CDI4* Schafhof: Vom Aufsteigen, Aufgeben und auf die EM-Teilnahme hoffen

Von
VickyGPSSlafrentz

Victoria Max-Theurer (AUT) und Birkhof's Topas siegten im Grand Prix Special beim CDI4* Dressurfestival auf dem Schafhof 2023 (© sportfotos-lafrentz.de)

Eine spannende Louisdor-Qualifikation mit dem Sieg von Jessica von Bredow-Werndl und Forsazza de Malleret, ein Grand Prix Special Sieg für die Österreicherin Victoria Max-Theurer und Topas sowie viele Podiums-Platzierungen für Lisa Müller und ein Kürsieg bei Blitz und Donner für Portugal – auf beim CDI4* Schafhof war richtig was los.

Das CDI4* Schafhof ist ein Dressurfestival der besonderen Art. „Reiten im Botanischen Garten“, kam Jessica von Bredow-Werndl in den Sinn bei Betrachtung der Gärtnerkunst auf dem Domizil der Familie Linsenhoff. Großer Andrang herrschte, weil einige Nationen noch in Hinblick auf die Teilnahme an der Europameisterschaft in Riesenbeck punkten mussten. Andererseits waren viele Asiaten, vor allem aus Indien, am Start. Ihnen ging es um die Qualifikation zu den Asian Games. Und was sich über die Kürstarter vom abendlichen Himmel über dem Taunusstädtchen Kronberg entlud, konnte es mit jedem Monsun aufnehmen.

CDI4* Schafhof Grand Prix Special mit Siegerin aus Österreich

Das Dressurfestival begann mit dem Grand Prix Special. Sisters Act OLD, alias „Sissy“, die ehemalige Bundeschampionesse, die mit Dorothee Schneider den Grand Prix gewonnen hatte, war nicht am Start. „Sie fühlte sich matt und müde an, vielleicht brütet sie irgendwas aus. Sie soll sich lieber schonen“, sagte die Mannschafts-Olympiasiegerin.

Das Viereck der Familie Linsenhoff war beim CDI4* Schafhof somit frei für andere. Die Chance nutzte die Österreicherin Victoria Max-Theurer. Sie hatte Topas mit nach Kronberg genommen, also dorthin, wo sein Vater Totilas bis zu seinem frühen Tod gestanden hat. Ob Topas das gewusst hat? Man weiß es nicht. Zumindest zeigte sich der Baden-Württemberger von seiner besten Seite und steigerte sich im Verlauf der Prüfung deutlich. Für eine Passagen und nahezu alle Serienwechsel erhielt der schicke Braune Benotungen bis 8,0. Am Ende standen 73,021 Prozent unterm Protokoll – der Sieg! Damit untermauert der Braune, übrigens seinerzeit der erste Totilas-Nachkomme, der im S3*-Bereich siegreich war, seine aufsteigende Form.

Platz zwei ging an ein routiniertes Paar, das schon mehrere Championatsauftritte für Luxemburg absolviert hat: Nicolas Wagner Ehlinger und sein 14-jähriger Hannoveraner Quater Back Junior (72,766). Eine harmonische Runde zeigten Lisa Müller und D’avie. Die beiden haben zueinander gefunden. Vieles klappte sicher, Fehler gab es keine und mehrere Highlights, vor allem in den Serienwechseln. (alle Ergebnisse in der Übersicht).

Die Trainerin der Drittplatzierten und der Siegerin, Isabell Werth, hatte übrigens auch einige Pferde am Start. Mit der dänischen Stute Tzarina, die Victoria Max-Theurer gehört, hatte Werth gestern in der Intermédiaire I  gesiegt. Heute war Coachen angesagt.

Louisdor Quali für Jessica von Bredow-Werndls nächste Tänzerin

Ein qualitätsvolles Feld war nach Kronberg zu Familie Linsenhoff gekommen, um sich das Ticket für das Finale im Louisdor Preis 2o23 zu sichern. Hochgewettet war Dorothee Schneider mit ihrem Neuzugang Vainqueur. Die Einlaufprüfung hatten sie mit Weile gewonnen. Doch heute war der Wurm drin. Keine der Piaffen wollte auf die erste Hilfe gelingen. Und in den Serienwechseln war dann auch der Wurm drin. Die Reitmeisterin tat das einfach richtige, sie ritt die Prüfung als Trainingsrunde zu Ende und verzichtete auf die Wertung.

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Jessica von Bredow-Werndl und Forsazza de Malleret (© sportfotos-lafrentz.de)

Den Sieg konnte Jessica von Bredow-Werndl mit der Oldenburger Stute Forsazza de Malleret verbuchen. Die For Romance-Tochter stammt aus der Zucht von Paul Schockemöhle und aus der Familie, aus der auch der Hengst Rosandro hervorgegangen ist. „Sie ist unheimlich ehrlich. Das war heute alles noch nicht perfekt, aber das wird richtig gut“, so die Einschätzung der Olympiasiegerin. „Das spüre ich!“ Von Richterseite wurden die schon sehr ausdruckstarken Passagen gelobt. In den Piaffen kommt die Stute noch nicht ideal in den Rhythmus. 72,638 Prozent waren der „Quali-Score“ fürs Finale in der Frankfurter Festhalle, das ja vom selben Organisationsteam wie das CDI4* Schafhof durchgeführt wird.

Beata Stremmler und Fürstin Bea v. Fürstenball kamen auf 72,446 Prozent, Platz zwei und damit ist das polnisch/oldenburgische Doppel ebenfalls im Advent in Frankfurt mit von der Partie. Dritte wurden Lisa Müller und Mondrian v. Millennium (71,042). Müller ritt außerdem die bewegungsstarke Dante Weltino-Tochter Raffinesse auf Rang fünf (69,957),  mit acht Jahren noch jung und unerfahren. Dem Paar kosteten Abstimmungsprobleme im Galopp diverse Punkte.

Die Ergebnisse der Louisdor Preis Qualifikation in Kronberg finden Sie hier.

Blitz und Donner und Musik

Bei der Kür schlugen die angekündigten Gewitter zu. Tropfnass aber glücklich siegte hier die Portugiesin Maria Caetano mit dem Lusitano Fenix de Tineo (75,2) vor Franziska Stieglmaier und Samurai. Deren 74,610 Prozent bedeuteten eine persönliche Bestleistung für das Paar aus Bayern.

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).