CCI**** Luhmühlen – Kursdesigner Phillips „nach Sprung 6 ist Schluss mit dem Warm up“

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Der eine macht dicke Backen, der andere lächelt still in sich hinein – Olympiasieger Hinrich Romeike und Kursdesigner Captain Mark Phillips waren sich nach der Besichtigung der Geländestrecken von Luhmühlen einig: Dies sind wirklich Viersterne-Anforderungen. Und auch der Dreisternekurs hat es in sich.

Es hatte etwas Komisches: Der Doppelolympiasieger von Hongkong und der Vater der amtierenden Weltmeisterin rennen im Schweinsgalopp in Richtung eines schützenden Blätterdachs. Buchen sollst du suchen, zumal wenn es wie am heutigen Freitag zum wiederholten Mal nicht nur gießt wie aus Eimern, sondern auch Hagel auf den Boden der Westergellernser Heide knattert. Im Tross der beiden Military-Granden: 30 ebenso pitschnasse Journalisten, die sich den Kurs von den Insidern erklären ließen.

Mark Phillips ist voll des Lobs für den Boden. Als es aufgehört hat zu regnen, weiß man warum: Keine Pfützen auf der Strecke, ideale Bedingungen. Die gesamte Trasse ist bearbeitet worden, man hat ausgekoffert und neu angesät. Das sieht man noch an den Linien, in denen der Grassamen auf dem Heideboden Wurzeln gefasst hat. In zwei, drei Jahren haben wir hier Burghley- oder Badmintonboden, sagt der Brite. Er meint das als Kompliment und denkt wohl nicht an die Betongleiche Piste, die in Badminton manch einen Start verhindert hat. Die Philosophie des Captains ist einfach umrissen. Sprung eins bis sechs sind zum warm werden, dann wird es ,true-4-star, voll viersternemäßig. 
Auch in der Anfangsphase stehen schon mächtige Sprünge, beispielsweise das Fledermaushaus, ein Tisch mit zwei Meter Tiefe. Da werden die Höchstmaße schon voll ausgeschöpft. Nach dem Trakehner kommt dann die erste Klippe. Wiederum ein mächtiger Tisch, hinter dem man entweder rechts mit vier Galoppsprüngen über ein schmales Element kommt, oder aber einen etwas größeren Bogen nach links einschlagen kann. Das kostet Zeit ist aber etwas einfacher. In der Mitte zwischen den beiden Sprüngen steht eine Birke. Und die sollte man lieber nicht umreiten, gibt Romeike den Pragmatiker.
Spätestens mit Einbiegen auf die große Wiese ist dann Schluss mit lustig. Dann wird’s ernst. Die Reiter, die schon im Kurs waren, begegnen mir mit Respekt, lächelt Phillips süffisant. Die Blicke der Teilnehmer gefallen dem Kursbauer. Wenn die Reiter sagen, alles locker, dann haben wir meistens Probleme im Cross. Wenn sie sagen, das ist aber schwer, dann haben wir gute Ritte, weil sich alle konzentrieren.
Konzentration ist eine der Tugenden, die auf der 5920 Meter langen Viersterne-Strecke mit ihren 29 Hindernissen. Die Waldwiese, die den Jeep-Wasserkomplex beherbergt, hat es Phillips besonders angetan. Bevor es über einen Baumstamm auf einem Hügel hinab ins Wasser und über eine schmale Buschbürste durch das Herzstück dieses flachen Teichs geht, müssen die Pferde einmal außen herum galoppieren und eine technisch anspruchsvolle Passage ein Tisch, dann ein schmales Eckelement mit wahlweise vier oder fünf Galoppsprüngen zu bewältigen. Da muss man Schwein haben, sinnigerweise gibt es etliche aus Holz geschnitzte Rüsseltiere an dem Hindernis. Zwei Minuten werden die Teilnehmer auf diesem Abschnitt zu sehen sein. Gut für die Zuschauer vor Ort und fürs Fernsehen. Auf diese erste Wasseranforderung folgt ein mächtiger Birkenoxer, dann kommt ein Coffin. Auch dieses Hindernis hat es in sich. Nach Buschbürste und Graben geht es nahezu im rechten Winkel über eine weitere Birkenbürste. Wer das geschafft hat, steht gleich vor der nächsten Aufgabe. Aus der Rechtskurve muss man so viel Schwung entwickeln, dass die Pferde sich über einen  mächtigen Graben mit hoher Bürste fliegen lassen müssen. Auch hier kommentiert der Olympiasieger ganz pragmatisch: In den Graben passt locker ’n Anhänger, aber einer von den breiten für zwei Pferde. Reiter und Pferd sind an dieser Stelle ungefähr fünfeinhalb Minuten unterwegs, die Richtzeit ist mit 10,23 Minuten bemessen. Nach der Wellenbahn kommt dann der zweite große Wasserkomplex, den es in einer S-Linie zu durchqueren gilt. Mächtiger Graben, dann rechts herum auf einen kleinen Hügel, von dem zwei Galoppsprünge hinunter, dann Einsprung über einen Baumstamm in eine Linkskurve, Aufsprung auf die Insel, über eine Bank dann geradeaus über einen Blumentrog das ganze ohne Navi. Viersternereiter müssen auch die Qualität des Sprungs ihres Pferdes beeinflussen können, das ist der Unterschied zu den Dreisterneanforderungen , sagt Mark Phillips. Und Hinrich Romeike guckt, pumpt einmal die Backen auf und grinst sein Hinni-Lächeln. This is not the place to win the competition, but not to loose the competition dieser Komplex ist nicht dafür da, die Prüfung zu gewinnen, sondern um sie nicht zu verlieren. Hinrich Romeike grinst, Ja, und sonst er macht eine Handbewegung, die wohl einen Bauchklatscher symbolisieren soll. Mark Phillips lacht breit: Yes, early bathroom, ein frühes Badezimmer.
Das letzte Drittel der Hindernisse ist harmloser. Anspruchsvoll, technisch gutes Reiten ist bis zum Schluss gefragt, aber nicht mehr so gewaltig. Ich will, dass die Pferde mit einem guten Gefühl den Cross beenden, bilanziert Phillips.
Die Geländeprüfung des CCI*** startet am Samstag um 10 Uhr, die Skizze finden Sie hier.
Ab 14 Uhr gehen die Teilnehmer der Viersterneprüfung an den Start, hier können Sie sich ein Bild davon machen, was diese Pferde und Reiter erwartet.

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