Leipzig: Gerrit Nieberg triumphiert im Weltcup, Richard Vogel Zweiter, Unfall in der Siegerehrung

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Das nächste große Ding für Gerrit Nieberg: Weltcup-Sieg in Leipzig mit Blues d'Aveline. (© FEI/Leanjo de Koster)

Gerrit Nieberg hat Richard Vogel seine Führung im Stechen der Weltcup-Etappe Leipzig den Sieg noch abluchsen können. Sein vierbeiniger Partner dafür hieß Blues d’Aveline. Überschattet wurde die Prüfung von einem Unfall in der Siegerehrung.

Einen Moment lang stand in den Leipziger Messehallen die Zeit still. Und der Sport, der eben noch die Zuschauer von den Sitzen gerissen hatte, war auf einmal die unwichtigste Sache der Welt. Bei der Siegerehrung des Weltcupspringens geriet die neunjährige Rosalie, eines der Schleifenmädchen, unter die Räder der Vierspänner-Kutsche, die die Gratulanten hereingefahren hatte.  Der Fahrer hatte beim Verlassen der Arena die Kurve zu eng angelegt,  das Kind wurde vom ersten Rad der Kutsche umgerissen, das zweite überrollte seine Beine. Die anwesende und sofort herbeigeeilte Unfallärztin konnte schnell Entwarnung geben: Wie durch ein Wunder trug die Kleine nur blaue Flecken davon. Sie hat bereits signalisiert, das sie im nächsten Jahr wieder dabei sein will. Die Siegerehrung wurde unterbrochen und später schnell zu Ende gebracht. Aber die Stimmung blieb gedrückt nach einem Turniertag, der bis dahin glanzvoll und fröhlich gewesen war.

Gerrit Nieberg setzt alles auf eine Karte

Für Bundestrainer Otto Becker wurde es ein Weltcupspringen nach Maß: „Wir brauchen einen deutschen Sieger,“ hatte er vorher gesagt. Fürs Image, für die Medien und für die Aussichten beim Finale an Ostern im fernen Omaha (USA). Und dann bekam er gleich zwei: Gerrit Nieberg auf dem elfjährigen Schimmelwallach Blues d’Aveline v. Baloussini (CH) verwies als letzter Starter des Zwölfer-Stechens mit seinem Nullritt in 36,55 Sekunden den bis dahin führenden Richard Vogel auf Looping Luna v. Lord Fauntleroy (Hann.), eine von nur zwei neunjährigen Pferden in dieser Prüfung, noch auf Platz zwei (0/37,08). Dritter wurde der älteste Reiter des Feldes, der 60-jährige Schweizer Pius Schwizer auf dem 14-jährigen Toulon-Sohn Vancouver de Lanlore.

„Es ist wohl das erste Mal, dass ich Richie geschlagen habe“, grinste Nieberg. „Ich wusste, ich musste alles riskieren.“ Mit seinem fünften Platz in der Zwischenwertung hat er seinen Finalstart sicher in der Tasche. Ob Nieberg Ben, den Sieger im Großen Preis von Aachen 2022 oder Blues D’Aveline reiten wird, richtet sich nach der aktuellen Form der Pferde im April.

Richard Vogel doch noch zum Weltcup-Finale?

Für Richard Vogel war auch Platz zwei eine freudige Überraschung, obwohl er an den Qualitäten seiner Stute nie gezweifelt hatte. „Sie hat noch wenig Erfahrung, aber sie hat mir heute das Reiten einfach gemacht.“ Seinen Turnierplan wird er nun überdenken. Trotz des Stuttgarter Weltcupsieges hatte er sich das Finale eigentlich schon aus dem Kopf geschlagen, um sich auf Turniere in Nordamerika zu konzentrieren. „Jetzt werde ich vielleicht doch noch die Qualifikation in Göteborg reiten.“

FEI/Leanjo de Koster

Richard Vogel mit der erst neunjährigen Looping Luna auf dem Weg zum bisher größten Erfolg der Karriere der Stute.

Zwölf der 39 Starter erreichten das Stechen, eine perfekte Zahl und am Ende weniger als nach den ersten Ritten zu erwarten. Gleich der erste Reiter, der 23-jährige Niederländer Lars Kersten, die Weltranglisten Nummer 144, und seine elfjährige KWPN-Schimmelstute Hallilea v. Zirocco Blue hatten keinerlei Probleme mit dem sehr luftig gebauten Kurs, konnten die Form allerdings im Stechen nicht wiederholen, gleich die ersten beiden Sprünge gingen zu Boden.

Von Hasen und Hasinnen

Am Ende verteilten sich die Abwürfe im Umlauf gleichmäßig, die Zeit war so knapp bemessen, dass sie den einen oder anderen Reiter seinen Platz im Stechen kosteten wie Philipp Weishaupt auf Zineday (1 Zeitfehler, 14.). Bundestrainer Otto Becker war am Ende mehr als zufrieden und sagte gender-korrekt: „Wir hatten zwölf Reiter im Stechen, darunter sechs Deutsche, drei jüngere und drei ältere erfahrene Hasen und Hasinnen.“ Marco Kutscher wurde auf dem zehnjährigen Armitage-Sohn Aventador (OS) nach einer flüssigen Runde Fünfter (0/39,76),  Jana Wargers auf Limbridge v. Limbus (Holst.) Achte (4/38,53) gefolgt von Janne Meyer-Zimmermann auf Messi v. Plot Blue (BWP) (4/39,01) und Marcus Ehning auf einem weiteren Plot Blue-Sohn, dem zwölfjährigen Priam de Roset. Nach einem Abwurf am dritten Sprung brachte er den Kurs in geruhsamen 45,56 Sekunden zu Ende.

Nicht mehr in der Endrunde waren Christian Ahlmann und Solid Gold Z, die souveränen Sieger der Qualifikation am Freitag. Nach einem Abwurf wurde es am Ende  nur Platz 18.

Die Zwischenwertung im Weltcup führte nach wie vor der in Leipzig nicht anwesende Weltmeister Henrik von Eckermann mit 88 Punkten. Bester Deutscher ist zur Zeit Daniel Deußer, Platz vier mit 60 Punkten vor Gerrit Nieberg (5). Chancen auf einen Finalstart haben auch noch Janne Meyer-Zimmermann (7. 43 Punkte), und Richard Vogel (37 Punkte, Platz 10). Starten dürfen beim Finale die punktbesten 18 Reiter aus der Westeuropaliga, es stehen noch die drei Weltcup-Wertungen in Amsterdam, Bordeaux und Göteborg aus.

Richard Vogel und Marlon Modolo Zanotelli siegreich im Youngster-Finale

Auch wenn der Zweite immer der erste Verlierer ist, Grund genug zur Freude dürfte Richard Vogel über den Verlauf des Abschlusstages in Leipzig trotzdem gehabt haben. Wie schon in der ersten Qualifikation sicherte er sich mit dem siebenjährigen Hengst El Corlensky auch heute im Finale den Sieg. In dem Zwei-Phasen-Springen über 1,35 Meter war die Zeit des Paares von 30,89 Sekunden nicht einzuholen. Die Platzierung war hier übrigens andersherum, auf Rang zwei folgte nämlich Gerrit Nieberg mit seinem Nachwuchspferd Kansas City v. Kannan (0/32,06). Frederic Tillmann belegte mit Classé pour toi, ein S0hn des kürzlich verstorbenen Hengstes Conthargos, Rang drei (0/32,12).

Bei den achtjährigen Springpferden hatte der Brasilianer Marlon Modolo Zanotelli die Nase vorn. Sein vierbeiniger Partner für den Sieg war Fairplay des Forets, ein Wallach v. Upsilon. Blitzschnelle 30,06 Sekunden benötigten die beiden lediglich für die zweite Phase des 1,40 Meter-Parcours. Das Nachsehen hatte Christian Ahlmann mit seinem WM-Medaillist Dourkhan Hero Z v. Don’t Touch Tiji Hero (0/30,14), gefolgt von Willem Greve (NED) mit Pretty Woman van ‚T Paradijs, einer Vigo d’Arsouilles-Tochter (0/30,72).

Alle Ergebnisse aus Leipzig finden Sie hier.

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.