Test-Event Greenwich: Go ahead – aber bitte mit besserem Boden

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Piggy French (GBR) und Topper beim Olympia-Testevent vor der Kulisse Londons

(© Kit Houghton/FEI)

Die Strecke diesmal war kurviger als im nächsten Jahr, die Pferde bekommen eine Klimaanlage in die Ställe und man habe eine Menge über Zuschauer-Bewegungen gelernt, so der  Locog-Manager Tim Haddaway. Bundestrainer Hans Melzer schreibt den Organisatoren noch etwas anders ins Hausaufgabenbuch: Den Boden verbessern!

Eins steht fest: ob 70.000 oder doch nur 50.000 Zuschauer, nächstes Jahr wird’s eng!! Schon lange bevor Michael Jung als erster Reiter auf die olympische Teststrecke ging, haben John Bull und die beiden Damen mit den grasgrünen Baskenmützen ihre Posten vor dem Eingang zum Park bezogen. Sie verteilen Flugblätter, in denen vom Missbrauch von Greenwich Park, einem Weltkulturerbe die Rede ist, sie weisen auf die enormen Kosten hin, die es braucht, um den Park olympiafähig zu machen. Es kursieren Gerüchte zwischen 42 und 55 Millionen Pfund (46,47 bzw. 60,83 Millionen Euro) und auch die Dame der Pressestelle des Organisationsteams Locog sieht sich außerstande, konkreter zu werden. Feststeht nur: Wenn das olympische Feuer aus ist, ist auch das Geld weg. Wir hätten es gut gebrauchen können, außer Hickstead haben wir keinen internationalen Platz, seufzt ein Insider. Ein Teil des Geldes sollte man in den Boden investieren, sagt Bundestrainer Hans Melzer. Die Grasnarbe ist dünn, einige Pferde sind weggerutscht. Und das bei strahlendem Sonnenschein und nicht dem derzeit in Deutschland vorherrschenden nassen Wetterverhältnissen. Da muss dringend etwas gemacht werden, da muss wirklich noch einiges passieren, sagt Hans Melzer.

Dass nur vorübergehend die Anwohner auf die ausgedehnten Rasenflächen des Naherholungsgebietes Greenwich Park verzichten müssen, maximal fünf Monate im nächsten Jahr, ist für sie kein Trost Haya,  mach dein Event anderswo fordern Plakate die FEI-Präsidentin unverblümt auf.

Dafür ist es definitiv zu spät. Aber der schon zwei Jahre währende Protest war nicht umsonst, die Veranstalter wurden zu akribischen und teuren Maßnahmen gezwungen. Die Hindernisse fürs Testevent sind bereits einen Tag später verschwunden. Glauben Sie nicht, Sie könnten morgen noch mal über den Kurs gehen, sagt der Sprecher. Alles wird weg sein. Ok, fast alles. Ein gemauertes Coffin durfte stehen bleiben, der Teich natürlich auch, in dem jetzt wieder die Kinder plantschen.

Aber die Reitarena, errichtet auf 2100 Metallpfeilern wird ebenso wieder abgebaut wie die Zeltställe. Im nächsten Jahr soll es genauso schnell gehen. Bereits in diesem Jahr wurde jeder Milliliter Urin, der aus den Boxen hätte tropfen können, aufgefangen und abtransportiert. Die Pfleger mussten die Pferdeäpfel mühsam in Mülleimer bugsieren, damit sie vorschriftsmäßig entsorgt werden können. Mit den Hinterlassenschaften der Hunde, die seit Jahrzehnten den historischen Boden düngen, wird jedenfalls weniger umständlich verfahren. Zorn hat es bei den Anwohnern hervorgerufen, dass nicht 78 Bäume beschnitten wurden, sondern 218, einige davon aus der Regierungszeit von Charles II, also aus dem 17. Jahrhundert.

Die deutschen Buschis waren in großer Besetzung zum Gucken gekommen, Olympiasieger 2008, Hinrich Romeike, wurde zwei Tage von BBC-Kameras verfolgt, die knie-verletzte Ingrid Klimke, Andreas Dibowski, quasi der komplette Championatskader, waren da.

Die Briten, für die das Gelände genauso neu ist wie für alle anderen, wollen endlich im eigenen Land seit 1972 wieder einmal die Mannschaftsgoldmedaille holen. Auf ihren Medienstar Zara Phillips werden sie wohl verzichten müssen, die Weltmeisterin von 2006 hat kein passendes Pferd. Ende des Monates heiratet die Queen-Enkelin ihren Rugbyspieler Mike Tindall. Und der hat sich, anders als von Zaras Mutter Prinzessin Ann angeregt, nicht die Nase richten lassen für die Hochzeitsfotos.  Am besten wäre es, sie wäre nächstes Jahrs schwanger, sagt ein Insider. Dann wären alle Erklärungen überflüssig.

Am Ende des Tages sind die Reiter begeistert, und auch die Kinder, die kreischend den Park eroberten und in Scharen zum Wasser stürmten, sobald sich ein Pferd blicken ließ. Eine ganz andere Klientel als der klassische Eventing-Zuschauer sei das, sagt der Manager der olympischen Pferdesportwettbewerbe, Tim Haddaway. Da seien einige logistische Probleme noch zu lösen. 5000 Zuschauer waren es diesmal im Gelände, 50.000 sollen es 2012 sein. Manche sprechen sogar von 70.000, die man ins den Park quetschen will. Und dann wirds richtig eng.

Gabriele Pochhammer

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