Jungpferde-WM Verden: Rule Britannia – auch bei den Nachwuchspferden!

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Im großen Sport sind sie gefürchtet, jetzt brechen sie auch in die Domäne der Deutschen und der Niederländer ein: die Briten. Mit einem unangefochtenen Siegesritt hat der Brite Michael George Eilberg mit Woodlander Farouche v. Fürst Heinrich die Qualifikation zur Weltmeisterschaft der fünfjährigen Pferde in Verden gewonnen. Die Deutschen waren O.K. – drei haben sich fürs Finale qualifiziert, als beste die Doppelbundeschampionesse Damon’s Devine und Helen Langehanenberg auf Platz zwei.

Die Siegerin ist ohne Zweifel die heißeste Anwärterin auf den Weltmeisterschaftstitel. Mit einem Abstand von über einer halben Note setzte sich die wunderschöne Fuchsstute an die Spitze des Feldes. 36 Pferde waren am Start, die meisten der Teilnehmer gingen väterlicherseits auf Sandro Hit (fünf), Florestan (sieben) und Donnerhall (fünf) zurück. Diese Blutlinien repräsentiert auch die Siegerin. Mit Fürst Heinrich (v. Florestan-Donnerhall) und Dimaggio (v. Don Primero) hat sie gleich zwei ehemalige Jungpferde-Weltmeister in den ersten zwei Generationen des Pedigrees. Woodlander Farouche trägt den Brand des Britischen Hannoveraner Verbandes, ein eigenständiger Zuchtverband, allerdings eng verquickt mit dem Hannoveraner Verband. Die Stute, deren Mutter Dornroeschen aus einer Caprimond-Mutter stammt und aus der Familie der NRW-Zuchtlegende Florestan stammt, geht unter Michael Eilberg erfolgreich bis Intermediaire I, auch schon international bei der Sunshine Tour. Woodland Farouche war ihr erstes Fohlen bevor die Stute in den Sport ging. Und diese erstgeborene Tochter ist ein Pferd ohen Löcher, hat in Großbritannien alles gewonnen, was man als junges Pferd bzw. Fohlen gewinnen kann. Sie trabt gut, und wenn Trabverstärkung angesagt ist, dann kommt das Vorderbein höher, der Rücken schwingt und das Hinterbein fußt so ab, wie man sich das vorstellt und im großen Sport so selten sieht. Toll! Dass die Stute auf der zweiten Diagonalen nicht bis zum Punkt das geforderte Tempo durchhielt, gehörte zu den sympathischen Nebenerscheinungen des Rittes. Michael Eilberg, dessen Vater Ferdinand aus Deutschland stammt und unter anderem bei Dr. Reiner Klimke geritten ist bevor er nach Großbritannien auswanderte, lässt die Stute das sein, was sie ist: Ein fünfjähriges Pferd mit begeisternden Perspektiven, bei dem man nicht überpointiert schon jetzt das letzte herausquetschen muss. Die Leichtfüßigkeit im Trab (9,5), der Bilderbuchschritt (9,7), die Galoppade, deren Note möglicherweise etwas unter einem nur mäßig gelungenen einfachen Wechsel gelitten haben mag (9,2) und der überragende Gesamteindruck dieses jungen Pferdes (9,5) begeisterte Richter und Zuschauer gleichermaßen. Mit 9,28 war sie eine Klasse für sich. Mehrere Unsauberkeiten der einfache Wechsel, zögerliches Rückwärtsrichten kosteten Punkte (8,5) in der Durchlässigkeitsnote. Es ist also noch Platz nach oben.
Der Tag hatte übel begonnen: Regen satt, gerade die ersten beiden Abteilungen mit sehr starken Pferden wurden von einem niederschlagreichen Tief heimgesucht. Das betraf auch die zweifache Bundeschampionesse Damon Devine. Die kapitale Dunkefuchsstute wurde von einer restlos durchnässten Helen Langehanenberg durch die Prüfung gesteuert. Konzentriert und beständig zeigte sich das Paar. Alles im Fluss, bei dem Regen konnte man das buchstäblich nehmen. Das Angaloppieren war vielleicht etwas zögerlich, aber ansonsten zog die Stute, deren Vater unter Helen auch schon einmal Weltmeister der jungen Pferde war, eine reelle Runde. Ein Highlight: Der Schritt, der den Richtern eine 9,0 wert war (Endnote: 8,76).
Zwei Pferde landeten punktgleich auf dem dritten Rang: Der für Frankreich an den Start gehende San Remo-Sohn Swing de Hus, der seinem Namen aber nur bedingt gerecht wurde. Der Hannoveraner Rappe wurde von Jessica Michel mit recht hoher Halseinstellung vorgestellt, gerade im Galopp wirkte das Pferd stramm in der Oberlinie, auch das mehrfache Verwerfen drückte die Durchlässigkeitsnote (8,0) bei dem Paar, das im Schritt (9,0) besonders punkten konnte. Ebenfalls Dritte mit 8,64: Der für Belgien an den Start gebrachte Painted Black-Sohn Bon Bravour mit Tom Franckx-Goen. Der Rappe sieht aus wie sein Vater, der lange Jahr unter Anky van Grunsven international ging und einst hinter Poetin Vize-Weltmeister in Verden wurde, nur dass er eine gute Handbreit größer ist. Der Gribaldi-Enkel ist ein äußerst elastisches Pferd mit sehr gutem Schritt (9,0), dem man in der Prüfung einen weniger engen Hals gewünscht hätte. Der Galopp war stark im Vorwärts geritten, wie das viele Reiter aus Benelux zeigten, auch im Außengalopp. Der Rappe hatte alle Qualifikationen in Belgien gewonnen.
Ein weniger spektakuläres, aber auf den zweiten Blick tolles Ausbildungspferd ist der dänische Wallach Atterupgaards Final Kiss, den Sanne Hennigsen vorstellte. Die routinierte Dänin ritt den Wallach, der im Galopp nicht an Trab und Schritt heranreicht, auf den vierten Platz (8,62) mit sauberen Übergängen und gutem Reiten.
Und der Geheimfavorit? Der niederländische Rapphengst Bretton Woods, an dem Paul Schockemöhle großes Interesse hat und bei dem die Gerüchteküche in Verden von Preisen zwischen drei und fünf Millionen wissen will, wurde Sechster. Doch der Johnson-Sohn konnte nicht die Souveränität an den Tag legen, die es braucht, um ganz vorne mitzureden. Im Geradeaus ein tolles Bild (vor allem in Trab und Galopp, beide mit 9,0 bewertet), aber in den Ecken und Wendungen da zeigte sich dann doch, dass in Sachen Ausbildung noch Defizite sind. Der De Niro-Enkel wird eng, beziehungsweise nimmt die Halsposition ein, in der er von seiner Reiterin Emmelie Scholtens auf dem Abreiteplatz bevorzugt trainiert wurde: eng, die Nase deutlich hinter der Senkrechten. Schwächste Note war der Schritt (7,5). In der Trabverstärkung hatte der mit viel Mechanik ausgestattete Rappe die Tendenz, mit hohem Sprunggelenk nach hinten heraus zu arbeiten. Vielleicht wäre weniger da mehr gewesen (8,56).
Eine mustergültige Runde mit dem Schönheitsfehler, dass ihr Pferd im Außengalopp einmal ausfiel, lieferte Dorothee Schneider ab: Der Hannoveraner Sandro Hit-Sohn Showtime ging in nahezu perfekter Haltung, mit schäumendem Maul und federleichter Anlehnung an die ruhige Reiterhand. Im Galopp verlor der Braune ein wenig, aber das Seitenbild im Trab und Schritt war lehrbuchreif (8,52). Ein Halbbruder, Sunday NRW wurde nach einer nicht spannungsfreien Runde Elfter und hat somit morgen auch Pause, seine Reiterin Anja Wilmzig aus dem Landgestüt Warendorf kann sich auf das Finale ams Samstag konzentrieren.
Direkt für das Finale qualifizieren konnten sich zwölf Pferde (siehe Kasten), alle anderen haben morgen noch eine Chance im Kleinen Finale. Da müssen dann auch noch einige Kombinationen aus Deutschland noch einmal heran: Der Oldenburger Siegerhengst Fürstenball, der heute unter Ines Westendarp eine Runde mit schlechter Schrittbewertung (7,3) hinlegte (7,88), die Bayernstute Novia v. Stedinger und Victoria Michalke (7,64), Fairytale v. Fidertanz zeigte unter Isabell Bache beim Rückwärtsrichten heute kurzfristig die Zunge (7,94), De Champ v. Daddy Cool (7,9) und Anja Engelbart unterliefen Taktfehler in den Trabverstärkungen.
Morgen gehen die Sechsjährigen an den Start. ST.GEORG ist live vor Ort.

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