FEI-Vorschlag: Kandare in Grand Prix und Sporen sollen optional werden – eine gute Idee?

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Die Olympiasiegerinnen Jessica von Bredow-Werndl und Dalera BB im Training. (© www.toffi-images.de)

Wie kann sichergestellt werden, dass der Reitsport die sogenannte „Social License“ behält? Um diese Frage geht es unter anderem bei der diesjährigen FEI-Generalversammlung. Dazu gibt es mehrere Vorschläge und dazu wiederum auch schon erste Stellungnahmen seitens der Interessenvertreter.

Im Juni hat der Weltreiterverband FEI die Einführung der „Equine Ethics & Wellbeing Commission“ (EEWB) bekannt gegeben. Sie sollte Vorschläge erarbeiten, wie das Wohlergehen von Sportpferden dauerhaft gesichert werden kann. Diese Vorschläge werden am 12. November bei der FEI Generalversammlung in Kapstadt Thema sein. In einem öffentlich einsehbaren Schreiben werden Ergebnisse der EEWB Beratungen vorgestellt:

  • Einführung einer Regel in allen Disziplinen, die es dem vorsitzenden Richter (oder jemand anderem, der dazu ernannt wurde) erlaubt, ein Paar auszuschließen, wenn dessen Auftritt gegen die Prinzipien des Welfare of the Horse verstößt. Ein solcher Ausschluss sollte endgültig und nicht anfechtbar sein.
  • Keine Kandarenpflicht mehr für Grand Prix-Prüfungen (auf CDI1* und CDI2*-Niveau ist der Gebrauch der Trense bereits seit 2019 möglich)
  • Aufhebung der Sporenpflicht in allen Disziplinen (Bislang waren Sporen außer bei Children und Ponyreitern in allen internationalen Dressurprüfungen Pflicht. Im Springen waren sie nicht Pflicht, in der Vielseitigkeit optional in allen drei Teildisziplinen, in der Para-Dressur ebenfalls und im Distanzreiten sind Sporen verboten.)
  • Die Verschnallung des Sperrriemens soll einheitlich in allen FEI Disziplinen geregelt werden, idealerweise mit einem von der FEI zertifizierten Messinstrument.
  • Es soll eine Weiterbildungskommission gegründet werden, die bereits existierende Horsemanship-Module im Rahmen des FEI Campus unter die Lupe nimmt und gegebenenfalls Anpassungen vorschlägt.
  • Es soll ein Forschungsetat bereit gestellt werden, speziell für die Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem Wohlergehen von Pferden.

Diese Vorschläge wurden den Ausschüssen für die einzelnen Disziplinen der FEI vorgestellt. Die meisten Vorschläge fanden von deren Seiten Zustimmung und es wird bereits daran gearbeitet, wie eine Implementierung aussehen könnte.

IDRC und IDTC dagegen

Die Vorschläge, die Kandaren- und die Sporenpflicht aufzuheben, hat allerdings zu einer prompten Reaktion des Internationalen Dressur Reiter Clubs (IDRC) und des Internationalen Dressur Trainer Clubs (IDTC) geführt, die gegen die Umsetzung dieser Vorschläge sind. In einem von Linda Keenan als Generalsekretärin des IDTC und von Klaus Röser als Generalsekretär des IDRC unterschriebenen Statement heißt es:

„Die Ablehnung der Kandare beruht auf einem Mangel an Verständnis dafür, wie und warum die Kandare benutzt wird.

Ja, der Missbrauch der Kandare kann zu Zwang und zu Verletzungen führen. Das trifft auf eine Trense oder auf jedes andere Gebiss und sogar ein Hackamore zu. Aus diesem Grund gibt es Einschränkungen, welche Gebisse genau benutzt werden dürfen (…), und das Pferd wird am Ende der Prüfung genau untersucht. Jeder Hinweis auf eine Verletzung des Pferdes führt zum Ausschluss. Das ein großer Anreiz, sicherzustellen, dass die Reiter die Zügel mit Bedacht einsetzen.

(…) Die Kandare ermöglicht es dem Reiter, die Präzision seiner Hilfengebung zu verbessern und die Kommunikation mit dem Pferd zu verfeinern. Diese liegt buchstäblich „in den Händen des Reiters“, denn die Beweglichkeit und Geschicklichkeit der Hände sind das Ergebnis eines korrekten Sitzes und eines feinen Gefühls. Dies zeugt von einem hohen Maß an Können und Ausbildungsfortschritt und ist der Grund, warum es im Spitzensport gefordert wird. Die richtige Anwendung der Kandare demonstriert ultimative Expertise.

Ähnlich bieten Sporen dem Reiter die Möglichkeit, subtile und verfeinerte Schenkelhilfen zu geben. Und auch hier sind schon jetzt umfangreiche Schutzmaßnahmen in Kraft – Regeln, welche Sporen benutzt werden dürfen, also wie lang sie sein dürfen, wie das Riemchen beschaffen sein darf etc., Untersuchungen nach jedem Ritt und Missbrauch wird durch Ausschluss geahndet. Daher sind wir der Ansicht, dass weder die Kandare noch die Sporen ein Risiko für das Wohlergehen des Pferdes darstellen und dass es genügend Kontrollen gibt, um Missbrauch zu verhindern. 

Diese Ausrüstungsgegenstände optional zu machen, hätte keinen tierschützerischen Effekt. Es mag verlockend erscheinen, Kritikern ein „Friedensangebot“ zu machen, indem man diese Ausrüstungsgegenstände freiwillig macht in der Hofffnung, dass diese dann zufrieden sind. Doch dieser Ansatz ist falsch und naiv.

Doch wichtiger noch, ungerechtfertigter und ahnungsloser Kritik nachzugeben, ist praktisch und ethisch falsch. Eine Regel unter dem Deckmantel des Tierschutzes einzuführen, die keinen positiven Einfluss auf das Wohlergehen der Pferde hat, wäre unaufrichtig und zynisch. Es würde die Glaubwürdigkeit der FEI als eine Organisation mit Prinzipien und evidenzbasierten Entscheidungen einschränken.

Ferner würde es wie bei allen Kompromissen von Prinzipien negative Langzeiteffekte mit sich bringen, da es die ungerechtfertigte Kritik unterstützt, was zu weiteren ungerechtfertigten Angriffen führen würde.

Auch wenn es unangenehm sein mag, ungerechtfertigte Angriffe auszuhalten, ist die einzige wirkliche Verteidigung dagegen, an dem Grundsatz festzuhalten, Regeln ausschließlich auf Basis objektiver wissenschaftlicher Erkenntnisse in Sachen Tierschutz einzuführen. Das ist die einzige Möglichkeit, wie die FEI ihre Integrität wahren und Führungsstärke demonstrieren kann. 

Außerdem fordern wir, dass bei der Erwägung von Tierschutznmaßnahmen die Möglichkeiten im Zusammenhang mit allen FEI-Disziplinen ausgelotet werden. Der Vorschlag, eine Disziplin in Bezug auf das Wohlergehen der Pferde stärker zu kontrollieren, ist irreführend und falsch.“ 

Umfrage

Die Diskussion darum, die Kandarenpflicht aufzuheben, ist nicht neu. Auch im St.GEORG war das schon vor vier Jahren Thema. Wir haben damals eine große Umfrage unter Reitern, Richtern und Ausbildern zum Thema gemacht. Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu sagte damals: „Ich halte das für keine gute Idee, sonst reiten wir irgendwann Grand Prix mit Halsring und ohne Sattel. Natürlich, wenn man die Stange braucht, um das Pferd durchs Genick zu reiten, läuft etwas schief. Aber wenn ein Pferd die Kandare gar nicht annehmen will, halte ich das für ein Zeichen, dass es wahrscheinlich auch die treibende Hilfe nicht akzeptiert und nicht ehrlich über den Rücken arbeitet.“

Gleichwohl sagte sie schon damals – und dieser Meinung ist sie auch heute noch –, dass die Wahlfreiheit auf S-Niveau in Ordnung sei. „Das finde ich angemessen.“ Aber sie, wie auch alle ihr bekannten Fachleute, fürchten, dass das Niveau des Sports sinkt, wenn die Reiter nicht mehr verpflichtend auf Kandare reiten:

„Die höhere Versammlung (Hankenbeugung) in den Klassen der S-Prüfungen kann nur durch die korrekte Anlehnung an die Kandare erreicht, gezeigt und bewertet werden. Die Kandare dient dem Reiter, eine feinere und präzisere Kommunikation mit seinem Pferd zu entwickeln. Wenn diese nicht mehr erlernt werden muss, vernachlässigen wir die Grundsätze der klassischen Reiterei. Diese Grundsätze gilt es fortzuführen um der Zukunft des feinen Reitens willen.“

Ferner gehe es auch um Fairness der Beurteilungsbedingungen: „Die Zäumung für eine Dressurprüfung sollte für alle Teilnehmer gleich sein, damit eine Richterbeurteilung fair und nach den gleichen Kriterien erfolgen kann. Dies wäre durch eine Wahlfreiheit nicht mehr der Fall.“

Die finnische Grand Prix-Ausbilderin Kyra Kyrklund sagte: „Das Reiten auf Kandare ist eine Kunst. Und wenn es nicht mehr verlangt wird, lernen die Reiter es auch nicht mehr. Pferde, die ein Problem auf Kandare haben, haben in Wahrheit in der Regel ein Problem mit den Händen des Reiters.“ Die Wahlfreiheit bei nationalen Turnieren wäre daher für sie in Ordnung. Aber nicht in internationalen Prüfungen.

Auch Andreas Hausberger, Oberbereiter an der Spanischen Hofreitschule und Trainer von unter anderem Jessica von Bredow-Werndl und Sönke Rothenberger, sagte: „Die Regelungen der FEI sind beizubehalten! Die aktuelle Regelung basiert auf einer Jahrhunderte gewachsenen Methode, Pferde in den schwierigsten Klassen korrekt zu präsentieren. Gerade beim Reiten auf Kandare können Fehler in der Ausbildung bei Pferd und Reiter eindrucksvoll zu Tage treten.“

Christof Umbach, 5*-Richter aus Luxemburg, hingegen sagte: „Seit sechs Jahren darf in Luxemburg in allen Prüfungen, die auf Kandare ausge­schrie­ben sind, auch mit Trense geritten werden. Hintergrund: Viele modern gezogene Pferde haben kleine Mäuler und empfinden zuviel Metall als unangenehm. (…) Wir haben mit dieser Regelung durchweg gute Erfahrungen gemacht, vor allem die Reiter begrüßen sie sehr. Oft werde ich als Richter angesprochen, ob denn das Prinzip der Gleichheit gegeben sei, wenn man in einer Prüfung, z.B. auf Grand Prix-Niveau, Pferde mit unterschiedlicher Zäumung zu richten hätte. Dazu kann ich nur sagen, dass ich unabhängig vom Gebiss, die Maultätigkeit des Pferdes im Blick habe und in die Notenfindung mit einfließen lasse. (…) Wichtig ist doch, dass das Pferd vertrauensvoll ans Gebiss herantritt, egal, aus welchem Material das Gebiss ist, oder ob es aus einem oder zwei Teilen besteht.“

Auch die Schweizer Dressur-Olympiasiegerin Christine Stückelberger antwortete: „Ich reite alle meine Pferde auf Trense (auch seinerzeit Granat). Erst kurz vor der Prüfung haben wir zur Gewöhnung die Kandare genommen. Wer im Stande ist, eine schwere Prüfung auf Trense zu reiten, sollte die Möglichkeit dazu haben. Die modernen Sportpferde haben kleinere, feinere Köpfe und kleinere Mäuler, so dass es oft schwierig ist, eine geeignete Kandare zu finden.“

Ähnlich sieht es auch die zweifache Olympiasiegerin von Tokio, Jessica von Bredow-Werndl: „Heikles Thema. Jeder gute Reiter sollte in der Lage sein, einfühlsam mit Kandare zu reiten. Doch es gibt Pferde mit sehr wenig Platz im Maul, oder die sich einfach auf Trense wohler fühlen. Da macht es meiner Meinung nach durchaus Sinn, wählen zu dürfen.“

Anja Beran, heute eine der bedeutendsten Vertreterinnen klassischer Dressurreiterei jenseits der Turnierszene, gab dieses Statement: „Ich bin dafür, dass man Dressurprüfungen auch auf Trense reiten darf. Gegen die Kandare mit Unterlegtrense habe ich überhaupt nichts einzuwenden, aber wenn sich ein Pferd auf Trense wohler fühlt, sollte man es auch so vorstellen dürfen. Momentan habe ich selbst zwei Korrekturpferde, der eine rollt sich auf, der andere versucht stets, mit falschem Knick zu laufen. Die Trense ist das Mittel der Wahl, um diese Probleme zu verbessern und ich habe dann schon Bedenken, solche Pferde später wieder mit Kandare zu reiten.“

Ghislain Fouarge, ehemaliger 5*- und oberster FEI-Richter, äußerte sich damals zugunsten der Beibehaltung der Kandarenpflicht. Er sagte unter anderem, „ein Künstler“ brauche ein „präzises Werkzeug“ und die Reiter sollten demonstrieren, dass sie dieses „bedienen können“. „Wir Richter haben nur zu beurteilen, ob die Qualität der Anlehnung gut ist und ob sie richtig zustande kam“, so sein Fazit damals.

Dr. Carsten Munk, Vorsitzender der Deutschen Richtervereinigung (DRV), sagt, der DRV sei „ganz klar gegen die Wahlfreiheit“. Munk: „Die Kandarenreife ist ein Ausbildungsziel, und sie ist nur gegeben, wenn das Pferd über die entsprechende Versammlung verfügt. Bei einer Wahlfreiheit wäre keine Vergleichbarkeit mehr gegeben. Die FN hatte das Thema auch zur Diskussion gestellt. Wir sind ebenso dagegen wie zum Beispiel auch die Bundesvereinigung der Berufsreiter.“

Wahlfreiheit auch bei FN in Diskussion

In der Tag beschäftige man sich bei der FN mit ihren Gremien und Verbänden aktuell „intensiv“ mit dem Thema der weitergehenden Möglichkeit der Ausschreibung von Dressurprüfungen der Klassen M und S auf Trense sowie ggf. einer Wahlfreiheit in bestimmten Bereichen, wie Thies Kaspareit, Leiter der Abteilung Ausbildung und Wissenschaft bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), berichtet.

Kaspareit weiter: „Grundsätzlich stehen wir dem Reiten auf Trense positiv gegenüber. Dementsprechend können nach der Überarbeitung der LPO nun mehr Prüfungen (in den Klassen M und S) auf Trense ausge­schrieben werden. Allerdings ist die Kandare ja Teil der Anforderungen in den höheren Klassen. In einer Prüfung, die wahlweise auf Trense oder auf Kandare geritten wird, ergeben sich aus Richtersicht ungleiche Bedingungen. Im Augenblick können die Prüfungen in der schweren Klasse nur für jüngere Pferde auf Trense ausgeschrieben werden. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass dieser Trend sich weiterentwickeln wird.

Die Kandare dient der Verfeinerung der Hilfen, so wie auch die gesamte Dressur­reiterei ausgerichtet sein soll. Grobes Reiten auf Kandare gehört geahndet. Aber das hat nichts mit der Zäumung, sondern mit dem Reiten zu tun. Im Grunde sehen wir die konservative Grundhaltung im Dressursport als etwas Positives an, weil wir eine klare Linie haben. Hier geht es um möglichst richtiges und gutes Reiten, nicht darum, durch die Diskussion über Gebisse davon abzulenken.“

Der Vielseitigkeitsolympiasieger mit der Mannschaft von 1988 betonte damals wie auch heute: „Grundsätzlich finde ich es wichtig, klarzustellen, dass die Kandare nichts ,Böses‘ ist, unbedingte Voraussetzung für Pferd und Reiter ist allerdings die ,Kandarenreife‘.“

 

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

  1. Doris

    Ich teile die Auffassung von Hr. Umbach. Haben etwa die Gegner Angst, dass (eigene) Defizite zu Tage kommen? Und noch eine Anmerkung: Regeln, die dem Wohle der Pferde dienen, gibt es einige. Es mangelt jedoch noch immer an deren Einhaltung und Sanktionierung. Hier bekleckert sich auch u/FN nicht gerade mit Ruhm und Ehre.

  2. Anja

    Ich träume heute noch von einem Lehrgang bei Kurd Albrecht von Ziegner. Da war er schon über 80 Jahre alt. Er hat uns alle „alt“ aussehen lassen, als er sich abends in „zivil“ auf eines von seinen Schulpferden setze. Das war eine unglaubliche Vorstellung, natürlich nur auf Trense, eine vertrauensvolle Anlehnung, die Versammlung, alles sah ganz einfach aus. Wir, die zu einem Lehrgang in Mechtersen angereist waren und 50 Jahre jünger waren, haben alle dicke Backen gemacht!
    Ganz ehrlich, wenn ich heute ein Championat im Fernesehen sehe, mache ich spätestens nach dem dritten Reiter aus!
    Ja, es gibt Ausnahmen, wenn ich z.B. das Foto oben von Jessica von Bredow-Werndl sehe, das ist eine Ausnahme!
    Bei vielen anderen Reitern graut es einem. Ich glaube nicht, dass es einen Unterschied macht, ob die wirklich guten Reiter, ihre Pferde auf Trense vorstellen und ob all die anderen Pferde weniger leiden müssten, wenn sie nicht auf Kandarre in Haltung geknebelt werden.
    Ich denke der „Spitzensport“ hat andere Probleme, die nicht gelöst werden, wenn man die Gebisspflicht oder Sporenpflicht aufhebt.

  3. Frau P.

    Es ist doch gut, dass verschiedene Stimmen gehört werden und auch verschiedene Meinungen geäußert werden dürfen – pro und kontra. Allerdings habe ich in einem Punkt ein gewisses deja-vue:

    Vor Kurzem wurde bekanntermaßen die Diskussion darum geführt, ob Reiten im Modernen Fünfkampf beibehalten werden soll, oder nicht. Das Argument der Tradition und Beherrschung der Technik aus historischem Grund war das Hauptargument des DVMF gegen die Abschaffung der Disziplin Reiten. Dies wurde von einer breiten Mehrheit als „ewig gestrig“ abgelehnt.

    Nun hört man dieses Argument so emotional aus den Reihen, die vorher ein Umdenken eingefordert haben? Lässt das Gefühl aufkommen, dass doch das Hemd näher ist als die Hose.

  4. Jasmin

    Ich würde es Begrüßen wenn sowohl Kandare als auch Sporen wegfallen würden. Es sind beides sehr viel schärfere Einwirkungsmittel, die mögliche Defizite in der Ausbildung auch kurzzeitig verschleiern können. Wenn man dass Pferd nicht mehr deutlich mit dem ganzen Bein treiben muss sondern nur noch kurz mit dem Haken pieksen muss fällt es u.U. niemandem auf. Gleiches mit der Kandare,ja man braucht eine ruhige Hand aber evtl. Wiedersetzlichkeiten des Pferdes werden durch kleinere Handmanöver einfach überspielt und versteckt. Die Idee mit dem Halsring fände ich ehrlichgesagt sehr erfrischend, Reiter die ihre Pferde ohne Zügel in die korrekte Haltung bekommen verdienen wirklich die Bezeichnung Profireiter.

  5. Georg Ording

    Wer eine Kandare benötigt um die richtige Anlehnung zu erreichen liegt schon im Ansatz falsch. die Anlehnung wird über gutes Reiten erreicht. Zügel und Zäumung sind und bleiben Hilfsmittel und sollten genau deshalb nicht notwendig sein. Das Argument dass die feine Hilfengebung ausschließlich mit der Kandare beurteilt werden impliziert schon das diese, bei falscher Nutzung, erheblichen Druck ausübt. Ein Ausbilder der alten Schule sagt mir immer wenn es einmal nicht klappt „ich würde es einmal mit Reiten versuchen dann braucht man auch keine Hilfsmittel“ da die Kandare ein Hilfsmittel ist würde dieser Spruch impliziern das auch die Kandare unnötig ist. Die Gewöhnug daran ist für die meisten Pferd sehr unangenehm, da nur sehr wenige Reiter fachgerecht mit einen so scharfen Instrument umgehen können. Das Argument ein solches Instrument nutzen zu müssen damit der Richter beurteilen kann ob ein Reiter feine Hilfen gibt kann sich nicht Grund für dessen Nutzung sein. Ja ggf sinkt das Niveau marginal aber zum Wohle des Pferdes da die vielen ungeschickten Hände dieses Instrument nicht mehr nutzen dürfen.

  6. Maritta Kieven

    Ich würde es begrüßen, wenn Dressurprüfungen sowohl mit Kandare als auch mit Trense geritten werden könnten. Gleiches gilt auch für den Gebrauch der Sporen. Im Turniersport und insbesondere im Spitzensport sind viele Reiter-Pferd-Paare weit von der klassischen und feinen/gefühlvollen Reiterei entfernt. Es geht um spektakuläre Auftritte, bei denen das harmonische partnerschaftliche Teamwork und der Spaß an der Bewegung und Aufgabenlösung vollends auf der Strecke bleibt. Nicht selten am verbissenen Blick des Reiters und des Pferdes zu erkennen. Leider scheinen Die Richter den Pferden nicht ins Gesicht zu schauen oder dieses zu ignorieren, da sich dies nicht in der Notengebung widerspiegelt. Das Wohle des Pferdes wird nicht erst dann beschädigt, wenn es blutet oder andere Verletzungen davon trägt. Schlechtes Reiten hat viele Gesichter und Pferde leiden stumm…

  7. Frau P.

    P.S…. mich persönlich stört am meisten, dass die Paare, die sich harmonisch und gekonnt mit Kandare in einer entsprechenden Prüfung präsentieren, wirklich nur die Spitze eines Eisberges sind. Es sind bejubelte Ausnahmen. Was ist mit dem Rest?

    Wenn wir bereits berechtigte Zweifel daran haben, dass dieses Instrument selbst in Profihänden den Pferden gut tut, weil es sorgsam und vorsichtig gelernt werden muss, dann sollten die Alarmglocken schrillen. Wie viele Versuche, unglückliche Ritte und Pferde, die lieber keinen „Kandaren-Anfänger“ auf sich gehabt hätten, mag es wohl geben? Wofür? Damit am Ende einige wenige Reiter das Instrument aus Tradition dann fein beherrschen?

    Dass ein Reiter in einer Prüfung auf höchsten Niveau sanktioniert wird, wenn eine Kandare zu hart angewendet wurde, wäre mir auch neu. Weniger spektakuläre Ritte mit feiner Einwirkung haben sehr selten über spektakuläre Ritte mit fragwürdiger Einwirkung gesiegt. So selten, dass es dann Schlagzeilen und Jubel wert war, weil es eben nicht die Regel ist.

    Es wäre wirklich zu begrüßen, wenn nicht nur über die Kandaren-Anwendung bei der Spitze des Eisberges gesprochen wird, sondern auch über die große Lawine, die das in der breiten Masse auslöst und für die Pferde bedeutet – so viele Pferde, die nie eine feine Einwirkung der Kandare erleben werden und beim Streben nach diesen hohen Ziel auf der Stecke bleiben.

    Und wenn es doch der Tradition verpflichtet sein muss – dann wäre es auch konsequent, die Anwendung der Kandare endlich und wirklich pferdegerecht zu bewerten.

  8. Christine

    Einige Argumente von Fachleuten sind logisch schwer nachvollziehbar. „Die höhere Versammlung (Hankenbeugung) …in den Klassen der S-Prüfungen kann nur durch die korrekte Anlehnung an die Kandare erreicht, gezeigt und bewertet werden. Die Kandare dient dem Reiter, eine feinere und präzisere Kommunikation mit seinem Pferd zu entwickeln“. Kann jemand anatomisch erklären, wie die Menge an Metall im Maul und korrekte Hankenbiegung einander kausal bedingen? Oder wieso mit weniger Zügeln und weniger Metall keine feinere Kommunikation möglich sein soll? (Zumal Zügelhilfen ja eh maximal 5% der Hilfen sind, während der Sitz sagen wir mal 80% ausmacht, und jeder, der mal ein wirklich fein gerittenes motiviertes Pferd unter dem Sattel hatte, weiss, das Pferde auf feinere Hilfen reagieren können, als wir Menschen sie zu geben vermögen.) Sein wir einfach ehrlich, wenn im Grand Prix jetzt eine Pferde/Reiterkombi auf Trense durchtanzt und sensible Pferde, die mit der Kandarre rein aufgrund ihrer Existenz unglücklich sind, noch zufriedener laufen, wird für jeden Laien noch offensichtlicher, wer gut ist und wer irgendwie sein Gangwunder in einer Piaffe ohne Hankenbiegung am Fleck hält. Den Unterschied zwischen korrektem versammelten Reiten (egal ob auf Trense oder Kandarre) und purem Reiten auf Kandarre sollte Grand Prix Richter hinkriegen, sonst sind sie fehl am Platz. Also ganz klar Wahlfreiheit für Reiter und Pferde. Dann hört vielleicht auch mal auf, dass das Ziel vieler Reiter ist auf Kandarre zu reiten statt gut zu reiten.

  9. Kim

    Als erstes möchte ich anmerken, dass jeder, der Kandare nicht mal richtig schreiben kann, sich aus der Diskussion grundsätzlich raus halten sollte. 😉

    Ansonsten kann ich die Aussage, dass es schade ist, wenn der Gebrauch einer Kandare nicht mehr gelehrt wird nachvollzziehen und bin auch fest davon überzeugt, dass sie korrekt geführt in keinster Weise dem Wohlbefinden des Pferdes schadet.

    Die Kandare nicht mehr verpflichtend zu machen, hilft aber voraussichtlich nur wenigen Pferden, da grade die Reiter, die sie besser nicht benutzen sollten, sondern ihre Pferde reelle(er) reiten sollten, sie ja höchstwahrscheinlich weiter benutzen werden, um Ausbildungsdefizite zu kaschieren.
    Die Pferde, die eh fein genug geritten werden, um diese Lektionen auch auf Trense (oderHalfter oder Halsring) zu zeigen, werden sicherlich auch mit Kandare nicht unglücklich sein.

    Demnach ist es in meinen Augen egal, ob sie nun Pflicht ist oder nicht – so lange so gerichtet wird, wie bisher, wo Spannungstritte und Spektakulär höher bewertet werden, als fein und leicht und korrekt – so lange wird es unschöne Bilder mit aufgerissenen Mäulern trotz zugeknallten Sperrhalftern, durchgehend bei 90° anstehenden Kandaren usw. geben.

    Die die berechtigten Klagen darüber, dass das mit dem Pferdewohl nicht wirklich vereinbar ist weiter befeuern werden.

    • A.Rauf-Vater

      „Korrekt geführt“ wäre 3 zu 1 – wo auf einem Turnier sehen Sie das noch- wo wird es als Norm gelehrt? Richtig- im Sport nirgendwo mehr. Nur 3 zu 1 verhindert Verkanten und kommt erst zum Einsatz, wenn das Pferd bis zur Klasse M/S reell auf Trense durchlässig ist.

    • Doris

      Mit Verlaub, aber bevor Sie die Rechtschreibung anderer Personen kritisieren, sollten Sie Ihre eigene überprüfen! Darüber hinaus haben derlei Bemerkungen auf dieser Plattform nichts verloren. Das hier ist nicht die Kommentarfunktion von St-Duden.


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