Olympiablog 4: Von Bergtouren und Duschen für vier

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Heute hatten die Medienvertreter Gelegenheit, den Geländekurs zu besichtigen, zu Fuß versteht sich. Fazit: Ich bin froh, dass ich kein Pferd bin.
 

Es fühlt sich an, als ob man den Mount Everest einmal rauf und runter gelaufen ist. So jedenfalls stelle ich mir das vor. Zwei Stunden brauchten wir, eine Gruppe sehr tapferer Journalisten und Fotografen, um unter Führung der Parcourschefin Sue Benson die 5700 Meter des Cross Country Kurses zu bewältigen. Die Pferde müssen das am Montag in zehn Minuten und drei Sekunden schaffen was nach Einschätzung von Fachleuten allerdings kaum einem gelingen wird. Die Hälfte der Aufgabe ist das Terrain, das ist auch die Meinung von Sue Benson. Die einstige Vielseitigkeits-Europameisterin, hager und durchtrainiert, marschierte federnden Schrittes voran, getreu der alten Marathoneisheit: Vorne maschieren die Bleistifte, hinten die Radiergummis. . Abgesehen vom Reitstadion, das ja bekanntlich auf Stelzen steht, um die Unebenheiten auszugleichen, geht es eigentlich keinen Meter geradeaus. Die Hindernisse nehmen sich dagegen zwar nicht harmlos, aber machbar aus. Ein Tiefsprung von zwei Metern wenn ein Pferd weit springt auch mehr flößt Respekt ein und eine sehr enge Ecke fast am Ende der Strecke verführt noch mal zum Vorbeiflitzen. Zumindest sollte man kein dickes Pferd haben, das passt nämlich nicht mehr durch die beiden Flaggen.

Wir kommen an einem Trainingsspringplatz vorbei, hier wartet der deutsche Honorartrainer Chris Bartle auf Peter Thomsen mit Barny um ein bisschen zu springen. Immer Dressur ist langweilig befindet Chris und spricht damit vermutlich Barny aus der Seele. Noch ist Chris übrigens der erfolgreichste britische Olympiadressurreiter aller Zeiten, Sechster in Los Angeles 1984, aber das wird sich wohl bei diesen Spielen ändern. Dafür werden Charlotte Dujardin, Carl Hester und Co schon sorgen. Weil sie heute vormittag als erste deutsche Reiter ins Dressurviereck müssen, verpassen Peter Thomsen und Dirk Schrade die Eröffnungsfeier, die anderen drei sind dabei, Ingrid Klimke, erst nachmittags dran, und Sandra Auffahrt und Michael Jung, die erst Sonntag reiten. Michi Jung hat wie üblich den ganzen Familientross zur Unterstützung dabei, Sandra baut auf ihre Mutter Barbara, als Groom im Einsatz, nicht nur pro Forma auf der Akkreditierung, sondern aktiv bei der Betreuung von Wolle so der Stallname von Opgun Louvo.

Die Eckkneipe gleich neben dem Eingang zum Greenwich Park ist zu einer Art Deutsches Haus-Volksausgabe geworden. Hier trifft sich, wie schon im vergangenen Jahr beim Testvent, die ganze schwarz-rot-goldene Reiterszene. Auch Reiterpräsident Beido Graf zu Rantzau ist gestern eingelaufen, in Zivil, nicht im Jogginganzug und um den Hals eine Akkreditierung als Pferdebesitzer. Aachens Parcourschef Rüdiger Schwarz lobt den Kurs seiner Kollegin und  Bundestrainer Hans Melzer lässt sich vom Ausschussvorsitzenden Holly Heigel ein Bier spendieren. Im olympischen Dorf gibt es nämlich null Alkohol. Offiziell. Die deutsche Mannschaftsführung soll kistenweise Bier gehortet haben ….. für alle Fälle. Dann erklärt uns Hans Melzer, wie er die Rush Hour in der Dusche meistert, nämlich indem er schon um fünf Uhr morgens den Hahn aufdreht, bevor seine drei Duschen-Mitbenutzer aufgewacht sind. Und dann hat jeder sein Geschichtchen zu beizusteuern, von spartanischen Unterkünften mit den Ausmaßen eines Schlafwagenabteils, von Schränken ohne Kleiderbügel, kaputten Griffen und Schubladen, die beim ersten Ausziehen zu Kaminholz zerfallen. Olympische Spiele, bei denen es gar nichts zu meckern gibt das wäre doch total langweilig. 

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