CHIO Aachen: Grand Prix Special an Helen Langehanenberg, starke Däninnen dahinter

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Damon Hill und Helen Langehanenberg

2013-06-29 Weltfest des Pferdesports CHIO Aachen 2013-Aachen-Stadion-NRW- © Ludwiga von Korff (© www.toffi-images.de/von Korff)

Zwei Wackler, der Rest ganz großes Kino: Helen Langehanenberg und Damon
Hill waren das Maß der Dinge im Grand Prix Special. Überraschend gut war
die Dänin Anna Kasprzak. Der Rest der deutschen Equipe schlug sich gut.

Das Richten ist immer ein Thema, dafür sorgen die Damen und Herren in den Häuschen am Viereck. Immer deutlicher wird die Tendenz zum reinen Lektionen-Richten. Gerittensein, Ausbildung, Harmonie, die Ecken, die Biegung das muss hinten anstehen. Ganz weit hinten!

Umso besser, dass bei der Siegerin und weiteren Reiterinnen in der Spitzengruppe auch diese Kriterien stimmten.

Die Ritte im Überblick:

Helen Langehanenberg und Damon Hill gelingt ein überragender Start. Reiten in einer anderen Dimension. So locker, so selbstverständlich. Alles federt, alles locker. Die Anlehnung des Donnerhall-Sohns ist noch besser als bei der DM in Balve. 83 Prozent verkündet die Anzeigentafel nach dem ersten Drittel der Aufgabe, mehrfach gibt es Neunen für die Passagen. Dabei kann man nicht einmal sagen, dass die Noten dem Paar hinterhergeschmissen werden. Der Bilderbuchschritt landet bei einer 8,5, warum keine 9? Mehr Fleiß? Man weiß es nicht. Dann eine kurze Schrecksekunde: Bei der ersten Piaffe reagiert der Dunkelfuchs nicht auf die erste Hilfe. Im zweiten Anlauf funktioniert sie, Dami, könnte sich aber etwas mehr tragen. Die zweite Piaffe dann viel besser: aktiver, ausbalancierter. In den Zweierwechseln wird der Hengst zum Ende der Diagonale geringfügig eng, kippt etwas im Genick ab. Die 15 Einerwechsel gelingen gut, den starken Galopp reitet Helen Langehanenberg mit Mut zum Risiko, der abschließende fliegende Wechsel nach federleichter Rückführung präzise am Punkt. Das ist Reiten! Dann die zweite Schrecksekunde. In der ersten Pirouette sind sich Reiterin und Hengst uneinig: Überdreht, das ist teuer, Noten: 5 bis 6. Sofort ist das Paar aber wieder fokussiert. Nach neun sicheren Einerwechseln gelingt die zweite Pirouette wieder sicher (Noten bis 8,5) auf der Mittellinie, am Ende eine gute Piaffe eingerahmt von sehr guten Passagen zum Abschluss.
80,667 Prozent, der klare Sieg.

Anna Kasprzak ist nicht nur Tochter des Hauptsponsors der kommenden Europameisterschaften, sie ist auch eine junge Reiterin, die sich immer weiter nach vorne schiebt. Nicht nur innerhalb Dänemarks. Der vor zwei Jahren von Christoph Koschel übernommene Donnperignon ging eine der besten Prüfungen seiner Karriere. Das Paar beginnt mit 85 Prozent für Halten und starken Trab, bleibt konstant über 80 Prozent zu Beginn der Aufgabe mit dem fortwährenden Wechsel von starkem Trab (mit Rahmenerweiterung, sprich Nase vor!) und Passagen. Der starke Schritt ist wenig schreitend, die erste Piaffe ist eng im Hals, nach 13 Tritten geht es in die Passage. Immer seltener ist der Dunkelfuchs hinter der Senkrechten, häufiger ist er jetzt offener in der Ganasche und kann so strahlen. Die Übergänge zwischen Piaffe und Passage sind nicht immer ganz taktmäßig. Im Galopp kann das Paar weiter punkten. Die Zweierwechsel erhalten durchgängig Achten, im Verlauf der 15 Einerwechel kommt der finnische Donnehrall-Sohn am Ende etwas auf Kopf (7,5 bis 8), die Pirouetten gelingen richtig gut. Kleiner Wermutstropfen: Die Piaffe vorm Schlussgruß hat etwas wenig Tritte. Sonst wären es womöglich sogar 78 Prozent geworden.
77,354 Prozent, Platz zwei.

Große Freude, zwei geballte Fäuste, eine strahlende Reiterin, ein zufriedener Don Johnson. Isabell Werth ist nach dem Gruß richtig happy mit ihrem Ritt. Das Paar hatte am Donnerstag im Grand Prix nicht voll überzeugen können. Das hat die routinierte Reiterin wieder einmal angespornt. Noch vorm Einreiten piaffiert sie Don Johnson einhändig nicht um ihre Kompetenz unter Beweis zu stellen, sondern um den Hannoveraner Don Frederico-Sohn zu loben. Hinter der Schabracke, auf der Kruppe brav! Zu Beginn der Aufgabe schleichen sich ein paar Unsauberkeiten ein. Im starken Trab ist das Hinterbein nach wie vor der Schwachpunkt, aber Don Johnson zieht bei konstanter Anlehnung gleichmäßig an die Reiterhand heran. In den Traversalen kommt es zu leichten Spannungen, aber im Verlauf der Prüfung wird das Duo immer besser. Die Piaffen gelingen, die Übergänge sind mitunter schon richtig gut in die Passage. Zweierwechsel und Pirouetten ernten Achten.
Am Ende stehen 76,437 Prozent, Platz drei Scharte ausgewetzt!

Dass ihr selbstgezogener Donnerhall-Sohn Digby nicht gerade über eine totilaseske Vorderbeinaktion im starken Trab verfügt, dürfte Prinzessin Nathalie zu Sayn-Wittgenstein wissen. Sie weiß aber auch um die Stärken ihres Wallachs und die liegen in der Passage, den Piaffen und den fliegenden Galoppwechseln sowie den Pirouetten. Daran hat sie gearbeitet. Mit der jetzt vorhandenen Kraft des ausgereiften Digby sind auch die alten Schwächen, ungleich fußende Hinterbeine in Passagen und Piaffen, eigentlich gar kein Thema mehr. Anfangs zeigte das Open Scoring, die Richterurteile zum live mitlesen, noch um die 72 Prozent, doch spätestens mit Erreichen der Galopptour steigerte sich das Paar dann kontinuierlich: Am Ende landete das Dänen-Doppel mit Sitz im Sauerland ex aequo mit Isabell Werth und Don Johnson auf Platz drei (76,437).

Dablino und Anabel Balkenhol hatten laut übereinstimmendem Urteil am Donnerstag den Grand Prix ihres Lebens gezeigt. Umso spannender, wie sich der De Niro-Sohn heute schlagen würde. Das Paar geht als letzter Starter ins Viereck. Zu Beginn aunterlaufen ihnen gleich drei genauso ärgerliche wie teuere Fehler, Taktfehler und einmaliges Angaloppieren im starken Trab also einer Lektion, in der der Hannoveraner sonst stets punktet. Doch Anabel Balkenhol schaltet offensichtlich auf Angriff-Modus, konzentriert reitete sie von Lektion zu Lektion, zeigt eine gute Piaffe und überragende Momente in der Galopptour (Pirouetten wie aus dem Lehrfilm, schnurgerade bergauf gesprungenen Serienwechsel, das Pferd dabei ohne das geringste Zeichen von Spannung da kommen endlich auch mal die Neunen aus der Schublade). Am Ende eine gute Passage gefolgt von der besten der drei Piaffen und Platz fünf mit 75,708 Prozent.

In bestechender Anlehnung zeigt die Österreicherin Victoria Max-Theurer den von ihrer Mutter gezogenen Oldenburger Augustin v. August der Starke. Es geht geschmeidig in der Trabtour, in den Trabverstärkungen geht Vici wenig Risiko ein, dafür bleibt der Hengst gleichmäßig im Takt. Auch die erste Piaffe wird mit gebremsten Schaum geritten, Gleichmaß scheint zunächst die Devise zu sein. In der Galopptour gibt es kleinere Fehler in der Serienwechseln.
74,458, Platz sechs.

Mit besonderer Spannung erwartet: der zweite Auftritt des Dänen Andreas Helgstrand mit dem talentierten Dänenwallach Akeem Foldager v. Akinos. Am Donnerstag noch verspannt und quasi ohne Schritt zu zeigen im Grand Prix, musste sich der Wallach nun rehabilitieren. Das gelingt ganz gut. Wobei der gesamte Ritt darunter leidet, dass das Pferd mal vorne links und in der Passage konstant hinten links das Hinterbein höher zieht als die rechten Extremitäten. Ungleiche Tritte in der Traversale lassen die Richter trotzdem zu Achten greifen. Extrem schwankt der Wallach in den Zweierwechseln, in den Einerwechseln ist er zu eng im Hals, es folgen Fehler, in den Pirouetten geht der Schwung verlustig. Der deutsche Richter Dr. Dietrich Plewa sieht den Ritt mit 76 Prozent deutlich höher als seine Kollegen.
73,958 Prozent, Platz sieben.

Noch ein gehyptes Pferd ist der Westfale Legolas, den Steffen Peters in den USA schon mit Höchstnoten durchs Viereck geritten hat. Beim Aachen-Debüt geht der Laomedon-Sohn in schöner Silhouette. Im starken Trab wünschte man sich noch mehr Hinterhandaktivität. Passagen und Piaffen sind taktmäßig, wobei der Wallach hinten etwas springt, auch die Kruppe wünschte man sich da durchaus tiefer. Ein Eindruck, der sich vor allem in der Galopptour fortsetzt. Da dürfte der Wallach noch mehr bergauf springen, in den beiden geforderten Einerwechsel-Touren unterlaufen dem Paar Fehler.
73,375 Prozent, Platz acht.

Ein international noch nicht so bekanntes Gesicht ist die junge Niederländerin Danielle Hejkoop mit dem Gribaldi-Sohn Kingsleys Siro. Streckenweise wünschte man sich den Rappen weniger eng im Hals, die Piaffen (lebhaft mit Lastaufnahme, ausbalanciert und am Punkt) und Passagen, vor allem aber die Übergänge zwischen diesen Königslektionen zählen zu den besten der gesamten Prüfung. Schlecht eingeteilte Zweierwechsel, Fehler in den Einerwechseln und bestenfalls mittelmäßige Pirouetten trübten die Note. Das Paar sollte man aber auf der Rechnung haben.
73,063 Prozent, Platz neun.

Bis zu fünf Prozent Notendifferenz (von 70,417 bis 75,417) dokumentieren Uneinigkeit in der Jury bei der Beurteilung von Fabienne Lütkemeiers Ritt. Mit dem Hannoveraner DAgostino startet sie mit 81 Prozent, ein Angaloppieren in der Rechtstraversale kostet wertvolle Punkte. Höhepunkte einmal mehr die Verstärkungen und die Serienwechsel, für die neun Einerwechsel auf der Mittellinie zwischen den Pirouetten gibt es sogar eine Zehn.
72,896 Prozent, Platz zehn.

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