Das Puzzle nach und nach zusammenfügen: die spannenden Aufgaben von Silke Fütterer-Sommer als Bundestrainerin Para-Dressur

Von
ThomasHellmann_SilkeFüttererSommer_RegineMispelkamp

Silke Fütterer-Sommer (Mitte) bespricht mit Regine Mispelkamp (li.) ihren Ritt bei den Para-Dressur Europameisterschaften 2023. (© Thomas Hellmann)

Teamsilber ist die erste Mannschaftsmedaille für eine deutsche Para-Equipe bei einem Championat seit Teambronze bei den Weltmeisterschaften 2018: Der Plan für die FEI Europameisterschaften Dressur und Para-Dressur der Bundestrainerin Para-Dressur Deutschland, Silke Fütterer-Sommer, ist voll aufgegangen.

Einen kleinen, aber nicht unwichtigen Teil daran hatten vielleicht auch die Auftritte vor heimischem Publikum. „Es ist einfach noch etwas mehr persönlicher Bezug dabei, was dem ein oder anderen noch ein bisschen mehr Selbstbewusstsein mitgibt.“ Alle vier Reiter des deutschen Teams hatten schon in Grand Prix A am Dienstag und Mittwoch persönliche Bestleistungen erzielen können.

Der Erfolg hat aus ihrer Sicht einen großen Stellenwert für die Pferdesportdisziplin Para-Dressur in Deutschland. „Ich finde, in Deutschland sollte das einfach noch mehr gesehen werden. Das geht aber natürlich auch mit Erfolg einher und somit ist das gute Abschneiden hier ganz wichtig, weil wir hauptsächlich dadurch auf uns aufmerksam machen können.“

Neue Ansätze finden

Silke Fütterer-Sommer hat die Reiter und Pferde von Amtseintritt an individuell begleitet und gefördert. Zunächst besuchte sie am Anfang des Jahres alle Reiter und Pferde persönlich zuhause, um sie und ihre Heimtrainer kennenzulernen und sie von da an intensiv zu begleiten. Das Training von Reiter und Pferd unterscheidet sich dabei zunächst gar nicht von einem Regelsportler, so Fütterer-Sommer, die selbst Grand Prix-Ausbilderin ist und selbst bei Altmeistern wie Willi Schultheis ihren Beruf erlernte. „Der ‚Para-Gedanke‘ steht für mich, wenn ich in der Halle stehe, gar nicht so im Vordergrund. Ich versuche, nach den Richtlinien zu gehen und die Entwicklung des Reiter-Pferd-Paares weiter voranzutreiben. Natürlich müssen wir oder ich aber manchmal noch andere Ideen entwickeln, weil eine körperliche Möglichkeit eventuell dann nicht da ist. Das ist individuell auf den Sportler abgestimmt.“

Weil sie nebenbei nach wie vor Berittpferde betreut und auch eigene Pferde hat, geht Fütterer-Sommer hier gerne den Weg, Dinge selbst auf dem Pferd auszuprobieren. „Wenn ein Reiter zu mir sagt ‚Pass auf Silke, aber das kann ich gerade nicht umsetzen‘, das ist der Moment, wo ich sage ‚ok, dann lassen wir uns etwas anderes einfallen‘. Das sind häufig nur einzelne Lektionen, wo ich dann auch mal fühle wie viel Schenkeldruck zum Beispiel möglich ist, und dann kann ich mir vorstellen, was das Pferd braucht. Wenn ich dann selbst morgens auf dem Pferd sitze in meinem Betrieb, probiere ich das selbst auch oft aus. Ich reite dann mal die Wege ab, die meine Para-Reiter reiten müssen, und probiere das mal ohne rechtes oder linkes Bein, um mal zu fühlen, wie die Pferde reagieren, brauchen sie da zum Beispiel die sanfte Begleitung mit der Gerte? So füge ich dann nach und nach das Puzzle zusammen.“

Warum es ein großes Team braucht

Für die Paralympics in Paris 2024 wird Silke Fütterer-Sommer gemeinsam mit der Teamleitung und Equipechef Nico Hörmann sicher ebenfalls wieder einen guten Plan austüfteln. Die Bundestrainerin sagt: „Wir nehmen uns viel vor für Paris. Hier in Riesenbeck ist das jetzt der erste Meilenstein für uns, jetzt wird weitergearbeitet. Es ist natürlich immer der Wunsch, eine Medaille zu kriegen.“ Die Optionen sind da. Eine Reiterin kommt aus der Babypause zurück, eine andere Reiterin hat ein jüngeres Pferd, das sie derzeit aufbaut. Beide schätzt Fütterer-Sommer als stark ein. Im Para-Dressursport ist es für sie sehr wichtig, „zwei Hände voll wirklich guter Paare haben, um da dann mit den Besten nach Paris gehen zu können.“ Als Bundestrainerin der Para-Dressurreiter muss Silke Fütterer-Sommer neben möglichen Ausfällen von Pferden auch – je nach Einschränkung – gesundheitliche Veränderungen ihrer Reiter im Hinterkopf behalten. „Das kann schon vorkommen, dass man da als Reiter dann mal eine Phase hat, wo es einem gesundheitlich nicht so gut geht. Deswegen ist es immer wichtig, optimalerweise ein großes Team zu haben, damit man da eine gewisse Flexibilität hat.“ Die Reiter werden was die ärztliche Betreuung angeht bestens unterstützt, so Fütterer-Sommer. „Ich habe aber festgestellt, dass die Reiter auf den Pferden Kräfte freisetzen, die laut medizinischem Bericht häufig eigentlich gar nicht möglich sind.“

Auch interessant

Gloria Lucie AlterRedakteurin

Hat sich parallel zum Volontariat beim St.GEORG im Studium mit „Digital Journalism“ an der Hamburg Media School befasst. Als Redakteurin liefert sie Beiträge aus den unterschiedlichsten Bereichen, von Reitlehre bis zu Produktneuheiten. Ihre Erfahrungen aus Tätigkeiten bei privaten TV-Sendern in Köln ergänzen sich mit ihrer Kompetenz in Social Media und Videocontent.