Up and Down in Chatsworth

Von
Jörn-Warners-Blog-2019

Jörn Warner bloggt aus Großbritannien, wo er bei Vielseitigkeitsreiter Chris Burton trainiert. (© Petra Boschen)

Die Turniersaison ist für Pferdewirtschaftsmeister Jörn Warner bei seinem England-Aufenthalt in vollem Gange. Dabei liegen Höhen und Tiefen ganz dicht beieinander. Er erzählt vom internationalen Event in Chatsworth…

Obwohl ich gerade erst meine dritte Saison im 4*-Bereich unterwegs bin, haben das CCI von Chatsworth und ich bereits eine Geschichte: 2017 durfte ich im „Garten“ der Familie Cavendish mein Event Rider Masters-Debüt geben. Bei tollem Wetter, vor traumhafter Kulisse in einem Stadion mit sehr viel Atmosphäre. Nur haben Carl und ich damals im Gelände leider nicht das Ziel gesehen. Zu beeindruckt von der Kulisse passierte uns im ersten Wasser ein Run Out vor dem zweiten Element und ich habe dann lieber aufgegeben. Mit mehr Erfahrung im Gepäck und dem festen Vorsatz es besser zu machen, habe ich mich also in diesem Jahr wieder auf den Weg nach Derbyshire gemacht.


Pferdewirtschaftsmeister Jörn Warner ist mit seinen Pferden für sechs Monate nach England ausgewandert, um mit Olympiareiter und Burghley-Sieger Christopher Burton zu trainieren. In seinem Blog erzählt er aus seinem neuen Leben, von Turnierstarts im Mutterland der Vielseitigkeit, den besten Tipps eines internationalen Profis und britischen (Stall-)Gepflogenheiten.


Da es freitags schon direkt mit vier Starts losging, hatte ich gar nicht viel Zeit zum Überlegen. Carl und Cedy blieb das große Stadion erspart. Sie durften ihre Aufgaben auf den Nebenplätzen absolvieren. Da Paul große Auftritte eigentlich genießt, habe ich mir auch keine Gedanken über einen Start im Hauptstadion mit ihm gemacht. Nachdem Cedy im CCI2* mit einer sehr guten Dressur und einer fehlerfreien Runde im Springen in einer gute Ausgangsposition lag und Carl ebenfalls eine ordentliche Dressur abgeliefert hatte, bin ich relativ entspannt an die Aufgabe mit Paul herangegangen. Doch schon beim Abreiten stimmte das Gefühl nicht. Ich kann das gar nicht richtig beschreiben, aber manchmal ist es einfach anders als an anderen Tagen und nun war ausgerechnet auf dem Turnier einer dieser Tage. Mit zwei kleinen Patzern und zwei etwas Größeren war ich nicht zufrieden mit unserer Leistung. Zumal Dressur mein Steckenpferd ist! Aber was ändert man auf dem Turnier, wenn es nicht so richtig läuft? Ändere ich überhaupt irgendwas? Das Gedankenkarussell dreht auf jeden Fall seine Kreise. Da ist das 2*-Gelände von Cedy am Samstagvormittag eine willkommene Ablenkung. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass man in Kontinentaleuropa wahrscheinlich lange suchen muss, um so eine anspruchsvolle Strecke auf diesem Niveau zu finden. Kursdesigner Ian Stark fordert die Pferde heraus, ohne sie zu überfordern. Das hügelige Gelände mit drei saftigen Anstiegen tut sein Übriges. Doch mein siebenjähriges Flugzeug interessiert das alles nicht! Wie an der Schnur gezogen absolviert er seinen ersten internationalen Auftritt mit mir und holt sich den dritten Platz. Ich könnte stolzer nicht sein und bin sehr gespannt, was die Zukunft für dieses Pferd bereithält.

 

Petra Boschen

Jörn Warner und Carl in der Dressurprüfung (© Petra Boschen)

Ab ins Gelände

Eigentlich wollten wir danach den ruhigen Samstag nutzen, um uns das englische Landschloss Chatsworth House anzugucken – geschafft haben wir es leider nicht. Ich kann langsam die Sportler verstehen, die zwar um die Welt reisen, aber mehr als ihre Sportstätten selten zu sehen bekommen. Irgendwie gibt es immer etwas zu tun und so ein Tag ist im Nu weg. Außerdem habe ich hier mit Carl ja noch eine Rechnung zu begleichen. Sintflutartige Regenschauer laden zudem nicht gerade zu einem Aufenthalt in der freien Natur ein. Zum Glück geht es für Carl am Sonntag als eines der ersten Pferde los und der Boden ist noch gut. Da Chris Burton erst am Nachmittag dran ist, hilft er mir beim Abreiten fürs Springen. Nebenbei stellt er mich gefühlt tausend Menschen vor: Zara Tindall, Sam Griffiths und so weiter und so fort. Mein Kopf schwirrt schon richtig. Carl beeindruckt das herzlich wenig. Er strotzt nur so vor Tatendrang und kann es kaum erwarten, endlich in den Parcours zu kommen. Der Boden ist durch den starken Regen vom Vortag ziemlich aufgeweicht, doch das kann einen echten Iren nicht erschüttern. Der hat noch einen vierten Gang – seinen ganz persönlichen Allrad. Den schaltet Carl auch ein und ist damit einer von nur acht Nullern! Zurück im Stall gibt es eine kurze Lagebesprechung mit Burto, wie sich das Gelände reiten lässt und wie wir die technischen Abfragen einschätzen. Gut vorbereitet mache ich mich mit meinem Pfadfinder auf den Weg zum Gelände. Es ist einfach sein Wochenende! Das Wetter passt, der Boden stört ihn nicht, die Fitness ist vorhanden und seine Einstellung sowieso. Mit dem ersten Wasserkomplex machen wir unseren Frieden und auch alles andere stellt dieses Pferd vor keine unlösbare Aufgabe. Auch wenn Carl oft im Schatten der beiden anderen steht, ist er meine Nummer eins! Er hatte es so viel schwerer mit mir als unerfahrenem Reiter die ersten Geländesprünge zu absolvieren und sich immer wieder meinen reiterlichen Fortschritten anzupassen. Deshalb gönne ich ihm seine Platzierung von ganzem Herzen. Obwohl ihm der Sack Möhren eindeutig wichtiger ist als so eine trockene Schleife.
Tja, und Paul? Es ist nicht sein Wochenende. Beim Abreiten zum Springen fehlt wieder das gute Gefühl, was sich im Ergebnis mit zwei Fehlern wiederspiegelt. Mein erster Gedanke: „Den möchte ich so nicht durchs Gelände reiten.“ In der Mittagspause habe ich eine kurze Krisensitzung mit Burto und wir sind uns schnell einig, Paul vor dem Gelände zurückzuziehen. So nehme ich ein gesundes Pferd mit nach Hause, das ich in Ruhe aufs nächste Turnier vorbereiten kann.

Cheers, Jörn

 

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