Strahlfäule: Ursache, behandeln und vorbeugen

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Matschiges Paddock

Stehen Pferde zu lang auf matschigen Paddocks, kann die Entwicklung von Strahlfäule gefördert werden. (© www.paulinevonhardenberg.com)

Wenn der Huf unangenehm riecht, ist es meistens schon zu spät. Dann haben es sich wahrscheinlich Bakterien im Huf gemütlich gemacht und den Hufstrahl angegriffen. Die Strahlfäule ist dann nicht mehr weit. Hört sich harmloser an, als es ist, denn ist der Strahl krank, leidet der gesamte Hufmechanismus.

Nasskaltes Herbstwetter, matschige Paddocks, Mistmatratzen und weniger Bewegung – da lassen Mauke und Strahlfäule nicht lange auf sich warten. Besonders die Strahlfäule kann für den gesamten Hufmechanismus gefährlich werden, denn der Strahl wirkt wie eine Art Stoßdämpfer im Pferdehuf. Wird der faulende Strahl rechtzeitig erkannt, kann die Krankheit milde verlaufen. Wir haben mit Experten darüber gesprochen, welche Ursachen die Krankheit hat und wie sie am besten behandelt wird.

Strahlfäule – ein Prozess

Pferdeklinik Bargteheide

Wenn der Strahl stark von Fäule befallen ist, kann es schonmal bluten bei der Behandlung. (© Pferdeklinik Bargteheide)

Strahlfäule ist ein Prozess, bei dem zuerst das Horn in der mittleren Strahlfurche zersetzt wird. Dieser Zersetzungsprozess breitet sich dann auf die seitlichen Strahlfurchen aus und kann ohne Behandlung auch das wesentlich festere Horn von Hufwand und Hufsohle angreifen. Charakteristisch für Strahlfäule ist eine schmierige schwarze Masse, in die sich der Strahl verwandelt und der faulige Gestank. Auslöser für den Zersetzungsprozess sind Spindelbakterien, die vom Pferd mit dem Kot ausgeschieden werden und dann über die Einstreu in den Huf gelangen können.

Strahlfäuleringe

TiHo Hannover

Strahlfäuleringe ziehen sich im spitzen Winkel vom Kronsaum zur Trachte. (© TiHo Hannover)

Wenn auch das Ballenhorn von der Fäulnis betroffen ist, treten Strahlfäulringe auf. Die Saumlederhaut entzündet sich. Diese Entzündung zieht vom Ballen über die Seitenwand zur Vorderwand. Durch die Entzündung wird vorübergehend weicheres Horn produziert. Dieser kurze Abschnitt weicheren Horns zeigt sich dann als schnurartiger Ring auf der Hornwand. Er verläuft im spitzen Winkel vom Kronsaum zur Trachtenwand und kann Rückschlüsse über die Zeitdauer der Strahlfäule geben (Hufwachstum in sechs Wochen: ca. ein Zentimeter).

Ohne Strahl kein Hufmechanismus

Der Strahl stellt den wichtigsten Bestandteil des Hufmechanismus dar – also die Bewegungen im und am Huf bei Be- und Entlastung. Bei Belastung auf festem Boden haben der Tragrand, der äußere Rand der Hufsohle und die Strahlschenkel Kontakt mit dem Boden. Dabei stellt das elastische Strahl- und Ballenhorn mit den darunterliegenden Strahl- und Ballenpolstern eine erhebliche Stoßdämpfung beim Auffußen dar. Zum Zeitpunkt der stärksten Belastung kommt es zu folgenden Formveränderungen: Die obere Hälfte der Zehenwand weicht zurück. Der gesamte Trachtenbereich dehnt sich seitlich aus, am Kronrand zwischen 0,5 und 2 Millimeter und am Trachtentragrand bis zu 4 Millimeter.

Die Höhe des Hufes vermindert sich leicht mit einer schwachen Absenkung der Ballen. Dabei berührt der Strahl den Boden. So kommt Druck auf den Strahl, wodurch das elastische Strahlpolster zusammengedrückt wird und sich in die Ballengrube sowie zwischen die Hufknorpel presst, dadurch wird der Bluttransport in den Venen vom Huf aufwärts gefördert. Deshalb werden die Hufe auch als zweites Herz des Pferdes bezeichnet.

Krankheitsverlauf

  1. Befall der mittleren Strahlfurche
  2. Ausbreitung auf seitliche Strahlfurchen
  3. Fortschreitende Zersetzung des Strahls
  4. Bildung einer schmierigen Substanz, die extrem stinkt

Ursachen der Fäule

www.toffi.images.de

Bewegung ist das A und O für gesunde Hufe – denn bewegt sich das Pferd, funktioniert auch der Hufmechanismus. (© www.toffi.images.de)

In der Wärme des Pferdestalls, vor allem bei Matratzenhaltung, finden Bakterien einen hervorragenden Lebensraum. Sie zersetzen Kot und Urin. Dabei entsteht gasförmiges Ammoniak, das sich durch die Feuchtigkeit in nassem Stroh löst und dann das Hufhorn angreift. Dadurch bilden sich Risse, in denen sich  die Spindelbakterien einnisten.

Doch nicht nur die Mistmatratze begünstigt die Strahlfäule. Auch zu wenig Bewegung ist Gift für den Huf. Denn fußt das Pferd auf, wird der Hufmechanismus in Gang gesetzt und die Durchblutung des Gewebes und somit die Produktion von Hufhorn gefördert.

Steht das Pferd aber viel in der Pferdebox, ist die Nährstoffversorgung des Hufhorns wegen schlechter Durchblutung unzureichend und die Huflederhaut produziert kein qualitativ hochwertiges Horn. Dann ist der Strahl nicht sehr widerstandsfähig und folglich anfälliger für Strahlfäule. „Steht das Pferd oft im Matsch und in der Nässe, wird das Horn durch die Feuchtigkeit aufgeweicht, Bakterien können eindringen“, gibt Hufschmied und St.GEORG-Experte Dieter Kröhnert außerdem zu bedenken.

Uwe Carstensen, Hufschmied der Pferdeklinik Hannover, sieht auch orthopädische Beschläge als problematisch an. Hier befindet sich meist eine Platte über der Hufsohle, wodurch kein Sauerstoff an das Strahlhorn gelangen kann. Wenn zusätzlich durch eine Unterfüllung mit Silikon noch zu viel Druck auf den Strahl ausgeübt wird, stirbt das Horn durch mangelnde Durchblutung ab und die Bedingungen für Strahlfäule sind optimal.

  • Ständig nasse Einstreu oder Matschpaddocks
  • Wenig Bewegung, bedeutet gleichzeitig, dass der Huf schlechter durchblutet wird
  • Nachlässige Hufpflege
  • Zwanghuf
  • Schlechte Hornqualität
  • Falscher Hufbeschlag oder falsche Bearbeitung

Strahlfäule behandeln

Deicke

Um der Strahfäule zu Leibe zu rücken, sollte der Schmied zunächst die betroffenen Stellen ausschneiden. (© Deicke)

Wenn Strahlfäule festgestellt wird, sollten zuerst die Bedingungen in der Pferdehaltung überdacht werden. Regelmäßiges Entfernen der nassen Einstreu, ordentliche Hufpflege und matschfreie Paddocks sind Grundvoraussetzung. Bevor der Huf mit diversen Pflegemitteln behandelt wird, müssen Schmutz und verfaultes Horngewebe am besten vom Hufschmied oder  -orthopäden entfernt werden. „Tritt dabei an manchen Stellen etwas Blut aus, ist das nicht dramatisch“, beruhigt Kröhnert. „Blut reinigt.“

Nach dem Ausschneiden sollten kleine Wattebausche mit desinfizierend und antibakteriell wirkenden Mitteln getränkt und in die Strahlfurche gedrückt werden. Keinesfalls darf der Huf mit Hufteer eingestrichen werden, da dieser den Sauerstoff ausschließt und so wieder beste Bedingungen für Bakterien geschaffen werden. „Jodoformäther rate ich nur bei extremen Fällen ein bis zwei Tage lang anzuwenden“, warnt Kröhnert, „da der Strahl dabei stark austrocknet. Dadurch wird das Horn hart und rissig, wodurch erneut Bakterien eindringen können. Mit Wasserstoffperoxid kann die Sohle ausgewaschen werden.“

Das raten Experten

Silvia Totzke, Huforthopädin nach den Methoden Jochen Biernats:
„Nachdem der Huf gründlich gesäubert wurde, wird das verfaulte Strahlhorn weggeschnitten. Am wichtigsten ist, dass das Horn wieder mit Sauerstoff in Berührung kommt. Anschließend wird der Strahl mit einem bakteriostatischen Mittel behandelt. Dieses hemmt das Wachstum der Bakterien auf hufschonende Weise. Ist der Fäulnisprozess schon sehr tief ins Horn eingedrungen, wird ein mit dem Mittel getränkter Wattebausch in die Strahlfurche gedrückt. Er sollte so lange im Strahl bleiben, bis das Horn trocken ist, außerdem fördert der leichte Druck durch den Bausch auf den Strahl das Hornwachstum.“

Uwe Carstensen, Hufschmied in der Pferdeklinik Hannover:
„Zuerst einmal sollte durch das gründliche Reinigen des Hufes die nötige Hygiene erreicht werden. Mit Jodoformäther wird der Huf desinfiziert. Die Hufe können vorsorglich auch durch Futterzusatzstoffen, wie Biotin, gekräftigt werden. Über eine Blutprobe kann kontrolliert werden, ob das Pferd unter Zinkmangel leidet, denn dies führt auch zu qualitativ schlechtem Hufhorn.“

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