La Vie und Therese Nilshagen zum Burg-Pokal Finale, Überraschung auf Rang zwei

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Dressur, St. Georg Special*

Therese Nilshagen und La Vie lösten in München das Ticket fürs Nürnberger Burg-Pokal Finale. (© von Korff)

Spätestens nach ihrem gestrigen Sieg galten Therese Nilshagen und der Hannoveraner Hengst La Vie als heißeste Anwärter auf das Ticket für den Nürnberger Burg-Pokal, das in München vergeben wurde. Sie wurden der Erwartungshaltung gerecht. Dahinter gab es manche Überraschung.

Mit 75,073 Prozent sicherten sich die Schwedin Therese Nilshagen und der achtjährige Livaldon-Sohn La Vie die Münchener Burg-Pokal Etappe von München.

Die beiden lieferten eine routinierte korrekte Vorstellung ab. Das fing schon mit der Grußaufstellung an. Eine Visitenkarte.  Die folgende Trabtour konnten die beiden Lodbergener zelebrieren – der versammelte Trab getragen und kadenziert, die Verstärkungen dynamisch, die erste fast ein wenig eilig. Auch die Traversalen: fließend, dabei gut gestellt und gebogen. Kleiner Wermutstropfen, die Reiterin schien rechts immer etwas mehr in der Hand zu haben als links.

Im Schritt marschierte La Vie gut geregelt und mit genügend Fleiß und Raumgriff. Die Schrittpirouetten gelangen recht korrekt.

Williges Angaloppieren, in den halben Pirouetten könnte die Lastaufnahme deutlicher sein. Der Mittelgalopp danach war herrlich raumgreifend und ins Bergauf springend vorgetragen. Die Wechseltouren dagegen etwas flach. Auch sprang der Hengst nach rechts nicht so weit durch wie nach links. Der starke Galopp dann wieder über viel Boden nach vorn. Einen Haken gab es hier: Der fliegende Wechsel nach dem Aufnehmen war mit hoher Kruppe gesprungen. Eine ordentliche Schlusslinie rundete das Bild ab.

Damit haben diese beiden das Burg-Pokal Ticket schon mal sicher.

Überraschung auf Rang zwei

von Korff

Tolle Vorstellung heute von Carina Harnisch und ihrem Sheldon Cooper, einem DSP-Wallach v. Sezuan.

Eine Sternstunde hatte heute das Paar auf Rang zwei, Carina Harnisch und ihr eigener Sezuan-Sohn Sheldon Cooper. In Mannheim waren sie Sechste der Qualifikation gewesen, gestern ebenfalls. Aber heute gelang ihnen (fast) alles.

Der Fuchs ist in Typ und Bewegungsablauf seinem Vater Sezuan ähnlich, aber kantiger. Dennoch bringt er eine ähnliche Bewegungsdynamik ins Viereck. Im einzelnen: schwungvoller Auftakt, gut gestellte und gebogene Traversalen, fließend und getragen zu beiden Seiten. Der starke Schritt war geregelt und fleißig, hätte aber etwas raumgreifender sein dürfen. Beide Schrittpirouetten gelangen gut, dann der einzige Haker in der Prüfung, als Sheldon Cooper einmal falsch angaloppierte. Das korrigierte seine Reiterin aber sofort. Die erste Pirouette sehr gut ausbalanciert, die zweite ebenfalls. Danach Mittelgalopp über viel Boden mit deutlichem Raumgriff. Die Traversalen gelangen geschmeidig, die Wechsel sicher und dazu ausdrucksvoll ins Bergauf. Leider war das Rückwärtsrichten auf der Mittellinie dann etwas eilig.

Aber alles in allem ein super Auftritt. Nicht nachvollziehbar, wie der Richter bei M, Thomas Keßler, hier nur 69,024 Prozent geben konnte. Er hatte das Paar nur auf Rang fünf. Sein Kollege gegenüber, Christof Umbach bei H, sah sie mit 75,975 Prozent sogar noch deutlich vor dem Siegerpaar. Unter dem Strich wurden es 72,780 Prozent.

Damit hat das Paar, das übrigens 2021 auch Bundeschampionatssilber gewann, noch eine theoretische Chance auf einen Startplatz im Finale. Nach dem neuen Reglement des Nürnberger Burg-Pokals gibt es nämlich nur noch acht Etappen und damit im Finale weiterhin zwölf Paare starten, werden die verbliebenen vier Plätze an die Zweitplatzierten mit den besten Ergebnissen verteilt.

Nach drei Etappen rangieren Carina Harnisch und Sheldon Cooper allerdings bereits an dritter Stelle im internen Ranking der Zweitplatzierten. Die meisten Punkte hatten Dorothee Schneider und Escalito in Mannheim, nämlich 73,854 Prozent. 73,463 waren es bei Emma Kanerva und Don Domingo in Hagen.

Platz drei an Viva Waldi

von Korff

Christine Eglinski und Viva Waldi wurden heute Dritte. (© von Korff)

Ein sehr sympathisches Pferd ist auch Christine Eglinskis ebenfalls achtjähriger Viva Waldi v. Van Vivaldi. Die Ohren immer gespitzt, begann er sein Programm geschlossen, konzentriert und schwungvoll. Anmerkung auf Reiterseite: Man hatte den Eindruck, dass häufig der Kandarenzügel vorherrschte. Eines der Highlights der Prüfung war der starke Schritt: fleißig, geregelt und raumgreifend. Auch die versammelten Reprisen im Schritt gelangen, wenngleich hier das Genick nicht immer der höchste Punkt war.

Die erste Pirouette nach rechts setzten die beiden gut an, verloren dann aber etwas die Balance. Das gleiche auch bei der Linkspirouette. Dennoch, die Basis stimmt. Viva Waldi galoppierte fleißig und rhythmisch  Fleißiges, rhythmisches Galoppieren. Etwas mehr Bodengewinn wäre wünschenswert. Etwas mehr Bodengewinn wäre aber wünschenswert. So waren auch die Wechsel tourensicher, aber recht knapp im Durchsprung. Das Rückwärtsrichten auf der Mittellinie war mit etwas Widerstand, der Mitteltrab gelang wieder, ebenso die letzte Grußaufstellung. 71,219 Prozent lautete die Bilanz.

Die weiteren Platzierten

Wie bereits gestern belegte Jessica von Bredow-Werndl mit dem Tomahawk-Sohn Tamino Rang vier, heute mit 70,048 Prozent. Die beiden begannen mit einer schwungvollen Trabtour, bei der die Schwungentfaltung des neunjährigen Oldenburgers begeisterte. Allerdings war er im Maul recht unruhig, obwohl die Reiterin sichtlich bemüht war, ihn hier so wenig wie möglich zu behelligen. Im Schritt wanderte Tamino mit Siebenmeilenstiefeln über die Diagonale. Im versammelten Galopp verlor Tamino etwas an Fleiß und Durchsprung,was sich in den Wechseltouren bemerkbar machte durch einen Fehler in den Dreierwechseln. Die Parade zum Halten auf der Mittellinie war gut. Beim Rückwärtsrichten sperrte Tamino allerdings deutlich. Dann nochmal ein toller Mitteltrab auf die Richter zu zum Abschluss.

Die Ehrenrunde übernahm Taminos Stallkollege Got It BB für ihn. Der war heute vorletztes Pferd, wirkte allerdings schon vor dem Einreiten reichlich aufgeregt. In der Prüfung schien er dann die Zunge übers Gebiss bekommen zu haben. Am Anfang schaffte es Jessica von Bredow-Werndl noch unter Aufbietung all ihres reiterlichen Gefühls, ihn ohne große Fehler durch die Prüfung zu lavieren, wenngleich sie schon hier immer wieder zum Maul schaute, ob sie etwas sieht. Dann zeigte der elegante Grand Galaxy Win-Sohn seine Zunge deutlich und sie gab verständlicherweise auf.

Alle Ergebnisse der Nürnberger Burg-Pokal Qualifikation von München 2023 finden Sie hier.

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

  1. Monika K.

    Fällt das nur mir auf, dass bei der hochgelobten J.v.B.-W. bei allen Pferden, die sie vorstellt, egal ob Dalera oder bei den Nachwuchspferden, die Kandare extrem strotzt, was bekannterweise zu einer sehr scharfen Wirkung führt? Kann man das so „weg lächeln“? War da nicht mal was mit ca. 45° zum Maulwinkel? Das führt lt. FN „eigentlich“ zum Ausschluss? (siehe Link)


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