Jockey-Legende Lester Piggott ist tot

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Iffezheim, Lester Piggott (links) und Hein Bollow im Portrait

Legenden unter sich: Lester Pigott (li.) und Hein Bollow 2016 in Iffezheim. (© galoppfoto.de)

Synonym für Jockey? Nein, nicht Rennreiter. Lester Piggott! Obwohl eigentlich zu groß für einen Jockey, wurde der Engländer der Größte seiner Zunft, der in 50 Jahren sagenhafte 25.000 Rennen bestritt. Nun ist er mit 86 Jahren verstorben.

Lester Piggott kam am 5. November 1935 in Wantage, Berkshire, zur Welt. Pferde lagen ihm im Blut, ebenso wie der Rennsport. Sein Großvater Ernie Piggott gewann dreimal das gefürchtete Grand National zu einer Zeit, wo man von Sicherheitsmaßnahmen noch nichts hielt. Piggotts Vater war als Trainer eine bekannte Größe, seine Mutter kam ebenfalls aus einer Rennreiter-Dynastie. So wuchs Piggott quasi im Sattel auf und gewann schon mit zwölf Jahren seine ersten Rennen.

Sohn Lester war mit 1,73 Metern eigentlich viel zu groß für einen Jockey. Aber er hatte Qualitäten im Sattel, die das locker wettmachten. Seine US-Kollegen nannten ihn „JC“, Jesus Christ. Warum, das mag vielleicht die Geschichte des Sieges von Orsini im Deutschen Galopp-Derby zu verdeutlichen. Als Favorit des Rennens wurde damals Windfang gehandelt, der Orsini zuvor um drei Längen geschlagen hatte. Orsinis Stammjockey war verletzt, die Alternative anderweitig verpflichtet. So engagierte sein Besitzer Baron von Thyssen vom Gestüt Erlenhof (heute Familie Rothenberger) den damals 21-jährigen Lester Piggott aus England, in Deutschland eine bis dato unbekannte Größe. Das änderte sich mit seinem Auftritt auf Orsini im Deutschen Derby 1957 schlagartig. Denn Orsini und Windfang lieferten sich in diesem Rennen einen Zweikampf „auf Biegen und Brechen“, wie Turfkoenig.de es umschrieb. Orsini gewann. Und es hieß, dass sei vor allem den Reitkünsten von Lester Piggott zu verdanken gewesen. Wobei der später in einem Interview sagte, Orsini sei eines der besten Pferde gewesen, das er je geritten hat. Und das will etwas heißen.

Denn gute Pferde hatte Piggott zuhauf unter dem Sattel. Allen voran wohl den US-Galopper Nijinsky. Die beiden gelten als eines der besten Paare der Geschichte des Galopprennsports, gewannen die englische Triple Crown, bestehend aus dem „The Two Thousand Guineas Stakes“ in Newmarket, dem Epsom Derby und dem St. Leger. Nijinsky ist bis heute das letzte Pferd, das diese drei Klassiker gewinnen konnte. Zudem siegten sie in Ascot in den King George VI and Queen Elizabeth Stakes. Bitter war die Niederlage der hoch gehandelten Favoriten im Prix de l’Arc de Triomphe. Um einen Kopf mussten sie sich Sassafras unter Yves Saint-Martin geschlagen geben. Bald darauf ging Nijinsky in die Zucht. Und Lester Piggott ritt andere Pferde von Sieg zu Sieg. Sagenhafte 4493 Rennen soll er gewonnen haben.

1985 beendete er seine Karriere als Rennreiter zwischenzeitlich, um als Trainer zu arbeiten. Doch dann bekam er ganz andere Probleme, als herauskam, dass er Steuern in Höhe von drei Millionen Pfund hinterzogen hatte. Er wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, aber wegen guter Führung bereits nach einem Jahr und einem Tag wieder entlassen. Für seine Leistungen im Rennsattel war ihm 1975 der Titel eines OBE verliehen wurde. Der wurde ihm nach dem Steuerskandal wieder aberkannt.

Als er aus dem Gefängnis entlassen worden war, stieg Piggott wieder selbst in den Sattel. Und siegte weiter. Erst 1995 hängte er den Jockeydress endgültig an den Nagel. Die ewige Bestenliste der erfolgreichsten Jockeys führt Piggott mit 59 Siegen in den klassischen europäischen Rennen an.

Nun verstarb er am 29. Mai 2022 in einem Krankenhaus in Genf.nike air jordan 1 mid outlet | nike dunk release dates

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.