Stellungnahme des Westfälischen Pferdestammbuchs zu den positiven Dopingproben der Hauptkörung

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Gestern veröffentlichte Helgstrand Dressage, dass der von ihnen auf der Westfalen-Körung 2020 erworbene Reserve-Siegerhengst positiv auf Koffein getestet worden ist und dass man beabsichtige, den Kauf rückgängig zu machen, der Verband dies aber verweigert. Nun meldet sich das Westfälische Pferdestammbuch mit einem ausführlichen Statement zu Wort.

Demnach gab es bei der Hauptkörung 2020 des Westfälischen Pferdestammbuchs zwei positive Dopingergebnisse: das bereits erwähnte des Reservesiegers Darling’s Dream v. Diamond Deluxe sowie das eines ebenfalls gekörten Hengstes v. For Final-Lissaro, der dem Landgestüt Warendorf gehört. Beide Hengste wurden von der Station Rüscher-Konermann in Münster-Handorf präsentiert. Wobei bei letzterem als Züchter und Aussteller Bernhard Hustert aus Warendorf vermerkt war.

Der Verband setzte sich mit dem Ausbildungsbetrieb Rüscher-Konermann in Verbindung. Das Westfälische Pferdestammbuch betont, dort sei man an der Aufklärung der Ereignisse „stark interessiert“ gewesen. Das Ergebnis:

„Die veranlassten B-Proben, eine Futtermittelanalyse sowie Blutproben einer Kontrollgruppe (zwei weitere Pferde aus dem Bestand des Ausbildungsbetriebes) lieferten eindeutige Ergebnisse dahingehend, dass die gefundenen Substanzen über eine Futtermittelkontamination in die Pferde gelangt ist.“

Das weitere Vorgehen ist durch diese Erkenntnis aus Sicht des Verbandes komplizierter. Es mache „schon einen Unterschied, ob ein Hengst einer vom Aussteller veranlassten bewussten medikamentösen Behandlung unterzogen wurde oder aber, wie vorliegend, ein erhobener Befund nachweislich auf einer dem Aussteller nicht vorwerfbaren Futtermittelkontamination beruht“.

Das Landgestüt Warendorf will seinen Hengst behalten. Dort sei man von der Qualität des Hengstes überzeugt und Landstallmeisterin Kristina Ankerhold sage, dass das verunreinigte Futter „keinerlei Auswirkungen auf die Qualität des Pferdes oder die Vorstellung anlässlich der Körung hat bzw. hatte.“

Laut Westfalen-Verband sei auch Helgstrand zunächst an einer außergerichtlichen Einigung interessiert gewesen. Es sei allerdings keine Einigung zu erzielen gewesen.

Zu den Vorwürfen von Helgstrand

Helgstrand Dressage wollte den Hengst Darling’s Dream zurückgeben, betonend, dass dies nun schon der zweite positiv getestete Hengst ist, den man in Westfalen erworben hat. Dazu nimmt das Westfälische Pferdestammbuch wie folgt Stellung:

1. Richtig ist, dass die Helgstrand Dressage ApS auf der Auktion anlässlich der Westfälischen Körung den Hengst „Darling`s Dream“ zu einem Zuschlagpreis in Höhe von 600.000,00 € ersteigert hat.

Richtig ist auch, dass im Zuge einer nach erfolgter Körung durchgeführten Medikationskontrolle ein positiver Befund bei dem Hengst zu verzeichnen war. So ergab das Analyseergebnis das Vorhandensein von Koffein und Theophyllin. Hierüber sind sowohl der seinerzeitige Aussteller des Hengstes als auch die Helgstrand Dressage ApS in Kenntnis gesetzt worden.

Wie oben bereits erwähnt, haben eingeleiteten Recherchen zu der gesicherten Erkenntnis geführt, dass dieser positive Befund auf eine Futtermittelkontamination durch Aufnahme verunreinigten Futtermittels eines Herstellers zurückzuführen ist. Es handelte sich um ein handelsübliches Mash, bei dem offensichtlich die zu dem positiven Befund führende Verunreinigung aufgetreten ist. Vorstehender Erkenntnisgewinn ist auch eindeutig durch entsprechende Futtermittelanalysen nachgewiesen. Auch hierüber wurde die Helgstrand Dressage ApS in Kenntnis gesetzt.

2. Der erhobene Vorwurf einer Untätigkeit des Westfälischen Pferdestammbuchs ist unverständlich und auch unzutreffend.

Richtig ist, dass ein in Ansehung der Satzungsbestimmungen vorgesehener Widerruf der Körung bislang noch nicht ausgesprochen wurde. Dies hat seinen Grund allerdings in der besonderen, oben beschriebenen Fallkonstellation. Die Beurteilung des Falles ist somit auch für das Westfälische Pferdestammbuch schwierig.

Aus diesem Grund und da es sich bei einer Körung um einen staatlichen Hoheitsakt handelt, hat das Westfälische Pferdestammbuch sich zunächst an das zuständige Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW in Düsseldorf gewandt um eine entsprechende Entscheidung darüber herbeizuführen, ob wegen der konkret vorliegenden besonderen Fallkonstellation das positive Körurteil aufrecht erhalten bleiben soll oder ob ein entsprechender Widerruf der Körung durchzuführen ist.

Das Westfälische Pferdestammbuch ist davon ausgegangen, dass es auch im Sinne der Helgstrand Dressage ApS ist, das positive Körurteil aufrecht zu erhalten, zumal der Hengst auch zeitlich gesehen nach Kenntnis des positiven Befundes von der Helgstrand Dressage ApS beworben wurde.

3. Soweit die weitere Vorgehensweise betroffen ist, so wird diese vorab von der bereits avisierten Entscheidung des zuständigen Ministeriums abhängig sein.

Sollte das Ministerium aufgrund der bestehenden besonderen Situation das Körurteil ausdrücklich aufrechterhalten, würde sich das Westfälische Pferdestammbuch einer dementsprechenden Entscheidung anschließen.

Rechtsnachteile für die Helgstrand Dressage ApS wären für diesen Fall auch nicht gegeben.

Sollte das Ministerium, was gegenwärtig noch nicht beurteilbar ist, das Körurteil nicht ausdrücklich aufrechterhalten und in Konsequenz dessen die weitere Vorgehensweise dem Westfälischen Pferdestammbuch obliegen, so würde in Übereinstimmung mit den satzungsmäßigen Bestimmungen die Körung zu widerrufen sein. Hiermit ist allerdings noch keine endgültige Entscheidung über eine Aberkennung der Körung verbunden. Dem Aussteller verbleibt für den Fall des Widerrufs der Körung die Möglichkeit eines Rechtsmittels in Form einer Widerspruchseinlegung, über die sodann von der hierfür berufenen Widerspruchkommission zu entscheiden sein wird.

Vorstehende Ausführungen belegen, dass jedenfalls im gegenwärtigen Zeitpunkt die Bestandskraft des Körurteils nicht abschließend prognostizierbar ist. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass die ministerielle Einschaltung durch das Westfälische Pferdestammbuch der Helgstrand Dressage ApS ebenso mitgeteilt worden ist, wie die zuvor beschriebene weitergehende Vorgehensweise, die letztendlich von der Entscheidung des zuständigen Ministeriums abhängig ist.

Es liegt selbstverständlich auch im Interesse des Westfälischen Pferdestammbuchs, diesen „Sonderfall“ aufzuarbeiten und schnellstmöglich zu klären. Dennoch erfordert eine qualitative Klärung einen gewissen Zeitrahmen.

4. Was schlussendlich die Frage des geforderten Rücktritts von dem seinerzeit geschlossenen Kaufvertrag betrifft, so wird die Frage der Berechtigung des ausgesprochenen Rücktritts von der vorab zu entscheidenden Vorfrage der Aufrechterhaltung oder aber auch des bestandskräftigen Widerrufs der Körung, sowie weitergehender rechtlicher Vorgaben, die an dieser Stelle nicht vertiefend dargelegt werden sollen, abhängig sein.

Bei allem Verständnis dafür, dass die Helgstrand Dressage ApS aus subjektiver Sicht auf eine zu ihren Gunsten lautende Entscheidung zur Rückabwicklung drängt, sind  unabhängig von den Interessen der Käuferseite von Seiten des Westfälischen Pferdestammbuchs in gleichem Maße auch die Interessen des Ausstellers als Mitglied des Westfälischen Pferdestammbuchs zu berücksichtigen, wobei die entsprechende Beurteilung auf dem Boden gebotener Neutralität zu erfolgen hat.

Gegenwärtig kann konkret noch kein abschließendes Ergebnis prognostiziert werden, da dieses von der zuvor beschriebenen Beantwortung der Vorfragen abhängig ist.nike air jordan 1 low outlet | is outlet store legit

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.