Hagen: Isabell Werth mit Skovens Tzarina zum Burg-Pokal, Emma Kanerva Zweite mit Chancen

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Pferdesport Dressur

Glückliche Gesichter nach der Prüfung: Isabell Werth und Skovens Tzarina. (© www.toffi-images.de)

Hagen war der Auftakt in die 32. Nürnberger Burg-Pokal Saison und Isabell Werth kann ihre Reise nach Frankfurt schonmal planen nach ihrem zweiten Turnierstart mit einem neuen Talent. Emma Kanerva kann sich ebenfalls Hoffnungen machen auf einen Finalstart, denn der Burg-Pokal hat ja einen neuen Modus.

Die Anzahl der Starter im Finale bleibt: Zwölf vierbeinige Talente treten in Frankfurt bei den „Deutschen Meisterschaften der sieben- bis neunjährigen Dressurpferde auf Prix St. Georges-Niveau“ an. Aber es gibt keine zwölf Qualifikationen mehr, sondern nur noch acht und die übrigen vier Startplätze gehen an die vier punktbesten Zweitplatzierten. Von daher haben wir in Hagen ein Paar gesehen, das das Ticket für Frankfurt in der Tasche hat – Isabell Werth mit neunjährigen Dänischen Warmblutstute Skovens Tzarina – und eines, das Chancen hat und auf jeden Fall eine Bereicherung für das Finale wäre: Emma Kanerva mit dem ebenfalls neunjährigen Hannoveraner Don Domingo.

Erst seit einem dreiviertel Jahr hat Isabell Werth Skovens Tzarina unter dem Sattel. Die Stute ist eine Zack-Tochter aus derselben Mutter wie der erfolgreiche Deckhengst Skovens Rafael v. Romanov: der Tazorba v. Don Schufro-Zorro Z. Tzarina ging fünfjährig im kleinen Finale bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde unter der Dänin Betina Jæger. Sechsjährig entdeckte Victoria Max-Theurer die Stute bei Helgstrand Dressage. Sie ritt sie zunächst zuhause. Dann war sie mit ihr bei Isabell Werth zum Training. Werth war so angetan von den Bewegungen der eleganten Dunkelbraunen, dass sie meinte, Vicky Max-Theurer könne sie auch in Rheinberg lassen. Seitdem hat sie sie in Beritt. Das dürfte sie bislang noch nicht bereut haben. Auch wenn sie sagt, die Stute sei ein „heißer Ofen“.

In den schwunghaften Grundgangarten begeistern die geschmeidigen, elastischen Bergaufbewegungen der Stute und ihre natürliche Erhabenheit. Der starke Schritt war heute knapp im Raumgriff, der versammelte nicht hundertprozentig geregelt, weil die Stute mehrfach hart abschnaubte und unruhig im Genick wurde. Danach folgen in dem Prix St. Georges Special ja direkt das Angaloppieren und die halben Pirouetten im Galopp. Die Bereitschaft zur Lastaufnahme ist bei der Stute erkennbar gegeben, aber der etwas unruhige Schweif ließ erahnen, dass es ihr noch schwerfällt, sich auf kleinstem Kreis auszubalancieren. Die Wechseltouren gelangen beide sicher, aber noch nicht ganz spannungsfrei. Da und auf der Schlusslinie beim Halten und Rückwärtsrichten sah man den heißen Ofen. Heute wurden es 76 Prozent.

Isabell Werth tanzte dieses Wochenende ja auf zwei Hochzeiten, war parallel auch beim CDI5* in Fontainebleau am Start, das Premiere gefeiert hat. Was auch der Grund war, weshalb Isabell Werth dort den Start zugesagt hatte. Sie sei mit den Veranstaltern gut bekannt und habe da zuerst ihre Zusage gegeben. Glücklicherweise passte es mit der Zeiteinteilung, dass sie beide Turniere reiten konnte. Eine unfreiwillige Entlastung war dann, dass Emilio, der in Fontainebleau am Start war, sich im Grand Prix vertreten hat. „Ich hatte einen Taktfehler im ersten starken Trab. Danach hatte ich das Gefühl, dass er nicht mehr so richtig durchzog“, berichtete Werth. Ihr Gefühl hatte sie nicht getrogen. Abends war noch alles in Ordnung, aber am nächsten Morgen ging der 17-jährige Routinier nicht ganz klar. „Es ist nichts geschwollen“, beruhigte Isabell Werth gleich. Was genau er hat, soll nun zuhause abgeklärt werden.

Platz zwei für Don Domingo

„Elegant“ ist auch das Stichwort, das einem beim Zweitplatzierten einfällt, dem ebenfalls neunjährigen Hannoveraner Wallach Don Domingo v. Dimaggio-Don Davidoff, gezogen von Klaus Hermann Ehlen und seit 2022 unter dem Sattel von Emma Kanerva. Die ersten Reitpferdeprüfungen ging der Rappe unter Ulrike Hatzl, später übernahm Anna Sophie Fiebelkorn die Zügel und präsentierte ihn erfolgreich in Dressurpferdeprüfungen der Klasse M. Seine ersten S-Erfolge hatte er dann bereits unter Kanerva.

Der Wallach präsentierte sich heute mit viel Schwung und Raumgriff in den Verstärkungen und  gelungenen Traversalen in der Trabtour. Im starken Schritt marschierte er groß los, könnte aber noch sicherer an die Hand heranziehen. Der versammelte Schritt war geregelt. Starker schritt mit viel Raumgriff, könnte etwas mehr an die Hand ziehen. Auch bei ihm: viel Lastaufnahme, aber noch nicht die Kraft, um das zu halten. Aber das wird. Die Wechseltouren waren sehr schön herausgeritten, das Halten und Rückwärtsrichten gelungen. Alles in allem ein Paar, das man sehr gerne im Finale wiedersehen würde! Ob 73,463 Prozent dafür reichen, wissen wir Ende der Saison.

Rang drei an Finest Black Lady

Der Name passt! Finest Black Lady ist wie sie heißt. Die Finest-Tochter aus einer Royal Highness-Mutter ist achtjährig und kam vor einigen Jahren nach Aubenhausen, wo sie von Raphael Netz geritten wird, der die Rappstute in mustergültigem Rahmen und mit großer Harmonie vorstellte. Ein Highlight war der starke Schritt. Insgesamt wünschte man sich bei der Stute, dass das Hinterbein im wahrsten Sinne des Wortes in Zukunft eine noch tragendere Rolle spielt. 73,292 Prozent gab es für die beiden und großen Applaus ob der harmonischen Vorstellung.

Vierte wurde die erst siebenjährige Hannoveraner Stute Belinda v. Bon Coeur-Royal Blend aus der Zucht und im Besitz der Familie Putz und vorgestellt von Lena Waldmann. Die kraftvolle Dunkelfuchsstute hatte 2022 zum deutschen Aufgebot bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde gehört und war Sechste im Finale. Heute ging sie ihre zweite S-Dressur – voller Erfolg: 72,682 Prozent.

Ganz knapp geschlagen geben musste sich mit 72,512 Prozent das Aubenhausen-Paar Nummer zwei, Benjamin Werndl mit dem Trakehner Dallennio, der ja ein „Fast-Vollbruder“ zu Dalera ist, der Olympiasiegerin von Werndls Schwester. Die beiden haben dieselbe Mutter und während Dalera von Easy Game abstammt, ist Dallenio ein Sohn von dessen Nachkommen Millennium. Von dem hat er seine dunkle Jacke. Was er mit seiner Schwester gemein hat, ist der Bewegungsablauf. Und die hat mit diese Ablauf ja diverse Medaillen gewonnen.

Alle Ergebnisse finden Sie hier.

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.