Sudermühlen: Besuch bei der großen Herbstjagd

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Die Herbstjagd in Sudermühlen. (© Thomas Ix)

100 Reiter, über 30 Hunde und noch viel mehr Zuschauer. Bei der traditionellen Herbstjagd in Sudermühlen treffen sich Jagd-Begeisterte aus ganz Europa. Selbst aus Belgien sind Reiter und Pferde angereist.

Im Stall meint man fast, die Herzen der Pferde klopfen zu hören. Sie schnauben aufgeregt, als draußen das laute Gebell der Foxhounds des Hamburger Schleppjagdvereins zu hören ist. Horrido! Wenn Sudermühlen zur traditionellen Herbstjagd ruft, reisen sogar Reiter aus ganz Europa nach Niedersachsen. Engländer, Franzosen und sogar Belgier sind gekommen. Von Hunderten von Zuschauern ganz abgesehen. Während sich die Reiter und Pferde gegen 11 Uhr langsam auf der großen Wiese zum Stelldichein zusammenfinden, strömen etliche bereits eilig zu ihren „Jagdtaxen“ – in Sudermühlen Traktoren mit Anhängern, auf denen etwa 25 Leute Platz finden. In den Händen große Körbe, vollgepackt mit Essen, Getränken und auch dem ein oder anderen Flachmann, Wolldecken unter den Arm geklemmt und einige sogar mit einem Hund an der Leine. Wer im Vorfeld jedoch nicht reserviert hat, findet kaum noch ein Plätzchen auf einem der Wagen.

Daniel hat für seine Jagd-begeisterte 16-köpfige Truppe einen ganzen Anhänger gemietet. „Ich bin nun schon das elfte Jahr dabei“, erzählt er, als wir es uns auf den Heuballen im Anhänger gemütlich machen. Andere Mitfahrer sind augenscheinlich genauso erfahrene Zuschauer: Mit Lammfell gefütterte Schuhe, dicke Wachsjacken, Mützen und Handschuhe sind obligatorisch. Die Fahrt wird zwar nicht rasant, trotzdem pfeift der Fahrtwind kalt um die Ohren. Ein Pärchen hat sogar einen Regenschirm dabei. Dabei ist die Wetterprognose gut, am Himmel zeigen sich inzwischen bestätigend ein paar blaue Fleckchen.

Laut ertönen plötzlich die Jagdbläser. Über 100 Reiter haben sich gesammelt. Gegen 12.15 Uhr soll es losgehen. Aufgeteilt in drei Felder werden sie die über 20 Kilometer lange Strecke zurücklegen. Die Mutigen unter ihnen bilden das erste Feld. Gekniffen wird nicht. Wer hier mitreitet, muss auch die teilweise bis zu 1,20 Meter hohen Sprünge überwinden. Und den von vielen gefürchteten letzten Sprung, bei dem die Landestelle deutlich unterhalb der Absprungstelle liegt. „Dort sind schon viele Stürze passiert“, erzählt einer der Mitfahrer. In diesem Jahr zum Glück nicht. Zwei Pferde galoppieren allerdings zwischendurch kurz reiterlos. Doch beim nächsten Stopp finden sich Reiter und Pferd wieder. Nix passiert.

Vielseitigkeits-Bundestrainer Hans Melzer führt das erste Feld an. Eine Aufgabe, die eigentlich Olympia-Teammitglied Andreas Ostholt übernehmen sollte. Doch der hat sich bei einem Sturz bei den German Masters in Stuttgart leider den Mittelhandknochen gebrochen und fällt aus.

Die Teilnehmer aus Feld zwei und drei reiten entweder an der Sprüngen vorbei oder folgen einer alternativen Route. Trotzdem ist die Strecke für Zwei- und Vierbeiner anspruchsvoll, der durch Regenfälle schwere Boden fordert den Pferden zusätzlich Kraft und Kondition ab. Und auch wenn die Tour in sechs Etappen aufgeteilt ist – nach 20 Kilometern im leichten Sitz machen sich wohl bei jedem Reiter die Waden bemerkbar. Ganz klar, nicht nur die Pferde, sondern auch die Reiter sollten etwas mehr Erfahrung mitbringen als ein sonntäglicher Schönwetter-Geländereiter.

Unterwegs zeigt sich schnell, dass Jagderfahrung auch bei manchen Zuschauern wünschenswert wäre. Oder zumindest ein gepflegtes Mitdenken. Denn während einer Öl-Pause steigen einige von ihrem Wagen und laufen mitten durch die Fährte. „Damit legen sie eine falsche Spur, dass wird die Hunde verwirren“, prognostiziert Daniel. Tatsächlich. Als die über 30 Foxhounds des Hamburger Schleppjagdvereins angelaufen kommen, drehen sie zunächst von ihrer Route ab. Erst durch die Rufe der Piköre finden sie die eigentliche Fährte wieder.

Das nächste Aha-Erlebnis folgt bei der Weiterfahrt über die matschigen Feldwege: Die großen Traktor-Reifen schleudern braune Dreckbrocken auf die Fahrgäste. Und jetzt zeigt sich auch die vielseitige Einsetzbarkeit des Regenschirms, unter dem sich besagtes Pärchen schützend verkriecht. Allerdings bedacht von etlichen amüsierten Blicken der etwas Hartgesotteneren. Selbst mit Dreck beworfen zu werden, kann der Meute auf dem Wagen nicht die Stimmung verderben. „Mer losse d’r Dom en Kölle“ tönt aus einer kleinen Lautsprecher-Box, laut stimmen alle in den Text ein. Keine Frage: So mancher Karnevals-Narr könnte sich von den feierlustigen Jagd-Fans noch eine Scheibe abschneiden.Cheap Air Jordans 1 low For Sale | DIARIOCALLEDEAGUA ᐈ Одяг, Взуття, Аксесуари, вигідні ціни в Києві у Україні