WM junge Vielseitigkeitspferde: Lagonas Durchmarsch zum zweiten Titel und der nächste der Marke Carlile

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Anna Lena Schaaf und Lagona in Lion d'Angers 2021. (© FEI/Libby Law)

Vom ersten bis zum letzten Auftritt bei der WM junge Vielseitigkeitspferde in Lion d’Angers präsentierte sich die Oldenburger Stute Lagona unter ihrer Entdeckerin und Ausbilderin Anna Lena Schaaf als das, was sie heute zum zweiten Mal wurde: eine Weltmeisterin. Auf den weiteren Medaillenplätzen hat sich einiges getan.

Hat es jemals eine Weltmeisterin der jungen Vielseitigkeitspferde mit einem Ergebnis von 18,6 Minuspunkten gegeben? Womöglich nicht. Schon der Dressurauftritt der Oldenburger Lavagon-Cartani-Tochter Lagona aus der Zucht von Theodor Sporkmann war eine Klasse für sich. Anna Lena Schaaf und Lagona gelang es, ihre Lehrmeisterin aus Juniorentagen, Olympiasiegerin und Vizeweltmeisterin Julia Krajewski mit ChinTonic, die Führung abzuluchsen. Tags darauf präsentierten die beiden sich im Gelände in ebenso überragender Form. Und heute im Parcours nicht minder. Es blieb bei den 18,6 Minuspunkten, ein Durchmarsch, ein Start-Ziel-Sieg, eine Glanzleistung. Der zweite Weltmeister-Titel für die Stute, nachdem sie im vergangenen Jahr bereits bei den Sechsjährigen die Ehrenrunde angeführt hatte.

Mit dem heutigen Erfolg beläuft ihre internationale Bilanz sich auf acht Siege bei zwölf Starts. Auch das dürfte ziemlich einmalig sein. Zumal die Mehrzahl der Triumphe ebenfalls mit Dressurergebnis geendet hatten. Und ganz nebenbei war Lion d’Angers auch noch die erste lange Drei-Sterne-Prüfung, die Lagona je in ihrem Leben gegangen ist.

Die Stute gehört Schaaf selbst. Sie hatte sie 2020 entdeckt und ausgebildet. Im Pony-, Junioren- und Junge Reiter-Lager hat die 21-Jährige schon diverse Titel und Medaillen gewonnen, bei nationalen wie auch bei kontinentalen Meisterschaften. Mit Lagona könnte sie im Seniorenlager Fuß fassen.

Die weiteren Medaillen bei den Siebenjährigen

Die beiden weiteren Medaillen bei den Siebenjährigen gingen an zwei andere Paare, denen es gelang, ihr Dressurergebnis ins Ziel zu bringen: an den von Piggy March (GBR) vorgestellten Iren Dassett Arthalent v. Valent-Nigrasine xx-Flagmount King (Z.: Catherine Abbott) und an den Selle Francais-Wallach Fibonacci de Lessac HDC v. Carinjo-Bright Silver xx-Lotus du Marais (Z.: Les Ecuries de Lessac) unter Nicolas Touzaint.

Marchs Ire war von Rang fünf nach der Dressur ins weitere Turnier gestartet und beließ es bei 22,7 Minuspunkten. Touzaint und Fibonacci brachten 25,5 Minuspunkte ins Ziel. Das war nach der Dressur noch Rang zehn gewesen.

Profitiert hatten beide Paare unter anderem von den Abwürfen zweier deutscher Reiterinnen, die zuvor ebenfalls auf Medaillenkurs gelegen hatten. Das war zum einen wie erwähnt Julia Krajewski mit ihrem Hannoveraner Contendro-Heraldik xx-Ramiro Z-Sohn ChinTonic (Z.: Wolfgang Lutz), dem Vollbruder des von ihr ausgebildeten Mannschaftsweltmeisters Chipmunk von Michael Jung. Nach Dressur und makellosen Gelände war Silber zum Greifen nah. Doch heute im Parcours nützte auch die Tatsache nichts, dass ChinTonic gleich mehrfach auf den großen Ramiro Z ingezogen ist. Die Stange war gefallen und der eine Fehler warf die beiden zurück auf Rang sechs (25,9).

Auch Antonia Baumgart und ihr Holsteiner Wallach Ris de Talm v. Adagio de Talma kassierten teure vier Strafpunkte, mit denen sie schlussendlich auf Rang neun landeten (27,3).

Paar Nummer vier für Deutschland, Brandon Schäfer-Gehrau und die Hannoveraner Stute Very Special v. Viscount hatten bis zum Springen noch auf Rang sieben gelegen. Doch im Parcours gab es acht Fehler, was das Paar auf Rang 21 zurückwarf (32,8).

Sechsjährige

Bei den Sechsjährigen wurde es heute richtig spannend! Caroline Martin (USA) und der Ire HSH Connor v. Connor-Mermus R (Z.: Justin Burke) hatten nach der Dressur die Führung übernommen und konnten sie dank fehlerfreier Runde im Gelände auch halten. Dementsprechend gingen sie als letztes Paar ins Abschlussspringen des CCI2*-L. Einen Abwurf durften sie sich nicht leisten. Doch am Ende wurden es vier Fehler und damit die Silbermedaille mit schlussendlich 29,2 Minuspunkten.

Ihr Glück, dass auch beim Vorher zweitplatzierten Paar, Sarah Bullimore (GBR) und ihrem selbst gezogenen Corimiro, einem britisch gezogenen Amiro Z-Lovis Corinth-Sohn, der übrigens auf einen Mecklenburger Stutenstamm zurückgeht und ein Halbbruder zu Bullimores EM-Bronzegewinner Corouet v. Balou du Rouet ist, eine Stange gefallen war. Das warf auch die beiden um einen Platz zurück: Bronze mit 30,4 Minuspunkten.

Lachender Dritter war Frankreichs Lion d’Angers-Spezialist Thomas Carlile mit der Anglo-Araber Stute Golden de Beliard AA, einer Tochter von Carliles einstigem Spitzenpferd Upsilon aus einer Mutter v. Jalienny X (Z.: S.C.E.A. de Beliard). Die beiden hatten sich im Gelände von Rang vier auf drei vorgearbeitet, behielten auch im Parcours die Nerven und holten so mit 27,6 Minuspunkten den Titel nach Frankreich.

Für Thomas Carlile war dies der 19. Auftritt bei der WM in Lion d’Angers und sein vierter Titel. Zweimal gewann er mit dem Hengst Tenareze, der heute mit dem Briten Harry Meade auf CCI4*-Niveau erfolgreich ist. Das berühmteste Pferd aus der Carlile-Schule ist aber sicherlich Vassily de Lassos, der mit Carlile 2015/16 Sechster und Vierter geworden war und heute unter Andrew Hoy zu den besten Vielseitigkeitspferden der Welt gehört mit unter anderem olympischen Silber- und Bronzemedaillen.

Die Ergebnisse der Deutschen bei den Sechsjährigen

Für die deutschen Paare bei den Sechsjährigen war es nicht ganz optimal gelaufen dieses Wochenende. Ausnahme: Nadine Marzahl und die Hannoveraner Stute Dia Divina v. Diacontinus-Ryon d’Anzex X (Z.: Dr. Susanna Kleindienst). Der Auftakt in der Dressur war mäßig, 33 Minuspunkte, Rang 30. Doch nachdem die beiden sich weder im Gelände noch später im Parcours auch nur einen Strafpunkt zuschulden kommen ließen, konnten sie sich um ganze 20 Plätze nach vorne arbeiten und schlossen die WM als bestes deutsches Paar und zehntbestes Paar der Welt bei den Sechsjährigen ab.

Nachdem sie gestern einen super Geländetag hatten, konnten auch Pauline Knorr und der Ire Tullibards Tick The Boxes v. Bennys Legacy-Brian Boru xx (Z.: Hans Jürgen Kühnle) einige Plätze gut machen: Von Rang 49 nach der Dressur ging es rauf auf Rang 27. Doch nachdem, heute im Parcours drei Stangen gefallen waren, konnten sie sich nicht weiter verbessern. Immerhin wurde es noch Rang 28. Bemerkenswert übrigens: Der Vater des Wallachs ist jener Bennys Legacy v. Lupicor, der inzwischen Wallach und mit Adrienne Sternlicht international auf Fünf-Sterne-Niveau siegreich ist. Er hatte nur 14 im Sport bekannte Nachkommen, die meisten im Busch erfolgreich.

Andreas Dibowski und die Ex-Bundeschampionesse Lillet, Holsteiner Stute v. Livello-Calido (Z.: Morena Petersen), hatten die beste deutsche Dressur (31,4), Rang 23, aber einen Stopp im Gelände. Heute im Parcours fiel dann auch noch eine Stange, so dass es schlussendlich Platz 34 wurde für die beiden.

Alle Ergebnisse finden Sie hier.

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.