der schönsten Seite (68,778)!
Bimschas‘ Daquino ging unter Jochen Vetters eine solide Runde mit leich angezogener Handbremse (65,278). Nur die Pirouetten – Highlights in der ersten Runde des Hannoveraners – gelangen nicht. Auch beim seiner letzten Derbyvorstellung hatte der Ausbilder aus dem Brandenburgischen Probleme gehabt, mit den Pferden der anderen Teilnehmer Pirouetten zu reiten.
Welches Pferd ist das Zünglein an der Waage? Die Frage bewegt Zuschauer und Reiter gleichermaßen. Eine klare Antwort gab es diesmal nicht: Fanano und Neoliet stellten die Finalisten vor Probleme. Beide vor allem bei den fliegenden Galoppwechseln. Da patzte auch Christoph Koschel, der auf Fanano zunächst gut begonnen hatte, den Wallach weniger eng als Jochen Vetter vorstellte und ihn geschickt durch Programm steuerte. Waren die Zweierwechsel schon voller Spannung, waren sich Koschel und Fanano in den Einerwechseln komplett uneins: Der Wallach bohrte nach unten, Koschel Schenkel flogen wild durch die Gegend, freilich ohne viel zu bewirken. Immerhin stellte der Jungvater aus dem Teutoburger Wald schnell die Harmonie wieder her (67,389).
Dass Reiten durchaus auch Arbeit sein kann, zeigte die dritte Runde von Neoliet, diesmal unter Jochen Vetters. Die beiden wollten nicht so recht zueinander finden. Der Wallach ging schief, die Diagonale im starken Galopp sah mehr wie eine Traversale im Arbeitsgalopp aus. Die Einerwechsel waren eine Empfehlung für eine Darbietung im chinesischen Staatszirkus, wenn die Institution denn Tiernummern akzeptieren würde (62,611).
Als letzter Starter kam Christoph Koschel in die Bahn. Zu dem Zeitpunkt war noch alles offen. Mit Daquino kam er außerdordentlich gut zurecht. Das sahen auch die Richter, geizten nicht mit Achten für die schwungvollen Lektionen. Über die 70,556 Prozent, die drittbeste Note des gesamten Finale, freute sich eine mindestens genauso wie Christoph Koschel, dem die Wertung den Derbsieg bescherte: Alexandra Bimschas. Die Ausbilderin aus Neumünster fühlte sich in ihrer Arbeit bestätigt und betonte, dass alle drei Finalisten sich gegenseitig geholfen hätten. „Wir waren ein Team“.
In der Pressekonferenz gab Derbychef Volker Wulff zu verstehen, dass er die Dressur in Zukunft noch weiter ausbauen wollen. Räumlich – das Dressurareal bekommt in Sachen Infrastruktur ein Facelifting, aber auch darüber hinaus. „Das Derby soll wieder zu einer Topprüfung im Turnierkalender werden“. Dazu möchte Wulff Junge Reiter und Junioren ins Startefeld holen und so eine Generation von Reitern heranwachsen lassen, für die das Derby wieder einen besonderen Stellenwert hat. Wie viele Junioren im Grand Prix zurecht kommen werden, von deren Chancen mal ganz abgesehen, dürfte vorerst Wulffs Geheimnis bleiben.
Mehr Infos: www.engarde.de
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