Whitaker siegt im Preis von Europa, Dreher Zweiter

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Robert Whitaker und Catwalk

(© Robert Whitaker und Catwalk)

Die US-amerikanische Trainerlegende George Morris hat einmal gesagt, die Whitakers seien wie Ameisen. „Sie sind einfach überall“. Und sie sind ähnlich flink unterwegs. Etwa Robert Whitaker, Sohn der Legende John. Er gewann heute mit dem Holsteiner Catwalk den Preis von Europa in Mannheim unter den Augen von EU-Kommissar Günther Oettinger, der ungeahnte Fachkompetenz mit politischer Analyse verband.

Es waren nicht eben Unmengen von Zuschauern in Mannheim, dabei bietet das gigantische Stadion Platz für bis zu 8000

Pauline von Hardenberg

Sieger Mannheim Preis von Europa: Catwalk v. Colman (© Pauline von Hardenberg)

Reitsportbegeisterte. Aber unter denen, die bei 34 Grad den Springreitern beim Preis von Europa zuschauten, war auch Günther Oettinger, als EU-Kommissar für u. a. das Internet zuständig. Als Privatmann aber dank seiner reitenden Lebensgefährtin ein bekennender „Möhren-Käufer“ und auf Turnieren „für die Bandagen zuständig“. Er war einer der ersten, der dem Briten Robert Whitaker gratulierte. Mit dem Holsteiner Hengst Catwalk v. Colman, übrigens ein Landbeschäler des Haupt- und Landgestüts Marbach, wenn auch nur noch in tiefgekühlter Version, setzte er sich im Stechen der besten Zwölf an die Spitze. Mit 38,05 Sekunden unterbot er die bis dahin geltende Bestzeit von Hans-Dieter Dreher und Cool and Easy um zwei Zehntelsekunden. „Ich hatte Hansi gesehen, da wusste ich, dass ich alles geben musste, wenn ich gewinnen wollte“, sagte der Brite nach seinem Triumph. Das hochklassige Feld hatte Parcourschefin Christa Jung mit einem luftigen Parcours bereits gut „auseinander bekommen.“ Eine der Hauptfehlerquellen war die dreifache Kombination in blau-gelben Europafarben gehalten. Eingerahmt von Euro-Zeichen an den Ständern klapperte und wackelte es hier besonders häufig. Auch Christian Ahlmann, der erstmals den Hengst Colorit an den Start brachte, erwischte es hier am zweiten Sprung.

Pauline von Hardenberg

Hans-Dieter Dreher und Cool and Easy (© Pauline von Hardenberg)

Bei Hansi Dreher wackelte die hintere Oxerstange des Aussprungs im Umlauf, blieb aber liegen. So war das Stechen mit dem Holsteiner 1,80-Meter-Hünen Cool and Easy v. Contender erreicht. „Natürlich hätte ich gerne gewonnen, es sind viele meiner Freunde da. Ich habe gehofft, dass es reichen würde. Aber wenn ein Whitaker hinter einem ist, dann weiß man, dass man noch nicht gewonnen hat“, so der Reiter vom Gestüt Grenzland. „Gestern war echt ein schlechter Tag, drei Abwürfe, zwei mit der Hinterhand, total untypisch für Cool and Easy. Im Umlauf wollte ich es heute vielleicht an einigen Stellen einfach zu gut machen und habe ihn sehr zurückgenommen. Im Stechen habe ich dann überlegt, ob ich etwas riskieren oder lieber auf eine sichere Nullrunde setzen soll. Ich habe dann Marcus Ehning draußen an der Startertafel getroffen und er hat gesagt, wenn du auf null reitest und dir trotzdem einen Fehler einfängst, dann bist du ganz weit weg.“ Also gab Hansi Dreher richtig Gas. Anders als im Normalparccours, in dem der Schimmel mehrfach in der Luft stehen zu bleiben schien, ließ er sich im Stechen so richitg fliegen. Dreher danach: „So schnell habe ich ihn noch nie geritten“.

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).