Frankfurt: Erster internationaler Grand Prix-Sieg für Katharina Hemmer und Denoix PCH

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Katharina Hemmer und Denoix auf dem Weg zu ihrem ersten internationalen Grand Prix-Sieg. (© Ludwiga von Korff)

Sie mussten lange Zittern und am Ende war die Freude riesig. Katharina Hemmer und Denoix PCH haben beim Frankfurter Festhallenturnier ihren ersten internationalen Grand Prix-Sieg feiern können. Und das hoch verdient.

Bereits als zweites Paar der Prüfung setzten der elfjährige Oldenburger Denoix und Katharina Hemmer ein Ausrufezeichen mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 73,826 Prozent. Um kurz nach 8 Uhr waren sie an der Reihe. Zunächst war der Destano-Sohn noch einigermaßen beeindruckt von der Kulisse der Frankfurter Festhalle mit Gold, lila und Weihnachtsmännern in allen Ecken. Aber die Stimme seiner Reiterin beruhigte ihn.

Dann ging’s los. Die Trabtour gelang schwungvoll mit super aktivem Hinterbein. Bei vorherigen Auftritten war der Wallach immer nochmal im Genick abgekippt und hatte den konstanten Zug zur Hand verloren. Heute war er weitgehend stabil vor den treibenden Hilfen der Reiterin. Lediglich phasenweise kippte er noch hinter die Senkrechte, etwa beim Aufnehmen aus dem zweiten starken Trab und leider auch in den Piaffen, was bekanntlich doppelt teuer ist. Hier ist das Ende der Fahnenstange also noch lange nicht erreicht, denn die Grundanlage ist gut mit viel Takt und Fleiß. Die Schritttour gelang sicher. Highlights im Galopp waren unter anderem die sicheren, losgelassene Zweierwechsel mit gutem Durchsprung. Alles in allem tolle Runde eines Paares, das in jeder Hinsicht auf dem richtigen Weg ist, bei dem aber auch noch mehr drin sind als heute 73,826 Prozent.

Katharina Hemmer erzählte hinterher, dies sei nicht nur von den Noten her, sondern auch nach ihrem Reitgefühl ihr bislang bester gemeinsamer Grand Prix gewesen. „Wir haben in der letzten Zeit viel an der Anlehnung und Selbsthaltung gearbeitet, das hat über weite Strecken schon gut funktioniert. Sicherlich ist da noch Luft nach oben, aber das ist ja auch ein langer Prozess“, resümierte sie.

Rang zwei für SuperB

Die Stuttgart-Siegerinnen Isabell Werth und ihre ebenfalls elfjährige Hannoveraner Stute SuperB v. Surprice waren als Mit-Favoritinnen nach Frankfurt gereist, kamen aber nicht an Katharina Hemmer und Denoix vorbei. Mit 73,217 Prozent wurden sie Zweite. Isabell Werth und Frankfurter Technik sind anscheinend zwei Faktoren, die sich nicht gut vertragen. Letztes Jahr gab es während ihres Auftritts auf Emilio einen Kurzschluss in den Lautsprechern, heute begann plötzlich die elektronische Sponsorenbande zu flackern. Aber davon ließ sich SuperB nur marginal beeindrucken.

An echten Patzern war lediglich ein kurzes Angaloppieren nach dem Abwenden auf die Schlusslinie zu verzeichnen. Ansonsten gefielen Elastizität und Raumgriff der Stute. Highlights der Prüfung waren die Traversalen und die beiden ausbalancierten und gut gesetzten Pirouetten wie auch die sicher durch- und ausdrucksvoll bergauf gesprungenen Zweierwechsel, wenngleich ein hartes Abschnauben der Stute die Anlehnung auch kurz störte. Auf der Wunschliste für die Zukunft stünden mehr Gleichmaß und Geschlossenheit, ein Hinterbein, das in den Verstärkungen weiter unter den Schwerpunkt arbeitet und ein Becken, das insbesondere in höchster Versammlung in Piaffe und Passage mehr kippt, so dass die Stute sich senkt.

Pech für Favorit Nummer drei

Über Rang drei konnte sich Ingrid Klimke mit der Fürstenball-Tochter First Class freuen. Dafür reichten heute 70,826 Prozent, was unter anderem daran lag, dass einer der Topfavoriten offenbar Gespenster sah: Benjamin Werndls Famoso. Der Weihnachtsmann, der den Buchstaben F hielt, war offenbar besonders erschreckend. Da stoppte der 14-jährige Wallach schon nach dem ersten starken Trab einmal abrupt ab und dann nochmal in der ersten Piaffe. Das war äußerst teuer und äußerst schade, denn ansonsten hatten die beiden viele Highlights, wie zum Beispiel die Traversalen, die Piaffe-Passage-Sequenzen, wo Famoso nicht gerade den Geist der Weihnacht erspähte, und die Linkspirouette.

Woran die Aussetzer lagen, konnte Werndl sich auch nicht erklären. Aber da Famoso gestern schon so cool in der Halle war, hatte er ihn heute in der Früh nicht noch einmal darin geritten. Möglicherweise habe es daran gelegen. „Das machen wir morgen anders“, stellte er für den Grand Prix Special in Aussicht. Zugleich freute er sich über das, was gut geklappt hatte, und berichtete, dass er sogar von Richtern angesprochen worden sei, die anmerkten, wie gut Famoso aussehe.

Der Farewell III-Sohn hatte acht Monate Turnierpause. Seine Verletzung sei nur leicht gewesen, sagte Werndl. Er habe ihn schon bald wieder reiten können. Famoso habe die Pause gutgetan, in der er ihn ganz in Ruhe arbeiten und Kondition aufbauen konnte, so Werndl. „Manchmal ist so eine Pause ja auch gut“, stellte er fest. Beste Voraussetzungen also für sein großes Ziel.

Das lautet Olympia. Aber darüber will Werndl noch nicht groß reden. Werndl: „Klappe halten und gut reiten.“ Katharina Hemmer: „Das unterschreibe ich.“

Talent aus Korea

Olympia ist nicht nur bei den deutschen Reitern in Frankfurt ein Thema. Helen Langehanenberg ist in Frankfurt mit je zwei Pferden im Nürnberger Burg-Pokal und im Louisdor-Preis gut beschäftigt. Sie hat aber auch noch einen dritten Job. Sie ist nämlich seit einem halben Jahr Trainerin des 20 Jahre jungen Koreaners Hyongwoo Do, der im heutigen Grand Prix den von Jessica Süß ausgebildeten Duisenberg vorstellte. Mit 68 Prozent waren die beiden zwar nur Zwölfte der 15 Paare, erwähnenswert war ihre Runde aber trotzdem. Mit geschmeidigem Sitz, ruhiger Hand und viel Gefühl ritt Do den 14-jährigen Desperados-Sohn durch den zweiten internationalen Grand Prix seines Lebens. Reiten gelernt hat Do mit 14, mit 16 ritt er erstmals in der kleinen Tour. Und das „viele, viele Male“, wie er sagt. „Dann wollte ich Grand Prix reiten. Deshalb bin ich nach Deutschland gekommen.“ Hier lernte er Duisenberg kennen, nahm zunächst Unterricht bei dessen Ausbilderin Jessica Süß und nun bei Helen Langehanenberg. Sein großes Ziel sei es, sich als Einzelreiter für die Olympischen Spiele in Paris zu qualifizieren, verriet Hyunwoo Do. Dafür müsste er sich in der FEI Qualifikationsgruppe G an die Spitze vorarbeiten. Momentan ist er 23. Allerdings ist er auch erst ein internationales Grand Prix-Turnier geritten, Ende Oktober in Leeuwarden. Da waren es noch 64,609 Prozent im Grand Prix gewesen. Die Tendenz stimmt also.

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.