Doha: Scott Brash gewinnt zum zweiten Mal in Folge die Global Champions Tour – Update

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Das war Maßarbeit! Um den Sieg in der Gesamtwertung der Global Champions Tour erneut nach Großbritannien zu holen, musste Vorjahressieger Scott Brash beim Finale in Doha mindestens Fünfter werden, um den Führenden Ludger Beerbaum zu schlagen. Rolf-Göran Bengtsson musste hingegen die letzte Etappe gewinnen. Beide Vorhaben gelangen.

Somit hatten Scott Brash und der WM-Vierte Rolf-Göran Bengtsson beide 243 Punkte und lagen eigentlich gleichauf. Doch laut Reglement gewinnt in diesem Fall derjenige, der mehr Siege in der Saison hatte, und das war Brash. Der war im Finale mit seinem zwölfjährigen SBS-Superstar Hello Sanctos v. Quasimodo van Molendreef absolut auf Nummer sicher gegangen. Zwar kam er in beiden Umläufen ohne Spring, dafür aber im ersten mit einem Zeitfehler ins Ziel. Das brachte ihm heute im Finale den vierten Platz ein. Für diesen gab es 33 Punkte – genausoviele hatte er gebraucht, um mit dem späteren Sieger Bengtsson gleichzuziehen, was obiges Endergebnis zur Folge hatte. Das nennt man gekonnt!

Oder auch geglückt, denn er konnte kaum ahnen, dass nur drei Reiter fehlerfrei bleiben und damit vor ihm platziert sein würden. So kommentierte er in der anschließenden Pressekonferenz denn auch: „Ich hätte mich ohrfeigen können nachdem ich in der ersten Runde den Zeitfehler kassiert hatte!“ Anders sprach er über sein Pferd: „Sanctos war schon das ganze Jahr über unglaublich. Ich muss mich immer nur kneifen und die Zeit genießen, die ich ihn habe. Diese Art Pferd kommt nicht allzu häufig vor, darum muss man das Beste draus machen und es genießen. Er ist ein Sieger. Wann immer er auftritt, gewinnt er – seine Trefferquote ist phänomenal. Er ist ein unglaubliches Pferd und ich habe Glück, sein Reiter zu sein. Wenn ich in Ludgers Alter immer noch auf dem allerhöchsten sportlichen Niveau reite, werde ich begeistert von mir sein. Es gibt immer noch eine Menge, was ich tun möchte. Ich werde diese Serie auch im kommenden Jahr ins Auge fassen. Sie ist wunderbar. Ich denke, ich spreche für alle Reiter wenn ich sage, dass es ein Privileg ist, zu diesem Zeitpunkt Teil des Sports zu sein mit all dem, was Jan (Tops, Erfinder und Präsident der GCT, Anm. d. Red.) und sein Team aufgebaut haben. Außerdem werden uns nun Geldsummen bezahlt, von denen man nur träumen kann. Ganz sicher, denke ich, hat diese Serie den Sport auf eine völlig neue Ebene gebracht und sie wird kommendes Jahr mein Ziel sein.“

Rolf-Göran Bengtsson hatte nichts zu verlieren, konnte aber alles gewinnen. Und so ritt er auch. Mit dem wunderbaren Caretino-Sohn Casall, von dem die Konkurrenz schon im Vorfeld gesagt hatte, dass er das beste Pferd ist, ließ er nichts anbrennen und absolvierte im Stechen seinen dritten fehlerfreien Parcours in der unschlagbaren Zeit von 40,46 Sekunden. Es war reines Pech, dass Brash Vierter und nicht Fünfter wurde, denn sonst hätte der Schwede gewonnen. Ganz nah dran und doch vorbei – das scheint dieses Jahr das Schicksal des Europameisters von 2011 zu sein, erging es ihm doch bei den Weltreiterspielen als Vierter ebenso. Mit einem nicht zu vernachlässigenden Unterschied allerdings: Während es in der Normandie um die Ehre ging, ging es in Doha um viel Geld. Und da dürfte Bengtsson getröstet sein, nahm er doch für seinen heutigen Sieg 148.500 Euro mit nach Hause sowie zusätzlich 190.000 Euro für den zweiten Platz in der Gesamtwertung. Mit knapp 340.000 Euro kann man als Trostpflaster wohl leben … Für Brash kamen übrigens ziemlich exakt genauso viel zusammen, wenn man das heutige Preisgeld und die 294.500 Euro für den Tour-Sieg zusammenzählt. In der abschließenden Pressekonferenz erklärte Bengtsson: „Ich habe heute getan, was ich konnte, das war meine einzige Chance.“

Die Plätze zwei und drei im heutigen Finale gingen zum einen an die Portugiesin Luciana Diniz, deren erst zehnjährige wunderbare Hannoveraner For Pleasure-Fabriano-Tochter heute als einziges Pferd neben Casall drei fehlerfreie Runden hinlegte, und zum anderen an den Kanadier Yann Candele im Sattel der Selle Francais-Stute Showgirl v. Gold de Becourt, die sich im Stechen einen Abwurf leistete, aber auch ohne diesen langsamer als Casall gewesen wäre.

Und die Deutschen? Vor allem Ludger Beerbaum, der als Führender der Gesamtwertung ins Finale gegangen war? Der hatte Pech! Schon allein deshalb, weil sein Nummer eins-Pferd Chiara vor dem Turnier eine leichte Kolik hatte und Beerbaum daher trotz Go des Tierarztes keinen Start riskieren wollte. Stattdessen hat er den Guidam-Sohn Zinedine mitgenommen. Aber der sammelte schon im ersten Umlauf 17 Strafpunkte, so dass Beerbaum in Doha gar keine Punkte erhielt. Trotzdem reichte es am Ende noch für den dritten Platz im Ranking und damit 123.500 Euro, was ja auch nicht zu verachten ist …

Aber ein bisschen verständliche Enttäuschung versuchte Beerbaum hinterher auch gar nicht zu verhehlen, aber: „Auf der anderen Seite muss ich akzeptieren, dass diese zwei Jungs hier heute Weltklasse waren. Wegen solcher Vorstellungen vom ersten auf den dritten Rang zu fallen, macht es einfacher, das hinzunehmen. Mein Respekt, es war fantastisch mit anzusehen. Ich muss akzeptieren, dass sie besser waren.“

Zwei Deutsche hatten den zweiten Umlauf erreicht. Das beste Ergebnis für die Bundesrepublik lieferte beinahe ja schon gewohnheitsmäßig Daniel Deußer auf Cornet d’Amour. Der Cornet Obolensky-Sohn hatte einen Abwurf in Runde zwei. Die Zeit reichte für Rang sechs. Es war der schnellste Vier-Fehler-Ritt. Bei Christian Ahlmann und Championatspferd Codex One fielen zwei Stangen im zweiten Umlauf, die für ihn Platz 14 bedeuteten.

Die beiden weiteren deutschen Starter, Marco Kutscher mit Liberty Son und Hans-Dieter Dreher auf Colore kamen jeweils auf 16 Fehler im ersten Umlauf.

Alle Ergebnisse finden Sie hier.

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