Queen Elizabeth II., die berühmteste Pferdefrau der Welt lebt nicht mehr

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Queen Elizabeth II galoppfoto

Queen Elizabeth II. (1926-2022) (© galoppfoto.de)

Queen Elizabeth II ist heute auf Schloss Balmoral gestorben. Ein Nachruf auf die vielleicht berühmteste Pferdefrau der Welt von St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer.

Sie war schon immer da. Queen Elizabeth II. hat Kindheit, Jugend und Erwachsenenleben der meisten heute lebenden Menschen begleitet. Und man hatte vergessen oder verdrängt, dass auch eine so außergewöhnliche Königin wie Elizabeth II. von Großbritannien nicht ewig leben wird. Heute, am 8. September, ist sie nach einer Regierungszeit von 70 Jahren im Alter von 96 Jahren in ihrer schottischen Residenz Schloss Balmoral gestorben, umgeben von ihren Kindern und anderen Familienmitgliedern.

Queen Elizabeth II. bis ans Lebensende im Amt

Man mochte sich diesen Tag nicht vorstellen, auch wenn die Fotos, die seit dem Tode ihres Ehemanns Prinz Philipp vor einem Jahr veröffentlicht wurden, nicht verbergen konnten, dass die Kräfte der Königin, die sich bis ins hohe Alter einer robusten Gesundheit erfreut hatte, allmählich schwanden. Auf einem ihrer letzten Termine sieht man, wie sie die Nase eines Spalier stehenden Ponys tätschelt, noch bevor sie den Honoratioren die Hand reicht. Und im Juni diesen Jahres schwang sie sich, entgegen dem Rat ihrer Ärzte, noch einmal in den Sattel eines ihrer Fell Ponys.

Die Verdienste der Queen um ihr Land und den Commonwealth mögen andere würdigen, aber die Pferdeleute dieser Welt betrauern eine Pferdefrau, eine Horsewoman, der das Verständnis und die Lieben zu den Pferden seit frühester Jugend zweite Natur war. Ihr erstes Pony bekam sie mit drei Jahren, und Pferde prägten seitdem einen großen Teil ihres Lebens. Sie war bekannt dafür, dass sie die Pedigrees all ihrer Pferde generationenlang herunterbeten konnte. Ihr Herz schlug vor allem für Vollblüter und Rennen, aber sie züchtete auch Highland und Fell Ponys, Hunter, Reitpferde, vor allem der alten britischen Rasse Cleveland Bays, und, als ihr Ehemann Prinz Philipp noch Polo auf hohem Niveau spielte, auch Polopferde. Eines davon war  der kleine Fuchs Doublet, mit dem Queen-Tochter Prinzessin Anne 1971 Vielseitigkeits-Europameisterin wurde.

Auch eine Trakehnerstute gehört zur königlichen Zucht, Dolce Luciana v. Lord Luciano, Züchterin Veronika v. Schöning, ein Geschenk des Trakehner Verbandes zum 60. Thronjubiläum der Queen. Sie hat inzwischen sechs Fohlen zur Welt gebracht, alle von Trakehner Hengsten, ausgesucht nach Absprache mit dem Neffen der Queen, Donatus Landgraf von Hessen, der die Gabe initiiert hatte.

Queen Elizabeth II. und ihre Tochter, Prinzessin Anne.

Natürlich hatte die Queen unter den vielen Pferden, die ihren Weg begleiteten, auch ihre Lieblinge. Einer war die Rappstute Burmese, ein Geschenk der Canadian Police, die sie 18 Jahre lang bei der Geburtstagsparade „Trooping the Colour“ ritt, im Damensattel und in Uniform.  Burmese starb im Alter von 28 Jahren und ist im Windsor Home Park begraben. Bei einem ihrer letzten Aufritte im Sattel bei der Geburtstagsparade scheuten die Pferde durch eine absichtlich gezündete Rauchbombe. Da konnten alle sehen, wie sicher Ihre Majestät im Sattel saß und ihr Pferd und die Situation im Griff behielt. Ab da, auch mit zunehmendem Alter, fuhr sie mit der Kutsche zum Paradeplatz.

Die Queen und ihre Rennpferde

Noch bevor sie beim Frühstück zur „Times“ griff, der klassisch-konservativen britischen Qualitätszeitung, studierte die Queen die Racing Post mit allen aktuellen Infos über Rennen, Form der Pferde und Stand der Wetten. Den ersten Sieg bescherte ihr 1949 ein Pferd namens Monaveen in einem Hindernisrennen. Seitdem stehen mehr als 1000 Siege für die Queen zu Buche.

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Vier Tage nach ihrer Krönung lief ihre Stute Aureole auf Platz zwei im Epson Derby und verhalf ihr ein Jahr später zu ihrem ersten Besitzerchampionat. Ein Sieg in diesem Klassiker blieb der Monarchin verwehrt, aber im Jahre 2013 gewann ihre Stute Estimate als erstes königliches Pferd den Ascot Gold Cup. In den letzten drei Jahrzehnten hat die Queen laut Zahlen der britischen Zeitung Daily Mail rund 8,8 Millionen Euro im Rennsport verdient.

Ihre Pferdepassion hat die Queen weitervererbt, vor allem an ihre Tochter Anne, international erfolgreiche Vielseitigkeitsreiterin. Mit Goodwill nahm sie an den Olympischen Spielen 1976 teil und als sie im Gelände schwer stürzte, war es das Bild ihrer königlichen Mutter, mit Kopftuch und sichtbar angsterfüllt, das um die Welt ging. Ihre Gefühlsregungen bleiben nie privat, deswegen gab die Queen vielleicht so wenig von sich preis. Am meisten vielleicht noch, wenn sie ihre geliebten Pferde um sich hatte. Ihre Enkelin Zara Tindall, die Tochter von Prinzessin Anne, wurde 2006 in Aachen Weltmeisterin in der Vielseitigkeit.

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Zara Tindall und Toytown, Weltmeister in Aachen 2006. (© www.toffiimages.de)

Wer wird je das strahlende Lächeln vergessen, dass Queen Elizabeth II. Michael Jung zu seinem EM-Sieg 2015 im schottischen Blair schenkte?

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Bei der Europameisterschaft der Vielseitigkeitsreiter in Schottland in Blair Castle: Queen Elizabeth II verfolgt das Geschehen, rechts im Bild ihr Ehemann Prinz Philipp (© Pauline von Hardenberg)

Oder die innige Freude, als in diesem Frühjahr eines ihrer selbstgezogenen Ponys eine Prüfung bei der Royal Windsor Horse Show gewann? Alle Pferdefreunde dieser Welt freuten sich mit ihr, und bei allem Respekt vor einem außergewöhnlichen Menschen und einem außergewöhnlichen Souverän – in diesem Punkt war sie doch immer eine von uns.

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Die Royal Windsor Horse Show in „ihrem“ Schlosspark ließ sich die Queen nie entgehen. Nicht die großartigen Schauabende, und genauso wenig die Zuchtprüfungen. (© RWHS)

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.