Der Pferdehuf: Harte Schale, weicher Kern

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Der Pferdehuf

(© St.GEORG)

Er bildet die Basis, auf ihm steht alle Last und ist er krank, kann das Pferd oft nicht mehr laufen: der Pferdehuf. Doch wie funktioniert der Hufmechanismus?

Wenn man von außen auf den Huf blickt, scheint er vor allem eines zu sein: hart. Doch das täuscht. Die Hufkapsel besteht aus unterschiedlich harten bzw. elastischen Strukturen – und das hat einen guten Grund: Der Huf kann sich beim Auftreten auf den Boden verformen und schützt so zum einen die Gelenke, zum anderen wird der Barhuf besser durchblutet. Denn was von außen nur hart aussieht, beherbergt ein komplexes Gebilde, das sehr anfällig ist.

Das Hufbein

Das Gewicht des Pferdes wird über die Knochen auf den Huf übertragen, der ganz speziell aufgebaut ist. Der Knochen, genauer das Hufbein, steckt nicht fest in der Hornkapsel: Es ist nur über eine lamellenartige Struktur in der Hornkapsel quasi „aufgehängt“. Diese Lamellen müssen immer gut durchblutet sein, damit sie ihre Aufgabe erfüllen und den Knochen sicher halten können. Hier spielen viele Faktoren eine Rolle wie richtige Ernährung, Medikamente und natürlich auch Bewegung. Wird die Durchblutung schlechter, ist der Huf nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Das Hufbein kann seinen Halt verlieren und sich im schlimmsten Fall drehen oder sogar absenken – das nennt man Hufrehe. Eine gute Durchblutung ist außerdem für gesundes Hornwachstum wichtig.

Der Hufmechanismus

Deicke

Der vordere Teil des Hufes ist härter und bewegt sich kaum, der hintere ist elastisch und spreizt sich bei Belastung. Der vordere, obere Hufbereich verengt sich dabei. (© Deicke)

Bei jedem Tritt wird die Durchblutung des Hufes angekurbelt, indem sich der Huf bei der Belastung spreizt und beim Anheben wieder in seine ursprüngliche Lage „zusammenzieht“. Kommt der Huf auf den Boden auf, spreizen sich die Ballen, die Trachten senken sich, die Wölbung der Hufsohle wird etwas flacher. Der vordere, untere Teil des Hufes, die Zehe, bleibt relativ starr. Beim Abhufen zieht sich die Hornkapsel wieder zusammen. Diesen Vorgang nennt man Hufmechanismus. Er fängt beim Auftreten die Erschütterung ab, wirkt wie ein Stoßdämpfer beim Auto. Außerdem sorgt er wie eine „Pumpe“ für die Durchblutung.

Damit sich der Huf spreizen kann, muss er an gewissen Stellen elastisch sein. Zum einen sind das die Hufballen und der Strahl, der aus weichem Horn besteht. Zum anderen befinden sich im Inneren des Hufes weichere Teile wie Hufknorpel und das Strahlpolster.

Wie stark sich ein Huf verformt, hängt zum einen vom Gewicht des Pferdes und dessen Reiter ab sowie vom Tempo und den Lektionen, die das Pferd ausführt. Darüber hinaus spielen aber auch die Geometrie des Hufes, die Hornqualität und die Verformbarkeit der inneren Strukturen eine Rolle.

Richtig beschlagen

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Der Hufbeschlag darf den Hufmechanismus nicht einschränken. (© www.toffi-images.de)

Nicht nur beim planen Auftreten, also wenn das Pferd gerade auf dem Boden aufkommt, verformt sich der Huf. Ohne Beschlag kann der Huf auch Bodenunebenheiten ausgleichen (vertikaler Hufmechanismus), indem sich der Huf seitlich verwindet.

Wann der Hufmechanismus uneingeschränkt arbeiten kann, darüber wird viel diskutiert und gestritten. Manche argumentieren, dass nur ein unbeschlagener Huf seine Aufgabe erfüllen kann. Andere sind der Ansicht, dass ein korrekter Beschlag genügend Bewegungsfreiheit ermöglicht. Wichtig ist, dass Nägel und Aufzüge nur im vorderen Teil des Hufes, maximal bis zur weitesten Stelle angebracht werden. Dieser Teil ist nicht elastisch, der Huf wird nicht eingeschränkt. Das Eisen sollte neben dem Hufrand soweit hervorschauen, dass ein Streichholz darauf Platz findet. So kann sich der Huf auf diesem Stück ausbreiten, ohne dass sich das Pferd die Eisen zu leicht abtritt. Die Schenkel des Eisens sollten lang genug und eben sein. Auch die Beschlagsintervalle sollten eingehalten werden, damit ein Eisen dem Huf immer genug Platz lässt.

Ein Hufbeschlag kann den Mechanismus stören

Wird der Hufmechanismus durch einen Beschlag zu sehr eingeschränkt, geht die stoßdämpfende Wirkung verloren, ebenso nimmt die Pumpfunktion ab. Die Folge: Gelenke werden stärker belastet, Arthrose droht. Der Huf wird schlechter durchblutet, es fehlen ihm Nährstoffe sowie Sauerstoff, die Hornqualität und -wachstum lassen nach. Auch Strahlfäule kann vermehrt auftreten, da sich der Huf nicht mehr so stark weitet und einige Bereiche der Strahlfurchen nicht mehr so gut belüftet werden: Es sammeln sich vermehrt Bakterien an.

Da beim Auftreten immer Kräfte auf den Huf wirken, die ein Ausdehnen erforderlich machen, führt ein falscher Beschlag außerdem zu starken Spannungen in der Hornwand, wodurch es wiederum zu Rissen kommen kann. Nur bei einem Therapie-­Beschlag kann es sinnvoll sein, den Hufmechanismus für einige Zeit auszuschalten, zum Beispiel wenn das Pferd eine Hufbeinfraktur hat: Wird der Huf ruhiggestellt, heilt der Knochen schneller.

Das Innere eines Pferdehufes

St.GEORG

Das innere des Pferdehufes (© St.GEORG)

Produziert wird Hufhorn von der Huflederhaut, die in fünf Abschnitte aufgeteilt wird und jeweils eine andere Art von Horn hervorbringt (siehe Zeichnung).

Als Hornwachstum wird meist die Entstehung des Kronhorns bezeichnet. Dieses wird von der Kronlederhaut hergestellt und bildet die unempfindliche Schutzschicht des Hufes. Es wächst vom oberen Teil des Hufes nach unten in Richtung Tragrand.

Am Übergang zum Fell liegt über der Kronlederhaut die Saumlederhaut. Sie ist zuständig für das Saumhorn, besser als Glasurschicht bekannt. Bei Nässe ist gut zu erkennen, wo sie entlang läuft, da sie weiß aufquillt. Die Glasurschicht hat eine lockere Struktur und soll den Huf vor dem Austrocknen schützen. Harte Bürsten oder Hufkratzer haben hier nichts zu suchen, da sie die Schicht zerstören können.

Die Wandlederhaut produziert Wandhorn (Verbindungsschicht), eine anfangs weiche Masse, die nach außen verhornt und Teil der festen Hufkapsel wird. Im unteren Bereich des Wandhorns liegt die weiße Linie. Sie benötigt besondere Aufmerksamkeit, da hier aufgrund des teilweise lamellenartigen Aufbaus leicht Steinchen sowie Bakterien eindringen und Hufabszesse entstehen können. Auch für den Hufschmied ist die weiße Linie wichtig: Hier werden die Nägel eingeschlagen.

Das harte Sohlenhorn entsteht durch die Sohlenlederhaut, die direkt unter dem Hufbein liegt.

Wesentlich weicher und elastischer ist das Strahl- und Ballenhorn (Strahllederhaut), das sich unter dem schwamm-artigen Strahlpolster anschließt. Da hartes Horn kaum Wasser aufnehmen kann, übernimmt diese Funktion neben der weichen Glasurschicht das Strahlhorn.

Der gesunde Pferdehuf

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Für den gesunden Huf bedarf es einer ausgiebigen Pflege (© www.toffi-images.de)

  • Seitlich gesehen sollte die Zehenachse parallel zur Hufwand verlaufen.
  • Der Kronrand bildet mit der rechten Zehenachse einen rechten Winkel
  • Der Winkel der Zehenachse zum Boden beträgt bei den Vorderhufen 45 bis 50 Grad, bei den Hinterhufen 50 bis 55 Grad. Die Vorderhufe sind niedriger und haben schrägere Seitenwände als die Hinterhufe.
  • Die Hufwand sieht glatt aus und glänzt. Sie verläuft vom Kron- bis zum Tragrand hin geradlinig. Beide Trachten sind vom Haaransatz bis zum Boden gleich lang.
  • Ballen und Strahl sind kräftig, die Eckstreben geradlinig.
  • Die Sohle ist gleichmäßig gewölbt und lässt sich nicht mit dem Daumen eindrücken.
  • Der Hufmechanismus funktioniert einwandfrei: Bei Belastung spreizt sich der Huf im Trachtenbereich, die Sohle flacht ab und die Krone sinkt ein. Die untere Hälfte der Vorderwand bleibt fast bewegungslos.

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