Weltcup Dressur: Sieben Richter und ein vorhersehbares Ergebnis

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Adelinde Cornelissen (NED) und Parzival beim Weltcupfinale in Leipzig 2011, wo die beiden gewannen.

Leipzig Messe 28.04.2011 Weltcupfinale Dressur Grand Prix: Foto: Julia Rau Am Schinnergraben 57 55129 Mainz Tel.: 06131-507751 Mobil: 0171-9517199 Rüsselsheimer Volksbank BLZ 500 930 00 Kto.: 6514006 Es gelten ausschliesslich meine Allgemeinen Geschäftsbedingungen (© Adelinde Cornelissen (NED) und Parzival beim Weltcupfinale in Leipzig 2011, wo die beiden gewannen.)

Stell dir vor, ganz viel wird verändert und keiner merkt etwas davon. Auch mit sieben Richtern rund ums Viereck plus den so genannten Supervisors wird das Richten nicht anders. Davon profitierte Adelinde Cornelissen beim heutigen Qualifikations-Grand Prix für das Kürfinale des Weltcups in Leipzig. Die Niederländerin siegte vor der überraschend starken dänischen Prinzessin Nathalie zu Sayn-Wittgenstein und Ulla Salzgeber mit einem tollen Ritt mit einem kleinen Schönheitsfehler.

Zufall oder nicht? Ausgerechnet bei der hochfavorisierten Niederländerin, die mit Parzival jede Qualifikationsprüfung gewonnen hatte, fiel das Open Scoring, also die Darstellung der Prozentsätze im Verlauf der Prüfung aus. Und als der Computer wieder wollte, standen dort Noten jenseits von 80 Prozent. Das war dann doch überraschend. Und ist es auch nicht: Wenn von sieben Richtern fünf eine neun zücken für einen starken Trab, bei dem das Pferd enggezogen im Hals geht und das Maul offen ist und die Reiterin dabei in extremer Rückenlage auf dem Pferd, nun ja, sitzt, dann ist die Marschroute klar. Parzival erwischte nicht den besten Start, steigerte sich erst im Verlauf der Prüfung. Die Traversalen waren eng im Hals, ein mehr und vor allem gleichmäßiger gebogenes Pferd hätte man bei einer Endnote von 80,957 Prozent erwarten dürfen. Auch die Anlehnung in der zweiten Piaffe war zumindest unstet. Ein Wendepunkt kam in der Galopptour, sieht man einmal davon ab, dass die Kruppe des Jazz-Sohns tiefer sein dürfte und der Galopp insgesamt besser gesprungen sein sollte. Höhepunkt: Die fliegenden Galoppwechsel von Sprung zu Sprung, die nicht zu unrecht von einem Juror gar mit der Idealnote zehn bewertet wurden. Auch im starken Galopp setzte Cornelissen auf Risiko. Ihre Noten differierten schließlich um 5,5 Prozent sieben Richter sind wohl doch noch nicht genug
Platz zwei ging an Nathalie zu Sayn-Wittgenstein, deren dänischer Donnerhall-Sohn Digby sich in der Passage deutlich verbessert zeigte. Der Dunkelbraune fußte gleichmäßiger ab, seine Tendenz ungleich zu fußen in den Lektionen der höchsten Versammlung ist nach wie vor vorhanden, aber fällt bei Weitem nicht mehr so stark ins Gewicht. Auch der  schlagende Schweif ist und bleibt ein Erkennungzeichen des Wallachs, den Nathalie mit ihrer Mutter, Prinzessin Benedikte, selbst gezogen hat. 76,884 Prozent erzielte die Dänin so gut war sie noch nie. Wenn mir jemand vor ein paar Jahren gesagt hätte, Digby bekäme mal 76 Prozent, dann hätte ich ,ja,ja gesagt. Er sei ein absolutes Prüfungspferd, das auf dem Turnier über sich hinauswachse. Und im Winter hat er noch einmal einen großen Schritt nach vorne gemacht das bietet er jetzt während der Prüfung alles an.
Ganz knapp dahinter landete Ulla Salzgeber mit Herzrufs Erbe. Den beiden gelang eine Runde, die der Mannschaftsolympiasiegerin ein Permanentlächeln bescherte. Sie ritt, genau wie die knapp vor ihr platzierte Dänin eine konzentrierte und zu jeder Zeit wirklich versammelte Prüfung. Gab es minimale Abstimmungsschwierigkeiten, dann wurden sie innerhalb von Bruchteilen von Sekunden geklärt. Im Winter hat es Klick gemacht, das Gefühl ist unbeschreiblich, lächelt Salzgeber und kann auch über einen Fehler in den Einerwechseln hinwegsehen. Da ist noch Luft nach oben, ich wollte unter die ersten Fünf kommen, die ersten Drei das wäre super. 76,216 Prozent erzielte Ulla Salzgeber, die am Schwierigkeitsgrad ihrer Kür noch einmal gefeilt hat. Hinten wird es jetzt noch anspruchsvoller, freute sie sich am späten Donnerstagabend auf das Finale am Samstag.
Freude, das war so und so die vorherrschende Befindlichkeit der deutschen Reiterinnen. Das Trio kam auf die Plätze drei bis fünf. Isabell Werth und Satchmo, der mittlerweile 17-jährige Hannoveraner geht seine letzte große Prüfung in Leipzig, wurden Vierte mit 74,818 Prozent. Eine Punktlandung, denn Isabell Werth hatte sich einen Grand Prix zwischen 74 und 75 Prozent vorgestellt. Das Paar begann stark, lag zu Beginn sogar noch vor den Noten der späteren Siegerin. Doch in den Piaffen, nie die ganz große Glanzlektion des Sao Paulo-Sohns, verlor sie die Punkte, die zum dranbleiben letztendlich fehlten.
Wohltuend bei Herzrufs Erbe und auch Satchmo: Ihre Silhouetten ändern sich. Wenn starke Tempi gefordert sind, werden die Hälse länger, in der Rückführung zum versammelten Trab bzw. Galopp oder Passage sind sie erhabener in der Halsung, ohne dass sie durch starke Handeinwirkung dazu gebracht werden. Und auch in punkto Hankenbiegung, jenem so entscheidenden Kriterium reeller Versammlung, konnte man bei diesen Pferden sehen, wie es aussehen soll. Der Satz des Tages stammte übrigens von Isabell Werth. Angesprochen auf die Atmosphäre in den Leipziger Messehallen mit Musik und Schaunummern und weiten Wegen, brachte die erfolgreichste deutsche Dressurreiterin es gewohnt trocken auf den Punkt: Das ist hier kein Kaffeekränzchen.
Schließlich war da noch Damon Hill. Erst am Dienstag hatte Helen Langehanenberg nach dem letzten Training mit den Trainern gemeinsam entschieden, dem schicken westfälischen Deckhengst den Vortritt zu geben. Ihre Stute Responsible blieb zu Hause. Für Bundestrainer Holger Schmezer sind die beiden, ein Paar, das bei den Richtern ankommt. Und auch beim Publikum. Als Helen Langehanenberg als erste Reiterin nach der Pause vorher waren recht mäßige Ritte zu sehen ihre Prüfung beendet hatte, kam erstmal richtig Stimmung auf in der Messehalle in Leipzig. Kein Wunder, die steil nach oben zeigende Leistungskurve des Westfalen-Doubles hat mit der Grand Prix-Leistung von Leipzig ganz klar an der Tür mit der Aufschrift Championatsteam geklopft. Nein gehämmert. Und das obwohl es in der zweiten Piaffe deutliche Abstimmungsprobleme gab und Damon Hill deutlich zu viele Tritte zeigte. Außerdem ritt Helen Langehanenberg beherzt schöne Einerwechsel 17 an der Zahl, zwei zu viele, das Maul muss noch geschlossener bleiben. Das sind ein paar Baustellen. Doch dem Paar verzeiht man das. Wenn der Dunkelfuchshengst piaffiert, auf kleinstem Raum, so dass man die Luft anhalten möchte, weil man befürchtet, er käme nur mit einem engagierten Sprung nach vorne aus der Position mit den so tief gesenkten Hanken heraus, dann gibt es Gänsehautfeeling. Da wäre etwas weniger vielleicht unterm Strich noch mehr. Trotzdem ist da einer im Viereck unterwegs, der sich bewegt. Soviel Dynamik und trotzdem elastisch. Dynamik und schwingender Rücken es geht eben doch! Die Gänsehaut hält an, weil man bei jeder Lektion den Eindruck hat, da ist noch mehr drin. Die beiden in zwei Jahren, bzw. 2012? Da kommt Freude auf. Beim Abreiten war Damon Hill abgelenkt, da lief nicht alles nach Plan, sagt die zierliche Reiterin, die auch in im Prüfungsviereck zeigte, dass man gefühlvoll und geschmeidig sitzen, aber gleichzeitig korrigierend und fordernd einwirken kann. Sie habe sich konzentriert, reit immer von Lektion zu Lektion, habe ich mir gesagt. Das Gefühl war gut und der Stress, der ist erst später hochgekommen. Die 73,48 Prozent sind die bislang höchste Wertung, die Helen Langehanenberg und Damon Hill je erreicht haben.
Der Holländer Hans Peter Minderhoud zeigte seine Championatsstute Nadine, die einmal nach dem Sporn schlug, so, wie man sie kennt mit hoher Aufrichtung und hinten nicht gerade überengagiert. Platz sechs mit 72,66 Prozent stand für die beiden zu Buche. Siebter wurde der Schwede Patrik Kittel mit Scandic. Der Fuchs punktete in Passagen und Piaffen, seine Schritttour konnte nicht überzeugen, in den Einerwechseln kam er immer tiefer im Hals (70,410).
Mit einer recht verspannten Sisther de Jeu, einer Halbschwester zu Totilas, landete der Niederländer Edward Gal immer noch jenseits der 70-Prozentmarke. Die Stute ging extrem eng im Hals, in den Trabverstärkungen hat man den Eindruck, der Widerrist sei tiefer als die Kruppe. Den Zylinder zog Gal erst beim Herausreiten, in beiden Grußaufstellungen kam die KWPN-Stute nur Bruchteile von Sekunden zum Stillstand. Bei weitem nicht lange genug, um mehr als einen Gruß im Ansatz anzudeuten.
Neben den sieben Richtern, die bis zu 5,5 Prozent auseinander lagen, kam auch das Supervisor Panel zum Einsatz. Bei vier Einzelnoten von vier unterschiedlichen Reitern schritten die Korrekturrichter ein.
Alle Ergebnisse finden Sie hier!
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