WM Dressurpferde: Favoritensieg für Woodland Farouche bei den Fünfjährigen

Von
Weltmeisterin der fünfjährigen Dressurpferde: Woodlander Farouche v. Fürst Heinrich unter George Michael Eilberg.

(© v. Korff /www.toffi-images.de)

Auch wenn Holland und Deutschland den Löwenanteil der Finalisten bei den fünfjährigen Dressurpferden stellten – den Sieg sicherte sich eine feingliedrige Dame: Woodlander Farouche schrammte knapp an einem Rekordsieg vorbei.

Ein Fast-Rekord mit der Note 9,72, nur ein einziger Ritt unter der Note 8 der Jahrgang der fünfjährigen Dressurpferde war schon etwas Besonderes. Aus sieben Nationen kamen die Finalisten, den Löwenanteil allerdings stellte Deutschland mit fünf und Holland mit vier Teilnehmern. Wie stark Holland mittlerweile ist, zeigt sich an der Rangierung der KWPN-Pferde: Rang drei, vier, fünf und acht. Doch das Rennen machte eine feingliedrige Dame aus England: Woodlander Farouche, die Fuchsstute, eine Vertreterin des Britischen Hannoveraner Verbandes, die schon die Qualifikation sicher gewonnen hatte.

Auch ohne das Attribut, die am höchsten bewertete Fünfjährige aller Zeiten zu sein (das gebührt Florencio, der einst Weltmeister mit der Note 9,8 wurde und auch Don Davidoff gewann mit 9,76), die je in Verden den heiligen Sand als Siegerin verließ Woodlander Farouche hat nicht nur den Zuschauern, sondern auch den Richtern angenehme Schauer über den Rücken laufen lassen. Chefrichterin Jennie Loriston-Clarke ließ sich sogar dazu hinreißen, seufzend zu bedauern, dass sie nicht 30 Jahre jünger sei um sich statt im Richterhäuschen lieber im Sattel solch herausragender Pferde wiederzufinden. (hier finden Sie ein VIDEO des Siegesritt).

Nichtsdestotrotz war es ein erwarteter Sieg der Fürst Heinrich-Dimaggio-Tochter, es hätten schon Katastrophen passieren müssen, damit diese elegante und leichtfüßige Stute nicht am Ende die Ehrenrunde anführt. Ihr Trab: wie ein Uhrwerk, toll von hinten nach vorne durch den Körper schwingend, mit einer Anlehnung, dass man eine Kaffeetasse auf ihrem Genick abstellen könnte (9,4). Ihr Schritt: ohne Fehl und Tadel, einzig die Anlehnung könnte vielleicht etwas mehr vom Pferd gesucht werden (was die Richter nicht so sahen und die einzige 10,0 vergaben). Ihr Galopp: Da möchte man draufsitzen und genießen, ob in den wunderbar herausgerittenen Verstärkungen oder in den versammelten Reprisen und dem schon sehr ausbalancierten Außengalopp (9,8). Ihre Durchlässigkeit: mit 9,6 fast noch zu niedrig bewertet. Arbeitswille paart sich mit Gelassenheit, Leichtfüßigkeit mit Kraft, der Schweif pendelt, wie er soll ein Traumpferd. Reiter George Michael Eilberg hat mit ihr in England viele wichtige Jungpferdeprüfungen gewonnen nur einmal, daran kann er sich erinnern, wurde sie Zweite, und das kam ihm vor, als hätte er die Prüfung verloren… Lediglich einen Schönheitsfehler hatte der Ritt: Im Starken Trab galoppierte die Stute an.

Das beste deutsche Paar lieferte seine zweite, sehr saubere und sichere Runde ab, diesmal zum Glück nicht bei strömendem, sondern nur tröpfelndem Regen: EM-Teammitglied Helen Langehanenberg überzeugte die Richter im Sattel ihrer Damon Hill-Tochter Damons Divene davon, dass gute Ausbildung und akribisches Arbeiten an Details von Erfolg gekrönt ist: Vor- und Hinterhand der Stute arbeiteten besonders im Trab in tollem Gleichmaß, egal ob in Verstärkungen oder engen Wendungen (9,2). Im Schritt zeigte die mächtige Stute viel Übertritt, zog sehr schön sichtbar an die Hand heran (9,3), die Galoppade ist zwar sehr groß und taktsicher, aber wenn man überhaupt etwas zu kritteln hätte, wäre es der Wunsch der Richter gewesen, das Hinterbein im Galopp schneller abfußen zu sehen (8,9). Saubere Übergänge, eine von wenigen gut mitgetretenen Kurzkehrtwendungen und die Ruhe, die die Stute ausstrahlte, wurden von den Richtern in der Durchlässigkeit mit einer 9,0 belohnt verdient. Strahlend verkündete die Vizechampionesse, dass die Stute, mit deren Vater Helen vor fünf Jahren ebenfalls Weltmeisterin der jungen Dressurpferde geworden war, nun eine lange Pause erhält wer also darauf spekuliert hat, die Vizeweltmeisterin in rund vier Wochen in Warendorf auf den Bundeschampionaten einmal live erleben zu können, hat Pech gehabt. Wenn ihre Stallgenossen in Warendorf an den Start gehen, wird Damon’s Devine auf der Weide stehen.(VIDEO)
Die Plätze drei bis fünf gingen an Holland. Weit vorarbeiten konnte sich der hochbeinige, imposante Rappe Bretton Woods v. Johnson-De Niro (8,88), über den fast mehr gesprochen wurde als über die Weltmeisterin, weil Paul Schockemöhle an dem Hengst interessiert ist. Reiterin Emmelie Scholtens konnte in der Pressekonferenz dagegen nur die Schultern zucken: Mit mir hat noch keiner gesprochen. Während die Reiterin auf dem Vorbereitungsplatz noch ihre Schwierigkeiten hatte, den Hengst von geschmeidigen Übergängen zu überzeugen, klappte die Vorstellung im Viereck besser als in der Qualifikation, auch wenn man den Eindruck nicht loswurde, dass Emmelie Scholtens alle Hände voll zu tun hatte. Die Vorhand sehr aktiv und fast schneller abfußend als die Hinterhand, die auch in der Kurzkehrtwendung ihre Beweglichkeit nicht wirklich unter Beweis stellte… die Richter jedenfalls waren begeistert von der hohen Knieaktion des Rappen, blickten vorwärts, nicht zurück und zückten eine 9,0. Der Schritt gelassen, gut überfußend, allerdings hätte hier die Note (8,2) sicher noch besser ausfallen können, wenn die Reiterin etwas ruhiger gesessen hätte manchmal ist weniger eben doch mehr… Im Galopp hat der 1,78 Meter große Rappe gerade im Außengalopp noch gelegentliche Probleme, seinen großen Körper unter versammelter Kontrolle zu halten, einmal fiel er aus dennoch, die Grundqualität wurde mit einer 9,4 gesehen.

Ein ganz anderer Typ Pferd, den die Zuschauer sehr mochten, war der Viertplatzierte Boston (Gesamt: 8,74), ein Halbbruder zu Bretton Woods, ebenfalls von Johnson abstammend, hier mit Muttervater Quattro B. Klein, kernig, feingliedrig, kurzer Rücken, viel Elastizität, aber nicht immer die nötige Stabilität das sind die Attribute, die diesen Hengst kennzeichnen. Hans Peter Minderhoud setzte den Hengst sehr wirkungsvoll in Szene, holte allen Schmelz heraus im Trab und schob das Pferd weitestmöglich zusammen. Die aktive Hinterhand wurde denn auch über alle Maßen gelobt diesmal blickte man nach hinten, dafür aber nicht nach vorn, wo Hals und Genick des Pferdes in jeder Gangart bemüht waren, das Gehen auf kleinstem Rahmen auszubalancieren. Das Auf und Ab des Pferdekopfes wurde weder erwähnt noch schlug es sich in den Noten nieder 9,3 für den Trab, 9,0 für den Galopp, da dürfte man so viel Bewegung mit der Balancierstange des Pferdes eigentlich nicht sehen…

 

Rang fünf sicherte sich IPS Bon Bravour, ein Nachkomme v. Painted Black aus einer Chronos-Mutter. Auch dieser Dunkelbraune eine Augenweide, keine Frage. Mehr schwebend als trabend eroberte er die Herzen der Zuschauer, ganz richtig bemerkten die Richter, dass es eigentlich kaum einen Unterschied zwischen versammeltem, Mittel- und starkem Trab gab (8,7). Insgesamt ein Pferd, das mit seinem vorderen Drittel imponiert, dessen Hinterhand aber über solide Arbeit in allen Gangarten noch an Kraft gewinnen muss (8,64). 

Einen Ehrenpreis für tolle Ausbildungsarbeit hätte Dorothee Schneider verdient, die nicht nur mit zwei Sechsjährigen im morgigen Finale erneut zu sehen sein wird, sondern die auch bei den Fünfjährigen ein Wörtchen mitreden konnte. Ihr Partner, der schlanke, hochbeinige Sandro Hit-Sohn Showtime (MV: Rotspon), war, wie alle Pferde Schneiders, sehr konzentriert und absolut sicher und ausbalanciert in allen geforderten Lektionen. Besonders positiv fielen die korrekt mit aktiver Hinterhand gerittene Kurzkehrtwendung und die tolle Anlehnung des Pferdes auf sogar im Schritt und beim Zügel-aus-der-Hand-kauen-lassen. Was die Richter monierten, war der etwas enge Rahmen des Pferdes während der gesamten Prüfung (8,58).

Die weiteren deutschen Teilnehmer konnten auf den vorderen Rängen nicht mitmischen: Rang zehn erreichte Anja Engelbart mit De Champ (8,3), die an ihre sehr gute Leistung aus dem kleinen Finale nicht anknüpfen konnte. Auch Ines Westendarp, im Sattel von Fürstenball über das kleine Finale nachgerückt, fand sich am Ende nicht ganz vorn, sondern auf Rang 12 wieder, 8,12. Und der kleine, kompakte westfälische Sunday v. Sandro Hit konnte trotz einer soliden Vorstellung keine wesentlichen Höhepunkte aufweisen, Rang 14, 8,0. 

Alle Ergebnisse auf einen Blick finden Sie hier.

do nike outlets sell jordan 1 | how often are new jordans release