Louisdor-Preis 2023 an „Prinzessin“ Fürstin Bea

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Die Louisdor-Preis Siegerin 2023: Fürstin Bea mit ihrer Namenspatin Beata Stremler. (© Ludwiga von Korff)

Schon in der Einlaufprüfung zeichnete sich ab: Es gibt dieses Jahr nicht den einen Favoriten für den Sieg im Louisdor-Preis. Am Ende war es die Siegerin der Einlaufprüfung, die auch im Finale die Nase vorn hatte.

Richterin Dr. Evi Eisenhardt brachte es auf den Punkt. Das „tolle Finale“ sei „vom Richten her nicht einfach“ gewesen. „Die ersten drei lagen ganz nah beieinander und jeder hatte seine Points, die man mag und die man nicht so mag.“ Am Ende hatte der Louisdor-Preis 2023 mit der neunjährigen Oldenburger Stute Fürstin Bea unter Beata Stremler (POL) aber eine sehr würdige Siegerin gefunden. Mit 73,460 Prozent setzte sich die neunjährige Oldenburger Stute gegen den Hannoveraner Hengst Frizzantino unter Borja Carrascosa (ESP) (73,280) und den Hannoveraner Wallach Fortunity S mit Nuno Palma e Santos (POL) (73,120) durch. Drei „F-Pferde“ mit drei Reitern, die ihre Heimat für die Reiterei verlassen haben, dominierten den diesjährigen Louisdor-Preis.

„Geniale“ Fürstin Bea

Schon in der Einlaufprüfung hatte das Paar, das im westfälischen Lüdinghausen beheimatet ist und von Helen Langehanenbergs ehemaligem Coach Christian Wendel trainiert wird, die Nase vorn gehabt. Da war die kompakte, hochgewachsene Fürstenball-Tochter womöglich noch eine Idee kraftvoller gewesen als heute. Aber auch heute machte sie keine großen technischen Fehler und zeigte, dass sie ausbildungsmäßig auf dem richtigen Weg ist. Die Piaffen sind noch nicht auf der Stelle und noch etwas matt im Ablauf. Aber die Stute fußt diagonal und senkt sich wie gewünscht. In den schwierigsten Galopplektionen, den Zick-Zack-Traversalen und den Pirouetten, war sie heute noch nicht immer voll ausbalanciert, aber immer mit dem richtigen Ansatz unterwegs. Kurz: Fürstin Bea muss noch an Kraft und Routine gewinnen, aber die Ansätze stimmen alle.

Dr. Dietrich Plewa kommentierte: „Das war ein Bild wirklicher Harmonie. Alles sieht völlig zwanglos aus. Das Pferd hat ein schönes Ohrenspiel, eine gute Maultätigkeit und eine unheimliche Losgelassenheit im Rücken. Herzlichen Glückwunsch zu deiner Ausbildung!“

Beata Stremler, die auf Empfehlung des einstigen Championatsrichter Woijtek Markowski vor 20 Jahren aus Polen nach Deutschland kam, muss bei diesen Worten ganz warm ums Herz geworden sein. „Es ist einfach eine Ehre, dieses Pferd zu reiten“, sagte sie. Und später in aller Bescheidenheit, als sie auf ihren Sieg angesprochen wurde: „Ich kann das ehrlich gesagt noch gar nicht glauben. Ich hätte nie gedacht, dass ich in meinem Leben so etwas schaffen kann. Aber dieses Pferd ist genial. Ich bin froh, dass ich es geschafft habe, dieses Pferd zumindest nicht schlechter zu machen …“ Die Untertreibung des Jahrhunderts.

Vierjährig hat Beata Stremler Fürstin Bea entdeckt. „Nach dem zweiten Tritt habe ich gesagt: ,Sie ist gekauft‘. Da war ich noch nicht mal galoppiert. Das war eigentlich ganz falsch, das macht man nicht als Käufer …“ Aber Stremler hatte den richtigen Riecher. „Sie hat mir immer dieses besondere schwingende Gefühl gegeben, dieses elastische.“

Fürstin Bea heißt die Stute, weil ihr Vater Fürstenball ist und weil Beata Stremlers Lebensgefährte Karsten Aberth sie nach ihr benennen wollte. Aber zuhause ist Fürstin Bea nur „Prinzessin“. „Sie ist schon eine Diva, sie steht über den Dingen und sie weiß ganz genau, dass sie toll ist und manchmal macht sie, was sie will und ich bin da oben zwar irgendwie drauf, aber sie entscheidet, was wir gleich machen. Aber das Besondere ist, dass sie irgendwie weiß, wenn es drauf ankommt und dass wir dann ein Team sind.“

Wenn Fürstin Bea sich weiter so gut entwickelt („Das heute war unser zweiter langer Grand Prix, der erste war noch voller Fehler“), könnte das nächste große Ziel für das Team Paris lauten. Polen, Stremlers Heimat, hat eine Mannschaft qualifiziert. „Ich möchte das natürlich versuchen, aber ich möchte nichts überstürzen. Das Pferd wird mir schon vorgeben, was möglich ist und was nicht.“

Platz zwei Quali-Rekordler Frizzantino

Auch das Pferd auf Rang zwei fand früh seinen Weg zu seinem heutigen Reiter und Besitzer. Präziser gesagt war Frizzantino sechs Wochen jung, als er Borja Carrascosa ins Auge fiel. Vier-, fünf-, sechs- und siebenjährig nahmen die beiden am Bundeschampionat teil, achtjährig qualifizierten sie sich mit fast 80 Prozent für das Louisdor-Preis Finale in der Festhalle. Daran kamen sie in Frankfurt nicht ganz heran mit ihren . Unübersehbar ist das Talent für Piaffe und Passage, das der Finest-Sohn mitbringt, aber das Gleichmaß war heute nicht immer hundertprozentig gegeben. Highlights der Prüfung waren die Traversalen, das Rückwärtsrichten und die Pirouetten, wobei die nach links noch etwas besser war. „Ein Paar, das wir vermisst haben würden, wenn es nicht hier gewesen wäre“, lautete das Fazit von Kommentator Dr. Dietrich Plewa.

Überraschung Fortunity S

Wäre die Prüfung nach der Trabtour zu Ende, hätten der ebenfalls erst achtjährige Hannoveraner Wallach Fortunity S und der in Schleswig-Holstein zwischen Hamburg und Elmshorn stationierte Portugiese Nuno Palma e Santos wohl die Nase vorn gehabt. Der Fuchs, der optisch weniger von Vater Franziskus (einer von drei Franziskus-Nachkommen bei zehn Pferden!) als von Muttervater Weltmeyer geprägt ist, zeigte Piaffe, Passage und Übergänge „in Championatsqualität“, so Dr. Plewa. Recht hat er. Schritt und Galopp kommen an die Qualität der Trabarbeit nicht ganz heran. Im versammelten Schritt muss der Reiter auf den Takt achten, im Galopp wünschte man sich energischeren Durchsprung, auch bei den Wechseln. Die Pirouetten waren heute beide nicht hundertprozentig ausbalanciert. Aber dennoch war es eine sehr ansprechende Prüfung, die schon tosenden Applaus erhielt, als Palma e Santos noch gar nicht gegrüßt hatte. Der war mit seinem dritten Platz hoch zufrieden. Vor allem angesichts der Tatsache, dass sein Fuchs, der durchaus auch schonmal aufdrehen kann, sich von der Atmosphäre in der Festhalle überhaupt nicht beeindrucken ließ. „Das war eine Überraschung für mich! Ich platze vor Stolz. Wie er sich in dem großen Stadion konzentriert hat, das war super!“, freute sich sein Reiter.

Die weiteren Platzierten

Rang vier ging an die Zweitplatzierte der Qualifikation, Yara Reichert. Allerdings nicht auf Springbank II, sondern mit Valverde, der am Freitag noch Fünfter geworden war. Der einstige westfälische Siegerhengst v. Vitalis erhielt 70,80 Prozent. Die beiden lieferten eine ansprechende Prüfung. Insgesamt wünschte man sich aber mehr Rahmenerweiterung, nicht nur in den Verstärkungen. Auch in den versammelten Lektionen würde ihm ein „flacherer“ Hals helfen.

Über Platz fünf (70,580) konnte sich Ingrid Klimke mit EQUITANAs Firlefranz freuen. Der Franziskus-Sohn gab sich große Mühe, aber die Grand Prix-Lektionen sind noch ein großer Kraftaufwand für ihn. Plewa: „Das ist ein typisches Grand Prix-Nachwuchspferd. Die Fußfolge ist da, aber im Moment fehlt noch die Kadenz und das energische Abfußen.“

Sechste wurde Helen Langehanenberg mit ihrem „kleinen Flugzeug“, der Nürnberger Burg-Pokal Siegerin von 2021, Straight Horse Ascenzione, Vollschwester zu Sezuan. Die Stute ging eigentlich eine sehr ansprechende Runde. Mit einem Aber: Das Maul war über weite Strecken deutlich geöffnet. Sonst wären sicherlich mehr drin gewesen als heute 70,040 Prozent.

Dahinter platzierte Yara Reichert ihren erklärten Springbank II. Der schwedische Hengst v. Skovens Rafael sei ein Macho, sagte sie vor der Prüfung. Doch heute war der Macho ganz schön müde. Kein Wunder, er ist noch kein Profi in Sachen Übernachtungsturniere und Reichert bestätigte, die vier Tage in Frankfurt seien sehr aufregend für ihn gewesen. Das hat Kraft gekostet, die ihm heute an der einen oder anderen Stelle in der Aufgabe (besonders den Piaffen) fehlte. 69,540 Prozent wurden es für die beiden.

Franziskus Nummer drei im Frankfurter Aufgebot war Ingrid Klimkes wunderschöner Westfale Freudentänzer, ein mütterlicher Halbbruder zu Damon Hill. Der Trab wunderbar elastisch und geschlossen, Schritt und Galopp ebenfalls gut – von den Grundgangarten passt bei Freudentänzer schon mal alles und das Talent für die versammelten Lektionen ist ebenfalls da. Der Hengst nimmt Last auf, senkt die Kruppe, fand heute aber nicht immer in den Piaffe-Takt. Die Pirouetten hingegen klappten schon sehr gut. 69,090 Prozent wurden es. Dass er heute nicht ganz vorne mitspielen konnte, stört seine Reiterin überhaupt nicht. Ingrid Klimke: „Ich habe ihn siebenjährig bekommen, da konnte er keinen Wechsel. In diesen drei Jahren hat er alles gelernt. Er braucht einfach noch Zeit zum Reifen.“

Das gilt auch für die mit 68,620 Prozent Neuntplatzierte, die elegante, leichtfüßige Hannoveraner Stute Schöne Scarlett, Helen Langehanenbergs zweites Pferd. Die Piaffen der Scolari-Tochter sind derzeit noch eher Passage auf der Stelle.

Zehnter wurde der einstige Oldenburger Reservesieger und inzwischen gelegte Freischütz unter dem Australier William Matthew. Der zehnjährige Foundation-Sohn hat alles Talent der Welt, aber leider war er heute fast durchgehend zu eng und auf der Vorhand. Viele der Lektionsfehler resultierten wohl auch daraus. 65,320 Prozent wurden es hier.

Alle Ergebnisse des Louisdor-Preis Finales 2023 finden Sie hier.

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.