Blog 2 aus Aachen: Charlotte I & II, News von Valegro

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Großbritannien trifft Ostpreußen: Charlotte Dujardin reitet den Trakehner Erlentanz in Aachen das letzte Mal. Sein Reiter hatte sich das Bein gebrochen, nun ist er wieder fit. (© Bärbel Schnell)

Gabriele Pochhammer hat die Zeit in Aachen für einen kleinen Plausch mit Carl Hester genutzt. Der erzählte von den beiden Charlottes im britischen Team, aber auch von Superstar Valegro. Dessen Rente ist nämlich ziemlich aufregend!

Heute ging es auf dem Dressurviereck im Grand Prix zur Sache. Dass die Deutschen in der Soers ein Heimspiel absolvieren, war ja klar und ihre souveräne Führung keine Überraschung. Seltener Gast in Aachen ist die dreifache Olympiasiegerin Charlotte Dujardin auf dem bildhübschen Trakehner Erlentanz. Ich hatte die Gelegenheit mit ihrem Trainer und Chef Carl Hester zu schwätzen, den Charlotte ja mit Vorliebe „Grandpa“ nennt, was dem 53-Jährigen nicht ganz gerecht wird.

Carl ist nicht nur einer der besten Dressurreiter der Welt, er ist auch der netteste und witzigste, den man sich vorstellen kann. Er hat buchstäblich das Gesicht der Dressur in England verändert, das bis in die 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts von diesen netten elderly ladies mit leuchtend rotem Lippenstift und Silberlöckchen geprägt war, die sich im Jagdfeld so kühn behaupteten wie im Dressurviereck. Zum Glück ist diese liebenswürdige Spezies nicht ganz ausgestorben.

Auch Anna Louise Bell im GB-Team in Aachen kommt eigentlich aus dem „Showing“, eine Art Materialprüfung für verschiedene britische Pferderassen, meist sehr gut im Futter. Was erklären mag, dass ihr Pferd Into the Blue, ein aparter Braunschimmel, als Großvater Calvaro Z aufweist, nicht wirklich ein Dressurvererber, wenn man sich den stämmigen Holsteiner unter Michael Rüping in  Erinnerung ruft.

The Next Generation

Eine neue Generation ist mit der 21-jährigen Charlotte Fry vor Ort, im letzten Jahr siegreich bei der U25-Europameisterschaft, die mit Dark Legend einen beachtlichen Einstand in Aachen gab. Ein elegantes Paar, da ist noch viel Luft nach oben. Charlotte ist die Tochter von Laura Fry, die einst mit Carl zusammen im britischen Team ritt. Vor sechs Jahren,  als Charlotte 15 Jahre alt war, erkrankte sie an Krebs und bat Carl, sich nach ihrem Tod um die Tochter zu kümmern. So kam Charlotte zu ihm, aber irgendwann musste er ihr sagen: „Sorry, ich habe schon eine Charlotte, die wird immer die besten Pferde bekommen.“

Aber er vermittelte sie nach Holland in den Stall der gebürtigen Dänin Anne van Olst. „Hier stehen 130 Pferde, da hat sie die große Auswahl“, sagt Carl. Und wurde quasi zur Ersatztochter der kinderlosen Anne van Holst. „Die gehen sogar zusammen shoppen“, sagt er. Was ja, wie wir wissen, ein untrügliches Zeichen für unverbrüchliche weibliche Freundschaft ist. Charlotte II könnte so zu der starken dritten Kraft werden, die den Briten seit den Tagen von Laura Bechtolsheimer neben Carl und Charlotte I fehlt.

Die dreifache Olympiasiegerin Dujardin hat nach Aachen nicht ihr erstes Pferd Freestyle sondern den hübschen Trakehner Erlentanz mitgebracht. Er gehört Sonnar Murray Brown, der nach einem schweren Autounfall mit zerschmetterten Beinen mehrere Jahre brauchte, bis er wieder reiten konnte. In der Zeit bildete Charlotte seinen Erlentanz aus, eigentlich sollte er jetzt wieder übernehmen, brach sich dummerweise erneut das Bein. Aber das heilt gut, nach Aachen kann er vermutlich wieder in den Sattel zurück.

Ein majestätisches Rendesvouz

Charlottes Olympiapferd Valegro genießt derweil seinen Ruhestand, seine beschaulichen Tage wurden im Mai durch ein prominentes Rendezvous unterbrochen. Eine Hofdame teilte Carl mit, die Queen würde gerne die Bekanntschaft von Valegro machen. Das Treffen wurde während der Windsor Horse Show an einem zurückgezogenen Plätzchen im Park arrangiert. Es wurde Stillschweigen vereinbart, es handelte sich gewissermaßen um ein konspiratives Treffen. „Obwohl sich die Leute wunderten, wieso wir Valegro mitgebracht hatten“, erzählt Carl.

Während Charlotte und Valegro unter den Bäumen ihre Kreise drehten, stand Carl mit drei Leibwächtern in Habacht-Stellung auf dem Rasen und wartete. Punkt 15 Uhr sollte die Queen kommen, die Uhr zeigt 14.57. Don’t worry, sagte der Body Guard, sie wird pünktlich sein. Es wurde 14.58 Uhr, niemand war auf der kilometerlangen Anfahrtsstraße zu sehen. Dann Punkt 15 Uhr:  Ein Landrover rollte heran, am Steuer Her Majesty herself.  Die 93-jährige Queen stieg aus und ließ sich Valegro zehn Minuten vorreiten. Sie war begeistert von dem frischen Oldtimer, quasi ihrem Seelenverwandten. Am Ende tätschelte sie ihn am Hals, stieg wieder in den Landrover und brauste davon.  What a day für Carl und seine Freunde.cheap air jordan 1 low | JmksportShops | Chaussures, sacs et vêtements | Livraison Gratuite

Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.