Berufsreiter: Dressurtitel an Hendrik Lochthowe, Thomas Wittemer siegt im Parcours

Von
8300_021_1_1075

Hendrik Lochthowe auf Bricco Barone (© Fotoagentur Dill)

Beim Herbstmeeting in Darmstadt-Kranichstein wurden das Berufsreiterchampionat Dressur und das süddeutsche Berufsreiterchampionat Springen entschieden. Für beide Sieger war es eine Premiere.

Hendrik Lochthowe hat erst vor kurzem bekannt gegeben, sich nach sechs Jahren auf der Riedmühle in Butzbach selbstständig machen zu wollen, nun darf er sich Berufsreiterchampion Dressur 2023 nennen. Und das bei seinem ersten Start überhaupt beim Berufsreiterchampionat.
Mit im Finale, das dieses Jahr wieder mit drei Runden pro Reiter ausgetragen wurde, ritten der siebenmalige Champion Heiner Schiergen und Jürgen Höfler, ebenfalls Finaldebütant.

Der 43-jährige Pferdewirtschaftsmeister Hendrik Lochthowe, der bei seinem Onkel Norbert Lochthowe gelernt und u.a. für Harli Seifert sowie Familie Mergel gearbeitet hat, belegte in den beiden Qualifikationen mit dem 14-jähriger Hannoveraner Bricco Barone v. Bertoli W Platz zwei (68,8) und drei (70,137).
Im Finale gelangen ihm mit viel Einfühlungsvermögen und Geschick zwei Runden über 70 Prozent. Mit Jürgen Höflers Royal Flash erreichte er die höchste Bewertung mit 72,500 Prozent. „Ich bin total happy“, so sein Fazit. „Ich freue mich, dass ich so gut mit den anderen Pferden klarkam. Fünf Minuten Vorbereitungszeit sind ja wahrlich nicht viel. Das ist immer auch eine Auszeichnung für die Berufskollegen, dass man sich so auf die Pferde einstellen kann, dass man sich gut präsentieren kann.“ Insgesamt kam Lochthowe auf 212,555 Prozent. Damit setzte er sich einen guten Prozentpunkt vor den „Stammgast“ des Berufsreiterchampionats, Heiner Schiergen.
Der 54-jährige Ausbilder aus Krefeld konnte Anfang August seinen 500 (!) S-Sieg vermelden. In Darmstadt hatte er seinen Erfolgspartner Bordeaux Barolo, einen 13-jährigen westfälischen Hengst v. Bordeaux, an den Start gebracht. Mit dem Sieg in der ersten Qualifikation (69,733) und Platz zwei in der zweiten Qualifikation (70,353) ging er mit guten Aussichten ins Finale. 211,500 Punkte bedeuteten am Ende knapp den Silberrang.

Großes Lob

Der dritte im Bunde, Pferdewirtschaftsmeister Jürgen Höfler (49) aus Telgte, dürfte sich gleich doppelt freuen. Er gewann bei seinem ersten Championatsauftritt nicht nur Bronze (206,444), sondern stellte mit dem zwölfjährigen Rheinländer Royal Flash v. Riccio auch das beste Finalpferd – und erntete überschwängliches Lob für dessen Ausbildung. Heiner Schiergen grinste breit nach der letzten Grußaufstellung auf seiner Runde mit Royal Flash: „Ich muss wirklich sagen, ein ganz tolles Pferd“, betonte er anschließend. „Kompliment an den Ausbilder. Es macht sehr viel Freude, ihn zu reiten.“ Dem pflichtete auch Hendrik Lochthowe bei. „Genial“, bezeichnete er sein Gefühl nach seiner Runde mit Royal Flash. „Herzlichen Glückwunsch an Jürgen Höfler.“ Der Wallach erhielt unter allen drei Reitern Bewertungen über 72 Prozent! Bis zum Schluss bewegte er sich dynamisch und aktiv und absolvierte die geforderten Lektionen der Sonderaufgabe durchlässig und in schöner Anlehnung.

Größte Herausforderung der Finalprüfung auf den Fremdpferden waren einmal mehr die fliegenden Galoppwechsel, dieses Mal die Einerwechsel. Sie gelangen nur einem Paar fehlerfrei: Heiner Schiergen und Royal Flash.

Springen: Aus dem Silbergewinner wird der Goldreiter

Zweimal schon konnte Thomas Wittemer beim süddeutschen Berufsreiterchampionat Springen, das seit 2021 in Darmstadt-Kranichstein ausgetragen wird, den zweiten Platz belegen. Dieses Jahr erkämpfte sich der 47-jährige Pferdewirtschaftsmeister, der seit über 20 Jahren einen Ausbildungsbetrieb in Worms-Pfeddersheim betreibt, den Titel.

Entschieden wurde der Wettkampf in einem Stechen. Thomas Wittemer, der den Hengst Drops van Over v. Darco fürs Finale qualifiziert hatte, und Vorjahressieger Günter Treiber vom Hegenichhof in Heidelberg, der auf dem erst siebenjährigen Hannoveraner Wallach v. Stakkato saß, hatten beide nach ihren drei Finalrunden vier Strafpunkte auf dem Konto stehen. Im Stechparcours, den die beiden mit den eigenen Pferden bestritten, ritt Thomas Wittemer als zweiter Starter voll auf Angriff und nahm seinem Konkurrenten über drei Sekunden ab. Damit war ihm der Sieg sicher.

Jüngste mit bestem Pferd

Die dritte Finalteilnehmerin und Bronzegewinnerin war die 29-jährige Franziska Merten, die im elterlichen Betrieb in Wiesbaden Erbenheim gelernt und in diesem Jahr ihre Pferdewirtschaftsmeisterprüfung als Jahrgangsbeste abgeschlossen hat. An den Start gebracht hatte sie ihren 14-jährigen Hannoveraner Wallach Face. Der For Edition-Sohn trug alle drei Finalteilnehmer ohne Fehler über den S**-Parcours und wurde zum besten Finalpferd gekürt.

Bei der Ehrung beider Championate gab es schöne Bilder: Alle Teilnehmer wurden von einem Kind an der Hand aufs Podium begleitet. So bekamen die jüngsten Reitsportfans die Gelegenheit, mittendrin dabei zu sein.

Hannes Müller, der erste Vorsitzende der BBR, zeigte sich zufrieden mit dem Wochenende: „Wir hatten hier in Darmstadt super Rahmenbedingungen und haben ganz tolle, routinierte und gute Reiter gesehen. Schön ist auch immer, wenn neue Gesichter dabei sind.“

In Darmstadt wurde außerdem ein Pilotprojekt der BBR zur Förderung des Amateurreitsports ausgetragen. Teilnehmen konnten Amateurinnen und Amateure, die regelmäßig bei einem geprüften Pferdewirt, einer Pferdewirtin oder Pferdewirtschaftsmeisterin bzw. -meister trainieren, die BBR-Mitglied sind. Das Projekt wurde gut angenommen Gewonnen hat die Dressurprüfung Klasse S* Paul Löcher, Mitglied im Bundesperspektivkader, mit Sweet Potatoe vom Carree, einer achtjährigen Oldenburger Stute v. Sandro Hit mit 71,623 Prozent. Der Junge Reiter trainiert bei Thomas Wagner.

Alle Ergebnisse aus Darmstadt finde Sie hier.

 

Ehrung im süddeutschen Berufsreiterchampionat mit Unterstützung der Jüngsten: Thomas Wittemer, Günter Treiber und Franziska Merten. (Foto: BBR)

Laura BeckerRedakteurin

Nach der Lehre zur Pferdewirtin „Klassische Reitausbildung“ und Coach für Longier- und Reitabzeichen Studium der Germanistik. Anschließend Volontariat beim St.GEORG. Mutter von zwei Söhnen, verantwortet alle Themen rund um die Berufsreiterei. Auch Tipps und Hilfen in punkto Pferde- und Reiterausbildung sowie Recherchen rund ums Pferd gehören zu ihrem Aufgabenbereich.