Nürnberger Burg-Pokal Qualifikation in Hagen an V-Plus

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HAGEN – Horses and Dreams meets Canada 2022

Susan Pape und V-Plus in der Einlaufprüfung zur Nürnberger Burg-Pokal Etappe in Hagen 2022. (© www.sportfotos-lafrentz.de)

Vor vier Jahren wurde der Oldenburger Hengst V-Plus auf dem Hof Kasselmann für die PSI-Auktion vorbereitet, die er als 1,2 Millionen Euro-Preisspitze verließ. Nun kehrte er zurück und löste das erste Ticket 2022 für das diesjährige Burg-Pokal Finale.

Mit 74,268 Prozent sicherten sich Susan Pape und der achtjährige Oldenburger Hengst Harmony’s V-Plus v. Vivaldi die Qualifikation fürs Finale des Nürnberger Burg-Pokals 2022. Dichtauf folgten mit 74,097 Prozent die Lokalmatadoren, Kasselmann-Stallreiter Frederic Wandres und der Danciano-Sohn Dolciario, vor den Zweitplatzierten der gestrigen Prüfung, Marcus Hermes und De Massimo v. Dankeschön (72,512).

Zum Sieger

Harmony’s V-Plus – der „Vorname“ bezieht sich zwar auf die Besitzer des Hengstes, das Team Harmony aus den USA, aber war dieses Wochenende auch eine kleine Prophezeiung für das, was der Rapphengst und seine britische Reiterin im Hagener Viereck zeigten. Auch heute fiel die schöne Anlehnung positiv auf sowie Vertrauen, Gehorsam und Selbstverständlichkeit der Vorstellung, die von der Reiterin dezent einwirkend begleitet wurde.

Highlights der Aufgabe waren beispielsweise die fließenden Übergänge und die Schritttour, vor allem im starken Schritt. Die Trabtour war gestern allerdings noch eine Idee schwingender. Auch war immer etwas Bewegung im Schweif. Im Galopp schien die Reiterin genau das an Lastaufnahme abzufragen, was der achtjährige Rappe aus der Zucht des Gestüts Lewitz derzeit zu tragen und auszubalancieren in der Lage ist. Mit zunehmender Kraft wird der Galopp sicher noch an Geschlossenheit gewinnen.

Frederic Wandres und Dolciario

Der ebenfalls achtjährige Danciano-Sohn Dolciario, einst Hannoveraner Dressurpferdechampion, hatte ja im Frühjahr in Wellington schon reichlich Schleifen gesammelt. Er konnte sich im Vergleich zur gestrigen Prüfung steigern. Auch bei ihm: schönes Seitenbild im Trab, ein Pferd, das einen zufriedenen Eindruck macht mit einem zu jeder Zeit schwingenden Rücken. Auch in den Traversalen bleiben Schwung und Gangmaß bei gutem Kreuzen wie gewünscht erhalten. Wobei das nach links noch besser gelang, als nach rechts, wo sich der Wallach zudem leicht verkantete.

Im starken Schritt marschierte Dolciario fleißig und raumgreifend los, dabei mit der gewünschten Dehnung an die Hand. Sehr schöne Schrittpirouette nach links, nach rechts einmal seitlich statt unter den Schwerpunkt getreten.

In der Galopppirouette nach rechts sprang der Wallach nicht ganz fleißig mit, die nach links gelang besser. Vor dem anschließenden fliegenden Wechsel bekam Wandres den Wallach nicht ideal vor die treibende Hilfe, dadurch hier eine Stockung. Die Viererwechsel waren gut durchgesprungen und schon sehr gerade, die Dreier etwas schwankender. Der starke Galopp gelang dann wieder mit guter Geraderichtung und viel Energie nach vorne. Insgesamt wünschte man dem Ablauf im Galopp auf Dauer vielleicht eine Idee mehr Energie.

Dritte: Marcus Hermes und De Massimo

Rang drei ging mit 72,512 Prozent an das Paar, das gestern Zweite geworden war und heute die Prüfung eröffnet hat: Marcus Hermes auf dem neunjährigen westfälischen Schimmel De Massimo v. Dankeschön.

Nach einer kleinen Störung beim Gruß zeigten die beiden schon in der Trabtour Höhepunkte in den Verstärkungen und in den Traversalen. Die Noten würden wohl über 8 gehen, wenn der Schimmel schmaler spuren würde. Wunderschön aber das Seitenbild eines zufriedenen Pferdes in leichter Anlehnung.

Im starken Schritt kann De Massimo mit seinem Raumgriff punkten. Der versammelte Schritt hingegen war etwas frei angelegt.

In der Galopptour wurde die Neigung des Wallachs, hinten breit zu werden, deutlicher. In beiden – von Hermes mit aller Sorgfalt vorbereiteten – Pirouetten sprang der Schimmel hinten tendenziell beidbeinig stemmend statt schmal und zentriert im Galopptakt um den inneren Hinterfuß herum. Nach der zweiten Pirouette nach links hatte Hermes De Massimo dann nicht mehr ideal vor sich. Das Pferd sprang um, Hermes korrigierte, der eigentliche Wechsel war dann vor der Hilfe. Nach dem Mittelgalopp „bremste“ der Schimmel etwas auf der Vorhand, aber es gelang Hermes, ihn rechtzeitig vor den Traversalen wieder vor sich zu bekommen. Dabei war die erste nach links fließender als die nach rechts. In den Viererwechseln schwankte der Schimmel noch etwas und wurde ebenfalls breit. Die Dreier waren viel besser, mit Zug und Ausdruck nach vorn. Vielleicht auch, weil der Reiter hier vorher mehr Zeit hatte, De Massimo wieder vor sich zu bringen. So war das Aufnehmen nach dem starken Galopp auch viel schöner als das nach dem Mittelgalopp. Der letzte Mitteltrab auf der Mittellinie aus dem Rückwärtsrichten war dann noch mal ein Highlight. Leider kam De Massimo darauf beim letzten Gruß nicht sicher zum Halten. Aber alles in allem eine schöne Runde.

Und wer fiel sonst noch auf?

Für viele Pferde ist Hagen das erste Freiluftturnier diese Saison, und sie haben durch die Corona-Zeit zwei Turniersaisons ganz ohne Zuschauer erlebt. Da ist eine Kulisse wie die in Hagen schon sehr beeindruckend. Das mag der Grund sein, warum talentierten und eigentlich auch toll gerittenen Pferden heute teure Fehler passierten, die eine bessere Platzierung verhindert haben.

Paradebeispiel dafür war Benjamin Werndls Discover. Der neunjährige rheinische Fuchswallach v. Don Frederic zeigte eine tolle Trabtour in mustergültiger Anlehnung und Aufrichtung mit der vielleicht besten Linkstraversale der Prüfung, in den Verstärkungen aber noch mit gebremstem Schaum. Werndl wird gewusst haben, warum. Denn im Galopp kamen Spannungen auf, die zu einigen Fehlern führten, weshalb heute nicht mehr drin war als 70,463 Prozent und Platz neun. Trotzdem: Das ist ein Pferd mit allen Möglichkeiten.

Toll begonnen haben auch Ingrid Klimke und Freudentänzer. Der Franziskus-Sohn ist ja das letzte Fohlen der Rubinstein-Stute von Heinrich Sauer, die damals auch den großartigen Damon Hill brachte. Schon deshalb habe „Sternchen“ eine große Bedeutung für sie, so die Reitmeisterin. Schließlich hatte sie Damon Hill einst bis Grand Prix gefördert. Tatsächlich erinnert der noble dunkelbraune Westfale im Seitenbild auch an Damon Hill. Apropos Seitenbild – das war auch heute wieder Marke Klimke – immer im passenden Rahmen mit der Nase kurz vor der Senkrechten. Im starken Trab flog Freudentänzer nur so los. In den Traversalen konnte er den Fluss der Bewegungen allerdings nicht ganz so schön mitnehmen. Im Schritt kamen leichte Spannungen auf, die sich vor allem in der Versammlung zeigten, wo es immer so wirkte, als sei der Hengst kurz vorm Antraben. Mit viel Gefühl konnte Klimke das verhindern. Die erste Pirouette im Galopp – schon ziemlich gut! Der fliegende Wechsel im Anschluss allerdings mit Spannung und hoher Kruppe. Die zweite Pirouette noch besser, aktiv und zentriert. Doch danach dann eine Störung, in der der Hengst kurz ausfiel. Sehr schön dann die fließenden und geschmeidigen Galopptraversalen. Schade dann noch ein weiterer Fehler in den Dreierwechseln. Alles in allem wünschte man sich hier den Galoppsprung auf Dauer etwas geschlossener und bedeutender ins Bergauf. Alles in allem gab es 70,731 Prozent und Rang sieben.

Ein Pferd mit überragenden Bewegungen und – wie er heute demonstrierte, obwohl es noch gar nicht gefordert war – auch großem Talent für „Pi und Pa“ ist Isabell Werths achtjähriger Sezuan-Sohn Joshua. Sie entdeckte ihn 2020 bei Andreas Helgstrand, als sie dort war, um mit ihrer Schülerin Lisa Müller D’Avie auszuprobieren. Hagen war das zweite gemeinsame Turnier für Werth und Joshua. Schon gestern ließ der Dunkelbraune sein Talent durchblitzen, aber seine Reiterin hatte alle Hände voll zu tun, ihn mit seinem Riesenbewegungsablauf und den vielen Eindrücken von außen durch die Prüfung zu lavieren.

Der heutige Start war schwierig. Statt nach dem ersten Gruß anzutraben, fing Joshua an zu piaffieren. Werth wollte korrigieren, der Wallach galoppierte an. Werth parierte durch, Joshua piaffierte. Es dauerte einige Sekunden, bis die beiden den richtigen Gang gefunden hatten. Doch dann legten sie gewaltig los. Gefühlt braucht der imposante Dunkelbraune nur drei Trabtritte auf der Diagonalen, dann ist er schon am Wechselpunkt. Auch die Traversalen: weites Kreuzen bei gleichbleibendem Takt und Schwung. An den kurzen Seiten zeigte der Wallach allerdings immer wieder passageartige Tritte. Im – eigentlich wohl großzügig angelegten – starken Schritt fand er nicht zur optimalen Losgelassenheit und war dadurch auch unstet in der Anlehnung. Die Schrittpirouetten waren wie auch schon gestern dann wieder gut. Die Galopptour begann besser, losgelassener und ausbalancierter als gestern – zumindest in der ersten Pirouette. In der zweiten schaffte Joshua es hingegen nicht, sein Gleichgewicht auf der Hinterhand zu finden, spang erst beidbeinig, dann um, dann musste Werth durchparieren und neu ansetzen. Nachdem Joshua auch in den Wechseltouren durcheinander kam und zunehmend unter Strom stand, machte Werth für ihn eine Lehrstunde aus der ganzen Angelegenheit, ließ ihn vor dem Rückwärtsrichten auf der Mittellinie erstmal stehen, klopfte ihn und versuchte ihm Ruhe zu geben. Am Ende verzichtete sie auf eine Wertung.

Neben den Pferden, die insgesamt etwas übermotiviert waren, gab es auch noch jene Paare, die harmonische, gehorsame Prüfungen zeigten und ausbildungsmäßig vollkommen auf dem richtigen Weg sind, aber um mehr Punkte zu bekommen noch etwas versammelter und geschlossener werden müssen. Dazu gehörten Andreas Elsbecker und sein neunjähriger Hannoveraner Late Twenty Eight v. Lemony’s Nicket. Heute wurden es 70,634 Prozent und Platz acht für die beiden.

Auch der achtjährige Hannoveraner Elitist v. Escolar unter Juliane Brunkhorst war so ein Pferd, bei dem man sich wünscht, dass er bei zunehmender Tragkraft seine schwungvollen Bewegungen noch getragener und stolzer präsentieren wird. Für die beiden wurde es heute Rang fünf mit 71,268 Prozent.

Noch vor den beiden landeten mit 71,756 Prozent die Schwedin Malin Wahlkamp-Nilsson und das jüngste Pferd der Prüfung, der siebenjährige Hannoveraner Zack-Sohn Zouzou Majishan. Für die beiden gilt genau dasselbe.

Alle Ergebnisse der Prüfung finden Sie hier.nike air jordan 1 outlet | air jordan release dates kicks on fire uk

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.