Dortmund: Jannis Drewells Weltcup-Sieg Nummer zwei und ein Held auf vier Beinen

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Der alte und neue Champion Jannis Drewell mit dem Held des Tages im Hintergrund, Claus, der alles andere als 2. Liga ist, wie er in Dortmund demonstrierte. (© von Korff)

Jannis Drewell sicherte sich zum zweiten Mal in Folge den Titel der Herren beim Weltcup der Voltigierer. Das war beinahe zu erwarten. Auch wenn es um ein Haar ganz anders gekommen wäre. Glücklicherweise gab es aber Claus und dessen tolles Team.

Mission Titelverteidigung erfüllt, Jannis Drewell aus dem westfälischen Steinhagen hat es wieder geschafft. Drewell stand beim Weltcup-Finale Voltigieren in beiden Wertungsprüfungen vorn, siegte mit der Gesamtnote 8,797 und festigt damit seine Position als weltweit erfolgreichster Voltigierer der letzten Jahre.

Claus, der Held

„Dieser Sieg fühlt sich etwas anders an als die vorangegangenen“, schildert er die besonderen Umstände des diesjährigen Auftritts in der Westfalenhalle. „Nach dem Ausfall meines eigenen Pferdes hatte ich das große Glück, dass Viktor Brüsewitz mir Claus zur Verfügung stellte und auch Gesa Bührig, die Longenführerin einwilligte, mir zu helfen. Der Pferdewechsel machte den Wettkampf spannender, aber wir haben recht schnell zusammengefunden.“ Nur eine Minute und 20 Sekunden Zeit haben die Athleten für ihre Übungen auf dem Pferd. „Claus hat es mir einfach gemacht. Ich bin glücklich, alles abgerufen zu haben“, freut sich der alte und neue Weltcup-Sieger.

Silber nach Frankreich

„Der König tanzt“ ist das Motto, unter das der Franzose Clement Taillez seine Kür gestellt hat. Die gefühlvolle Interpretation seines Themas und die ausgefeilte Artistik seiner Vorstellung brachten ihn in beiden Wertungsprüfungen und in der Endabrechnung (8,723) auf den zweiten Platz. „Ich voltigiere seit sieben Jahren auf Dyronn, wir sind zusammen mit Cédric Cottin an der Longe ein eingespieltes Team. So einen spontanen Pferdetausch wie Jannis möchte ich mir gar nicht vorstellen, Dyronn würde das wohl auch nicht tolerieren“, kommentiert er die Leistung von Drewell und Claus.

Heiland auf Highlander

Wie im Vorjahr landete Jannik Heiland in Dortmund auf dem dritten Platz (8,570). Den Sprung aufs Treppchen schaffte er in der zweiten Wertungsprüfung dank einer verbesserten Leistung seines Pferdes Highlander. Der ist manchmal etwas schüchtern, dann muss Longenführerin Winnie Schlüter ihn gut unterstützen. In Dortmund machte ihm vor allem der lange Weg von der Abreitehalle zur Veranstaltungshalle zu schaffen. Dort konnte der Wallach das dann wieder ausblenden und Jannik Heiland seine Kür nach der Filmmusik der „Love Story“ ohne Irritationen ausführen.

Die Partner im Hintergrund

Der wahre Held des Tages aber war Claus, der zwölfjährige Mecklenburger Schimmel an der Longe von Gesa Bührig. Seinem ständigen Athleten Victor Brüsewitz war er der perfekte galoppierende Partner, sprang darüber hinaus kurzfristig für Diabolus ein, das verletzte Pferd des späteren Siegers Jannis Drewell. Und obwohl er diesen Athleten und dessen Kür nicht kannte, machte er auch hier seinen Job besser als gut, hat großen Anteil am Sieg des Bundeswehr-Sportsoldaten. Die Richternote spiegelte das wider: 8,1 für beide Vorstellungen von Claus. Und da die Pferdenote ein Viertel der Gesamtnote ausmacht, spielt sie schon eine große Rolle bei der Notensumme. Möglich macht die Topleistung des Schimmels Longenführerin Gesa Bührig, Entdeckerin, Trainerin und Managerin des Wallachs. So war es denn nur folgerichtig, dass bei der Siegerehrung Pferde und Longenführerin mit aufs Foto kamen.

Alles andere als 2. Liga

Claus ist ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig die Aufgabe des Longenführers im Voltigiersport ist. Eigentlich war der Schimmel für die 2. Liga vorgesehen, dann aber fehlte dem Bronzemedaillengewinner bei der Europameisterschaft 2015 in Aachen, Viktor Brüsewitz, ein Pferd, seine Longenführerin Gesa Bührig schlug Claus vor. Und der Wallach machte mit, wuchs über sich selbst hinaus, in erster Linie dank der hervorragenden Betreuung und Ausbildung durch Gesa Bührig. Jetzt ist Claus sicher in der ersten Liga angekommen. Gesa Bührig hatte den Wallach vor zwei Jahren in der Nachbarschaft entdeckt und gekauft, eigentlich um ihn für ihre Voltigiergruppe einzusetzen. Dann aber brauchte Viktor Büsewitz ein Pferd, und Claus‘ internationale Karriere begann. „Er ist schon ein dominanter Typ, zuweilen braucht er eine klare Ansage“, schildert Bührig den Umgang mit ihm. „Aber dann bringt er konstant seine Leistung, darauf sind wir alle stolz.“

Die unterschätzten Helfer

Die Rollen des Pferdes und des Longenführers werden häufig unterschätzt. Ein Voltigierpferd muss perfekt vorbereitet und trainiert sein, es muss hundertprozentiges Vertrauen zu seinem Menschen an der Longe haben, ohne das keine Spitzenleistungen erbracht werden können. Für Laien sieht das lediglich so aus als ob jemand in der Mitte des Zirkels das Pferd festhält – eine grobe Fehleinschätzung. Der Longenführer ist zugleich der Manager des Pferdes. In den allermeisten Fällen übernimmt er die Ausbildung und das Training, in der Regel über viele Jahre, bis das Pferd ausgereift ist.

Lediglich zwei-, höchstens dreimal in der Woche wird im gehobenen Turniersport und im Spitzensport voltigiert, die restliche Zeit ist Ausgleichssport fürs Pferd angesagt. Die meisten Longenführer sind passable bis sehr gute Reiter, die das Pferd gymnastizieren und auf die körperlichen Herausforderungen im Wettkampfsport vorbereiten. Intervalltraining, Dressurarbeit, Cavalettiarbeit oder auch kleine Sprünge gehören ebenso zum Programm wie entspanntes Reiten im Gelände. Weide und Paddock sind selbstverständlich. Der gesamte Bewegungsapparat mit seiner Muskulatur muss gestärkt werden.

Die Bewegungsqualität eines Voltigierpferdes, ihr Gleichmaß, ihr Schwung usw. sind heute wichtiger denn je. Spätestens seit Einführung der Pferdenote 2005, für die ein eigener Richter zuständig ist, muss auch das Pferd punkten.

Ein ebenso entscheidender Faktor ist das Vertrauen des Pferdes zu seinem Longenführer. Die Pferde brauchen ein gutes Nervenkostüm. Bei immensem Krach betreten sie die Arena, müssen sich von einer Sekunde auf die andere auf den Wettkampf konzentrieren und ihren Job machen. Mancher Vierbeiner würde in Panik geraten, die Cracks unter ihnen haben im Laufe der Jahre gelernt, mit der Geräuschkulisse umzugehen, auch dank ihres Vertrauens zu dem Longenführer.

Heute zwar seltener als früher gibt es ihn nach wie vor, den „Pferdetausch“. Und funktioniert in den meisten Fällen reibungslos, wie Claus in Dortmund beweist. Auch das ist klar ein Verdienst der Longenführer, dass die Pferde auch mit fremden Menschen auf dem Rücken Topleistung abliefern.

Wie in den anderen Disziplinen im Pferdesport stehen auch hier die Ausbilder mit dem besten Gefühl fürs Pferd an der Spitze. Aber ganz ohne Qualifikation geht es auch für Longenführer nicht. Im Turniersport ist die FN-Jahresturnierlizenz Longieren Pflicht. Voraussetzung ist dafür der Besitz eines Longierabzeichens oder eine Trainerlizenz im Pferdesport.

Christine Meyer zu Hartumdolce gabbana portofino lace up sneakers item | Sneaker News & Release Calendar for 2023 in UK | Grailify | DIARIOCALLEDEAGUA ᐈ Одяг, Взуття, Аксесуари, вигідні ціни в Києві у Україні

Christine Meyer zu HartumRedakteurin

Expertin für den Fahrsport mit eigener Erfahrung sowohl auf dem Bock als auch als Turnierorganisatorin. Westfälische Züchterin mit erfolgreichen Kindern in Pferdesport und -zucht. Reitwartin und Ansprechpartnerin in der Rubrik „Leser fragen, Experten antworten“. Berichterstatterin über internationale Voltigierevents von vielen Welt- und Europameisterschaften.