Boot Camp der etwas anderen Art

Von
Jörn-Warners-Blog-2019

Jörn Warner bloggt aus Großbritannien, wo er bei Vielseitigkeitsreiter Chris Burton trainiert. (© Petra Boschen)

Die Trainingsmöglichkeiten bei Buschprofi Christopher Burton nutzt Pferdewirtschaftsmeister Jörn Warner auch mit seinen Dressurpferden. Der Oldenburger John ist davon nicht so ganz angetan…

Straffällig ist mein zweiter Dressurnachwuchs John zwar noch nicht geworden, aber eine anspruchsvolle Erziehungsaufgabe ist er alle mal. Deswegen ist er auch als Vierecksspezialist auf der Anlage von Christopher Burton nicht ganz falsch. Während Fränzchen brav seine Runden im Viereck dreht und fleißig an seiner Dressurpferdezukunft arbeitet, setzen wir die Prioritäten bei Johns Training etwas anders. Leider hat der 1,80 Meter große Riese noch nicht verstanden, dass ihm nichts passiert, wenn ein Reiter auf seinem Rücken sitzt. Er meint immer noch selbst für seine Sicherheit zuständig zu sein. Deswegen kann er auch selten in der dressurmäßigen Arbeit richtig entspannen. Jedes Geräusch, jede Bewegung oder nur die Vermutung davon, stören ihn in seiner Konzentration. Für mich als Reiter kein einfacher Job. Auf einer Runde ganze Bahn habe ich oft drei verschiedene Pferde unter mir: 1. Den losgelassenen John, der entspannt auf meine Hilfen reagiert und sich durch den ganzen Körper bewegt. 2. Den ängstlichen John, der irritiert zur Seite springt und das Atmen vergisst. Und zu guter Letzt den John, der sich so erschreckt, dass er komplett aussteigt und nur schwer zum Weitergehen zu motivieren ist. Natürlich ist mir Nummer eins am liebsten. Damit ich diese John-Variante in Zukunft möglichst oft unter meinem Hintern habe, sind vertrauensbildende Maßnahmen die Devise.

Geländetraining mal anders

Schon noch in Deutschland haben wir den Fünfjährigen viel am Boden gearbeitet und Anti-Schreck-Training mit ihm gemacht. Nun versuche ich das mit in den Sattel zu nehmen. Und wo lässt es sich besser spielen als im Geländepark der Lower Chapel Marsh Farm? Zugegebenermaßen sieht meine Cross-Einheit etwas anders aus als mit den Buschis. Im Dressursattel, mit weißen Gamaschen – die müssen einfach sein – geht es für John auf unbekanntes Terrain. Alleine der Wechsel vom Allwetterboden des Vierecks auf das Gras des Geländeplatzes ist ein Kulturschock für das Hasenherz. Der dunkle Schotter an den fest installierten Elementen lässt ihn jedoch fast in Ohnmacht fallen. Alleine das knirschende Geräusch lässt ihn unsicher werden. Bei seiner ersten Begegnung mit dem „schwarzen Loch“ trat er nach der Berührung des ersten Hufes den Rückzug an. Selbstverständlich im Galopp. Inzwischen betritt John die Schotterstellen zwar, aber er bewegt sich immer noch etwas wie auf Zehenspitzen. Ganz schlimm findet der Oldenburger Wallach die Spiegelungen in der für ihn überdimensionierten Pfütze. Wir Vielseitigkeitsreiter sagen auch „Wasser“ dazu. Auch wenn es mein Ziel ist ihn dort eines Tages durchzureiten, soll er vorerst nur am Ufer entlang gehen. Für ihn ist es Herausforderung genug. Das ist die nächste Schwierigkeit. Ein solch unsicheres Pferd zu fördern und zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen, ohne es zu überfordern. Wobei ich manchmal auch ein bisschen an seiner Intelligenz zweifle. Schließlich heißen feste Hindernisse nicht umsonst so. Anscheinend haben ihm meine beiden großen Jungs noch nicht erzählt, dass es keine „Ich renne auf John zu“-Hindernisse gibt. So benimmt er sich jedoch sobald ihm eines dieser Dinger unter die Augen kommt. Früher war Flucht sein Mittel der Wahl, inzwischen kann ich ihn überreden, sich die Dinger mal aus der Nähe anzugucken, obwohl Johnny sie noch nicht berühren möchte. Ein sicheres Zeichen für seinen Grad der Entspannung ist für mich, ob er bereit ist zu grasen. Am liebsten hätte ich ihn mit Kopf unten, wie einen Scheunendrescher, aber wenn er am Ende unserer Einheit einige Happen nimmt, sie zufrieden kaut und dabei seine Umwelt für kurze Zeit in den Hintergrund rückt, ist das schon ein großer Fortschritt. Dann steige ich auch sofort ab und führe ihn bis zum Stall zurück.

Cheers, Jörn



Pferdewirtschaftsmeister Jörn Warner ist mit seinen Pferden für sechs Monate nach England ausgewandert, um mit Olympiareiter und Burghley-Sieger Christopher Burton zu trainieren. In seinem Blog erzählt er aus seinem neuen Leben, von Turnierstarts im Mutterland der Vielseitigkeit, den besten Tipps eines internationalen Profis und britischen (Stall-) Gepflogenheiten.


 

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