A wie Anfänger oder A wie Advanced?

Von
Jörn-Warners-Blog-2019

Jörn Warner bloggt aus Großbritannien, wo er bei Vielseitigkeitsreiter Chris Burton trainiert. (© Petra Boschen)

Zu seinem Trainingsaufenthalt bei Christopher Burton in England hat Jörn Warner nicht nur seine Vielseitigkeitspferde, sondern auch zwei Dressurpferde mitgenommen. Für sie stehen die ersten Turniere an – was sich im Vorfeld als etwas kompliziert herausstellt.

Mit den Busch-Jungs im Sommerurlaub gilt meine ganze Aufmerksamkeit momentan meinem Dressurnachwuchs. Nun habe ich genügend Ruhe und Zeit, Franz und John hier in der Umgebung auf kleineren Turnieren vorzustellen. Die zwei Wallache sind fünf, Fuchs und oldenburgisch gebrannt. Damit hören ihre Gemeinsamkeiten aber auch schon auf. Während ich John erst seit zehn Monaten reite, kam Franz Ende dreijährig zu mir und durfte in der vergangenen Saison schon etwas Turnierluft schnuppern. John ist ein Riese mit Hasenherz, der überall Gespenster sieht und gerne die Flucht ergreift. Franz ist da gemütlicher. Wenn andere Pferde in der Bahn bocken, bleibt er stehen und guckt sich das Schauspiel in aller Ruhe an. Deswegen werde ich auch mit ihm, bei meinem ersten reinen Dressurauftritt in England, alleine losfahren.

Das englische Neon

In Deutschland wüsste ich auf Anhieb eine Handvoll Veranstaltungen, die ideal für junge Pferde wären. In England muss ich mir das alles neu erarbeiten. Genauso wie das Nennsystem. „FN NeOn“ kenne ich wie meine Westentasche und finde mich beinahe blind darin zurecht, doch hier auf der Insel ist alles anders – auch das Nennen. Mit „British Eventing“ habe ich mich in den vergangenen Wochen anfreunden können, doch diese Plattform ist nur für die Buschis. Will ich Dressur reiten, muss ich mich mit „British Dressage“ auseinandersetzen. Auch wenn die Namen ähnlich klingen, sind die Internetseiten doch sehr verschieden aufgebaut. Aber ich habe nach einigem Suchen ein passendes Turnier in unserer Nähe gefunden. Planungsfreundlich finde ich, dass der Nennungsschluss erst drei Tage vor Veranstaltungsbeginn ist und es keine Startplatzbegrenzung gibt. Fühlt sich Franz montags sicher genug an um mit ihm ins Viereck einzureiten, melde ich und kann donnerstags starten. Dabei ist es ist kein Late Entry mit höheren Gebühren. Auch spannend finde ich die Option eines Day-Pass. Den kann ich direkt am Prüfungstag erwerben und bin dann für einen Tag Turnierreiter. Ideal, wenn man nur ab und zu mal teilnehmen möchte. So werde ich auch anfangen. Gefallen mir die Abläufe auf den Veranstaltungen für meine jungen Pferde, dann kann ich immer noch ein vollständiges Mitglied der britischen Dressur-Gemeinschaft werden. Die nächste Hürde, die ich für meinen Dressurstart überwinden muss, ist die passende Prüfung für Franz zu finden. Im Gegensatz zum deutschen System gibt es bei den Engländern keine reinen Jungpferde-Aufgaben. Dafür haben sie die Schwierigkeitsgrade von A nach M feiner unterteilt: Novice gleicht einer A-Dressur mit einem kurzen Stück Außengalopp. Elementary ist von den Linien eine L-Dressur aber ohne Versammlung und einfachen Wechsel. Im Schwierigkeitsgrad „Medium“ werden Traversalen und Versammlung abgefragt aber noch keine fliegenden Wechsel. Diese Anforderung kommt erst im  Advanced Medium Level dazu. Danach folgen dann Advanced, eine S-Dressur ohne halbe Galopppirouetten und die einzelnen FEI Aufgaben wie St. Georg, Inter I und so weiter. Für unseren ersten Auftritt habe ich mir eine Elementary-Prüfung herausgesucht.


Pferdewirtschaftsmeister Jörn Warner ist mit seinen Pferden für sechs Monate nach England ausgewandert, um mit Olympiareiter und Burghley-Sieger Christopher Burton zu trainieren. In seinem Blog erzählt er aus seinem neuen Leben, von Turnierstarts im Mutterland der Vielseitigkeit, den besten Tipps eines internationalen Profis und britischen (Stall-) Gepflogenheiten.


Prüfungsvorbereitung online

Ganz hilfreich ist dabei die App von British Dressage. Denn nicht nur der Aufbau der Aufgaben ist anders, auch die Wege sind hier und da etwas ungewohnt. Aber mit der App kann ich die Lektionen auf einem simulierten Dressurviereck der Reihen nach mit dem Finger „abfahren“ und mir so die Prüfung sehr gut einprägen. Das alles herauszufinden hat mich trotz englischer Hilfe einen ganzen Tag gekostet und noch ist die Nennung nicht bestätigt! Ich habe mich wirklich wieder wie ein Anfänger gefühlt. Aber manchmal ist es vielleicht gar nicht so schlecht in Erinnerung gerufen zu bekommen, wie es ist, wenn man sich mit den Abläufen nicht auskennt. Das schult auf jeden Fall die eigene Geduld. Jetzt bin ich gespannt, wie sich Dressurturniere in England anfühlen.

Cheers, Jörn

 

 

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