Zeutern: Schneider-Festspiele mit Segantini, Barcelo, Vainqueur und anderen

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Dorothee Schneider und Vainqueur letztes Jahr in München. (© von Korff)

Dorothee Schneider nutzt das Osterwochenende um ihre Nachwuchshoffnungen in Zeutern auf die Saison vorzubereiten. Bislang mit fast hundertprozentiger Ausbeute.

Sechs Prüfungen, fünf Siege – das Dressurfestival in Zeutern ist bislang vor allem ein Schneider-Festival. Zwei der fünf Siege verbuchte sie mit dem achtjährigen Bundeschampion 2022, Barcelo v. Bon Coeur, den sie vor einem Jahr von Tessa Frank übernommen hat und nun für Besitzer Maik Kanitzky vorstellt. Das Paar gewann beide S*-Prüfungen, die gestrige mit 75,913 Prozent, den heutigen Prix St. Georges Special mit 74,309 Prozent. Auf den Plätzen zwei und drei dahinter wechselten sich Ramona Ritzel auf dem selbstgezogenen Zack-Sohn Zampano und Thomas Wagner mit Escolar’s Emil ab.

Später am Samstag stellte Schneider die neunjährige Westfalen-Stute Élysée GV v. Escolar siegreich in der Qualifikation für die Intermédiaire I vor. Das GV steht für die Zuchtstätte, das Gestüt Vorwerk und Besitzerin Elisabeth Max-Theurer. Vor gut einem Jahr hat Schneider ihre erste S-Platzierung Élysée geholt. Das gestern war die fünfte Schleife und der zweite Sieg. 72,193 Prozent hatten die Richter dem Paar gegeben.

Segantinis erste Dressurpferde-M

Sieg Nummer vier bescherte Schneider ebenfalls ein Bundeschampion aus dem Besitz von Maik Kanitzky: der Secret-Sohn Segantini. Er hattr vor zwei Jahren unter Jessica Lynn Thomas auf dem Reitpferdechampionat in Warendorf Silber gewonnen. Zum Bundeschampion wurde er nachträglich ernannt, nachdem herausgekommen war, dass San To Alati eine verbotene Substanz im Körper hatte. Nun ist der Braune sechsjährig und seit einigen Wochen unter dem Sattel von Dorothee Schneider. Zeutern war das erste Turnier für die beiden und für Segantini die erste Dressurpferdeprüfung Klasse M, also die erste mit Traversalen und fliegenden Wechseln. Es war ein gelungenes Debüt: Gesamtnote 8,66, Trab 9, Schritt 7,8, Galopp 9,3, Durchlässigkeit 8,5, Gesamteindruck 8,7.

Platz zwei ging mit 8,42 an Pieter van der Raadt im Sattel des Oldenburger Hengstes Furore Fantastico v. Fahrenheit, gefolgt von Katrin Burger auf einem weiteren Secret-Nachkommen, Woodlander Sequoia mit 8,14. Der Vorname des Oldenburger Hengstes sagt es: Er stammt aus derselben Zucht wie die einstige Dressurpferdeweltmeisterin Woodlander Farouche, nämlich der der Britin Lynn Crowden.

Vainqueur vorn

Die fünfte gelbe Schleife an diesem Osterfest verdankt Dorothee Schneider ihrer ganz großen Zukunftshoffnung Vainqueur. Der elfjährige Hannoveraner Hengst v. Vivaldi gewann heute souverän die Intermédiaire II mit 76,754 Prozent. Dabei ließen die beiden die Louisdor-Preis-Zweiten von 2022 hinter sich, Ex U25-Europameisterin Ann-Kathrin Lindner mit Lord of Dance (74,868). Den Erfolg für den Stall Schneider perfekt machte der dritte Platz von Schneiders Schülerin Anna-Louisa Fuchs auf der Romanov-Tochter Chilly Jam (74,605) sowie Platz vier von Schneider mit ihrem zweiten Pferd, der bayerischen Genesis-Tochter Salvina. 72,895 Prozent gab es für die sensible Schwarzbraune aus dem Besitz des Gestüts Fohlenhof.

Estelle – Talent im Werden

Apropos sensibel – für diese Pferde hat Schneider bekanntlich ein gutes Händchen. Auch die Escolar-Tochter Estelle ist so eine Kandidatin, wie sie gestern in der Intermédiaire A demonstrierte. Sie fing toll an! Eine hoch elastische Trabtour, herrlich leichtfüßig, kadenziert und in reeller Selbsthaltung. Einzig vor der zweiten Piaffe auf dem Hufschlag bei A hob Estelle sich einmal heraus und warf einen Blick in den Spiegel an der kurzen Seite. Danach machte sie aber brav ihren Job. Immer wieder lobte Schneider sie und versuchte offenbar, ihr Sicherheit und Vertrauen zu geben.

Alles ging gut bis zu den Zweierwechseln. Schon zuvor hatte man den Eindruck, dass der Galopp nicht ganz spannungsfrei war. Aber als Estelle dann statt Zweier- Einerwechsel sprang, machte sie sich gegen Ende der Diagonalen plötzlich frei und dazu einen Satz in die Luft. Schneider sortierte alles wieder und ritt weiter, als sei nichts gewesen, immer darauf bedacht, Ruhe ins Pferd zu bringen und das Vertrauen wiederzugewinnen. So ganz gelang ihr das noch nicht. In der letzten Piaffe bei X stieg Estelle wieder aus – obwohl sie die beiden anderen wunderbar und schon sehr sicher auf der Stelle gezeigt hatte – inklusive toller Übergänge. Schneider ließ sich nicht auf „Diskussionen“ mit der Stute ein. Stattdessen trabte sie an, trabte leicht und verzichtete auf die Wertung. Sie trabte noch einmal die lange Seite herunter, ließ dabei die Zügel aus der Hand kauen und klopfte die Stute immer wieder – dann eben das nächste Mal!

Morgen steht unter anderem noch der Kurz-Grand Prix auf dem Programm in Zeutern. Alle Starter- und Ergebnislisten finden Sie hier.

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.