DM Balve – Dressurkür, die Plätze sieben bis zwölf

Von
Jenny Lang und Loverboy

(© Julia Rau)

Ein toller Vormittag heute vormittag auf dem Dressurviereck. Denn nicht nur die üblichen Verdächtigen, sondern vor allem die nach vorne drängenden neuen Gesichter machten mit einfallsreichen Küren auf sich aufmerksam. Hier die Plätze sieben bis zwölf im Kür-Telegramm.

7.Platz Jessica Werndl und Unee v. Gribaldi (KWPN)
Musikalisch wird es orchestral, eine bunte Mischung aus Klängen des 19. Jahrhundert bis in die jüngere Vergangenheit. Schwanensee zum Einreiten, dann Gruß und nach drei Galoppsprüngen gleich eine Pirouette rechts, dann endlich mal wieder das 1000 mal gehörte Fluch der Karibik. Es sollte ernsthaft erwogen werden, ob diese Musik nicht in Fluch des Kürreitens umgetauft werden sollte. Man muss schon Mitleid haben mit den Richtern, die das permanent vorgesetzt bekommen.
Unee findet die Musik wohl auch sch…. zumindest äppelt er in einem Wechsel vor den Richtern, fällt kurz aus. Jessica lächelt das tapfer weg und galoppiert unverdrossen weiter. In den doppelten Pirouetten macht sich der väterliche Halbbruder zu Totilas groß da kann man in der Vorderbeinaktion schon Verwandtschaft erkennen. Der komplette Galopp gleich zum Auftakt der Kür das ist mal etwas Anderes. Einige Piaffen sind lebhafter als an den Vortagen. Die Musik gibt dem Paar den Rückenwind, den der Hengst gebrauchen kann. Dann kommen auf einmal die Rolling Stones, eine konzertante Version von Painted Black zu Trabtraversalen und Trabverstärkungen. Piaffepirouette mit doppeltem Richtungswechsel auf der Mittellinie  am Ende des Programms da hat wohl jemand bei Adelinde Cornelissen abgeschrieben
Die Richter mögen die Kür, wohl auch das Pferd, das ihrer Kollegin Beatrice Bürchler-Keller gehört. 75,45 Prozent.
Auch Jessica Werndl, die demnächst heiraten wird, zählt zu den jungen, neuen Gesichtern, über die sich Bundestrainer und Dressurausschuss und auch die Richter freuen. Kürpäpstin Katrina Wüst empfiehlt den Journalisten, sich dieser neuen Gesichter mehr zu widmen. Wenn Arjen Robben sein Kind bei uns in Bayern in den Kindergarten bringt, sind die Zeitungen voll davon. Na dann man ran an die Kleinen. Vor Ort waren zwei Kinder, Ingrid Klimkes Töchter Philippa (mit der Ingrid einen Nachmittag das Hüpfburgenparadies unsicher machen durfte) und Greta, die sich den Mittelfußknochen gebrochen hat und tapfer auf Krücken unterwegs war. Mit der Vermeldung dieses Umstands hätten wir also der medialen Nachhilfe entsprochen.

8. Platz Christoph Koschel und Rostropowitsch v. Rockwell (WESTF)
Die gute alte Kürmusik von Donnperignon (der übrigens zeitgleich dänischer Meister wird mit Anna Kasprzak): Also Police und Sting, Roxanne und Every breath you take sowie Dooodooodooo, daadaadaa zu einem Wechsel von Passagen und Trabverstärkungen am Anfang. Die Piaffen des westfälischen Rockwell-Sohns sind leider nicht so lebhaft wie die Musik. Guter choreographischer Einfall: Starker Schritt auf der Diagonalen, dann nach links auf die Mittellinie abgewendet und versammelter Schirtt. English man in New York signalisiert: Jetzt wird galoppiert maximales Risiko beim starken Galopp. Auch gut: Zickzacktraversalen auf der Viertellinie, daraus geradeaus weiter und Einerwechsel. Auf der Diagonalen am Anfang eine doppelte Pirouette, daraus gleich wieder schnurgerade Einerwechsel. Sichere Passagetour freilich nicht in der Pepe(Donnperigonn)-Qualität am Ende des Programms. So kann man Polizisten am Sonntagmorgen gut genießen! 75,4 Prozent

9. Platz Jenny Lang und Loverboy v. Lorentin (HOLST)
Sie ist einer der Überraschungen dieser Deutschen Meisterschaften: Jenny Lang und Loverboy, den sie fünfjährig eigentlich noch roh erwarb, der dann zunächst von Katrin Burger ausgebildet wurde, später dann übernahmen Dennis Meschke und Pieter van der Raadt das Training. In den vergangenen Monaten hat Bundestrainerin Monica Theodorescu sich des Paars angenommen.
Eine ritterliche Fanfare steht am Anfang von Jenny Langs Kür mit dem 13-jährigen Holsteiner Loverboy. Dann geht es swingend los, Saxophon, Bläser Bigbandsound, die dem Dunkelbraunen Wallach gut zu Gesicht stehen. In der Passage das Titelthema von Pink Panther. Die Piaffen gelingen, etwas eng ist er zweitweise und in der Feinabstimmung gibt es Höhen und Tiefen. Höhepunkt: die sehr fein gerittenen Piaffe-Pirouetten, bei der der Holsteiner hinten auch weniger breit fußt als auf der Stelle. Im Galopp wird ein Kapitel des Dschungelbuchs aufgeschlagen der Song von King Louis (Ich bin der König im Affenstaat), erst hat die Klarinette das Thema, zum starken Galopp setzt dann englischer Gesang ein (I want to be like you). Die Klarinette unterstützt tolle Zweierwechsel, die in eine doppelte Pirouette münden. Aus dem Galopp dann in den starken Schritt da punktet der Loretin-Sohn dann noch mal richtig. Katrina Wüst, Chefrichterin bei C gab dafür eine Neun. Dass er vor einer Piaffe zum Abschluss etwas zappelt, schadet gar nichts. Das müssen die Richter beurteilen, aber dem tollen Gesamteindruck tut das keinen Abbruch. Am Ende ein starker Trab auf der Mittellinie in Richtung Chefrichter, ein Gruß und eine strahlend Jenny Lang. Die junge Reiterin kann stolz sein auf diesen Ritt!
74,55 Prozent sind gut, aber die junge Karlsruherin hat wohl mit dem urdeutschen Problem zu kämpfen, dass man sich im Viereck erstmal einen Namen zu erreiten hat. Andere Nationen sind da schon etwas weiter.

10. Platz Uta Gräf und Dandelion v. De Niro (OLD)
Großes Kino die 20th Century Fox-Fanfare, bekannt aus vielen Hollywood-Filmen, passt gut zum dem kräftigen braunen Oldenburger Dandelion v. De Niro. Etwas Fluch der Karibik (schon wieder) zu Passagen und Piaffen, die im Ansatz immer gut sind, aber meistens dann nicht ganz zu Ende geritten werden (können). Die orchestrale Wucht mit Pauken und Trompeten (nun ja, um präzise zu sein sind es Tuben (Tubas?), die da zu vernehmen sind), passt gut zu dem statiösen Wallach, der insgesamt kraftvoller gehen dürfte. Gute Schritttour, auch im versammelten Tempo! Doppelte Pirouette, anschließend dann Zweierwechsel auf der Viertellinie alles Elemente aus der Kür von Uta Gräfs Erfolgspferd Le Noir. Die Galopptour ist insgesamt besser als an den beiden Vortagen. Nach den auch im zweiten Anlauf sicher gelungenen Einerwechseln, sieht man ein breites BRAV! über Uta Grafs Lippen kommen. 71,9 Prozent.
Monica Theodorescu sagt, auch hier sieht man keine Stagnation, sondern Fortschritt.

11. Platz Matthias Kempkes und Riccoletto v. Rivero II (BAY)
Matthias Kempkes steht auf Freddie Mercury, die Vermutung lässt zumindest seine Musikauswahl zu: Queens I want to break free zu Traversalen und Trabverstärkungen. Passage zu Another one bites the dust, das auch zu Piaffen, wobei die zweite etwas hakt. Schritt über zwei halbe Diagonalen. I want it all mit seinen akzentuierten Gitarrenriffs eignet sich gut zu fliegenden Galoppwechseln, aber die Zweierwechsel misslingen. Doppelte Pirouette, 15 Einerwechsel auf der Viertellinie klappen dann gut. Starker Galopp mit viel Risiko, doch etwas mehr bergauf wünscht man sich den Fuchs Riccoletto v. Rivero II der mit feiner Anlehnung durch die Prüfung geritten wird. 70,35 Prozent

12. Platz Sanneke Rothenberger und Favourit v. Fidermark (RHLD)
20 Jahre alt ist Sanneke Rothenberger, sie hat sich zum Senior hochstufen lassen. Ihre Kür mit dem im Frühjahr gekauften internationalen Erfolgspferd Favourit reitet sie zu Gitarrengeschrammel, Fleetwood Mac, ein Gruß aus den späten 70ern. Eine Kür, zu der Sannekes Vater Sven Günther früher schon geritten ist. Dann zeigt Favourit, dass er die Kunststücke, die er unter Tinne Vilhelmsson Silfven gelernt hat angedeutetes Steigen statt Piaffieren inklusive immer noch beherrscht. Mit der Routine einer Reiterin, die seit über zehn Jahren im internationalen Sport vorne mitmischt, löst Sanneke Rothenberger das Problem, der anschließende Schritt ist wieder geregelt. Akustikgitarre zur doppelten Galopppirouette, sichere Zweierwechsel, in den Einerwechseln am Ende eine Unkonzentriertheit.
Witzige Idee: Am Ende Dont stop thinking about tomorrow zu Zickzacktraversalen im Trab, danach noch ein starker Trab, schön akzentuierte Passage-Traversalen, eine angedeutete Piaffe bei X, dann zwei Passage-Volten. 70,2 Prozentjordan retro shoes mens release dates | GmarShops