Wegen knapp einer Million Euro-Defizit: Weder FN- noch DOKR-Vorstand entlastet

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Abstimmung bei der FN-Jahrestagung 2024 in Dresden (© FN-Archiv)

Ein Defizit von 977.000 Euro und nur noch drei Millionen Euro Rücklagen – aufgrund der Finanzsituation der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) wurde die Entlastung des Vorstands vertagt. Auch der DOKR-Vorstand wurde nicht entlastet. Nun soll zunächst ein Wirtschaftsprüfer Licht ins Dunkel bringen bevor in acht Wochen erneut getagt wird.

Bei der Jahrestagung in Dresden ist weder dem FN-Vorstand noch dem des Deutschen Olympiade Komitees für Reiterei (DOKR) die Entlastung ausgesprochen worden. Hintergrund ist die finanzielle Situation der FN. Das Defizit, mit dem sich FN- und DOKR-Vorstand konfrontiert sehen, ist nicht unerheblich. Offiziell wird von einem „negativen Ergebnis von minus 977.000 Euro“ gesprochen. Sprich, die Lücke die in der Kasse des Dachverbandes klafft, ist noch einmal größer als gedacht und vorab einkalkuliert. Eingerechnet hatte man eine knappe halbe Million Defizit, genauer 450.000 Euro. FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach spricht von Planungsfehlern, unvorhergesehenen Ereignissen wie beispielsweise die Überziehung des Personalbudgets um rund 257.000 Euro. Ein Planungsfehler bei den „Sachkosten Turniersport“ schlägt mit weiteren 255.000 Euro, die fehlen, zu Buche.

Keine Entlastung für FN- und DOKR-Vorstand

Unter diesen Bedingungen wollten die Landesverbände , die im Hilton Hotel in der Dresdner Innenstadt seit Montag getagt hatten, den Vorstand nicht entlasten. Nun soll ein Wirtschaftsprüfer, dessen Kosten Lauterbach mit einem „niedrigen fünfstelligen Betrag“ veranschlagt, sich die Finanzsituation anschauen. Auf Basis des dann vorliegenden Berichts soll in ungefähr acht Wochen die Finanzlage noch einmal betrachtet werden. Erst dann, anlässlich einer satzungsgemäß einzuberufenden, außerordentlichen Sitzung des Verbandsrates, solle die Frage nach der Entlastung des Vorstands erneut gestellt werden.

FN-Präsident Hans-Joachim Erbel sprach von einer „Vertrauenskrise nach innen (bei den einzelnen Mitgliedsverbänden) wie nach außen“. Das Gutachten des noch zu bestimmenden Wirtschaftsprüfers sei ein Weg, Vertrauen wieder zurückzugewinnen.

Causa Straten wird unterschiedlich eingestuft

Publik geworden war das große Defizit des Dachverbandes, dessen Rücklagen sich mittlerweile auf nur noch drei Millionen Euro beziffern, durch das Hin und Her um die Kündigung des ehemaligen Finanzvorstands René Straten. Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, wollte sich Erbel zu dem Fall nicht ausführlich äußern. Soenke Lauterbach sagte in einer Presserunde nach Abschluss der Jahrestagung, man sei sehr spät über Zahlen informiert worden. Straten hingegen hatte behauptet, immer auf die Notwendigkeit von Sparmaßnahmen hingewiesen zu haben. DOKR-Vorstandsmitglied und FN-Finanzkurator Gerhard Ziegler sagte allerdings, er habe mit Straten „gut zusammengearbeitet“.

Ziegler konnte für das DOKR, dessen Situation noch vor der der FN Thema in Dresden war, einen ausgeglichenen Haushalt für 2023 vorlegen. Allerdings sieht die Satzung vor, dass das nach Abzug der staatlichen Förderung verbliebene Defizit durch FN-Mittel ausgeglichen wird. Für 2023 muss die FN 3,3 Millionen an das DOKR überweisen. Wegen der Verquickung der beiden Haushalte und weil die Abstimmungsberechtigten noch keine Kenntnis der FN-Finanzen als Grundlage ihres Votums vorliegen hatten, wurde auch hier entschieden, die Abstimmung über die Entlastung zu verschieben.

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).