Zweite Qualifikation zum Deutschen Spring-Derby an Benjamin Wulschner

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HAMBURG – Deutsches Spring- und Dressur – Derby 2022

Benjamin Wulschner, Bangkok Girl, Hamburg Spring-Derby 2022 (© sportfotos-lafrentz.de)

Benjamin Wulschner hat mit Bangkok Girl die zweite Qualifiaktion zum Deutschen Spring-Derby 2022 gewonnen und führt in der Rangliste. Zweiter wurde der Brite Harry Charles mit einem „Leihpferd“ von seiner Schwester. Ein Pferd mit besonderer Vergangenheit.

Benjamin Wulschner ist in guter Form für das Deutsche Spring-Derby am Sonntag. Mit Bangkok Girl ritt er über den Kurs als sei es ein Spaziergang bei Aprilwetter.

49 Starter waren auf den 720 Meter langen Kurs gegangen. 39 kamen in die Wertung. In der zweiten Qualifikation zum Deutschen Spring-Derby geht es traditionell das erste Mal über den Wall. Das sah man einem der Kernstücke des Derbyparcours im Anschluss an: Braune Erde dominierte die Rückseite des Walls, an deren Anschluss am Sonntag dann noch die berühmte weiße Planke folgen wird. Der Boden sei aber erstaunlich gut zu reiten, so der Sieger Benjamin Wulschner. „Ich kenne keinen Boden, der so viel Wasser schluckt, wie dieser. Und ich hatte vorher auch Bedenken.“

Benjamin Wulschner und der Schlittenberg

Schon nach der ersten Qualifikation hatte Benjamin Wulschner von seinem Schlitten-Berg erzählt. Sieben Meter hoch, sein Trainings-Wall: „Welches Pferd da runtergeht, geht eigentlich überall runter. Wie man heute bei meinem zweiten Pferd gesehen hat.“ Der Sieger der zweiten Qualifikation führt nun auch in der Punktewertung an. Die 35 Besten der beiden Qualifikationen sind für das Traditionsspringen am Sonntag startberechtigt.

Harry Charles: mit geliehenem Ex-Buschpferd nach Hamburg

Der Brite Harry Charles hat das verschmitzte Lächeln eines Lausbubens. Und das setzt er auf, wenn er von dem Wallach Controe v. Wenton spricht. Der Contender-Enkel sollte ursprünglich Vielseitigkeitspferd werden. Mannschaftsolympiasiegerin Laura Collett hatte ihn im Stall, ritt ihn bis CCI2*. Aber in der Dressur wollte es so gar nicht gehen. Sie wandte sich an Familie Charles, denn springen könne Controe genug.

2016 kam der Wallach zu Harry Charles, damals neunjährig. Mittlerweile war der Wallach in Global Champins Tour Springen platziert. In den letzten Jahren hatte Harrys Schwester Sienna ihn geritten. Die gab ihn nun ihrem Bruder „zu treuen Händen“ mit nach Hamburg: „Ich war glücklich, dass ich das Pferd hier heute ausleihen konnte.“ Nur zweimal hat Charles den Ex-Eventer vorher geritten. „When I have a horse like that, it makes my life a little easier“, sagt er.

Shane Breen in Lauerstellung

Dritter wurde der Ire Shane Breen mit einem alten Bekannten: „Can Ya Macan und ich haben 2019 diese Prüfung hier gewonnen. Er ist in wirklich guter Form. Also ja, ich habe eine gute Chance, aber ich glaube Mark Mcauley und Dermott Lennon haben aber auch reelle Chancen.” (am Sonntag). Insgesamt blieben elf Reiter ohne Abwurf. Die Mauer wurde Sandra Auffarth und La Vista zum Verhängnis, trotzdem gibt es nicht wenige, die auf die Vielseitigkeitsreiterin als Derbysiegerin 2022 wetten.

Vierter wurde mit einem stilistisch perfekten Ritt ein weiterer Ire, Mark Mcauley mit dem Schimmel Miebello. Der schwedische Wallach ließ die Hindernisse einfach aussehen. Das Paar dürfte eine Konkurrenz für Benjamin Wulschner sein.

Derbychef Volker Wulff will offiziell nicht wetten, hat auch mit dem Blick in den Himmel andere Sorgen. „ Es war wechselhaft, vom Wetter und auch von den Ritten. Wir haben ja einiges gesehen, Shane hat mit seinem zweiten Pferd ein bisschen Pech gehabt (der Ire blieb am Fangständer mit dem Knie hängen und war dann gestürzt). Ich glaube, das wird sehr sehr spannend und sehr interessant am Sonntag.“

Shane Breen ist übrigens physisch unverletzt, nur mental nagt der Abgang vor der großen VIP-Tribüne an ihm. „Ja alles gut, nur mein Stolz ist verletzt.“ Benjamin Wulschner wird Bangkok Girl Plan am Samstag eine kleine Pause geben:„Morgen reite ich sie schön locker, das ist der Plan. Das andere Pferd geht Speed Derby. Und Sonntagmorgen werde ich sie nochmal locker reiten.”

Wie vom Wall?

Einige der Reiter, so etwa Sanne Thijsen, Mario Stevens und Hendrik Sosath, scheiterten am Wall. Ihre Pferde waren nicht davon zu überzeugen, den Hang hinab zu rutschen.

Philipp Makowei bot einen stilistisch alles andere als schönen Anblick. Mit langen Zügeln und scharfer Zäumung ritt er durch den Kurs. Am Ende floß rotes Blut aus dem Maul seines Mecklenburgers Queo II. Disqualifiziert wurde er nicht. Im Gegenteil, er war mit einem Abwurf der Letztplatzierte. Das Reglement des Weltreiterverbandes (FEI) besagt, dass es im Ermessen der Jury liegt, ob ein im Maul blutendes Pferd – im Springen! – disqualifiziert wird. Diese Jury empfand es wohl als akzeptabel.

(UPDATE 19.00): Nach der Veröffentlichung der Meldung meldete sich zunächst der Reiter und sprach von einem geplatzten Äderchen. Joachim Geilfus, der Präsident der Ground Jury, meldete sich ebenso zu Wort. Tierärzte hätten auf Geheiß der Jury das Pferd nach dem Ritt untersucht. Das Pferd habe sich auf die Zunge gebissen, „das kann schon mal passieren“. Morgen solle das Pferd ein weiteres Mal untersucht werden, „wenn er nicht 300-prozentig in Ordnung ist, geht er nicht am Sonntag“, so Geilfus. Der Reiter habe diesem Prozedere zugestimmt und sich voll kooperativ gezeigt.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).