Sanktionen des Hannoveraner und Oldenburger Verbandes gegen Stefan Sandbrink und Dr. Kerstin Klieber

Von
Old_Han

Der Hannoveraner und der Oldenburger Pferdezuchtverband haben nun auch eine Entscheidung getroffen, wie sie mit der Beteiligung von Stefan Sandbrink und Dr. Kerstin Klieber auf einem der Videos mit tierquälerischen Trainingsmethoden im US-amerikanischenStall von Cesar Parra umgehen.

Es geht um ein Video von 2022, auf dem Stefan Sandbrink und Dr. Kerstin Klieber zu erkennen sind. Das Video wurde im Stall von Cesar Parra in New Jersey aufgenommen, wie beide selbst erklärt haben. Es ist eine von mehreren Aufnahmen, die Anfang des Monats im Internet aufgetaucht sind und abscheuliche Trainingsmethoden in verschiedenen Reithallen und auf Außenplätzen des einstigen Olympiareiters zeigen. Stefan Sandbrink ist auf dem Video als Führender eines gepeinigten Pferdes selbst beteiligt. Dr. Kerstin Klieber steht mit mehreren Personen an der Bande und unterhält sich.

ZfdP, DSP und Westfälischer Verband hatten sich in der Sache bereits positioniert. Nun folgen die beiden großen niedersächsischen Verbände, wo der Dressurstall Sandbrink angesiedelt ist. Der Oldenburger und der Hannoveraner Verband hatten zuerst in einer gemeinsamen Stellungnahme angegeben, den beiden beschuldigten Personen, also Stefan Sandbrink und Dr. Kerstin Klieber, die Möglichkeit geben zu wollen, auf die Vorwürfe zu reagieren. Das ist nun passiert. Auch St.GEORG hatte ihre Stellungnahme veröffentlicht.

Hannoveraner Verband und Oldenburger Verband sind nach einem persönlichen Gespräch mit den Beschuldigten und ihrer schriftlichen Erklärung zu dem Ergebnis gekommen, dass „die Stellungnahme gegenüber den Pferdezuchtverbänden sowie die im Internet veröffentlichte Eigenerklärung aus Sicht der Verbandsvertreter nicht zu einer Entlastung des offensichtlichen Vorgehens führen“.

Zur Erklärung heißt es im Wortlaut:

„Im Einflussbereich der jeweiligen Verbände wird wie folgt mit den Personen verfahren, die mit dem gegenständlichen Video aus den USA in Verbindung gebracht werden und somit Teil des verbandsseitig als tierschutzrelevant eingestuften Vorkommnisses sind.

Herr Stefan Sandbrink ist kein Mitglied im Oldenburger und Hannoveraner Pferdezuchtverband. Mindestens bis zum 31.12.2027 erhält er Hausverbot auf den beiden Verbandsanlagen sowie ein Teilnahmeverbot als Vor- / Aussteller auf Verbandsveranstaltungen. Für denselben Zeitraum gilt, dass für ihn kein Antrag auf Mitgliedschaft in den beiden Pferdezuchtverbänden möglich ist.

Frau Dr. Kerstin Klieber führt je nach Pferdezuchtverband unterschiedliche Mitgliedschaften als natürliche Person bzw. als Geschäftsführerin der Dressurstall Sandbrink GmbH. Für beide Mitgliedschaften gilt ein sofortiger Ausschluss. Ein neuer Antrag auf Mitgliedschaft kann frühestens ab dem 1.1.2027 gestellt werden.  Für denselben Zeitraum erhalten sie ein Hausverbot auf den beiden Verbandsanlagen sowie ein Teilnahmeverbot als Vor- / Ausstellerin auf Verbandsveranstaltungen.

Die weiteren handelnden Personen auf dem gegenständlichen Video erhalten unabhängig von ihrer Identifikation bis zum 31.12.2027 Hausverbot auf den beiden Verbandsanlagen sowie ein Teilnahmeverbot als Vor- / Aussteller auf Verbandsveranstaltungen. Für denselben Zeitraum gilt, dass für sie kein Antrag auf Mitgliedschaft in den beiden Pferdezuchtverbänden möglich ist.

Das vorstehend genannte Video ist Teil von veröffentlichten Videos, die in Zusammenhang mit den Ausbildungsmethoden von Herrn Dr. Cesar Parra stehen. Er erhält dauerhaftes Hausverbot auf den beiden Verbandsanlagen sowie ein Teilnahmeverbot als Vor- / Aussteller auf Verbandsveranstaltungen. Ein Antrag auf Mitgliedschaft in den beiden Pferdezuchtverbänden ist für ihn nicht möglich.

Akteure, die nachweislich direkt an tierschutzrelevanten Vergehen beteiligt sind (z.B. Reiter, Trainer, Vorführer), werden ebenfalls mit Sperren / Ausschlüssen belegt, sofern sie als Person dem Zuständigkeitsbereich der beiden Pferdezuchtverbände unterliegen oder eine Teilnahme an deren Veranstaltungen planen.“

Auf unsere Frage nach der Urteilsbegründung teilte uns Wilken Treu, der Geschäftsführer des Hannoveraner Verbandes, mit:

„Die Begründung haben wir zunächst den Betroffenen zukommen lassen. Die Befristung ist in der Satzung geregelt, wir haben den vorgegebenen Mindestzeitraum jedoch überschritten. Analog zu anderen Verfahren mit Sperren / Ausschlüssen aus anderen Lebensbereichen wird die Möglichkeit zur Besserung / Veränderung eingeräumt.“

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

  1. Hans Meiser

    Heuchlerei hoch 100!

    Ein zahlungskräftiger Helgstrand wird nach wie vor von beiden Verbänden hofiert, während gleich mit härtesten Massnahmen gegen die kleinen Fische vorgegangen wird.

    Die ganze Szene widert mich zusehens mehr und mehr an.

  2. Ella

    Also in Zukunft aufpassen, bei wem man an der Bande steht und bloß nicht „amazing“ sagen. Am besten setzt man gar keinen Fuß mehr auf fremde Höfe, damit es einen nicht „erwischt“.

    • Sylvia

      Man kann jetzt versuchen, das alles ins Lächerliche zu ziehen. Aber es ist ja alles andere als lustig, denn es gibt einen ausführlichen, dokumentierten Kontext, der keinen Interpretationsspielraum zulässt.

      • Ella

        Soweit wir wissen hat zumindest die Frau Klieber aber nichts weiter getan als das: sie hat von der Bande aus zugeguckt und ihr rutschte ein Amazing raus.

      • Ella

        und ich hab es nicht ins lächerliche gezogen, sondern das ist mein voller ernst. wenn du nicht genau weißt, mit welchen Methoden, derjenige arbeitet, den du besuchen möchtest, dann lass es lieber, denn offenbar wird man sonst neuerdings schon allein vom zugucken sehr schnell in Mittäterschaft gezogen.
        Das die Trainingsmethode da auf dem Video Katastrophe ist, klar, hab ich auch in den anderen Beitrag geschrieben. Wer da mit anfasst, muss mit Konsequenzen rechnen. Aber die Zuschauer???

        • Nica

          Umgekehrt wird ein Schuh draus ! Ein Pferd wird extremst verdroschen – statt Zivilcourage im Sinne des Weltkulturerbes Deutsche Reitlehre oder der Social license, die so viele im Munde führen, genau das Gegenteil: Die Reiterin weigert sich nicht, weiter zu reiten! Keiner der Zuschauer schreitet ein! Und die ehemalige Pferdebesitzerin und Ausbilderin, die sich dem Pferd angeblich so verbunden fühlt, kommentiert das Ergebnis dieser gewaltvollen Ausbildungsweise mit „amazing“, also einmalig und großartig … Schläge als Mittel zum Zweck! Wer Straftaten tatenlos zuschaut, und sogar noch lobt, macht sich selbst schuldig!
          Im Übrigen stammen die Bilder aus 2022. Da wäre doch viel Zeit gewesen, anschließend, sozusagen dem Situationsdruck entkommen, etwas gegen Parra zu unternehmen. Aber niente! Nothing! Nichts! Im Volksmund heißt es dazu treffend: Eine Krähe hackt einer anderen eben kein Auge aus! Hätte nicht jemand gefilmt, wüsste niemand von diesen Grausamkeiten.

  3. Frau P.

    Ich habe mir das betreffende Video angesehen, war schwer zu finden.

    Die Stellungnahmen von Herrn Sandbrink und Frau Klieber sind für mich komplett unglaubwürdig im direkten Vergleich mit dem Video. Der Helfer, der die Peitsche führt, ist in vielen Sequenzen sehr dicht an Herrn Sandbrink, der seinen Kopf/Körper oft in Richtung Reiterin und Hinterhand dreht. Gleichzeitig ist Herr Sandbrink offenbar geistesgegenwärtig genug, durchgängig konkrete Anweisungen zu geben, wie die Reiterin einwirken soll. Es ist für mich absolut unerklärlich, wie man einen Helfer in der gleichen Blickrichtung und dessen Gewaltanwendung nicht wahrgenommen haben will.

    Ich kann auch nicht nachvollziehen, mit welchem Ausbildungskonzept es gerechtfertigt gewesen wäre, Kadenz bis hin zu Passageansätzen zu trainieren und zu fördern (explizit verbal gelobt und bestärkt an den langen Seiten), wenn angeblich die Situation gerade lebensgefährlich und nahezu ausser Kontrolle war.

    Vielleicht hat sich ja wirklich die Perspektive und Meinung der beiden geändert. Wäre schon schön, wenn es dann keine Lippenbekenntnisse waren, sondern echtes Engagement folgt.


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