Die Doppellonge in der Aus- und Weiterbildung des Pferdes

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Mit der Doppellonge kann man verschiedene Schwerpunkte gezielt trainieren. (© www.slawik.com)

Die Arbeit mit der Doppellonge erfordert ein wenig Übung, kann aber vielfältig eingesetzt werden. Disziplinübergreifend lassen sich oft unterschiedlichste Schwerpunkte trainieren und Probleme lösen.

Seit ein paar Tagen ist Laura mit ihrem Duke nicht ganz glücklich. Unter dem Sattel macht er sich fest und lässt sich nicht richtig fallen. An der Longe entzieht er sich und läuft schief auf zwei Hufschlägen. Eine Stallkollegin rät Laura zur Doppellonge. Doch was kann das Longieren mit der Doppellonge eigentlich besonderes bewirken?

Mit der Arbeit an der Doppellonge kann man von der Grundausbildung bis zur Versammlung und einzelnen Lektionen alle Elemente erarbeiten. Der überlegte Einsatz der Doppellonge kann dem Pferd nicht nur reiterliche Hilfen verständlicher machen, sondern auch die Mitarbeit und Konzentration fördern. Probleme können gezielt bearbeitet und die Muskelgruppen des Pferdekörpers zudem gezielt gymnastiziert und trainiert werden, ohne von einem Reiter-Effekt beeinflusst zu sein.

Die Doppellonge als Weiterbildung

Wer den Umgang mit der Doppellonge lernen will, sollte bereits das einfache Longieren sicher beherrschen. Grundsatz beim Einstieg in die Doppellongenarbeit ist ebenfalls eine gute Ausbildung des Pferdes an der normalen, einfachen Longe. Denn nur dann werden auch gute Ergebnisse bei der Arbeit mit der Doppellonge erreicht.

Stimmkommandos, Körpersprache, Peitschenhilfen wie auch leichte Paraden über die Longe sollten für das Pferd keine Neuheiten sein. Außerdem sollte es sich überall berühren lassen und die Arbeit mit Trense, Gurt und Zügeln gewöhnt sein.

Für den Anfang eignet sich auch die Verwendung eines Kappzaums, an dem das Trensengebiss eingeschnallt ist. So kann man die Doppellonge zunächst in den Kappzaum und bei entsprechendem Fortschritt in die Trense einschnallen.

Die besonderen Möglichkeiten

Dank der Doppellonge wird der Longenführer beinahe zum Reiter. Er kann das Pferd stellen, biegen, parieren und treiben. Das Reiten ersetzen kann die Doppellonge jedoch nicht. „Die Doppellongenarbeit dient nicht dem Selbstzweck. Ich longiere also nicht, damit das Pferd longiert wird. Das Longieren ist Hilfsarbeit, um das Reiten zu unterstützen“, erklärt Jan Hendrik Biß. Der selbstständige Pferdewirtschaftsmeister aus Nordrhein-Westfalen war fünf Jahre lang stellvertretender Ausbildungsleiter an der Deutschen Reitschule in Warendorf und unter anderem zuständig für die Doppellongenkurse.

„Mit den beiden Leinen können Schwierigkeiten, die unter dem Sattel auftreten, ohne das Reitergewicht korrigiert werden.“ Der Schlüssel zum Erfolg der rund 18 Meter langen Wunderwaffe ist die äußere Leine. Sie begrenzt die Hinterhand, das Pferd ist eingerahmt. Dadurch wird vermehrt die Längsbiegung und somit das Geraderichten gefördert. Feine Hilfen können mit den Leinen auf beiden Seiten des Gebisses gegeben werden.

Durch unterschiedliche Verschnallungstechniken ist es möglich, das Training dem aktuellen Ausbildungsstand des Pferdes anzupassen. Für jeden Geschmack ist etwas dabei: Dressurlektionen, Versammlungsarbeit, Cavaletti- und Springtraining sind ebenso möglich wie gymnastizierende Arbeit im Schritt, Trab und Galopp und Arbeit am langen Zügel. Außerdem sind Handwechsel unkompliziert, das nervige Umschnallen fällt weg.

„Wenn mit der Doppellongenarbeit begonnen wird, gilt das alte Lehrprinzip: Die unerfahrene Seite muss von der erfahrenen Seite geschult werden. Also erfahrener Longenführer und unerfahrenes Pferd oder umgekehrt“, betont Jan Hendrik Biß.

Oberstes Gebot: Das Pferd muss zwanglos und angstfrei die zwei Leinen kennenlernen. „Denn die Erfahrungen des Anlongierens nimmt das Pferd für die Zukunft mit.“

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Wenn die Ausrüstung korrekt ist, bietet die Arbeite an der Doppellonge viele Möglichkeiten. (© www.toffi-images.de)


Zur Zeit wird das bewährte Buch „Doppellonge“ von Wilfried Gehrmann neu aufgelegt.

Wer langfristig und vielseitig mit der Doppellonge arbeiten möchte, kann dieses Buch in der aktuellen Auflage beim FN-Verlag bekommen (zur Zeit vorbestellbar, lieferbar ab etwa November 17).

 


Ausrüstung für die Arbeit an der Doppellonge

Eine wesentliche Voraussetzung für korrektes Longieren sowohl an der Longe, als auch an der Doppellonge, ist die zweckmäßige Ausrüstung. Die­se Ausrüstung sollte qualitativ hochwertig sein, damit nicht ungewollte Materialschäden die Arbeit behindern. Dem Pferd sollte die Ausrüstung darüber hinaus auch gut passen, damit es nirgendwo kneift und stört und sich das Pferd auf das Training konzentrieren kann.

Die Doppellonge

Wer sich eine Doppellonge kaufen will, der sollte unbedingt auch auf Länge und Material achten. Die Doppellongen bestehen normalerweise aus einem Stück und haben eine Länge von 16 bis 18 Meter. Diese Länge ist notwendig, damit man auch unerfahrene Pferde auch auf einem möglichst großen Zirkel longieren kann. Die Doppellonge sollte nicht zu weich und nicht zu hart sein – sie sollte gut in der Hand liegen.

Bei einem sehr festen Material bekommt man schnell Blasen an den Fingern, wenn das Pferd einem die Leinen mal durch die Finger zieht. Manche Doppellongen haben einen Metallwirbel in der Mitte, der dafür sorgt, dass sie sich nicht verdrehen können. Auch Doppellongen aus Baumwolle eignen sich normalerweise gut. Abzuraten ist oft von reinem, glatten Kunststoffmaterial, da solche Doppellongen leicht durch die Hand rutschen und beim Aufnehmen und Herauslassen der Leinen meist schlechter zu handhaben sind. Es gibt auch Doppellongen mit Umlenkrollen, die zusätzliche Möglichkeiten für Verschnallung und Einwirkung bieten.

Der Longiergurt zur Doppellongenarbeit

Der Longiergurt sollte aus Leder und gut gepolstert sein und darf das Pferd in sei­nem Bewegungsablauf nicht beeinträchti­gen. Die Gurtlage muss gut gepolstert sein, und die Wirbelsäule des Pferdes darf nicht eingeklemmt wirken. Er sollte mit vielen Befestigungsringen in verschiedenen Hö­hen versehen sein, sodass man die Höhe der Longe individuell und je nach nach Trainingsziel einstellen kann. Als Unterlage eignen sich beson­ders die speziellen Gurtdecken oder ge­polsterte Unterlagen. Oft setzen Ausbilder bei der Arbeit mit der Doppellonge auch auf die Ausrüstung mit Sattel und darüber verlaufendem Spezialgurt, um den korrekten Sitz in allen Situationen zu gewährleisten.

Doppellonge mit Kappzaum

Die Arbeit mit der Doppellonge unter Ein­satz eines Kappzaums gestattet dem Pferd ohne Einwirkung auf Zunge und Unter­kiefer eine freie Kaubewegung. Vor allem am Anfang eignet sich die Nutzung, weil man dem Pferd so keine noch ungeübte Hand zumutet. Ist der Longenführer mit der Handhabung zweier Longenzügel vertraut, kann das Gebiss beziehungsweise die Trense genutzt werden.

Handliche Longierpeitsche

Die Peitschenlänge richtet sich oft nach der Sensibilität des Pferdes. Die Peitsche sollte lang genug sein, um das Pferd an jeder beliebigen Stelle berühren zu können. Die individuellen Vorlieben bei der Schlag- und Peitschenlänge findet man erst nach ein paar Stunden mit verschiedenen Modellen heraus. Viele mögen aber eine leichte Teleskop-Peitsche, die etwa sieben bis acht Meter lang ist. Diese ist für den Anfänger, trotz des geringen Gewichts, nicht gerade handlich, jedoch gewöhnt man sich recht schnell an die Handhabung.

Handschuhe

Auch bei der Doppellongen­-Arbeit sollten auf jeden Fall Handschuhe getragen werden. Das ständige Einholen und wieder Herauslassen der Leinen führt auch ohne zusätzli­che Belastung durch das Pferd zu starker Beanspruchung der Hände. Die Handschuhe gewährleisten außerdem ei­nen festen Griff der Longe und mindern damit die Gefahr des ungewollten Herausrutschens.

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Wenn man den Umgang mit der Doppellonge lernt, ist die Leinen- und Peitschenführung eine Herausforderung. (© www.toffi-images.de)

Arbeit mit der Doppellonge lernen

Für die ersten Arbeitseinheiten an der Doppellonge wählt man am besten den gleichen Platz, Halle, Longierhalle oder Roundpen, wo man das Pferd bereits häufiger longiert hat, denn dadurch hat das Pferd ein sicheres, vertrautes Gefühl. Der Boden sollte gut sein, die Fläche sollte sicherheitsstandardmäßig abgegrenzt sein, die Bande mindestens 1,40 bis 1,60 Meter hoch sein. Hierdurch wird dem noch unerfahrenen Pferd eine äußere Anlehnung beziehungsweise eine äußere Sicherheit geboten.

Bis man sicherer im Umgang mit der Doppellonge ist, sollte ein Helfer anwesend sein. Dieser Helfer kann das Pferd festhalten und bei Nervosität beruhigen und loben, wenn die Longe befestigt wird. Der genaue Ablauf sollte vorher mit dem Helfer abgesprochen werden, so dass brenzlige Situationen gar nicht erst entstehen.

Die Doppellonge verschnallen

Oft beginnt man auf der linken Hand, da es vielen Pferden so leichter fällt. Für die ersten Arbeitseinheiten empfiehlt es sich, die innere Leine vom Trensenring zum Gurt zu führen und zu verschnallen. So hat man eine sichere Führung und das Pferd wird wie beim einfachen Longieren auf der Zirkellinie geführt.

Die Leine der äußeren Seite wird ganz normal am Gebissring befestigt und läuft durch die Öse am Gurt. Sie wird dann locker über den Rücken in Richtung Longenführer gelegt. Die Höhe der Befestigungsringe, durch die die Doppellonge gezogen ist, muss so tief sein, dass sich beim Bocken oder Austreten die äußere Leine nicht unter die Schweifrübe klemmt.

Doppellongenführung um die Hinterhand

Wenn man als Longenführer das Gefühl hat, dass sich das Pferd sicher mit der äußeren Longenleine über dem Rücken bewegt und sich schon an den Umgang mit der Doppellonge gewöhnt hat, wird die äußere Leine im nächsten Schritt vorsichtig vom Rücken um die Hinterhand gelegt.

Pferde reagieren auf diese Berührung sehr unterschiedlich: Manche akzeptieren die ungewohnte Leine an der Hinterhand schon nach wenigen Minuten, bei anderen dauert es mehrere Trainingseinheiten.

Dieser Schritt sollte erst gemacht werden, wenn das Pferd entspannt und ruhig ist. Wenn das Pferd ruhig steht, legt man die Doppellonge vorsichtig und langsam auf die Kruppe. Bleibt das Pferd entspannt, so kann man sie auf seine Hinterhand legen. Der Helfer kann währenddessen das Pferd halten und beruhigen.

Auf spontane Reakationen vorbereitet sein

Beim Herüberführen der äußeren Leine muss mit blitzartigen Reaktionen des Pferdes gerechnet werden. Die Doppellonge muss also unbedingt so gewickelt sein, dass sie sofort nach vorne durchgleiten kann, falls das Pferd erschrickt und losstürmt. Die äußere Leine muss bei diesem Schritt bewusst locker gehalten werden, sodass keine Spannung auf das Pferd übergeht.

Die Reaktionen der Pferde sind sehr unterschiedlich und es kann durchaus sein, dass das Pferd völlig entspannt und ohne jegliche Panik reagiert. Bei vielen Tieren entsteht durch die ungewohnte Lage der äußeren Longierleine allerdings zunächst eine vorwärts treibende Wirkung, die das Fluchtverhalten auslösen kann.

Sensible Pferde, die allgemein zum vorwärtsstürmen während des Longierens neigen, sollten stetig mit tiefer Stimme und gelassener Körperhaltung beruhigt werden. Durch gefühlvolles Annehmen und Nachgeben der inneren Hand kann das Pferd über leichte Paraden ebenfalls etwas beruhigt und im Falle des Losstürmens zügig wieder durchpariert werden.

Doppellonge verschnallen für Fortgeschrittene

Hat das Pferd sich an die neue Situation gewöhnt und gemerkt, dass die ungewohnte Lage und Berührung an der Hinterhand der Longe keine Gefahr darstellt, so kann mit dem nächsten Schritt begonnen werden. Die zuvor beschriebene Befestigung des inneren Longenzügels wird nun wie die äußere Seite befestigt, vom Gurt zum Gebiss.

Zu Beginn ist es ratsam, dass das Pferd einfach nur steht und vom Helfer gelobt wird. So kann es sich in entspannter Position an die neue Verschnallung der Doppellonge gewöhnen. Danach wird entspannt longiert, bis man das Gefühl hat, dass sich das Pferd gut führen lässt. Wenn sich das Pferd in jeder Gangart longieren und durchparieren lässt, kann ein Handwechsel vorgenommen werden. Wenn man die Hand wechseln möchte, sollte man dies zunächst im Schritt tun. Der Helfer kann das Pferd mit einem Wechsel durch die ganze Bahn auf die andere Hand führen.

In den ersten Trainingsstunden mit der Doppellonge ist zu beobachten, dass sich viele Pferde häufig nach außen stellen. Dies dient dem Pferd dazu, sich bei erhöhter Geschwindigkeit besser auszubalancieren. Nach der Eingewöhnung wird sich dieses Problem oft von alleine wieder lösen.

Die korrekte Innenstellung und Längsbiegung ist nur möglich, wenn man durch die Peitsche eine nach außen weisende Hilfe in Richtung Schulter geben kann. Bis man richtig sicher im Umgang mit der Doppellonge ist, kann aber auch der Helfer die Arbeit mit der Peitsche übernehmen. Die Kunst liegt darin, im Laufe der Zeit herauszufinden, an welcher Stelle zu welchem Zeitpunkt der Einsatz der Peitsche sinnvoll ist, damit das Pferd sie als Hilfe annimmt.

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Mit einem so gut ausgebildeten Pferd sind Handwechsel und Seitwärtsübungen kein Problem. (© www.toffi-images.de)

Fließende Handwechsel an der Doppellonge

Als geeignete Methode, die Hand fließend zu wechseln, bietet sich für den Neuling das Wechseln aus dem Zirkel an. Das Pferd läuft eine große Acht in der Bahn, der Longenführer geht vom Mittelpunkt des alten Zirkels geradeaus zum Mittelpunkt des neuen. Bevor man mit der Übung beginnt, muss man den Abstand zum Pferd verkürzen.

Bei den ersten Versuchen des fließenden Handwechsels sollte man darauf achten, dass man sich nicht zu nah hinter dem Pferd befindet, wenn man von der Mitte des Zirkels zum anderen wechselt.

Achtung: Der Wechsel der Longe von dem einen Hinterbein auf das andere kann manche Pferden zu Erschrecken und Austreten veranlassen.

Während des Handwechsels lässt man die Leinen wieder aus der Hand laufen, sodass sich die äußere Longenleine wieder in gewohnter Länge um die Hinterhand legt. Die Wendung wird durch ein Nachgeben des bisher inneren Zügels eingeleitet. Es ist kein großer Druck auf den ehemals äußeren Zügel notwendig. Wenn das Pferd die Richtung wechselt, lässt man die Longenleine aus der bisher inneren Hand wieder herauslaufen. Das Pferd geht danach auf dem Zirkel auf der rechten Hand.

Der fließende Handwechsel sollte zunächst im Schritt geübt werden, bevor er im Trab oder Galopp ausgeführt wird. Für den Wechsel im Galopp sollte man sehr sicher und vertraut mit der Doppellonge umgehen und die Handwechsel ausführen können. Das Tempo und die Reaktion des Longenführers müssen dementsprechend zügig und sicher sein.

Mit Hilfe der Doppellonge Probleme lösen

Hat das Pferd sich einmal an die beiden Leinen der Doppellonge gewöhnt, gibt es viele Möglichkeiten, das Training zu gestalten: Mit verschiedenen Übungen können auch reiterliche Probleme gelöst werden. Außerdem kann das Pferd über Stangen gearbeitet werden und ohne Reiter kontrolliert einen Sprung überwinden.

Mein Pferd hat Anlehnungsprobleme

Problem: Das Pferd macht sich eng im Hals, kommt zu tief oder legt sich auf die Hand.

Lösung: Die Aktivität der Hinterhand verbessern und die Handeinwirkung verfeinern.

An der Doppellonge: Das Pferd mit feiner Hilfengebung und energischem Vorwärtstreiben mit Stimme und Peitsche bei mittelhoher Verschnallung der Longe in den Grundgangarten arbeiten. Viele Übergänge und Handwechsel einbauen. Darauf achten, dass das Genick höchster Punkt bleibt und das Pferd fleißig vorwärts geht. Tritt das Pferd vermehrt unter den Schwerpunkt, wölbt es den Rücken mehr auf und arbeitet durch den Körper. Die Anlehnung wird verbessert. Trab-Schritt- und Galopp- Trab-Übergänge fördern die Durchlässigkeit und einen dynamischen Bewegungsablauf.

Mein Pferd nimmt die seitwärts treibenden Hilfen nicht an

Problem: Das Pferd drückt gegen den Schenkel, statt seitwärts zu treten.

Lösung: Gewöhnung an die seitwärts treiben- den Hilfen, Seitwärtsgänge vorbereiten.

An der Doppellonge: Der Longenführer kann das Pferd abhängig vom Trainingsziel in der einfachen Verschnallung oder in unterschiedlich starker Aufrichtung übertreten lassen. Im Schritt, später auch im Trab, wird das Pferd an der offenen Zirkelseite nach außen gestellt. Die Peitsche treibt die Hinterhand nach innen, gleichzeitig ermuntert die äußere Leine das Pferd zum Übertreten.

Mein Pferd macht sich schief

Problem: Es läuft auf zwei Hufschlägen.

Lösung: Durch häufige Handwechsel das Pferd gleichmäßig auf beiden Händen gymnastizieren. Dadurch die Geraderichtung auf gebogener Linie (geraderichtende Biegearbeit) fördern.

An der Doppellonge: Handwechsel an der Doppellonge sind – einmal geübt – unkompliziert und lassen sich schnell und einfach in die Arbeit integrieren. Sie können im Schritt oder Trab durchgeführt werden. Schon der Wechsel an sich fördert durch das Abwenden und Umstellen die Elastizität der Muskulatur, die Nachgiebigkeit im Genick und die Längsbiegung. Besonders die äußere Leine verbessert durch ihre verwahrende Wirkung die Rippen- und Längsbiegung. Durch Zulegen und Einfangen im Trab und Galopp wird die Schwungentwicklung bei gleichzeitiger geraderichtender Arbeit gefördert.

Mein Pferd lässt sich nicht stellen

Problem: Das Pferd lässt sich nicht stellen und hebt sich raus.

Lösung: Durch viele Übergänge und Handwechsel in Dehnungshaltung Anlehnung, Stellung und Biegung verbessern.

An der Doppellonge: Durch einen feststehenden Ausbinder außen deutliche Begrenzung und Anlehnung herstellen. Mit der äußeren Leine gleichzeitig die Hinterhand begrenzen. An der inneren Leine kann der Longenführer das Pferd deutlich stellen und wieder nachgeben. Durch Übergänge von einer Gangart in die andere und viele Handwechsel wird das Pferd dazu ermuntert, den Hals fallen zu lassen. Ist die Halsmuskulatur locker, fällt das Stellen leichter.

Mein Pferd macht sich im Rücken fest

Problem: Es fällt dem Pferd schwer, sich vorwärts-abwärts zu dehnen und locker und schwungvoll über den Rücken zu arbeiten.

Lösung: Das Pferd muss lernen, vertrauensvoll an das Gebiss heranzutreten, den Hals fallen zu lassen und den Rücken aufzuwölben.

An der Doppellonge: Um dem Pferd den Weg in die korrekte Dehnungshaltung zu zeigen, die Leinen als Dreiecksausbinder verschnallen. Mit Hilfe von vielen Trab-Schritt- und Galopp-Trab-Übergängen lernt das Pferd, über den Rücken zu arbeiten. Häufige Tempounterschiede innerhalb einer Gangart verbessern die Aktivität der Hinterhand. Das Pferd lernt, den Rücken aufzuwölben und von hinten nach vorn an das Gebiss heranzutreten, sich abzustoßen und sich in zwangloser Selbsthaltung zu bewegen.

Aber Achtung: Diese Variante der Verschnallung ist nicht immer zu empfehlen. „Pferde, die leicht in der Hand sind, verkriechen sich bei der Dreiecksausbindung schnell hinter der Senkrechten. Man bekommt die tiefe Halseinstellung dann kaum wieder nach vorne herausgetrieben“, erklärt Dorit Schicketanz, Ausbilderin am Landgestüt Redefin.

Mein Pferd hat Schwierigkeiten in der Versammlung

Problem: Das Pferd hat in der Versammlung Probleme mit der richtigen Längsbiegung. Es tritt nicht genügend unter den Schwerpunkt, weicht aus und wird schief. Die Folge: ein festgehaltener Rücken und ungleiches Abfußen.

Lösung: Lektion Zirkel verkleinern und vergrößern. Dabei wird die Längsbiegung geschult, und das Pferd muss auf dem inneren Hinterbein vermehrt Last aufnehmen.

An der Doppellonge: Das Pferd verkleinert und vergrößert den Zirkel. Durch die Longe ist das Pferd außen konstant eingerahmt, nach innen gestellt und kann gleichzeitig mit Peitsche und Stimme aufgefordert werden, mit der Hinterhand aktiv unterzutreten. „Das Pferd soll in einem frischen Tempo den Zirkel verkleinern, so dass der Schwung während der Lektion erhalten bleibt. Dann wird die Fähigkeit zur Versammlung verbessert.

Der Leitsatz lautet: Biegen vor beugen. Wenn sich das Pferd stellen und biegen lässt, kann es die Hanken beugen, also sich korrekt versammeln“, erklärt Pferdewirtschaftsmeister Jan Hendrik Biß. Zur Verbesserung der Versammlung kann das Pferd in unterschiedlich stark ausgeprägter Aufrichtung mit vielen Übergängen longiert werden. Dies geht mit der „normalen“ Doppellonge oder mit der Doppellonge mit Umlenkrollen. Besonders Galopp-Schritt- und Trab-Halt-Übergänge verbessern die Versammlung.

Probleme im Galopp

Springt das Pferd im Galopp mit der Hinterhand nicht genügend unter und galoppiert mit hoher Kruppe ohne Bergauf-Tendenz, bekommt es bei jedem Galoppsprung einen Ruck von der äußeren Leine ins Maul. Gut zu erkennen an der springenden Leine zwischen Gurt und äußerem Trensenring.

Dann müssen erst wieder Takt, Losgelassenheit und Anlehnung hergestellt werden. Jeweils eine halbe Zirkelrunde das Pferd traben lassen und dann durchparieren zum Schritt. Schon im Übergang muss es fleißig unter den Schwerpunkt treten. Zwischendurch den Zirkel im ruhigen, aber fleißigen Arbeitstempo spiralförmig bis auf eine Zwölf-meter-Volte verkleinern und vergrößern, um die Längsbiegung zu verbessern. Das Pferd tritt durch die verbesserte Längsbiegung und das schwungvolle Vorwärtsgehen wieder vermehrt an die äußere Leine heran, kann sich vom Gebiss abstoßen und trägt sich selbst.

Dadurch wird die Balance verbessert, das Pferd kommt mit der Hinterhand im Galopp wieder mehr unter den Schwerpunkt, und die äußere Leine springt nicht mehr.

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In geübten Händen können an der Doppellonge mit kleinen Sprüngen gezielt Verbesserungen erreicht werden. (© www.toffi-images.de)

Stangenarbeit und Cavaletti als weiterführende Übungen

Die Stangenarbeit sollte fester Bestandteil jedes Trainingsplans sein, auch an der Doppellonge. Cavaletti sind für diese Arbeit ungeeignet, da die äußere Leine der Doppellonge im Cavalettikreuz hängen bleiben kann. Die Stangen sollten an der Außenseite mit Plastikblöcken befestigt sein, damit sie nicht wegrollen können. Am einfachsten fällt dem Pferd die Stangenarbeit im Trab. Am besten beginnt man mit einer Stange. Klappt das gut, nach und nach mehr Stangen hinzulegen.

Richtwert für den Abstand im Trab: 1,30 Meter in der Mitte der Stangen. Eingerahmt von der äußeren Leine soll das Pferd über Stangen gleichmäßig und raumgreifend traben und den Rücken aufwölben. Höher gelegte Stangen mit kürzerem Abstand erweitern die Schwebephase, das Pferd muss zurückkommen und die Hanken mehr beugen – die Kadenz wird verbessert. Größere Abstände (plus 20 Zentimeter) erweitern den Raumgriff .

Stangen bringen in jedem Fall Abwechslung in die Arbeit, fordern Geschick und Konzentration des Pferdes und fördern das Reaktions- und Koordinationsvermögen.

Die Galopparbeit für Fortgeschrittene

Zunächst beginnt man auch hier wieder mit einer Stange. So lernt das Pferd, rhythmisch und mittig die Stange zu überwinden. Anschließend kann auf jedes Viertel des Zirkels eine Stange gelegt werden. Dadurch wird das gleichmäßige Galoppieren auf dem Zirkel geschult. Liegen die Stangen direkt hintereinander, beträgt der Richtwert für den Abstand 3 bis 3,50 Meter.

Mit kleinen Sprüngen lernt das Pferd, sich ohne Reiter auszubalancieren, Sprungkraft und Dynamik werden trainiert, Beintechnik und Kontrolle vor und nach dem Sprung werden verbessert. Ängstliche Pferde werden ermutigt. Für das Springen das Pferd in einfacher Verschnallung longieren, damit es genügend Raum hat, die Nase deutlich vor die Senkrechte zu bekommen, den Rahmen zu erweitern und über dem Sprung den Rücken aufzuwölben.

Der Sprung besteht aus ein bis zwei üblichen Ständern außen, drei bis fünf Hindernisstangen und einem Spezialständer innen. Die Stangen werden zu einem Kreuz, einem Steilsprung oder einem Oxer eingehängt. Der innere Ständer besteht meist aus Holz und bildet einen Halbkreis. So können die inneren Leinen während der Flugphase über den Ständer gleiten und bleiben nicht hängen. Wenn kein Spezialständer zur Verfügung steht, kann auch ein abgerundeter Plastikblock herhalten. Liegt auf diesem Block eine Stange, kann die Longe darübergleiten. Die Stange fungiert als Fang und gibt dem Pferd die Richtung vor.

Wichtig: Nur eine Stange in Bewegungsrichtung auf den Block legen. Zwei Stangen bilden in der Mitte eine Spalte, in der die Leinen hängen bleiben können.

Variationen beim Springen: Vorlegestangen für den Trab (2,20 Meter) und den Galopp (drei Meter) bestimmen, wie dicht das Pferd an das Hindernis herankommt. Ein Kreuz in der Aufwärm- oder Gewöhnungsphase hilft dem Pferd, das Hindernis mittig anzuvisieren. Das schafft Vertrauen.

Streitthema Stangenarbeit im Schritt

Zum Thema Stangenarbeit im Schritt gibt es unterschiedliche Meinungen. Manche sagen, der Rhythmus werde durch die Stangen gestört. Jan Hendrik Biß sieht das anders: „Der richtige Rhythmus hängt von dem Longenführer ab. Der muss das Pferd auf der korrekten Linie führen und das richtige Tempo bestimmen. Denn durch das dynamischere Abfußen über die Stangen im Schritt wird der Fußungsbogen erhöht. Dadurch wird der Raumgriff verbessert.“ Der Abstand beträgt etwa 80 Zentimeter.

Die Arbeit mit der Doppellonge bietet sich als abwechslungsreiche Variante in allen Diziplinen an, um gezielt Probleme anzugehen und Verbesserungen zu erreichen. Dabei kann der Trainingsumfang immer dem Ausbildungsstand des Pferdes und des Longenführers angepasst werden.


© FN Verlag

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© Info zur Verwendung von Texten der Autoren Laura Thiem und Lara Wassermann

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