WFFS: Hengste mit Gendefekt zeigen gute Dressurleistungen

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Am Warmblood Fragile Foal Syndrome (WFFS) erkranktes Fohlen. (© Laboklin)

Wissenschaftler des vit (Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung) in Verden haben herausgefunden, dass Hengste, die das WFFS (Warmblood Fragile Foal Syndrome) vererben, durch gute Rittigkeit und Gangqualitäten auffallen

Zu WFFS, einem vererbbaren Bindegewebsdefekt, wurde in den letzten Jahren intensiv geforscht. Betroffene neugeborene Fohlen sterben entweder oder müssen nach der Geburt eingeschläfert werden, da der Defekt nicht behandelbar ist.

Forscher von „vit“ in Verden, dem führenden Informationsdienstleister für Tierhaltung und -zucht, überprüften im Rahmen ihrer Studie „Quantifying the effect of Warmblood Fragile Foal Syndrome on foaling rates in the German riding horse population“ zum einen, welche Auswirkungen der Gendefekt auf die Reproduktionsrate hat. Sie untersuchten aber auch, welche Unterschiede es zwischen den Trägern des Gendefekts und Nicht-Trägern hinsichtlich der Leistung gibt – schließlich wurde immer wieder darüber spekuliert, dass insbesondere in den Linien sehr erfolgreicher Sportpferde höhere WFFS-Trägerraten zu finden sind.

Autosomal rezessive Vererbung

Da der Defekt autosomal rezessiv vererbt wird, zeigen die Anlagenträger selbst keine Symptome. Ohne einen Gentest kann der Defekt also nicht erkannt werden. Autosomal rezessiv bedeutet, dass ein Fohlen von beiden Elternteile jeweils das mutierte Gen erhalten muss, um zu erkranken – paart man zwei Trägertiere miteinander an, besteht demnach eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, ein krankes Fohlen zu zeugen.

St.GEORG

Der autosomal-rezessive Erbgang des WFFS. (© St.GEORG)

Unterschiede im Trab und bei der Rittigkeit

Die Wissenschaftler von „vit“ haben 13 Jahre Zuchtdaten (2008 bis 2020) von zehn deutschen Zuchtbuchämtern durchforstet und 400.000 Verpaarungen erfasst. Dabei fiel auf: Hengste, die das mutierte Gen tragen, pflanzen sich schlechter fort. Ihre Abfohlrate war im Vergleich zu WFFS-freien Hengsten drei Prozent geringer. Dafür zeigten sie aber gute Dressurleistungen: Die Wissenschaftler konnten eine genetische Überlegenheit von WFFS-Trägern bezüglich Trab und Rittigkeit feststellen.

Grund für die Verbreitung des WFFS

Dieser Leistungsvorteil könnte erklären, warum sich die Mutation in der Warmblutpopulation auf einem hohen Niveau stabilisiert hat. Seit 2019 müssen aktive Zuchthengste auf die WFFS-Mutation getestet werden. Wissenschaftler und Züchter empfehlen, auch Stuten auf WFFS zu testen, um den Defekt zu managen und in der Zucht langfristig zu reduzieren. Was nicht zwangsläufig bedeuten muss, alle Trägertiere von der Zucht auszuschließen.

WFFS-freie Population?

„Aufgabe der Pferdezucht ist es nun, zum angemessenen Umgang mit WFFS zu finden. Mit einer WFFS-freien Population könnte man nach aktuellem Kenntnisstand die Abfohlraten um ca. 3% steigern“, schreibt „vit“ als Fazit.“ Dies stünde jedoch in keiner Relation zu dem Verlust an genetischer Vielfalt, der mit dem Zuchtausschluss aller aktuell bekannten Anlageträger verbunden wäre. Denn denselben Effekt erzielt man auch durch die konsequente Berücksichtigung des WFFS-Status bei Anpaarungsentscheidungen. WFFS ist – wie andere Erbfehler, die wir bis dato nur noch nicht identifiziert haben -durch gezieltes Testen und Anpaaren in den Griff zu bekommen, sodass kein Grund zur Panik besteht -weder in den Verbänden noch in der Züchterschaft.“Cheap air jordan 1 low womens | nike air force 1 shadow pistachio frost

Kerstin WackermannRedakteurin

Die Redakteurin hinter den großen Ratgeberthemen. Expertin für Pferdemedizin, von Atemweg bis Zysten. Gut vernetzt mit Tierärztinnen und Tierärzten, Universitäten, Hochschulen, Experten und Sachverständigen ist sie die Fachjournalistin, die sich auch seit mehr als 20 Jahren beim St.GEORG mit Pferdehaltungsthemen intensiv auseinandergesetzt und dazu recherchiert hat.