WM junge Dressurpferde 2022: Kjento auf dem Weg zu WM-Titel Nummer zwei?

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Charlotte Fry und Kjento, als sie 2021 Sieger in der Qualifikation der sechsjährigen Dressurpferde bei der WM wurden. (© Fellner)

Als Titelverteidiger sind Charlotte Fry und Kjento zu den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde in Ermelo angereist. Die Qualifikation haben sie schon mal gewonnen. Aber die Konkurrenz schläft nicht.

Kjento oder Escamillo – das war die Frage bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde 2021 und das wird sie wohl auch 2022 werden, geht man nach der heutigen Qualifikation.

Mit 84,415 Prozent im Durchschnitt gewann der KWPN-Hengst Kjento v. Negro-Jazz (Z.: A.J. van Os) unter seiner ständigen Reiterin Charlotte Fry die Qualifikation bei der WM der siebenjährigen Dressurpferde. Das Endergebnis in der Prüfung auf S-Niveau errechnet sich aus zwei technischen Bewertungen in Prozent sowie fünf Einzelnoten für Schritt, Trab, Galopp, Durchlässigkeit und Perspektive als Dressurpferd.

Kjentos beeindruckende Stärken sind nach wie vor Trab und Galopp. Sein Trab ist unerschütterlich im Takt mit viel Abdruck vom Boden, der Galopp springend, raumgreifend über viel Boden und mit Lastaufnahme in der Versammlung. Highlights waren unter anderem die ausdrucksstarken und energisch nach oben-vorne durchgesprungenen fliegenden Galoppwechsel. Dem gegenüber standen die Pirouetten, in denen der Hengst mit beiden Hinterbeinen stemmte, statt den Galopprhythmus zu halten.

Der Rappe war konstant vor der Reiterin und das Genick war überwiegend wie gewünscht der höchste Punkte mit der Nase vor der Senkrechten. Allerdings war die Anlehnung recht fest und die gewünschten 45° hatte der Winkel zwischen Kandarengebiss und Pferdemaul überschritten, ohne dass es sich hier um eine Babykandare gehandelt hätte.

Rang zwei an Escamillo

Der von Dr. Carolin Langhorst gezogene Rheinländer Hengst Escolar-Rohdiamant-Sohn Escamillo stellte ja gerade mit der dreijährigen Eivissa DAS Pferd auf den Warendorfer Vierecken beim Bundeschampionat. Derzeit ruht seine Decktätigkeit allerdings, damit er sich auf seine sportliche Karriere konzentrieren kann, für die ja der Stall Langehanenberg, konkret Helen Langehanenbergs spanischer Bereiter Manuel Dominguez Bernal, verantwortlich ist. Dass Escamillo derzeit nicht deckt, dürften viele bedauern. Dass er trotzdem ein ganzer Kerl ist, demonstrierte der hübsch aufgemachte Braune heute gleich, als er das Stadion betrat mit lautstarkem Wiehern. Aber in der Prüfung war er hoch konzentriert.

Dem Paar gelang schon heute eine kleine Sternstunde, die schon mit einer wunderbaren Grußaufstellung begann. Herrlich anzuschauen dann der schwungvolle und mit aufwändiger Mechanik vorgetragene Trab, sowohl in der Verstärkung als auch in der Versammlung, stets über den Rücken schwingend, mit feiner Anlehnung. Escamillo verfügt über viel Schritt, lässt sich aber auch aufnehmen. Und die Galoppade ist ebenfalls „sehr gut“ im wahrsten Sinne des Wortes. Eigentlich gab es da nicht viel zu meckern. Warum Kjento eine 9,5 für die Durchlässigkeit trotz zweier kaputter Pirouetten bekam und Escamillo „nur“ eine 9,0, war nicht ersichtlich. Unter dem Strich kam er auf 82,965 Prozent und ist nun erneut auf Silberkurs. Aber vielleicht sehen die Richter am Sonntag im Finale die Reihenfolge ja anders herum …

Destellos erste Weltmeisterschaft

Vierjährig war er plötzlich da, dieser Oldenburger Fuchshengst Destello mit Beatrice Hoffrogge im Sattel, und gewann das Bundeschampionat. Gezogen wurde der Sohn des Dimaggio aus einer Fürst Fugger-Mutter von Stefanie Löhmann, seine Besitzerin Sophie Fabri kommt aus Frankreich, hat ihn aber der Station Hoffrogge zur Ausbildung anvertraut. Nach seinem Erfolg beim Bundeschampionat war es länger ruhig um den Fuchs, er ging zwar ländlich Turnier, aber einen Championatseinsatz hatte es nicht mehr gegeben. Bis er sich dieses Jahr für die WM qualifizierte.

Auch er kam auf über 80 Prozent, 80,015, um genau zu sein. Nach wie vor beeindruckt Destello mit Elastizität und Mechnik in den schwunghaften Gangarten. Allerdings war er heute nicht frei von Spannungen, die sich im Galopp in den Wechseltouren zeigte. Auch waren beide Pirouetten groß und noch nicht ganz ausbalanciert.

Weitere Ergebnisse

Die Entdeckung am heutigen Tage im Feld der Siebenjährigen war die Stute auf Rang vier (78,148): Swanmore Dantina v. Dante Weltino aus einer Mutter, die von Familie Wittigs Consul-Sohn Charatan W abstammt. Die Stute ging unter britischer Flagge (die angesichts des Todes der Queen am Vierecksrand auf Halbmast flatterte), ist als Britische Hannoveranerin eingetragen und hat mit Sadie Smith auch eine britische Reiterin.

Die beiden begeisterten als Paar: die Stute mit ihren guten Grundgangarten, ihre Reiterin mit ihrem feinen Reiten und die beiden zusammen mit einer ganz harmonischen Runde mit echten Höhepunkten, zum Beispiel der Rechtspirouette. Dazu vermittelte die elegante, leichtfüßige Stute in jeder Phase den Eindruck, dass ihr ihr Job im Viereck richtig Spaß macht. Dafür gab es ebenfalls eine starke 9,0 in der Durchlässigkeit, und auch hier hätte es im Vergleich mehr sein dürfen.

Vor vier Jahren galoppierte der KWPN-Hengst Glamourdale in der Ehrenrunde der WM der Siebenjährigen vorweg, nun ist er „richtiger“ Weltmeister. Wenn es nach seiner Reiterin Marieke van der Putten und RS2 Dressage geht, dürfte die Karriere seines Sohnes Kuvasz einen ähnlichen Verlauf nehmen. Der Rappe sieht aus, wie eine schmalere Ausgabe seines Vaters und kommt aus einer berühmten Stutenfamilie. Seine Großmutter La Traviata ist die Vollschwester zu Sandro Hit und die Halbschwester zu Diamond Hit, Royal Hit & Co. Mit Marieke van der Putten im Sattel präsentierte sich der schicke Schwarze heute schwungvoll, aber noch mit Defiziten in Sachen Selbsthaltung. 78,131 Prozent gab es.

Bestes dänisches Pferd war Highfive Fuglsang v. Grand Galaxy Win-De Nir (Z.: Anne Dorte Riis Meyland) mit Anders Uve Sjøbeck Hoeck im Sattel. Der elegante Schimmelhengst ist ja ein viel besprochenes Pferd in Dänemark und man versteht warum, wenn er sich bewegt. Da schaut man hin! Allerdings wünschte man sich alles mit mehr Schwingen über den Rücken präsentiert. 77,372 Prozent waren es im Mittel bei ihm.

Dahinter reihte sich der frisch gebackene dänische Mannschaftsweltmeister Daniel Bachmann Andersen mit dem Oldenburger Hengst Zac Efron v. Zack- Don Larino ein, der sich heute erstmal mit dem Viereck in Ermelo anfreunden musste, 77,077 Prozent.

Die weiteren deutschen Paare

Ebenfalls unter die Top Ten schafften es Kira Laura Soddemann und der sympathische Westfalen-Hengst Rock Deluxe v. Rock for me-San Amour (Z.: Heinrich Wulhorst), der weder optisch noch im Bewegungsablauf seine väterlichen Ahnen verleugnen kann. 75,563 Prozent wurden es für ihn.

Auch die beiden Pferde dahinter sind in Deutschland gut bekannt: der bildschöne Oldenburger Hengst Fürst Kennedy v. Fürsten-Look-Kennedy mit dem Portugiesen Joao Pedro Moreira im Sattel (Z.: Gestüt Lewitz), bei dem man sich heute etwas saubereres Reiten des Mannes im Sattel gewünscht hätte, der aber sein Allerbestes gegeben hat (74,990), und der Westfale Briatore v. Belissimo M-Dresemann (Z.: Adolf-Theo Schurf) unter der Schweizerin Andrina Suter. Letzterer ist ein hoch veranlagtes Pferd, zeigte sich heute aber noch sehr beeindruckt von der Kulisse. Da ist noch viel mehr drin, als die 74,775 Prozent, mit denen sie sich heute begnügen mussten.

Als Zwölfte sind sie das letzte Paar, das sich direkt fürs Finale qualifizieren konnte. Alle anderen müssen hoffen, unter die besten Drei im kleinen Finale zu kommen und sich so sozusagen über den zweiten Bildungsweg für Sonntag zu empfehlen.

Zu jenen gehören auch noch deutsche Paare: Kira Laura Soddemann mit dem Johnson-Sohn Jetset auf Rang 17 (73,847), Nadine Plaster mit Shiva v. Sir Heinrich, bei der die Richter mit 72,466 Prozent ziemlich geizig waren, und Lena Waldmann mit Scarlett O’Hara v. Scolari, bei denen es heute einige Missverständnisse gab, wie es schien (72,356).

Alle Ergebnisse finden Sie hier.Air Jordan 4 Retro Off – CV9388 – White Sail – 100 – Jordan Brand quietly slipped in a new rendition of the low-top | spider-man jordan 1 release date australia

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.