EM Göteborg: Helen Langehanenberg mit vorläufigem Bestergebnis

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Helen Langehanenberg und Damsey bei den Europameisterschaften 2017 in Göteborg. (© Pauline von Hardenberg)

Helen Langehanenberg und Damsey mussten heute als erste für Deutschland auf das EM-Viereck für Göteborg. Sie lieferten einen viel versprechenden Auftakt.

Beim Abreiten war Helen Langehanenberg, die ihre dritten Europameisterschaften reitet, nochmal ganz konzentriert die Zickzack-Traversalen geritten. Dazwischen immer wieder mal die Zügel lang und Schritt. Der ist bei dem Hengst ja von besonderer Klasse. Das zeigte er später auch im Viereck mit einer Durchschnittsnote 8,9 im starken Schritt.

Pauline von Hardenberg

Damsey, ganz relaxt vor seinem Championatsdebüt. Gelassenes, großes Schreiten ist seine Stärke. (© Pauline von Hardenberg)

Die Prüfung

Damsey begann mit einem sicheren Halten, in der Trabtraversale nach rechts verwarf sich der 15-jährige Hannoveraner Hengst leicht im Genick, nach links war das besser. Nach sehr gutem Halten bei C folgte ein flüssiges Rückwärtsrichten. Die Zwischenwertung zeigte zu diesem Zeitpunkt 76 Prozent. In der ersten Piaffe verlor der Dressage Royal-Sohn die Energie, trat aber die geforderten Tritte weiter. Die zweite Piaffe war dann zäh. Helen munterte den Hengst einmal auf, er reagierte. „Das fand ich gut, er hat auf mich gehört“.

Sie war in vielerlei Hinsicht glücklich. Weil sie es überhaupt zu den Europameisterschaften geschafft hat, weil der Hengst sich immer frischer anfühlt. „Auf dem Papier ist er älter geworden, aber wenn man auf ihm drauf sitzt, fühlt es sich an, als sei er zwei Jahre jünger geworden.“ Die Atmosphäre in dem Stadion, das immerhin aktuell Platz für 24.600 Besucher hat, hat Damsey nicht gestört. Im Gegenteil.

Das mag er! Je mehr, desto besser! Da ist er Macho, ein Charakterpferd, der hat es faustdick hinter den Ohren.

6,4 für die zweite Piaffe kosteten Punkte, die dritte war wieder deutlich besser, in der Form von Aachen. Flugs nahm Helen Langehanenberg dann in der Galopptour die Mission Punkte zurückerobern in Angriff. Schwer zu sagen, was da das Highlight war. Die Zweierwechsel –  7,7? Der starke Galopp mit viel Dynamik? Die 15 fliegenden Galoppwechsel von Sprung zu Sprung – 7,9? Oder die sehr guten Pirouetten zu beiden Seiten, die zwar nicht durchgängig mit Achten bewertet wurden, dies aber verdient gehabt hätten.

Fazit der Bundestrainerin

Auch Bundestrainerin Monica Theodorescu war hoch zufrieden. „Eine richtig gute Runde“, freute sie sich. Genau das hatte sie von dem Paar auch erwartet.  Ganz knapp schrammte das Paar an der 75-Prozent-Marke vorbei. 74,986 Prozent gab es, wobei die beiden nicht europäischen Richterinnen, die Australierin Susie Hovenaars (K, 73,4 Prozent) und Anne Gribbons, USA, (M, 73,7) am tiefsten lagen. Aber das sind Randerscheinungen. „Vor eineinhalb Jahren hätte ich das nicht für möglich gehalten, aber dass ich so ein altes Pferd umstellen konnte, zeigt ja auch, wie gut er vorher ausgebildet worden ist,“ zollt Helen Langehanenberg Damseys ehemaligem Reiter Steffen Frahm Respekt. „Schließlich hat er ja auch schon damals Grand Prix gewonnen.“

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Energisches Abfußen in der Passage. (© Pauline von Hardenberg)

Dänemark und Niederlande hinter Deutschland

Bislang wurde nur zwei weitere Reiter mit mehr als 70 Prozent beurteilt, der Niederländer Patrick van der Meer, einer der diversen Nachrücker im von Gesundheitsproblemen gebeutelten niederländischen Dressursport. Er ritt den Fuchs Zippo, ein Pferd, das von Hause aus insgesamt recht unelastisch und mit einer knappen Galoppade ausgestattet ist. Wie dieses Paar für eine Piaffe mit mehreren Unterbrechungen, deutlich im Vorwärts und hinten breit getreten noch Noten zwischen sechs und sieben bekommen konnte, wird ein Geheimnis bleiben, das nur die Richter aufklären können. 71,114 Prozent bringt der Niederländer für seine Equipe mit.

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Patrick van der Meer mit Zippo für die Niederlande. (© Pauline von Hardenberg)

Teurer Fehler

Ein Paar, das eigentlich locker vor dem Ersatzpaar aus den Niederlanden hatte rangieren können, ist die erste dänische Starterin Agnete Kirk Thinggaard mit Jojo AZ. Der kleine Dunkelbraune mit dem schicken Gesicht und dem mächtigen Hals vermag vor allem in der Piaffe zu punkten, das gelang ihm heute nicht in allen der drei gezeigten Piaffen. Wobei die letzte die vielleicht beste von allen bislang gesehenen war. In der Passage bräuchte der 14-jährige Wallach mehr Abdruck im Hinterbein, richtig teuer war aber ein Fehler in der Zickzack-Traversale als Jojo AZ sich energisch frei machte und der Anlehnung entzog: 70,629 Prozent für die Dänen, die eine Silbermedaille schaffen könnten, oder auch weniger. Je nachdem wie stark deren Topreiterinnen morgen abschneiden, ob die Schweden ihren Heimvorteil ausnutzen können und was die auf drei Paare geschrumpften Briten zu Wege bringen.

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Agnete Kirk Thinggaard und Jojo AZ lieferten trotz eines teuren Patzers eine 70 Prozent-Prüfung für Dänemark ab. (© Pauline von Hardenberg)

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).