Paris Panthers gewinnen Global Champions League Etappe von Riesenbeck knapp vor den Gastgebern

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Erst im Parcours zu Pferde, dann auf dem Podium mit Schampus – die Top drei der Global Champions League-Etappe von Riesenbeck haben sich dieses Wochenende nichts geschenkt. (© RI/Equitaris)

Riesenbeck International versus Paris Panthers – so steht es in der Gesamtwertung der Global Champions League und so verlief heute auch die elfte Etappe in Riesenbeck. Es war hoch spannender Sport, es war ein Lehrstück in Sachen Parcoursaufbau und es war ein Riesenerfolg für Turnierveranstalter Ludger Beerbaum und sein Team. Auch wenn es sportlich für sie „nur“ Rang zwei wurde.

Mit einem Zeitfehler war das Heimteam Riesenbeck International in Gestalt von Christian Kukuk auf Just Be Gentle und Philipp Weishaupt mit Zineday nach der ersten der beiden Prüfungen um die Global Champions League Etappe von Riesenbeck in Führung gegangen. In Lauerposition lagen Ben Maher (GBR) und Jur Vrieling (NED) für die Paris Panthers. Was übrigens auch der Reihenfolge in der Gesamtwertung der Global Champions League entspricht. Nach Runde eins war Christian Kukuk noch sehr cool: „Nein, wirklich aufgeregt bin ich nicht (vor der zweiten Prüfung). Ich meine, wir führen und wir wollen immer gewinnen (lacht). Aber die Zeit spielt keine Rolle im zweiten Umlauf …“ Denn Hauptsache ist, die Stangen bleiben oben.

Dann Runde zwei. Diesmal wurde in umgekehrter Reihenfolge der Platzierung aus der ersten Prüfung gestartet. Parcourschef Frank Rothenberger hatte in Sachen Schwierigkeitsgrad noch einmal eine Schippe draufgelegt, nicht nur bei der Höhe der Hindernisse, sondern auch bei Linienführung und Distanzen. Von den 21 Einzelreitern waren immerhin vier ohne Strafpunkte geblieben und der ehemalige Riesenbecker Stallreiter Richard Vogel war mit Cepano Baloubet noch dazu so schnell, dass er bis zum Schluss nicht geschlagen werden konnte und somit die Einzelwertung der Prüfung gewann. Dann kamen die Teams, 16 an der Zahl, Riesenbeck International zuletzt, davor die Paris Panthers.

Aufholjagd von Stockholm Hearts

Malin Baryard-Johnsson (SWE) auf H&M Indiana und Olivier Philippaerts (BEL) mit H&M Legend of Love waren für die Stockholm Hearts die ersten, die fehlerfrei sprangen und katapultierten ihr Team damit von Rang zwölf nach dem ersten Umlauf um letztendlich acht Plätze nach vorne. Nach dem schwedisch-belgischen Duo häuften sich wieder die Fehler. Bis die Shanghai Swans an der Reihe waren mit Daniel Deußer auf Killer Queen und Max Kühner mit Coriolis des Isles. Mit nur einem Abwurf von Deußer übernahmen sie zwischenzeitlich die Führung, nachdem die zuvor vor ihnen platzierten Teams patzten.

Als Jur Vrieling und Ben Maher den Rasen von Riesenbeck betraten – das Stadion ist übrigens das größte der gesamten Global Champions Tour und sechsmal so groß wie der kleinste Parcours in Monaco –, hatten die Shanghai Swans zumindest einen Podiumsplatz sicher. Nun war es an den letzten beiden Teams, wie es am Ende ausgeht.

Richtige Taktik

Vrieling und Maher hatten beide die Pferde gewechselt für die Entscheidung. Maher, in Runde eins noch fehlerfrei auf Ginger-Blue, der Siegerin von gestern, saß nun auf der zehnjährigen Dallas Vegas Batilly, die zuletzt unter anderem in Aachen zwei fehlerfreie Nationenpreisrunden sprang. Jur Vrieling hatte den Holsteiner Schimmel Long John Silver gesattelt. Beide Paare wirkten vom ersten bis zum letzten Hindernis absolut souverän. Kein Abwurf. Das bedeutete, dass auch Kukuk und Weishaupt, beide mit ihren erst neunjährigen Pferden auch in Runde zwei im Einsatz, sich keinen Abwurf leisten konnten. Kukuk war der erste der beiden. Seine athletische Tyson-Tochter Just Be Gentle sprang super. Aber am zweiten Sprung der dreifachen Kombination erwischte es sie. Aus der Traum vom ersten Heimsieg bei der Global Champions League-Premiere in Riesenbeck. Philipp Weishaupt und Zineday ließen sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Mit einer sicheren Null-Fehler-Runde sicherten sie Riesenbeck International Rang zwei und weiterhin die Führung in der Global Champions League-Gesamtwertung.

Jur Vrieling fand tröstende Worte für die Riesenbecker: „Es ist ein bisschen unfair, das zu sagen, aber wir brauchten heute das Glück, dass die beiden einen Fehler machen. Eigentlich ist Christians Pferd super gesprungen. Er hatte den Fehler nicht verdient, aber er bekam ihn. Das war unser Glück.“ Aber es war auch schon ein bisschen mehr als Glück, es war auch Taktik der Panthers. Vrielings Überlegung beim Wechsel seines Pferdes für Runde zwei: „Long John ist nicht das schnellste Pferd, aber er hat viel Vermögen und kann jedes Hindernis der Welt springen in meinen Augen.“ Und das musste er in Runde zwei, wie auch Ben Maher bestätigte.

Er hat Dallas Vegas Batilly erst seit Oktober vergangenen Jahres unter dem Sattel (zuvor ging sie mit dem Franzosen Nicolas Delmotte) und reitet sie mit zunehmendem Erfolg. „Sie ist sehr sensibel. Es hat etwas gebraucht, bis ich wusste, wie ich sie anfassen muss. Aber nun vertraut sie mir und ich habe das Gefühl, wir entwickeln eine wirklich starke Partnerschaft. Das war ein sehr guter Parcours, anfangs ein paar offene Sprünge, dann wieder knappe Distanzen. Die Linie auf die Kombination zu hätte ich vor sechs Monaten noch sehr schwierig gefunden, von daher bin ich sehr glücklich über ihre Entwicklung.“

Viel Lob für Riesenbeck

Und noch eines war den beiden wichtig zu erwähnen: „Das ist ein unglaublich gut organisiertes Turnier!“ Dem konnte Jan Tops, Gründer und Präsident der Longines Global Champions Tour und dann der Global Champions League, nur beipflichten: „Als Ludger diese Anlage gebaut hat – ich weiß ja, dass er ein Pferdemann ist, der weiß, was das Beste für die Pferde ist – und dann hier in Deutschland ein Platz frei wurde, war das der Moment, in dem ich dachte, das wäre die beste Option und der beste Platz! Und ich denke, ich spreche für die Reiter, wenn ich sage, dass wir sehr froh sind, hier zu sein.“

Ludger Beerbaum bedankte sich herzlich für das Lob und gab es gleich an sein Team weiter. Was den Ausgang des heutigen Springens angeht, gab es eine Kampfansage: „Dass wir ,noch in Führung sind‘ hört sich für mich ein bisschen so an, als sei es nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändert. Aber ich kann garantieren, selbst für diese Jungs wird es ziemlich schwer, an uns vorbeizukommen!“

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.